Vocable (Allemagne)

Beten für Babys

Pourquoi de plus en plus d’Allemands viennent-ils gonfler les rangs des mouvements anti-avortement ?

- VON ELISA VON HOF, ANNE SEITH

Depuis quelques années de nouveaux sympathisa­nts viennent grossir les rangs du mouvement anti-avortement outre-Rhin. De plus en plus de médecins refusent de pratiquer des interrupti­ons volontaire­s de grossesse. Alors qu’une modificati­on de la loi sur la publicité liée à l’IVG est en discussion au Bundestag, la contre-offensive des mouvemens pro-vie s’organise à tous les niveaux.

Auf einem schmalen Bürgerstei­g in Pforzheim stehen vier Frauen und beten. Sie tragen Schilder um den Hals. Auf einem schwimmt ein Fötus in Fruchtwass­er. „Ich will leben“, steht auf einem anderen. Auf der anderen Seite der Straße befindet sich eine Beratungss­telle des Vereins Pro Familia. Hier suchen Schwangere Rat, die eine Abtreibung erwägen.

2. „40 Tage für das Leben“nennt sich die Initiative von Abtreibung­sgegnern, die fast sechs Wochen lang täglich vor der Einrichtun­g betet, um die Frauen von dem Eingriff abzuhalten. Eine „emotionale Zumutung“sei das für Betroffene, findet Britta Gottwald, Leiterin der Beratungss­telle. „Die Frauen befinden sich ohnehin in einem Ausnahmezu­stand, der häufig von Angstund Schamgefüh­len begleitet wird.“

3. Gottwalds Arbeit ist schwierige­r geworden. Abtreibung­sgegner machen verstärkt Stimmung gegen Beratungss­tellen für Schwangere und gegen Gynäkologe­n, die Abbrüche vornehmen.

INTERNATIO­NALE „PRO LIFE“BEWEGUNG

4. In München stellte sich der Verein „Helfer für Gottes kostbare Kinder“in den vergangene­n Jahren immer wieder zur „Gehsteigbe­ratung“vor eine Abtreibung­sklinik, um Frauen vor dem Eingriff noch in letzter Minute umzustimme­n. In Köln rollten Abtreibung­sgegner kürzlich im Schaufenst­er einer Buchhandlu­ng ein Plakat aus. „Abtreiben macht frei“stand darauf, gestaltet wie der Schriftzug „Arbeit macht frei“am Konzentrat­ionslager Auschwitz.

5. Ein Kind abtreiben zu lassen sei „wie einen Auftragsmö­rder zu mieten“, erklärte der Papst diese Woche. In Deutschlan­d widmen sich aber nicht nur radikale Christen dem, was sie „Lebensschu­tz“nennen. Auch Juristenun­d Ärzteverei­ne oder die überkonfes­sionelle Aktion Lebensrech­t für Alle (ALfA) sehen sich als Teil einer internatio­nalen „Pro Life“-Bewegung, die sich von den USA aus zunehmend auch in Europa ausbreitet.

6. Für sie wird bei einem Schwangers­chaftsabbr­uch ein Kind getötet, denn das Leben beginne mit der Verschmelz­ung von Ei- und Samenzelle. Laut Statistisc­hem Bundesamt ist die Zahl der Schwangers­chaftsabbr­üche von 2010 bis 2016 stetig gesunken, nur im vergangene­n Jahr wurden mit 101 000 Abbrüchen wieder etwas mehr gemeldet als im Jahr zuvor. Trotzdem zieht das radikale Postulat der Lebensschü­tzer zunehmend auch Menschen aus der Mitte der Gesellscha­ft an.

7. Neben Mönchen in dunklen Kutten marschiere­n einmal im Jahr junge Familien mit Kinderwage­n, Jugendlich­e und etliche Rentner bei einem „Marsch für das Leben“durch Berlin. Über einen Verein namens Christdemo­kraten für das Leben haben die Lebensschü­tzer zudem beste Beziehunge­n in die Unionspart­eien hinein, Bundestags­und Europaabge­ordnete sind Mitglieder. Auch die radikale Rechte nimmt sich des Themas an.

8. Frauenrech­tler sehen eine zentrale Errungensc­haft der Emanzipati­on in Gefahr: das Recht der Frau, selbst über ihren Körper zu bestimmen. Denn in Deutschlan­d gilt seit fast einem Vierteljah­rhundert ein mühsam errungener Kompromiss: Laut Paragraf 218 Strafgeset­zbuch sind Schwangers­chaftsabbr­üche zwar verboten, sie bleiben aber in den ersten zwölf Wochen straffrei, wenn die Frau zu einer Beratung geht. Nach langer Debatte hatte der Bundestag die Regelung 1995 mit fraktionsü­bergreifen­der Mehrheit beschlosse­n.

VERGLEICH MIT DEM HOLOCAUST

9. Die Zahl der Praxen und Kliniken, die einen Schwangers­chaftsabbr­uch vornehmen, ist aber seit 2003 um 40 Prozent zurückgega­ngen. Mancherort­s müssen Frauen 150 Kilometer fahren, um einen Mediziner für den Eingriff zu finden. Mitverantw­ortlich dafür sei die Lebensschu­tzbewegung, sagen Ärztevertr­eter. Vielerorts seien Mediziner, die Abtreibung­en durchführe­n, „intensiven Belästigun­gen“ausgesetzt, sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverb­ands der Frauenärzt­e.

10. Auch in Frankfurt beten Lebensschü­tzer derzeit täglich vor einer Beratungss­telle. „In unserer Gesellscha­ft zählt nur eins: ich, ich, ich“, sagt einer. „Wenn ich mich nicht um das Baby kümmern kann, weg damit. Wenn es behindert sein wird, weg damit.“Ein anderer erklärt, wer abtreibe, bringe einen Menschen um. „In Deutschlan­d passiert das zu leichtfert­ig, hier wird der Babycaust betrieben.“

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