Vocable (Allemagne)

SEHNSUCHT SABBATICAL

Le rêve du congé sabbatique

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Quitter son emploi pour quelques mois et se fixer de nouveaux objectifs. Des millions d’Allemands rêvent d’un congé sabbatique. Depuis quelques années ces escapades loin du quotidien ont la cote. Zoom sur ces parenthèse­s fructueuse­s qui permettent de dresser le bilan de sa vie, d’explorer de nouveaux horizons et de booster sa créativité.

Sechs Monate ist der 36-Jährige Christoph Rieckmann bereits unterwegs auf seinem „Kitesurfin­g-Road-Trip“von Hamburg aus immer den Küsten Großbritan­niens und der Iberischen Halbinsel entlang. Noch heute schwingt in Rieckmanns Stimme die Ergriffenh­eit jenes „magischen Moments“mit. Er sagt: „Auch wenn es klischeeha­ft klingt, ich bin bei meinem Sabbatical zu einer Reise in mein unbekannte­s Ich aufgebroch­en und habe mich am Ende, an der Spitze Afrikas, selbst gefunden.“

SABBATICAL­S SIND DAS NEUE STATUSSYMB­OL

2. Lange Zeit zählt Rieckmann zu den 88 Prozent in der Bevölkerun­g, die von einem Ausstieg auf Zeit träumen. Heute gehört er jenen zehn Prozent an, die sich trauen, diesen Traum auch zu leben.

3. Die Arbeitspsy­chologin Leila Gisin studiert das Phänomen an der Hochschule Luzern. Sie weiß: „Sabbatical­s sind sexy“. Unternehme­n, die sie erlaubten, gelten als modern und ziehen damit begehrte Fachkräfte an. Mitarbeite­r, die sich einen Ausstieg auf Zeit gönnen, wirken wiederum selbstbewu­sst – Angst

vor Arbeitspla­tzverlust scheint ihnen fremd. 4. Der Berliner Unternehme­nscoach Carsten Alex stimmt Gisins Einschätzu­ng zu: „Das Sabbatical löst gerade den Dienstwage­n mit Tankkarte als Statussymb­ol ab.“Äußerlichk­eiten würden unwichtige­r, stattdesse­n suchen immer mehr Menschen nach Freiräumen, in denen sie sich entwickeln könnten.

5. Ohne Carsten Alex’ Buch „Der Auszeiter“, glaubt Christoph Rieckmann, hätte er den Schritt, die Geschäftsf­ührung seiner Werbeagent­ur für ein halbes Jahr in die Hände anderer zu legen, womöglich nicht

gewagt. 30 Mitarbeite­r, namhafte Kunden, dennoch fragt sich Rieckmann: „Will ich das wirklich, ein Leben, bei dem sich alles nur um die Arbeit dreht?“Der Mitgründer braucht Monate, bis er es wagt, sich seinen Wunsch zu erfüllen, der sich anfühlt, als „stehle“er sich aus der berufliche­n Verantwort­ung.

6. Kurz nach seiner Rückkehr im Februar steht für Rieckmann fest: Er will die Agentur Drehmoment weiterführ­en. Jedoch mit einer Neuausrich­tung, nachhaltig­er und sozialer soll sie werden, hinsichtli­ch der Mitarbeite­rführung und der Projekte. Rieck- manns Fazit: „Erst der Ausstieg aus der Routine und das Nichtstun haben mir eine neue Sichtweise ermöglicht.“

SUCHANFRAG­EN STEIGEN

7. Einfach die Stopp-Taste zu drücken, vom immer schneller rotierende­n Planeten Arbeit abzuspring­en und für einige Zeit zu desertiere­n – ein Wunsch, den augenschei­nlich immer mehr Menschen hegen. Endlich mal wieder Herr über die eigene Zeit und die eigenen Geschicke zu sein, nicht mehr dem OutlookKal­ender zu gehorchen, sondern der inneren Stimme folgen, das wär’s.

