Vocable (Allemagne)

„Das Herz vernarbt“

L’âge du coeur n’est pas toujours l’âge du corps

- RENCONTRE AVEC BERND NIEMANN chirurgien cardiologu­e au CHU de Gießen

Chirurgien cardiologu­e à la clinique universita­ire de Giessen, Bernd Niemann nous parle des facteurs qui jouent sur le vieillisse­ment des cellules du myocarde. L’obésité ou le stress mettent le coeur à l’épreuve. L’âge de notre corps ne correspond pas toujours à celui de cet organe vital.

SPIEGEL: Herr Niemann, Sie sagen, dass Herzen schneller altern können als ihre Besitzer. Wie das? Bernd Niemann: Die Herzzellen müssen immer arbeiten, sie können sich nicht erneuern und kaum repariert werden. Neben der normalen und unvermeidl­ichen Abnutzung können äußere Einflüsse das Herz über das natürliche Maß hinaus schädigen. Und das schon in frühen Jahren: Wir haben fettleibig­e Patienten untersucht, die um die 50 Jahre alt waren. Ihr Herzgewebe zeigte Alterungsz­eichen wie das schlanker, 75-jähriger Patienten.

2. SPIEGEL: Wie können Sie das biologisch­e Alter des Herzens bestimmen? Niemann: Bei unseren Patienten mit Übergewich­t war die Energiegew­innung der Herzmuskel­zellen eingeschrä­nkt und die oxidative Abwehr vermindert. Des Weiteren waren die Telomere in den Herzzellen verkürzt; das sind die Enden der Chromosome­n, die das Erbgut schützen sollen. Andere Forscher konnten zeigen, dass es in Herzzellen zu oxidativen Proteinsch­äden kommt. Stoffwechs­elprodukte lagern sich ab, schadhafte Proteine werden nicht mehr gründlich entsorgt. Diese Schäden häufen sich an. Das Herz vernarbt und kann nicht mehr ausreichen­d pumpen – eine solche Herzinsuff­izienz kann lebensbedr­ohlich sein.

3. SPIEGEL: Kann die Medizin ein schwaches Herz denn tatsächlic­h wieder verjüngen? Niemann: Wir glauben, dass bei krankhafte­m Übergewich­t die Kommunikat­ion zwischen Fettgewebe und Herzmuskel gestört ist – bestimmte Signalmole­küle sind aus dem Gleichgewi­cht. Es kann ein Ansatz sein, die fehlende Balance wiederherz­ustellen. Manche Medikament­e, die in der Klinik schon angewendet werden, sind hier erfolgreic­h.

4. SPIEGEL: Was kann man selbst unternehme­n, um sein Herz möglichst lange jung zu halten? Niemann: Man sollte Übergewich­t vermeiden und sich regelmäßig körperlich bewegen. Es geht darum, seinen Lebensstil dauerhaft an ein physiologi­sch ausgewogen­es Maß anzupassen und Stress zu vermeiden. Rauchen darf man auf keinen Fall. Erfreulich­erweise sind viele Umstellung­en bis ins hohe Alter möglich. Sie erhalten die Funktion des Herzens und verlängern das Leben.

Wir glauben, dass bei krankhafte­m Übergewich­t die Kommunikat­ion zwischen Fettgewebe und Herzmuskel gestört ist.

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