Die KI-Revolution
Guérir, produire, créer : l’intelligence artificielle est-elle en passe de nous remplacer ?
Des algorithmes sont capables de diagnostiquer un cancer, de prévoir le cours des actions en Bourse ou d’écrire des scénarios. L’intelligence artificielle modifie en profondeur notre monde, notre économie, notre société et notre vie en général. Objet de grandes inquiétudes, elle suscite également de nombreux espoirs.
Sein Algorithmus steckt weltweit in mehr als drei Milliarden Smartphones. Wer schon einmal einen Text mit Facebook übersetzt oder Google nach dem Weg gefragt hat, nutzt jene künstliche Intelligenz (KI), die Jürgen Schmidhuber, 55, erschaffen hat.
2. Schon als 15-Jähriger erkannte er, dass er niemals in der Lage sein wird, alles zu wissen. Er erkannte aber auch, dass Maschinen das irgendwann können werden. Seitdem versucht er, eine künstliche Intelligenz zu entwickeln, die schlauer ist als er selbst. Schmidhuber ist seinem Ziel heute näher als je zuvor.
3. Der Wissenschaftler, der in München geboren wurde und dort an der TU auch schon das Labor für Robotik geleitet hat, ist seit 1995 Chef des IDSIA, eines weltweit führenden Schweizer Forschungsinstituts. Für den Informatiker ist KI das Versprechen einer besseren Welt. Anderen jagt diese Welt Angst ein. 4. Selbst für einen der klügsten Köpfe der Welt ist KI ein Widerspruch: „Sie könnte das Beste oder Schlechteste sein, was der Menschheit je zugestoßen ist“, sagte der inzwischen verstorbene Physiker Stephen Hawking.
HOFFNUNG UND HORROR
5. Die schöne neue Technikwelt ist Heilsbringer und Horrorvision zugleich. Der Traum vom Roboter, der dem Menschen lästige Arbeiten abnimmt. Der Albtraum von einem Apparat, der irgendwann die Kontrolle übernimmt. Oder uns die Arbeitsplätze raubt. Mehr als 60 Prozent der Menschen fürchten, dass Maschinen sie in den kommenden zehn Jahren am Arbeitsplatz ersetzen.
6. Die Ängste haben zunächst ihre Berechtigung. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendwo ein neuer Roboter, ein neues selbstlernendes Programm auf den Markt kommt – und alles schneller, effizienter, billiger und fehlerärmer macht.
7. Schon heute erstellen Computersysteme bessere medizinische Diagnosen als Ärzte, managen Aktienfonds ertragreicher und steuern Waffensysteme zielgenauer. Sie können malen, dolmetschen, schreiben und
komponieren.
8. Eine McKinsey-Studie aus den USA geht davon aus, dass bis 2030 bis zu 800 Millionen Menschen ihren Job an intelligente Maschinen verlieren könnten. Forscher der Universität Oxford kamen zu dem Schluss, dass über alle Sektoren hinweg schon jetzt 47 Prozent aller Berufe in den USA von Computern ersetzt werden könnten.
9. Dabei ist künstliche Intelligenz die Schlüsseltechnologie dieses Jahrhunderts, die alle Lebensbereiche durchdringt. Das heißt: Die
„Künstliche Intelligenz muss so gestaltet werden, dass wir als Mensch im Mittelpunkt stehen.“Luciano Floridi
KI-Revolution hat längst begonnen. Und sie ist nicht mehr aufzuhalten.
KI ERKENNT KREBSZELLEN
10. Was die Technologie heute schon fertigbringt, formuliert Jürgen Schmidhuber so: „Im Moment können sich selbstlernende künstliche neuronale Netzwerke nur spezielle Aufgaben aneignen, wie zum Beispiel Spracherkennung oder Krebsdiagnostik.“Dabei sind sie schon sehr weit fortgeschritten. Ein neuronales Netzwerk von Schmidhuber lernte bereits 2012, auf Mikroskopbildern von Brustgewebe Vorstufen von Krebszellen fast so gut zu erkennen wie erfahrene Histologen. Der Wissenschaftler ist überzeugt: „Schon bald werden alle künstlichen medizinischen Diagnostiker übermenschlich gut sein.“ 11. Dass diese Forschungserfolge Angst vor Massenarbeitslosigkeit schüren, hält Schmidhuber für Panikmache: „Es ist nicht verkehrt, wenn wir uns Tätigkeiten abnehmen lassen, die ein künstliches neuronales Netzwerk besser erledigen kann.“Viele Berufe würden dadurch nicht wegfallen, sondern sich lediglich verändern. So arbeiten auch heute schon etwa bei VW und Airbus Roboter und Mechaniker Hand in Hand.
