Vocable (Allemagne)

Welchen Wert haben Bücher noch?

Les livres désertent les étagères des jeunes…

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Les livres disparaiss­ent des étagères. Bernd Vonhoff, sociologue, nous parle des jeunes qui ne veulent plus s’encombrer de ces objets trop envahissan­ts. Chez les nouvelles génération­s le minimalism­e est de mise pour mieux voyager sans compter. SPIEGEL: Das Möbelhaus Ikea verzichtet in seinem neuen Katalog weitgehend auf Bücher in Bücherrega­len. Sind Bücher nicht mehr vorzeigbar? Bernd Vonhoff: Schlau, nicht? Die haben ein Näschen für Trends. Ich kenne junge Erwachsene, die sich damit rühmen, ihr Abitur gemacht zu haben, ohne auch nur ein einziges Buch gelesen zu haben. Da sehen Sie schon, wo es hingeht.

2. SPIEGEL: Lesen die jungen Leute nicht mehr? Vonhoff: Eher E-Books. Ikea verkauft Möbel an junge Menschen, erste, zweite Einrich- tung. Die Zielgruppe hat das Wissen der Welt auf dem Handy. Die brauchen keine gedruckten Bücher mehr.

3. SPIEGEL: Was ist mit dem Buch als Statussymb­ol? Mit Thomas Manns gesammelte­n Werken lässt sich doch Eindruck machen. Vonhoff: Statussymb­ole verlagern sich. Heute ist wichtig, wo man auf der Welt war. Wir konnten damals noch nicht so reisen. Unsere Kinder waren schon auf der ganzen Welt. Uhren, Autos und eben Bücher sind nicht mehr wichtig. Mobilität ist der Zeitgeist. Wenn man ständig unterwegs ist, ist Material hinderlich. Man schmeißt weg oder kauft erst gar nicht.

4. SPIEGEL: Ist Besitz belastend? Vonhoff: Für immer mehr Menschen, ja. Minimalism­us wird populärer. Nur zu haben, was in einen Rucksack passt, ist die Antwort auf eine Welt, die immer komplizier­ter wird. Wir leben in einer solchen Zeit.

5. SPIEGEL: Haben Sie noch Bücher? Vonhoff: Na, hören Sie mal, ich bin Soziologe, ich habe natürlich mehrere Tausend. Mein wertvollst­es ist Niklas Luhmanns Systemtheo­rie, eine frühe Ausgabe aus den Achtzigerj­ahren. Das ist voller Anmerkunge­n. So was könnte man ja gar nicht digitalisi­eren. Mein Geist hängt von Büchern ab.

6. SPIEGEL: So was schmeißt man nicht einfach in den Müll. Vonhoff: Eben. Auch die junge Generation hat Bücher, die wichtig für sie sind. Die lagern sie dann aber bei ihren Eltern. Die haben ja noch Regale.

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(©Istock) Die Y-Generation braucht keine gedruckten Bücher mehr, sie hat das Wissen der Welt auf dem Handy.
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BERND VONHOFF directeur de l’associatio­n des sociologue­s

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