Brauchen wir noch eine „Miss Germany“?
Les concours de miss ont-ils encore lieu d'être aujourd'hui ?
A l’heure de #MeToo les concours de miss ont-ils encore une raison d’exister? Nina Degele sociologue à l’Université de Fribourg nous donne son avis sur ce reliquat du patriarcat qui traverse les décennies sans bouger d’une ride, engoncé dans le corset des traditions d’un autre âge... SPIEGEL: Vor einem Monat fand die Wahl zur „Miss Germany“statt. Ist die Veranstaltung in Zeiten von #MeToo noch angebracht? Nina Degele: Zeitgemäß war der Wettbewerb nie.
2. SPIEGEL: Zum ersten Mal durften sich Frauen bewerben, die Kinder haben oder verheiratet sind. Das ist noch nicht modern genug? Nina Degele: Natürlich nicht. Dass Mütter und Ehefrauen bisher ausgeschlossen waren, ist nur der Gipfel der Unverschämtheit. Bei Schönheitswettbewerben spielt nach wie vor das eine entscheidende Rolle, was der französische Soziologe Pierre Bourdieu als „symbolische Gewalt“bezeichnet hat: die Gewalt, die unter Mittäterschaft derjenigen praktiziert wird, die darunter zu leiden haben.
3. SPIEGEL: Also der Bewerberinnen. Nina Degele: Genau. Das ist die Gewalt in den Köpfen – eine Frau muss ein bestimmtes Aussehen haben, damit sie die Anerkennung von den Menschen bekommt, auf die es ankommt. Und das sind nun mal vor allem Männer. Die
Frauen dienen sich deren Weltbild an, sehen das als Bestätigung ihrer Weiblichkeit.
4. SPIEGEL: In der Jury sitzen der Politiker Wolfgang Bosbach, 65 Jahre alt, und der Schönheitschirurg Werner Mang, 68. Nina Degele: Wundert mich nicht. Das sind zwei Männer mit gesellschaftlicher Machtposition. Und wer Macht hat, besitzt die Definitionshoheit. In diesem Fall definieren sie, was schön ist und was nicht.
5. SPIEGEL: Die Gewinnerin erhält unter anderem ein Zahnbleaching, ein Bett und, für die Dauer ihrer Amtszeit, ein Auto. Mitmachen lohnt sich? Nina Degele: Die Preise spiegeln eine Altherrenfantasie wider: Da ist ein schicker Wagen und eine schöne Frau, die ich mir ins Bett hole, wo sie mich anlächelt.
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