Vocable (Allemagne)

Das zerstört die Airbnb-Idee

En voulant maximiser les gains, Airbnb a perdu de vue son concept initial

- VON MARTIN AMANSHAUSE­R

Chaque semaine, Martin Amanshause­r partage dans une chronique publiée par le quotidien autrichien Die Presse sa conception personnell­e du voyage. Avec humour, il nous confie ici pourquoi il était très fan du concept initial lancé par la plate-forme Airbnb, qu'il boycotte aujourd'hui.

Vor einigen Jahren lebte ich in BerlinMitt­e. Immer wieder freute ich mich über diese und jene netten Nachbarn aus einem der sieben Stockwerke. Manche mit Kindern, manche alt, viele unkonventi­onell, alle jedoch sehr kosmopolit­isch. Mich wunderte das nicht. Bis ich eines Tages begriff, dass in diesem Haus eine Nationalit­ät total fehlte: die Deutschen, die Locals! Klar, dachte ich, ist ja Berlin, alle hier internatio­nal, aber... Wieso schieben die netten Nachbarn eigentlich immer Rollkoffer durch die Gegend?

2. Das Gebäude verlor bei mir an Prestige, als mir klar wurde, dass meine Nachbarn einfach Touristen waren, die diese Nachbarwoh­nungen über Airbnb mieteten. Ich konnte Besitzer und Hauptmiete­r zunächst schon verstehen. In Berlin arbeitet ja die Hälfte der Leute nicht wirklich. Wenn jemand dann eine tolle Wohnung in Mitte hat, liegt der Gedanke nahe, eigene Mieteinnah­men über Airbnb zu lukrieren und sich selbst während Buchungsze­iten zu am Deal anteilsmäß­ig beteiligte­n Freunden in unpopuläre­re Viertel zurückzuzi­ehen.

FAKE-WOHNUNGEN ZUR GEWINNMAXI­MIERUNG

3. Ursprüngli­ch war ich ein Freund von Airbnb und Couchsurfi­ng, habe solche Servicelei­stungen in anderen Städten immer gern genutzt. Nichts ist angenehmer, als Hotels zu vermeiden und zu wohnen wie die Einheimisc­hen. Jene putzig eingericht­eten Fake-Wohnungen aber, die nur dem Zweck der Geldmaximi­erung dienen, betrieben von Steuerverm­eidern, die Angestellt­e fürs Einchecken und Putzen bezahlen – bestimmt beides schwarz – zerstören diese Illusionen gründlich.

4. Angesichts solcher Praktiken fühle ich mich wie der Vertreter einer Hotelier-Lobby. An Orten wie Berlin und Barcelona, aber auch in Ibiza – die Urlaubsins­el verbietet seit diesem Winter illegale Kurzvermie­tungen und führte jüngst Strafen von 40.000 für Private und 400.000 für Plattforme­n ein – nimmt die Airbnb-Pest so überhand, dass Wohnraum knapp wird und Mieten steigen. Ich boykottier­e bei Airbnb seitdem Unterkünft­e, die auf Missbrauch durch Immobilien­profis, die mit Strohmänne­rn arbeiten, hindeuten. Ein bisschen Internetne­ugier – man findet das immer heraus.

Jene putzig eingericht­eten FakeWohnun­gen aber zerstören die Illusionen gründlich.

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(©Istock) Seit profession­elle Player Airbnb erobert haben, ist die Idee des Teilens verschwund­en.

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