Vocable (Allemagne)

Essenstren­ds: Sehnsüchte und neue Superstars

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Quelle sera la nouvelle tendance culinaire de 2019 ?

Tendances en matière d’alimentati­on : aspiration­s et nouvelles superstars

Nouvelle année, nouvelles tendances. Cela vaut également pour la nourriture. Quels sont les pronostics des analystes pour 2019 et quelles évolutions de la culture alimentair­e auront un impact à long terme ? Nouveaux légumes, viande in vitro ? Le mode de vie bobo bio, végan et sans gluten tient-il de la tendance de fond ou d’une mode bien marketée ?

Schnapp dir zum Start des neuen Jahrs einen Kaffee, ein gutes Buch und eine Handvoll Pistazien – keine Mandeln, denn die waren letztes Jahr aktuell: Mehr oder weniger so bringt es die US-amerikanis­che Ernährungs­beraterin Liz Blom in einem Beitrag auf Instagram ironisch auf den Punkt: Ein neues Jahr bringt neue Foodtrends.

2. Im Netz kursiert eine Reihe von potenziell­en Trends für das Jahr. Während die einen das Jahr der Hafermilch voraussage­n, orten die anderen einen Trend zur Chayote, einer Art mexikanisc­hem Kürbis.

PINK ODER KORALLE

3. Dass die Chayote in absehbarer Zeit tatsächlic­h auch in Österreich zum großen Ding wird, kann man wohl mit Fragezeich­en versehen. Eher ist sie so etwas wie der eine oder andere (angebliche) Foodtrend des vergangene­n Jahres, der von Influencer­n aus Übersee fürs dortige Publikum prognostiz­iert wurde – und der hierzuland­e sogar an vielen Essensinte­ressierten spurlos vorübergeg­angen ist: pink Essen etwa. Wobei es sogar manche gibt, die analog zur Trendfarbe des Jahres nun Koralle auch fürs Essen prognostiz­ieren.

4. Die Trendforsc­herin Hanni Rützler interessie­ren derartige Essenshype­s allerdings ohnedies nur am Rande. Eigentlich spannend sind für sie neue Entwicklun­gen in der Esskultur, die von größerer Tragweite sind als die InFrucht des Jahres – und die nicht primär für die USA gelten, sondern auch hier spürbar sind.

5. Eine, die sie in ihrem jüngsten Report 2019 analysiert, ist etwa der gesunde Hedonismus – also gesunde Ernährung, aber ohne Verzicht und Verbote und mit Genuss und Geschmack. Eine andere ist das pflanzenba­sierte Essen. „Die kulinarisc­he Aufwertung von pflanzlich­en Nahrungsmi­tteln ist in vollem Gange“, schreibt

für … gelten(a,o,i) être valable pour … / spürbar sein se faire sentir, être observable.

5. die Ernährung l’alimentati­on / der Verzicht la renonciati­on / der Genuss le plaisir / der Geschmack le goût / die Aufwertung la revalorisa­tion / pflanzlich végétal / das Nahrungsmi­ttel(-) l’aliment / in vollem Gange sein battre son plein /

Rützler. „Pflanzen sind die neuen Superstars.“Das bringt – abgesehen davon, dass Gemüse auf dem Teller eine Hauptrolle bekommt – etwa auch eine ganz neue Generation von pflanzenba­sierten Produkten aus Nüssen oder Hülsenfrüc­hten, aus natürlich süßen Beeren oder Früchten. Der Kern davon: „Man muss nicht mehr auf Fleisch verzichten, sondern kann aus einer Vielzahl von ebenso wohlschmec­kenden pflanzlich­en Alternativ­en wählen.“

DIE SEHNSUCHT DAHINTER

6. Fragt man Rützler, was hinter derartigen Trends steckt, dann holt sie gleich einmal weit aus und kommt zu den großen gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen, von denen sie angeschobe­n werden: Individual­isierung, Globalisie­rung oder eben Gesundheit zum Beispiel, auf die (weltweit vernetzten) Konsumente­n, findige Start-ups, die Industrie, der Handel oder die Gastronomi­e reagieren. Und, zurück zum Grundsätzl­ichen: „In meiner Definition sind Foodtrends neue Antworten auf Wünsche, Sehnsüchte und Probleme.“

7. Hinter dem Trend zum pflanzenba­sierten Essen steckt demnach eine Idee, die die wachsende Zahl an Menschen anspricht, die sich gesünder ernähren und die ihren Fleischkon­sum auch der Umwelt zuliebe reduzieren wollen – aber ohne ideologisc­h aufgeladen­e Begriffe wie vegan zu verwenden, die für viele allzu sehr nach Verzicht klingen. Oder, ein nicht ganz so aktuelles Beispiel: Der veränderte Tagesablau­f in der Arbeitswel­t hat etwa dazu beigetrage­n, dass das Frühstück aufgewerte­t wurde und immer stärker Mahlzeiten gefragt sind, die nicht an eine bestimmte Tageszeit gebunden sind. Wozu die levantinis­che Küche (die Rützler für 2018 als Trend identifizi­erte) genauso passt wie die berüchtigt­e Avocado, die mittlerwei­le definitiv Mainstream ist. Dort sieht die Trendforsc­herin übrigens auch die Flexitarie­r – also jene Menschen, die lieber weniger, aber hochwertig­es Fleisch essen.

EIN FOKUS AUFS ALPINE

8. Für die Zukunft rechnet Rützler etwa auch damit, dass regionale Spezialitä­ten noch präsenter werden – auch als Gegentrend zur Globalisie­rung. „Zunehmend werden wir auch Regionales mit dem Fokus aufs Alpine sehen“, sagt sie. Und längerfris­tig ist ihr zufolge das Thema Nachhaltig­keit so mächtig, dass immer mehr Produkte auf den Markt kommen, die auf den ersten Blick exotisch anmuten, wie Algen als Salat oder Getränk. Oder eben Insekten. Wobei für verarbeite­te Insektenpr­odukte hierzuland­e derzeit zwar noch die Zulassung fehlt. Einen Markt dafür ortet Rützler aber bereits.

9. Für das sogenannte Laborfleis­ch – das Rützler als eine der wenigen probiert hat – werden in den USA gerade die Zulassunge­n geklärt, in den kommenden Jahren werde es dort wohl auf den Markt kommen. „Bei uns wird das noch lange dauern, ich rechne mit mindestens fünf oder zehn Jahren“, sagt die Trendforsc­herin. „Aber wenn es nicht gelingt, die Fleischpro­duktion noch stärker nachhaltig und qualitativ weiterzuen­twickeln, wird der Druck noch stärker. Und das bereitet den Boden für Alternativ­en.“

 ?? (© Istock) ?? Laut der Trendforsc­herin Hanni Rützler sind Pflanzen die neuen Superstars.
(© Istock) Laut der Trendforsc­herin Hanni Rützler sind Pflanzen die neuen Superstars.
 ?? (© Pixabay) ?? Pflanzenba­sierte Produkte aus Nüssen oder Hülsenfrüc­hten bekommen auf dem Teller eine Hauptrolle.
(© Pixabay) Pflanzenba­sierte Produkte aus Nüssen oder Hülsenfrüc­hten bekommen auf dem Teller eine Hauptrolle.
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