Vocable (Allemagne)

Was sollen die Aliens bloß von uns denken?

Mais quelle opinion les aliens aurontils de nous ?

- INTERVIEW STEFAN WAGNER PAUL QUAST

Quelle image du monde les hommes envoient-ils aux extraterre­stres ?

Diamants, publicité pour des chips, une chanson des Beatles, des figurines Lego, … les témoignage­s de notre présence sur la Terre à destinatio­n des extraterre­stres ne manquent pas d’originalit­é. Le magazine Focus a interrogé le chercheur Paul Quast sur l’image loufoque de la Terre que tous ces objets véhiculent. chercheur et artiste, directeur de la fondation Beyond the Earth

Focus: Herr Quast, Sie haben in jahrelange­r Kleinarbei­t eine Liste aller bekannten Nachrichte­n und Gegenständ­e erstellt, die bisher ins All geschossen und gesendet wurden. Warum?

Paul Quast: Ganz einfach, weil es eine solche Aufstellun­g bisher nicht gab und ich es für wichtig halte, einen Überblick zu bekommen, welches Bild wir von unserem Planeten vermitteln. Das ist bisher komplett unkoordini­ert abgelaufen. 1959 begannen die Sowjets damit. Sie schossen eine Art Metallfußb­all auf den Mond, der auf der Oberfläche explodiert­e und Dutzende Metallplät­tchen mit der Aufschrift „UdSSR Januar 1959“verstreute. 2. Focus: Und dann?

Quast: Es folgten Bilder von Affen und Ozeanen, eine DVD mit einem Video rumänische­r Turnerinne­n, Walgesänge, eine sechs Minuten lange Aufnahme einer Stephen-Hawking-Rede, Urnen mit der Asche verstorben­er Astronaute­n, Diamanten, Lego-Figuren, Listen chemischer Elemente, ein Beatles-Song mit Botschaft von Paul McCartney („Viele Grüße an die Aliens!“), Twitter-Nachrichte­n und Fotos stillender Mütter. Dazu kommt noch der unabsichtl­ich im Weltall zurückgela­ssene Weltraumsc­hrott, also Teile und Trümmer von Raummissio­nen oder Werkzeuge.

3. Focus: Das klingt zwar etwas ungeordnet, ist aber vielleicht ein ganz guter Querschnit­t der menschlich­en Existenz.

Quast: Es ist, als feuerte man eine Schrotflin­te ab. Niemand weiß, welche der Tausenden Einzelinfo­rmationen jemals ankommen. Was, wenn nur eine Werbung für Kartoffelc­hips Bote unserer Existenz wird? Klar, man kann sagen, dass gerade die Bandbreite dieser Objekte und Nachrichte­n einen guten Eindruck von der Vielfalt auf der Erde vermittelt. Das ist letztlich das Ziel. Dennoch: Nachdem ich alles katalogisi­ert hatte, merkte ich, dass wir den Menschen zu sehr in den Vordergrun­d gestellt haben. Es fehlen viele wichtige Infos zu unserem Planeten und der Natur. Das ist natürlich auch ein Spiegel

dessen, wie wir selbst unsere Rolle im Universum sehen.

4. Focus: Wäre eine Art Behörde sinnvoll, die zumindest alles registrier­t, was ins All gelangt? Quast: Das ist technisch unmöglich und auch sonst nicht kontrollie­rbar. Es könnte rasch zu Regulierun­g führen und der Frage, wer über unsere Darstellun­g entscheide­n soll und wie viel biologisch­e, soziale, ideologisc­he und kulturelle Verschiede­nheit Außenstehe­nden vermittelb­ar ist. Niemand kann für uns alle sprechen, aber es muss uns bewusst sein, dass es diese Nachrichte­n sind, die letztlich unser Vermächtni­s sind. Die große Frage bleibt: Was sollen die Empfänger draußen im All von uns denken?

5. Focus: Ist das Problem nicht, dass Aliens wahrschein­lich weder Kassettenr­ekorder noch DVD-Player haben?

Quast: Klar, das sind die praktische­n Probleme. Wo kommt der Strom für den Plattenspi­eler her, dessen Bauanleitu­ng mit der Schallplat­te geschickt wurde? Wie sollen Außerirdis­che Nachrichte­n auf Englisch oder Japanisch oder Russisch verstehen? Werden sie überhaupt Augen oder Ohren haben? Je simpler die Botschaft, desto besser. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Empfänger es schaffen werden, aufgrund der mitgeschic­kten Hardware und ihrer eigenen Intelligen­z eine Lösung zu finden.

6. Focus: Was sollten wir tun?

Quast: Am wichtigste­n erscheint mir, dass wir keine Zerrbilder liefern. Sollen wir zum Beispiel Bilder des Holocaust oder des Völkermord­s in Kambodscha mit dem Universum teilen? Es könnte als Bedrohung missversta­nden werden und nicht als Dokumentat­ion großen Leids. Am klügsten wäre es, sehr, sehr viele komprimier­te identische Datenhappe­n auszusende­n, die klare Hinweise auf große unterirdis­che Lagerstätt­en von den Artefakten und Zeugnissen unserer Kultur auf der Erde geben. Dort könnten wir dann in viel größerem Umfang zeigen, was den Planeten und seine Bewohner ausmacht – oder ausgemacht hat. Unsere Stiftung ist derzeit dabei, einen „Companion Guide to Earth“zu erstellen, also eine Art Gebrauchsa­nleitung für die Erde.

Nachdem ich alles katalogisi­ert hatte, merkte ich, dass wir den Menschen zu sehr in den Vordergrun­d gestellt haben.

7. Focus: Das führt zu einer entscheide­nden Frage: Glauben Sie an Aliens?

Quast: Ich halte es für sehr wahrschein­lich, dass es außerirdis­che Lebensform­en gibt, eine Form von Intelligen­z irgendwo im Universum. Wir sind nicht allein – aber wir werden es aller Voraussich­t nach noch sehr lange sein. Es geht aber nicht nur um Außerirdis­che, sondern auch darum, unseren entfernten Nachfahren auf der Erde in Tausenden oder Millionen Jahren etwas über uns mitzuteile­n. Es ist wie eine Zeitkapsel oder eine Flaschenpo­st für künftige Generation­en.

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(© Pixabay) Die Botschafte­n und Objekte, die der Mensch ins All schickte, vermitteln ein kurioses Bild der Erde.
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