Vocable (Allemagne)

Ja, ich will – heiraten wie Sisi in Wien

Des centaines de touristes chinois et indiens se passent la bague au doigt dans un décor viennois romantique

- VON CHRISTINE IMLINGER

Ils voyagent en nombre avec famille et amis, engagent des stylistes et photograph­es pour avoir les meilleures photos sur Instagram, ou participen­t à des mariages groupés. De plus en plus de touristes indiens, chinois ou américains viennent célébrer leur union à Vienne. Le kitsch d’antan délaissé par les Européens ravit les amoureux du bout du monde, prêts à tout pour se dire oui à la manière de Sissi.

Nun sind sie wieder da. Vor dem Schloss Schönbrunn, im Garten des Belvedere oder vor dem Stephansdo­m sieht man die Paare in Schwarz-Weiß, die für Fotos posen. Und mitunter trifft man dieser Tage schon in Fliegern in Richtung Wien ganze Großfamili­en, die sich aufgemacht haben, um einem JaWort beizuwohne­n. Inder, Chinesen, Japaner, Araber, auch US-Amerikaner, Austral ier ko mmenzumHei rat en na chWi en, auchdiekl assis cher us si scheOligar ch enhochzeit­feiert man nach wie vor in Wien – wenn auch seltener. 2. F lorenz, Ve nedig–undzunehm en dent deckenHoch­zeit st ou ris tenWi en. Rund70T ou ris tenpa are ha ben 2017 inWiengehe­i rat et, heiß te sim Referatfür­T ou ris tenhochzei­t en der Standesämt­er. 2015 waren es erst 50. Und das dürfte nur ein Bruchteil der tatsächlic­hen Zeremonien sein, denn die amtliche Ehe wird von fast allen Paaren schon im Heimatland eingegange­n.

3. In Wien finden dann „symbolisch­e Zeremonien“oder, selten, konfession­elle Trauungen, statt. Wenn man so will, sind es also weder amtlich noch religiös verbindlic­he Hochzeiten, auch denHei rats tradition en der Herkunftsl­änder entspricht das Schauspiel in Wien meistens nicht – aber das tut dem Trend zum sogenannte­n Destinatio­n Wedding keinen Abbruch. Und, mehrfach zu heiraten, einmal à la Westen, einmal traditione­ll, ist in asiatische­n Ländern, Japan etwa, bei Reicheren teils üblich. Schön soll es sein,

möglichst so, wie man das aus Filmen, von Blogs und Instagram kennt – da kommt Wien ins Spiel. Das berichten Touristike­r wie Hochzeitsp­laner der Destinatio­n Weddings, denn dafür gibt es seit vier, fünf Jahren auch in Wien spezialisi­erte Agenturen. Der Markt an Hochzeits- und Honeymoon-Reisenden hat eine signifikan­te Größe erreicht.

SPIELE HEIRATEN

4. Bei Indern zum Beispiel. Inder sind eine im Vergleich kleine, aber eine stark wachsende Urlaubergr­uppe, die Zahl der Nächtigung­en hat sich seit 2014 verdoppelt. Heuer werden besonders im Mai und Juni viele Inder erwartet. Honeymoon-Reisen und Hochzeiten im Familienve­rband sind ein wichtiger Treiber.

5. Und die suchen die große Bollywood-Inszenieru­ng. Seit 2016 die Milliardär­ssprösslin­ge Anushree Jasani und Parth Jindal im Belvedere geheiratet haben, oder seit Bollywood-Filme in Wien gedreht wurden, steigen die Anfragen. Heiraten in Wien gilt reichen Indern als Nonplusult­ra. Überhaupt sind es vor allem Asiaten, die zunehmend in Wien nach westlichem Ritus heiraten.

6. Chinesen, Japaner, Südkoreane­r, Taiwanesen und Araber – bei denen ziehe das Thema am meisten, heißt es vom Wien Tourismus. Entspreche­nd wird Wien derzeit beworben. Das imperiale Wien, Klimts „Kuss“, die große Romantik – das, was den Europäern selbst beim Heiraten zu viel des Guten ist, darauf sprechen Araber und Asiaten an. In Europa, heißt es bei Wien Tourismus, spiele das Thema Heiraten keine so große Rolle. Es sei denn bei homosexuel­len Paaren: Denn seit die Verpartner­ung hierzuland­e legal ist, sei Wien in der Zielgruppe „vom hidden hero zum Hotspot“geworden.

7. In der Masse und bei Groß-Hochzeiten sind die heterosexu­ellen Paare freilich mehr. Holger Lebrecht etwa erzählt von einer libanesisc­hen Hochzeit: 450 Gäste, drei Tage, Welco me-A bendim Na tur hi st o ris ch en Museum,Tr au ungim Palais Liechtenst­ein, Feier in der Hofburg, Brunch im Palais Schönburg. Seine Agentur „A very beloved wedding“organisier­t bis zu 20 solcher Hochzeiten im Jahr. Bei Gästen aus den Emiraten sei das Standard, auch in China hat die Agentur nun Mitarbeite­rinnen, so groß sei die Nachfrage.

8. Wer so heiratet, braucht Geld. Lebrecht nennt Preise von wenigen Tausend Euro (für Intimate-Weddings zu zweit oder viert) bis zu einer Million – wenn Hunderte tagelang durchfeier­n.

EINE HOCHZEIT FÜR 50 PAARE

9. Es muss aber nicht teuer sein, in Wien heiraten kann man auch zum Sparen: Lebrecht erzählt von einem US-nigerianis­chen Paar, das kam, um hier mit 150 Gästen zu feiern. In Nigeria hätte man Tausende einladen müssen. Auch Gäste aus arabischen Ländern kommen in Gesellscha­ft, heiraten aber kleiner, als sie das in ihrer Heimat täten. Oder man heiratet einfach in der Gruppe: Helmut Teufl ist mit seiner Agentur Travel Tourismuss­ervice Spezialist für chinesisch­e Hochzeiten – und weil auch die Anfragen aus der Mittelschi­cht steigen, plant er für 2019 Großes: eine Reise, fünf Tage Wien, als Höhepunkt eine Gruppenhoc­hzeit für 50 Paare, die sich im Park des Bel ve derevorein­emZere mo ni en meisterdas­J a-W ortgeb en. Ink lus iveKutsche, Feier im Palais, Walzertanz­en, Kleid und Frack zum Leihen usw. werde das ab 2000 Euro pro Person zu haben sein. Rechtlich haben diese Zeremonien keine Bedeutung. Aber was zähle, seien Eindrücke und Bilder, sagt Teufl. So gibt es schon organisier­te Reisen für Hochzeitss­hootings in Wien, ohne tatsächlic­h zu heiraten.

10. Die Hochzeitsp­laner erzählen auch von Paaren, die nach der Hochzeit mit Fotografen und Stylisten durch Europa reisen, um vor den schönsten Kulissen Hochzeitsf­otos zu schießen. Zu sehen vor dem Stephansdo­m oder in Schönbrunn, wohl schon demnächst.

 ?? (©Motto Catering) ?? Kulisse für eine indische Märchenhoc­hzeit im Belvedere-Garten.
(©Motto Catering) Kulisse für eine indische Märchenhoc­hzeit im Belvedere-Garten.
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(©Motto Catering)

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