12. Der Internet-Ethiker Luciano Floridi gibt eine Richtung vor: „Künstliche Intelligenz muss so gestaltet werden, dass wir als Mensch im Mittelpunkt stehen.“Der Mensch dürfe niemals als Mittel oder Ressource behandelt werden, sondern müsse immer Zweck bleiben. 13. Dass die Bedürfnisse des einzelnen Arbeiters aber angesichts der KI-Revolution in den Hintergrund rücken könnten, zeigt sich schon daran, dass Arbeitnehmererrungenschaften wie unbefristete Arbeitsverträge, Kündigungsschutz, Urlaubsgeld und stabile Löhne bald der Vergangenheit angehören.
14. Stattdessen müssten wir uns auf „individuell zugeschnittene Werk- und Zeitarbeitsverträge, Solo-Selbstständigkeit und multiple Jobs“einrichten, glaubt der Wirtschaftswissenschaftler Werner Eichhorst. Kurz: Die Festanstellung weicht immer
mehr der selbstständigen Projektarbeit mit ständig wechselnden Auftraggebern.
DIE FRAGE DER ETHIK
15. Massenarbeitslosigkeit ist allerdings nicht das einzige Schreckensszenario für eine Gesellschaft, in der lernende Maschinen mit Milliarden Daten jonglieren. Wolfgang Wahlster, der Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken (DFKI), kennt Fälle von kriminellen Banden, die diese Systeme benutzen. „Ihre Software analysiert Urlaubsfotos und Statusmeldungen in sozialen Netzwerken und leitet aus den Daten ab, wann und wie lange Menschen im Fernurlaub sind“, erklärt er. „Die Erkenntnisse werden dann an Einbrecher verkauft.“Der Informatikprofessor empfiehlt deshalb die technische Aufrüstung des Staatsapparates.
16. Dennoch stellt der Einsatz künstlicher Intelligenz den Gesetzgeber vor neue Herausforderungen: Wer haftet etwa für Schäden? Zum Beispiel dann, wenn, wie kürzlich in den USA, ein selbstfahrendes Auto eine Fußgängerin tödlich verletzt. „Eines muss klar sein: Künstliche Intelligenz kann keine Verantwortung übernehmen“, sagt Jimmy Schulz (FDP), Vorsitzender des Ausschusses Digitale Agenda im Bundestag. Im Zweifel müsse laut Schulz auch bei selbstfahrenden Autos der Mensch die letzte Entscheidungsinstanz bleiben.
17. Eigentlich ist Deutschland für den internationalen Wettlauf gut aufgestellt. Das DFKI ist weltweit anerkannt. Die starke Industrie bietet das perfekte Einsatzfeld für lernende Maschinen. Mit einem Testfeld für autonomes Fahren auf der A9 zwischen München und Nürnberg hat die Vorgänger-GroKo bereits Rahmenbedingungen für die KI-Entwicklung im Automobilsektor geschaffen. In Karlsruhe startete kürzlich ein Pilotprojekt im Stadtverkehr.
USA UND CHINA MACHEN DRUCK
18. Doch wie so oft im Digital-Business heißen die Konkurrenten für deutsche Mitbewerber Amazon, Apple oder Google. Die US-amerikanischen Tech-Riesen investierten 2016 27 Milliarden Dollar für die Erforschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Der Datenschatz der US-Konzerne dürfte sich als Wettbewerbsvorteil erweisen.
19. Auch China erhöht die Schlagzahl. Bis 2025 will die Volksrepublik zum weltweiten KISpitzenreiter aufsteigen und scheut dafür keine Kosten: Für 1,8 Milliarden Euro ist in Peking ein Gewerbepark zur Ansiedlung von datengetriebenen Unternehmen geplant.
20. Die Politik in Brüssel und Berlin reagiert. Die EU-Kommission strebt an, dass bis 2020 mindestens 20 Milliarden Euro in die DigitalEntwicklung investiert werden. Im Aktionsplan der Bundesregierung sind 30 Millionen Euro bereitgestellt.
21. Während die politischen Debatten gerade erst beginnen, schreitet der Fortschritt der Technologie unaufhörlich voran. Dass Forscher Jürgen Schmidhuber bald ein Programm entwickelt, das schlauer ist als er selbst, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Keine Maschine könne bisher die Intelligenz des Menschen imitieren, versichert er: „Der Mensch kann Hunderttausende verschiedene Probleme lösen, eine einzelne KI noch nicht.“Noch nicht.