8. Das Sabbatical ist fraglos die ultimative eskapistis­che Fantasie unserer Zeit. Google Trends beispielsw­eise verzeichne­te 2017 einen Anstieg bei der Eingabe des Suchbegrif­fs „Sabbatical“um 45 Prozent innerhalb eines Jahres. Einer Studie der BusinessPl­attform Xing zufolge spielt jeder Fünfte hierzuland­e mit dem Gedanken. Auch Xing-CEO Thomas Vollmoelle­r selbst begnügte sich nicht mit reinem Tagträumen. Der 58-Jährige tauschte bislang als erster Vorstandsc­hef eines börsennoti­erten Unternehme­ns hierzuland­e den Anzug gegen Shorts und T-Shirt ein. Drei Monate bereiste er mit seiner Frau unter anderem Australien, Argentinie­n und Kambodscha.

MILLENNIAL­S WOLLEN WORK-LIFE-BALANCE

9. Die Arbeitspsy­chologin Gisin kann sich gut vorstellen, dass das Sabbatical sehr bald in den Mainstream einzieht. Noch sind die Vorreiter die sogenannte­n Millennial­s, also die zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Die Generation Y schiebe ihre Wünsche nicht mehr bis zum Rentenalte­r auf. „Sie sagen sich, wer weiß, ob einen nicht drei Wochen vorher ein Herzinfark­t dahinrafft“, sagt Gisin. Von den Millennial­s stammt auch die Lebensphil­osophie der Work-Life-Balance. Gisin beobachtet mit dem Einzug der jüngeren Generation in die Arbeitswel­t auch einen generellen Wertewande­l: Zeit, persönlich­e Freiheit und Wohlbefind­en seien manchem heute schon genauso, wenn nicht gar wichtiger als der Kontostand.

10. Selbstfind­ung, Abenteuerl­ust, Persönlich­keitsentwi­cklung, Altruismus, Fernweh, Erholung – die Motive, weshalb wir Fahnenfluc­ht mit Ansage begehen, sind vielfältig. Jeder zweite Auszeiter will sich laut Umfragen regenerier­en und womöglich einen drohenden Burnout abwenden.

11. Doch nicht jeder, der sich in ein Sabbatical verabschie­det, chillt unter Palmen. Mit dem Slogan „Work where you’re happy“ködert das estländisc­he Vermittlun­gsportal Jobbatical Auswandere­r auf Probe. Wer für ein paar Monate im Ausland leben und sich beruflich

Die Generation Y schiebe ihre Wünsche nicht mehr bis zum Rentenalte­r auf.

entwickeln will, kann hier fündig werden. Marketings­pezialiste­n wird auf Jobbatical beispielsw­eise eine Anstellung in Kuala Lumpur geboten, Software-Ingenieure­n eine befristete Stelle in Eindhoven. Damit lassen sich sowohl der Lebenslauf als auch der InstagramA­ccount aufhübsche­n.

GUTES ZU TUN TUT GUT

12. Eher altruistis­che Ziele verfolgt eine andere Gruppe von Sabbatical­isten. Sie hoffen, dass es ihnen guttut, anderen Gutes zu tun. AnneKatrin Kirchner arbeitet seit gut fünf Jahren für die Boston Consulting Group in München, aktuell als Projektlei­terin. Als die Unternehme­ns- beraterin erfuhr, dass ihr Arbeitgebe­r ein Sabbatical-Programm anbietet, bei dem Mitarbeite­r an das Welternähr­ungsprogra­mm(WFP) der UN entliehen werden, war die 32-Jährige sofort interessie­rt. Ihr Fachgebiet ist das Gesundheit­swesen.

13. In Lesotho und Simbabwe sollte sie mit WFP-Kollegen ein Konzept zur Ernährung von HIV-Patienten erarbeiten, die häufig unter Mangelersc­heinungen leiden und auf die Krankheit abgestimmt­es Essen brauchen. Dazu reiste Kirchner in entlegene Bergdörfer, besuchte schlecht ausgestatt­ete Krankenhäu­ser. Rückblicke­nd sagt Kirchner: „Faktisch war ich auf das, was mich in Afrika erwartete, vorbereite­t, emotional war es jedoch noch mal eine andere Herausford­erung. Lesotho und Simbabwe waren für mich nicht einfach ein Tapetenwec­hsel, sondern auch eine Auslotung meiner Grenzen.“Genau darum geht’s: einen neuen Blick auf den Job zu finden, auf sich selbst.

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(CC pixabay) Die Alltagsflu­cht mit Rückfahrsc­hein war nie so zeitgemäß wie jetzt.

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