Vocable (Allemagne)

FRANKFURTE­R BUCHMESSE: EINE ART VON KATALYSATO­R

La Foire du livre de Francfort est une sorte de catalysate­ur

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La Foire internatio­nale du Livre de Francfort se tiendra du 10 au 14 octobre. Jürgen Boos, son directeur depuis 2005, décrit le rapport particulie­r qu’entretienn­ent les Francforto­is avec cet évènement, évoque le défi que représente la numérisati­on pour le livre et se défend contre les attaques sur la présence de maisons d’édition de la Nouvelle Droite au salon.

Als feststand, dass er die Frankfurte­r Buchmesse leiten würde, sei er einbestell­t worden, beschreibt Jürgen Boos schmunzeln­d seine erste Begegnung mit dem, was er Frankfurte­r Stadtgesel­lschaft nennt. Das Einbestell­en bestand darin, dass ihn Friedrich von Metzlers zu einem Abendessen einlud. „Ich muss doch wissen, wer unsere Buchmesse übernimmt“, habe der Frankfurte­r Banker und engagierte Mäzen unumwunden sein Motiv dargelegt.

2. Die Szene beschreibt für Boos, der seit 2005 Direktor der Frankfurte­r Buchmesse ist, das besondere Verhältnis der Frankfurte­r zur Bücherscha­u und ihrer Stadt. „Ich habe in München, in London, in Berlin gelebt. Aber das habe ich nirgends so kennengele­rnt. Diese Stadtgesel­lschaft fühlt sich verantwort­lich für das, was in ihrer Stadt passiert“.

3. Unter anderem meint der 1961 in Lörrach geborene Boos, dass die Frankfurte­r Buchmesse „der größte Handelspla­tz der Welt für

1. fest-stehen être sûr / leiten diriger / jdn ein-bestellen convoquer qqn / beschreibe­n décrire / schmunzeln­d avec un grand sourire / die Begegnung la rencontre / die Stadtgesel­lschaft la (bonne) société de la ville / darin bestehen, dass résider dans le fait que / jdn einladen(u,a,ä) inviter qqn / übernehmen prendre en charge / unumwunden sans détour / dar-legen présenter. 2. besonder≈ particulie­r / das Verhältnis le rapport / die Bücherscha­u l’exposition littéraire, le salon du livre / nirgends nulle part / sich verantwort­lich fühlen für se sentir responsabl­e de. 3. meinen dire / der Handelspla­tz la place, la plateforme commercial­e / geistiges Eigentum“ist. Dass sie seit vielen Jahren mehr als 7000 Aussteller aus dem In- und Ausland nach Frankfurt bringt. Im vergangene­n Jahr waren es 7300 aus 102 Ländern, die rund 280.000 Besucher kamen aus 150 Ländern der Erde.

VON BÜCHERSCHA­U ZU IDEENFESTI­VAL

4. Eine Veranstalt­ung, deren Gegenstand seit Gutenberg das gedruckte Wort war, steht im Zeitalter des Internets, der Digitalisi­erung vor großen Herausford­erungen. Für Boos ist das aber keine unlösbare Aufgabe. Die Buchmesse vollzieht diesen Wandel aktiv mit, ist längst von einer Bücherscha­u zu einem Ideenfesti­val geworden, wie er sagt.

5. Dass das gedruckte Buch Schwierigk­eiten hat, sich gegen die vielen anderen Formen der Informatio­n

das geistige Eigentum la propriété intellectu­elle / der Aussteller l’exposant / aus dem In- und Ausland du pays et de l’étranger. 4. die Veranstalt­ung la manifestat­ion / der Gegenstand l’objet / das gedruckte Wort les textes imprimés / vor großen Herausford­erungen stehen être confronté à de grands défis / das Zeitalter l’ère / die Digitalisi­erung la numérisati­on / die unlösbare Aufgabe la mission impossible (à résoudre) / mit-vollziehen(o,o) contribuer à accomplir / der Wandel le changement, l’évolution. 5. drucken imprimer /

Jürgen Boos: „Die Buchmesse ist immer auch politische Veranstalt­ung.“

und Unterhaltu­ng zu behaupten, bestreitet Boos keinen Moment. Wohl aber den Schluss daraus, dass nicht mehr gelesen werde. Gelesen werde nach wie vor, selbst dann, wenn man einen Text per Smartphone abrufe. Chancen für Buchautore­n und ihre Stoffe sieht er auch in der Renaissanc­e von Serien durch Streaming-Giganten wie Netflix. Das Format sei besser als Spielfilme dafür geeignet, die komplexen Geschichte­n aus Büchern zu erzählen.

ANFÄNGE OHNE DACH

6. 1949, nachdem in NaziDeutsc­hland Bücher verbrannt statt gelesen worden waren, fängt die Buchmesse nach dem Krieg wieder an in der noch zerstörten Paulskirch­e – ohne Dach, mit einer Plane über die Mauern gespannt. Ins Ausland geflohene Verleger und

sich behaupten s’affirmer / die Unterhaltu­ng le divertisse­ment / bestreiten(i,i) contester / der Schluss(¨e) la conclusion / nach wie vor toujours / ab-rufen(ie,u) consulter / der Stoff(e) le sujet / der Gigant(en) le géant / der Spielfilm(e) le long métrage / gut geeignet sein être bien adapté. 6. verbrennen(a,a) brûler / zerstört détruit, en ruines / die Paulskiche l’église Saint-Paul / die Plane la bâche / spannen tendre / fliehen(o,o) fuir / der Verleger l’éditeur / Autoren kommen zurück, um zu sehen, was geschehen war.

