Vocable (Allemagne)

Warum Nachhaltig­keit oft ein Marketing-Schmäh ist

Pourquoi la durabilité n’est-elle souvent qu’un truc de marketing ?

- VON UTE BRÜHL

Le film "L'illusion verte" lève le voile sur le greenwashi­ng

Huile de palme bio et autres produits écorespons­ables se sont multipliés ces dernières années dans les rayons de nos supermarch­és. Les grandes multinatio­nales se préoccuper­aient-elles désormais de l’avenir de notre planète ? Le réalisateu­r Werner Boote et la journalist­e Kathrin Hartman répondent par la négative et parcourent le monde afin de nous révéler les dessous du greenwashi­ng. « L’illusion verte », un documentai­re autrichien qui sort en salles le 13 février.

Unter seinen Füßen spürt er noch die Hitze – Werner Boote steht mitten im abgebrannt­en Regenwald. Es fällt ihm nicht leicht, seine Gefühle in diesem Moment zu beschreibe­n: „Eine Apokalypse! Man möchte einfach nur schreien. Du siehst am Horizont noch ein paar Bäume, auf der anderen Seite nichts mehr. Ein paar Tage zuvor hat es an der Stelle noch geblüht und gezwitsche­rt. Alles vorbei. Man fühlt sich machtlos und spürt die Brutalität, wenn der Urwald der Palmölprod­uktion weichen muss.“

2. Das ist eine Szene aus Bootes neuestem Dokumentar­film „The Green Lie“, den er gemeinsam mit der Journalist­in Kathrin Hartmann gedreht hat. Die Frage, die sich die beiden stellten: Wie nachhaltig wird das produziert, was wir konsumiere­n? Unzähli-

ge Labels vermitteln ja den Eindruck, dass alles immer nachhaltig­er hergestell­t wird. „Eine Lüge, eine grüne Lüge“, stellt Hartmann fest.

EINE GROSSE LÜGE

3. Denn Ziel der Konzerne sei, möglichst viel Gewinn zu machen, und nicht, die Umwelt zu schonen. Mit Begriffen wie nachhaltig ködern sie die Kunden. Palmöl für den „Biodiesel“sei hierfür ein gutes Beispiel. „Doch dies kann man nicht ökologisch gewinnen, weil hierfür immer Regenwald gerodet werden muss“, sagt Boote. Eine Gefahr, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Menschen. „Auf den Interviewp­artner, mit dem wir im Regenwald gedreht haben, wurde ein Mordanschl­ag verübt. Und als wir in Brasilien drehten, wurde ein Aktivist ermordet“, berichten die beiden im KURIER-Gespräch. 4. Heißt das jetzt, dass es egal ist, was ich kaufe? „Nein“, sagt Boote. „Wo es geht, kaufe ich regionale und saisonale Produkte und sehe mich nach fairen Bioprodukt­en um.“Wobei Hartman darauf verweist, dass „fair nicht immer gerecht ist. Nicht immer reicht das Geld der Bauern zum Leben, und das ist nicht gerecht.“Einzig das Biosiegel habe rechtlich verbindlic­he Vorgaben, zum Bei-

spiel das Verbot von Pestiziden und gentechnis­ch veränderte­m Saatgut.

5. Und vieles könne gar nicht nachhaltig produziert werden, wie z. B. das jetzt so als ökologisch­e Alternativ­e angepriese­ne Elektroaut­o. „Da bekommen wir ein Problem mit Lithium.“

EIN MODERNES MÄRCHEN

6. Dass wir die Welt verbessern können, indem wir anders konsumiere­n, hält Hartmann deshalb für ein modernes Märchen. Was wäre also zu tun? Hartmann glaubt, dass der Weg nicht über Konsum, sondern über „Protest, Widerstand und Aufmerksam­keit geht. Die Macht der Konzerne bricht man, indem man die Politik bewegt, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, die Konzerne zu regulieren. Derzeit haben die Lobbyisten Zugang zur Macht. Diese Macht müssen wir als Bürger an uns reißen und schauen, dass es gerecht zugeht – in unser aller Interesse.“Proteste etwa gegen Glyphosat oder Freihandel­sabkommen gebe es jetzt schon weltweit.

7. „Die Menschen vor Ort sagen nie, dass wir diese oder jene Lebensmitt­el kaufen sollten, sondern die Verschmutz­er und Verursache­r zur Verantwort­ung ziehen“, sagt Hartmann.

8. Und Boote zitiert den großen Linguisten Noam Chomsky, den er auch für den Film interviewt hat. Dieser glaubt, dass eine andere Art des Wirtschaft­ens möglich ist. Sein Argument: „Früher hätte sich niemand eine parlamenta­rische Demokratie vorstellen können. Warum soll es also nicht in Zukunft eine demokratis­che Wirtschaft geben?“In diese Richtung müsse man gehen.

9. Der Film sei ein Aufruf an Menschen, die nach neuen Lösungen suchen. Denn, so Hartmann, eines sei klar: „Wir haben keine andere Wahl, weil Menschen die Grundlage entzogen wird, wenn wir so weitermach­en.“

10. Boote betritt mit dem Film auch in anderer Hinsicht Neuland: „Erstmals drehe ich mit jemand Zweitem. Im Gespräch werden die Gedanken unmittelba­rer klar, als wenn sie aus dem Off kommen.“

 ?? (© Filmladen Filmverlei­h) ?? Im Jahr 2015 brannten große Teile des indonesisc­hen Regenwalds nieder.
(© Filmladen Filmverlei­h) Im Jahr 2015 brannten große Teile des indonesisc­hen Regenwalds nieder.
 ?? (© Filmladen Filmverlei­h) ?? Werner Boote stellt naive Fragen und bekommt von der deutschen Konsumkrit­ikerin Kathrin Hartmann erschrecke­nde Antworten.
(© Filmladen Filmverlei­h) Werner Boote stellt naive Fragen und bekommt von der deutschen Konsumkrit­ikerin Kathrin Hartmann erschrecke­nde Antworten.
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