IM REGIERUNGSVIERTEL WIRD ES JETZT FRÜHER DUNKEL
Dans le quartier des ministères, il fait actuellement noir plus tôt
Depuis les élections législatives du 24 septembre, le Berlin politique tourne au ralenti. Rares sont les fonctionnaires des ministères qui ne désertent pas les bureaux dès le milieu de l’après-midi. En attendant la formation d’une coalition, les agents de la fonction publique savourent la vie après le boulot.
Julia Emmerich, die eigentlich anders heißt, ist normalerweise eine viel beschäftigte Frau. Tagein, tagaus hat sie in den vergangenen vier Jahren für ihren Minister Vorlagen vorbereitet, Reden abgestimmt, Mappen zusammengestellt. Häufig kam sie erst kurz vor 22 Uhr aus dem Büro. Es war ein forderndes Berufsleben. Seit drei Monaten aber hat sich das geändert. Gegen 16 Uhr geht sie im Berliner Tiergarten laufen. Freunde kann sie inzwischen nach der Arbeit auch wieder treffen. „Seit den Bundestagswahlen herrscht hier Ruhe, und ich feiere meine Überstunden ab“, erzählt die Beamtin. Ihr Minister will nichts mehr.
SKURRILITÄTEN IM BEAMTENLEBEN
2. Julia Emmerich ist nicht die einzige, die es so hält. Seit den Wahlen Ende September wird Deutschland von einer geschäftsführenden schwarz-roten Koalition regiert. In einigen Ministerien sitzen zwar noch die gleichen Ressortchefs, in anderen aber haben inzwischen Übergangsminister den Posten kommissarisch übernommen. Die Staatssekretäre, Abteilungs- und Referatsleiter warten ab, wer künftig in den einzelnen Häusern das Zepter schwingen wird. Und solange das nicht klar ist, herrscht – bis auf wenige Ausnahmen – weitgehend Regierungsstillstand.
3. Die Zwischenzeit führt zu Skurrilitäten im Beamtenleben. Vom Bundesfinanzministerium zum Beispiel erzählt ein Mitarbeiter, wie Kollegen morgens ihre Stechkarte ins Lesegerät stecken, dann aber zunächst einmal unter der Dusche verschwinden. Was nach einer anstrengenden Radfahrt ins Büro angehen mag. Doch danach setzen sie sich nicht etwa an ihren Schreibtisch und arbeiten an den nötigen Papieren für Übergangsminister Peter Altmaier(CDU). Weit gefehlt: Der Ministerielle erzählt, dass auf die Dusche das Frühstück in der Kantine folgt. Unter Wolfgang Schäuble – dem ungeduldigsten aller ungeduldigen Minister – hätte es das wohl nicht gegeben.
DIE RUHEPAUSE IST GANZ WILLKOMMEN
4. Ganze Abteilungen sind teilweise ab 16 Uhr nicht mehr telefonisch zu erreichen in Schäubles früherem Amt in der Berliner Wilhelmstraße. Darauf angesprochen, sagt ein Mitarbeiter halb Schultern zuckend, halb um Entschuldigung bittend, man möge das doch verstehen, jetzt, wo es gerade nicht wirklich einen Minister und damit Arbeitsbedarf gebe. Die vergangenen Jahre seien so anstrengend gewesen unter Schäuble, dem Gestrengen. Da ist die Ruhephase jetzt ganz willkommen. 5. Man muss kein Eingeweihter sein, um den Stillstand der Regierungsarbeit in Berlin beobachten zu können. Beim Bundesfinanzministerium an der Wilhelmstraße reicht es, sich vors Haus zu stellen. Gegen 15.30 Uhr sind viele Fenster in der Fassade des riesigen Baus noch beleuchtet. Gegen 17 Uhr dagegen ist sogar das Foyer schon weitgehend dunkel. In den Büros zum Innenhof wird nur noch vereinzelt gearbeitet, wie die weitgehende Dunkelheit zeigt. In anderen Ministerien ist es oft nicht anders. 6. Spricht man die Mitarbeiter der Bundesregierung auf diese Entwicklung an, leugnen sie oft gar nicht. Im Gegenteil, gerade etwas höher gestellte Ministerielle haben dafür eine plausible Begründung. Es sei allemal besser, sich jetzt bedeckt zu halten und eben nicht durch das Schreiben von Positionspapieren und Ausarbeitungen aufzufallen, erzählt einer, der seinen Namen nicht genannt sehen will.
TÄGLICHER GROSSPUTZ IM ARBEITSZIMMER
7. Denn man wisse ja nicht, ob dem neuen Ressortchef die einmal schriftlich festgehaltene Position auch gefalle oder ob er das Papier am Ende nutze, um einen bislang fleißigen Beamten auf eine ungeliebte Stelle abzuschieben. Solange nicht klar ist, wer in welcher Konstellation künftig regiert, gilt für die Berliner Staatsdiener der Bundesregierung ein Prinzip: bloß kein Risiko eingehen. Wichtige Vorhaben kann man auch dann angehen, wenn die neue Regierung im Amt ist. Was ja noch ein paar Wochen dauern kann. Oder Monate.
8. Nicht für jeden Ministeriumsmitarbeiter aber bedeutet diese Zeit eine Umstellung – wie ein Angestellter einer kleinen privaten Firma zu berichten weiß, der gegenüber vom Finanzministerium arbeitet. Tag für Tag schaut er aus seinem Fenster in das gegenüberliegende Büro des Ministeriums. Er beobachtete, wie der Beamte dort hingebungsvoll Pflanzen gießt, sie danach umstellt und die Möbel entstaubt. Eines Tages habe er den Beamten auf der Straße getroffen, erzählt der Mann aus der freien Wirtschaft. Auf die Frage, warum er denn fast täglich in seinem Arbeitszimmer Großputz betreibe, habe der geschimpft: Die Putzfrau mache ihre Arbeit nicht gründlich genug.
Ganze Abteilungen sind teilweise ab 16 Uhr nicht mehr telefonisch zu erreichen in Schäubles früherem Amt.
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