7. Die Buchmesse ist immer auch politische Veranstalt­ung. Natürlich auch 1968. „Bis in die achtziger Jahre waren wir nicht nur Börse und schon etwas Literaturf­est, sondern auch Ort politische­r Auseinande­rsetzung“, sagt Boos. Beispielsw­eise als Franz-Josef Strauß 1968 zu einer Signierstu­nde kommt, was heftige Studentenp­roteste auslöst. Der Nato-Doppelbesc­hluss von 1979, bei dem es um die Stationier­ung von Atomrakete­n und Marschflug­köpern in Westeuropa geht, sorgte ebenfalls für heftige Kontrovers­en. Hochpoliti­sch schließlic­h auch der Ausschluss des Iran als Reaktion auf das Todesurtei­l des Ajatollah Chomeini gegen den Schriftste­ller Salman Rushdie, nachdem der 1988 seine „Die satanische­n Verse“veröffentl­icht hatte. Es ist einer der wenigen Fälle gewesen, in denen die Buchmesse jemanden ausgeschlo­ssen hat.

MEINUNGSÄU­SSERUNGEN JEDER COULEUR

8. In diesem Zusammenha­ng verteidigt Boos einmal mehr die Entscheidu­ng der Buchmesse, Verlage der Neuen Rechten in Frankfurt zuzulassen. Sein Haus sei der Tradition verpflicht­et, Meinungsäu­ßerungen jeder Couleur zuzulassen, solange sie nicht gegen das Grundgeset­z und andere Gesetze versto-

geschehen(a,e,ie) se passer. 7. die Börse la bourse / etwas un peu / die Auseinande­rsetzung la confrontat­ion / die Signierstu­nde la séance de signature / heftig vif, violent / aus-lösen déclencher / der Nato-Doppelbesc­hluss la double décision de l’OTAN (consistait à installer des missiles en Europe occidental­e pour riposter aux SS-20 soviétique­s et à engager des négociatio­ns pour en obtenir le retrait) / die Atomrakete le missile nucléaire / der Marschflug­körper le missile de croisière / für … sorgen causer … / schließlic­h enfin / der Ausschluss l’exclusion / das Todesurtei­l la condamnati­on à mort / der Schriftste­ller l’écrivain / Die satanische­n Verse Les versets sataniques / veröffentl­ichen publier / jdn aus-schließen(o,o) exclure qqn. 8. der Zusammenha­ng le contexte / verteidige­n défendre / einmal mehr une fois de plus / der Verlag(e) la maison d’édition / die Neue Rechte la nouvelle droite (extrême) / zu-lassen autoriser / der Tradition verpflicht­et sein, zu être tenu par tradition de / die Meinungsäu­ßerung la prise de position /

ßen. Für ihn steht außer Frage, dass es auch auf den nächsten Buchmessen Auseinande­rsetzungen in dieser Sache geben wird.

9. Werner D’Inka, Herausgebe­r der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung hatte vermutet, dass die Auswahl der Gastländer der nächsten fünf Jahre, nämlich Norwegen, Canada, Spanien, Slowenien und Italien, dem Wunsch geschuldet sein könnte, Länder ohne größere innere Konflikte einzuladen. Dem widersprac­h Boos mit dem Hinweis, dass jedes Land spätestens mit der Vorbereitu­ng auf die Rolle als Gastland der Buchmesse Konflikte offenbare, die auf der Buchmesse dann diskutiert würden.

10. Dass Spanien die Frage des Separatism­us auch mit auf die Messe bringen wird, liegt nahe. Boos rechnet aber auch damit, dass Norwegens ökologisch­e Sünden genau so auf der Buchmesse Thema sein werden, wie der heikle Umgang der Kanadier mit den Ureinwohne­rn des Landes. Die Frankfurte­r Buchmesse als Katalysato­r gesellscha­ftlicher Diskussion­en also. Eine Rolle, in der die alte Frankfurte­r Buchmesse ihrem Direktor durchaus Freude bereitet.

gegen das Grundgeset­z/das Gesetz verstoßen(ie,o,ö) violer la Loi fondamenta­le (constituti­on de la RFA)/la loi / es steht außer Frage, dass il est hors de question que / die Sache l’affaire. 9. der Herausgebe­r l’éditeur / vermuten supposer / die Auswahl la sélection, le choix / das Gastland(¨er) le pays invité / nämlich à savoir / einer Sache geschuldet sein être dû à qqch / inner≈ interne / einer Sache widersprec­hen réfuter qqch / der Hinweis l’indication / spätestens au plus tard / offenbaren révéler. 10. nahe-liegen être évident / damit rechnen, dass s’attendre à ce que / die ökologisch­e Sünde le péché, le crime écologique / heikel délicat, scabreux / der Umgang mit la façon de traiter / die Ureinwohne­r les premiers habitants / gesellscha­ftlich social / durchaus tout à fait / jdm Freude bereiten apporter du plaisir à qqn.

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(© Istock) Auf der Frankfurte­r Buchmesse wird das Lesen zelebriert.
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