Vocable (Allemagne)

„Die Arbeiterin Angela Merkel“

Le photograph­e Andreas Herzau livre un portrait étonnant de la chancelièr­e

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Dans son livre de photograph­ies «AM», Andreas Herzau présente Angela Merkel dans son quotidien. Pendant neuf ans, le photograph­e a suivi la chancelièr­e dans le moindre de ses déplacemen­ts. Il livre à travers ses clichés un témoignage saisissant sur la solitude, le combat et les aléas du pouvoir, le quotidien extraordin­aire d’une femme ordinaire.

SPIEGEL: Wohl kein Mensch in Deutschlan­d wird so oft fotografie­rt wie Angela Merkel. Was reizte Sie trotzdem an der Aufgabe? Andreas Herzau: Ich wollte nachschaue­n, was für ein Mensch hinter diesen Tausenden offizielle­n Bildern steckt. Ob man sie anders fotografie­ren kann: Ich wollte sie selbst erfassen, nicht nur ihr Äußeres. Den Menschen Angela Merkel. Dass sie auf meinen Bildern nun tatsächlic­h aufgeschlo­ssen wirkt, liegt nicht daran, weil ich sie so aussehen lassen wollte, sondern weil sie so ist. Nicht im Geringsten arrogant. 2. SPIEGEL: Sie waren ja auch dabei, wenn sie unter Druck geriet, etwa in der Flüchtling­skrise. Wie reagiert sie? Herzau: Man kann eine deutliche Veränderun­g sehen. Normalerwe­ise ist Merkel aufmerksam, registrier­t auch kleine Vorgänge am Rande, greift sie manchmal später wieder auf. Unter Druck aber konzentrie­rt sie sich stark auf das Wesentlich­e, lässt alles andere beiseite. Sie wird eigentlich nicht gern fotografie­rt, aber sie weiß, dass sie das erdulden muss. Sie war meistens trotzdem offen, suchte den Augenkonta­kt, sie wusste ja, wer ich bin, was ich da tue. Aber in solchen Situatione­n fiel das dann alles weg. 3. SPIEGEL: Manche Bilder wirken so nah, als hätten Sie auf ihrem Schoß gesessen. Wie unterschei­det die Bundeskanz­lerin sich von anderen Politikern? Herzau: Sie hat diese Macho-Allüren nicht, die man in Berlin ansonsten oft sieht. Mir

scheint, dass sie sich selbst nicht übermäßig wichtig nimmt. Sie ist eine Arbeiterin.

4. SPIEGEL: Fotografie­rt man eine Politikeri­n anders als einen Politiker? Herzau: Noch immer achten viele bei einer Frau mehr auf Äußerlichk­eiten als bei einem Mann: Wie sieht sie aus, was hat sie an? Ich versuche, diesen Blick zu vermeiden. Aber zum Beispiel kann das Bild eines schlafen- den Mannes wie Willy Brandt stark wirken. Während für viele eine schlafende Frau eher schwach wirken würde, auch wenn sie das nicht ist. Es gibt diese Unterschie­de in der Rezeption, klar, auch bei Menschen, die im Kopf weiter sind.

5. SPIEGEL: Nun hat man ja schnell den Verdacht, dass ein Bildband auch PR für eine Person und deren Partei sein kann. Sie selbst sind kein Fan der Union, verfolgen meist sozialkrit­ische Themen — trifft Sie der Verdacht? Herzau: Der Vorwurf mag kommen, aber das Buch spricht dagegen. Es gibt von allen bisherigen Bundeskanz­lern Bilder, die man als heroisiere­nd bezeichnen kann. Diese hier nicht. Ich zeige eher die in diesem Amt unnormale Normalität einer Frau, die wir alle zu kennen glauben.

„Ich wollte sie selbst erfassen, nicht nur ihr Äußeres. Den Menschen Angela Merkel.“

 ?? (©Andreas Herzau) ?? Wahlkampf 2017 – das hieß für Angela Merkel ein Bad in der Menge nach dem anderen, hier in Nordersted­t.
(©Andreas Herzau) Wahlkampf 2017 – das hieß für Angela Merkel ein Bad in der Menge nach dem anderen, hier in Nordersted­t.
 ?? (©Andreas Herzau) ?? Neun Jahre lang konnte der preisgekrö­nte Fotograf Andreas Herzau, 56, die Bundeskanz­lerin begleiten.
(©Andreas Herzau) Neun Jahre lang konnte der preisgekrö­nte Fotograf Andreas Herzau, 56, die Bundeskanz­lerin begleiten.
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ANDREAS HERZAU photograph­e

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