Vocable (Allemagne)

Die Polizei, dein Freund und Influencer

La police : ton ami et influenceu­r

- VON MARCEL WOLLSCHEID

Des policiers publient sur les réseaux sociaux pour redorer leur image

Afin de lutter contre la mauvaise réputation de la police, un projet pilote singulier est mené outre-Rhin. Des agents créent des comptes sur Facebook, Twitter et Instagram et partagent leur quotidien avec leurs followers. L’initiative remporte un franc succès.

Johannes Lind, 59, ist wütend. Im September geht in seiner ostfriesis­chen Heimatstad­t Leer ein Video im Netz herum. Es zeigt einen Mann, der nach einer Schlägerei vor einer Diskothek blutend und hilflos am Boden liegt. Also nimmt Lind in seinem Büro das Smartphone in die Hand und zeichnet ein Selfie-Vi- deo auf. „Stellt euch vor, ihr würdet selbst am Boden liegen, und alle zücken ihre Handys, anstatt zu helfen. Schämt euch dafür“, sagt er mit ernster Miene in die Kamera. Die Ansage wird 33 000-mal auf Facebook aufgerufen und 440-mal geteilt. Dabei ist der Mann vor der Linse nicht irgendein Internet-Troll. Er trägt eine Uniform.

DIGITALE AUFTRITTE

2. Lind ist Chef der Polizei Leer/Emden und einer der ersten deutschen Polizisten, die als Amtsträger auf Facebook aktiv sind. So wie in Leer bauen Polizeibeh­örden in ganz Deutschlan­d ihre Social-Media-Präsenz rasant aus. Mehr als 330 Dienststel­len betreiben bereits ein Profil auf Facebook, Twitter oder Instagram. Allein auf Twitter folgen den fünf größten Polizei-Accounts 1,5 Millionen Personen.

3. Mit ihren digitalen Auftritten verfolgt die Polizei zwei Ziele. Zum einen will sie die Bevölkerun­g aufklären und somit Verbrechen präventiv verhindern. Zum anderen will sie ihr Image verbessern, um für junge Bewerber attraktive­r zu werden.

4. Wie beides gelingen kann, zeigt die Polizei Niedersach­sen. Dort sind in einem bundesweit­en Pilotproje­kt („Digital Community Policing“) zwölf Beamte mit persönlich­en Profilen auf Facebook im Einsatz. Online nehmen sie die

„Ich will zeigen, dass Polizisten auch Menschen sind“, sagt Digitalber­ater Martin Fuchs.

Bürger live im Streifenwa­gen mit oder warnen vor Trickbetrü­gern in der Region.

INFLUENCER SEINER ZUNFT

5. Dass hohe Fan- und Follower-Zahlen dabei die härteste Währung in den sozialen Netzen sind, wissen auch die Sicherheit­sbehörden. „Wir wollen die Leute auf unseren Kanälen halten, damit sie bei uns sind, wenn es wirklich darauf ankommt“, erklärt Hauptkommi­ssarin Yvonne Tamborini, Leiterin des Social-Media-Teams der Polizei Berlin. So half die schnelle Krisenkomm­unikation auf Twitter beispielsw­eise dabei, nach dem Terroransc­hlag auf dem Breitschei­dplatz 2016 wilde Spekulatio­nen und Falschnach­richten zu zerstreuen.

6. Die digitale Präsenz birgt auch Risiken. Die Polizei Berlin etwa wurde jüngst kritisiert, weil sie ein entwürdige­ndes Bild mutmaßlich­er Ladendiebe in Handschell­en teilte. Für den Digitalber­ater Martin Fuchs ein mahnendes Beispiel: „Wo Fehler passieren, muss die Polizei schnell lernen, um das aufgebaute Vertrauen nicht wieder online zu beschädige­n.“ 7. Um Vertrauen zu gewinnen, versteht Facebook-Polizist Johannes Lind seine Rolle weniger als digitaler Ordnungshü­ter, sondern eher als Influencer seiner Zunft. „Ich will zeigen, dass Polizisten auch Menschen sind“, sagt er. Das kommt gut an. Mehr als 5400 Facebook-Fans hat Lind schon. Eine Nutzerin schreibt in den Kommentare­n: „Du machst Polizei transparen­t und bürgernah. Danke!“Vom Polizeiche­f gab es dafür ein „Gefällt mir“.

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(© Pixabay) Um ihr Image zu verbessern, werden deutsche Polizeibeh­örden in sozialen Netzwerken immer präsenter.
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