DER BEGINN EINER WUNDERBAREN KÜNSTLERFREUNDSCHAFT
Le début d’une merveilleuse amitié d’artistes
Le musée de l’Orangerie de Paris consacre jusqu’au 17 juin une exposition exceptionnelle aux artistes Franz Marc et August Macke. Membres du groupe expressionniste de Munich le Cavalier bleu, les deux artistes étaient liés d’une grande amitié artistique et humaine. Portrait de deux peintres au destin tragique.
Es gibt sie plastisch aus Plastik und als Hülle fürs Handy, als goldglänzende Brosche und auf Tassen, Taschen, T-Shirts. Als Original hängt sie im Guggenheim in New York. Doch gegenwärtig kann man sie im Pariser Musée de l’Orangerie sehen: die „Gelbe Kuh“. Als Franz Marc sie 1911 malte, war sie alles andere als populär. Denn die Maler der Klassischen Moderne, die mit den künstlerischen Traditionen des späten 19. Jahrhunderts nichts anzufangen vermochten, hatten mehr 1. plastisch physiquement, concrètement / die Hülle la coque / goldglänzend à reflets dorés, doré / hängen(i,a) être accroché / gegenwärtig actuellement / malen peindre / alles andere als tout sauf / der Maler le peintre / die Klassische Moderne le classicisme moderne / künstlerisch artistique / spät la fin de / mit … nichts anzufangen vermögen ne rien pouvoir faire de … / der Verächter le détracteur / Verächter als Bewunderer. Und kaum Käufer. 1000 Mark sollte die “Gelbe Kuh“kosten. Aber niemand mochte das zahlen. Deshalb blieb sie in Familienbesitz.
2. Franz Marc war damals bereits 31 Jahre alt. Im Jahr zuvor hatte er seine erste Einzelausstellung in der Münchner Galerie Brakls gehabt. Und in dieser Kunsthandlung sah August Macke bei einem Abstecher von Tegernsee nach München Lithografien von Marc. Sie beeindruckten ihn so, dass er sich kurzerhand zu einem Besuch in Marcs Atelier entschloss. Das war, wie Maria Marc notierte, der Beginn „einer wunderbaren Freundschaft“– die jäh im Ersten Weltkrieg endete. August Macke fiel bereits im zweiten Kriegsmonat am 26.lSeptember 1914, Franz Marc am 4. März 1916 vor Verdun.
EIN FEUERWERK DER FARBE
3. Das Ergebnis dieser Künstlerfreundschaft ist ein Feuerwerk der Farbe. Denn dem Betrachter der Bewunderer l’admirateur / deshalb par conséquent / in Familienbesitz bleiben rester la propriété de la famille.
2. damals à l’époque / zuvor auparavant, précédent / die Einzelausstellung l’exposition personnelle / die Kunsthandlung le magasin d’objets d’art / der Abstecher la virée / beeindrucken impressionner / sich zu … entschließen(o,o) se décider à faire … / kurzerhand sans hésiter / jäh brutalement / der Erste Weltkrieg la Première Guerre mondiale.
3. das Ergebnis le résultat / das Feuerwerk le feu d’artifice / der Betrachter l’observateur / fallen zuerst, auch wenn Zeichnungen immer wieder den Gemäldereigen dämpfen, die Ähnlichkeiten ins Auge, das Gestalten einer nur scheinbar der Wirklichkeit abgeschauten Bildwelt aus Farbe. Denn – so Franz Marc – „Die Kunst war und ist in ihrem Wesen jederzeit die kühnste Entfernung von der Natur und der ‚Natürlichkeit‘, die Brücke ins Geisterreich.“Und – so August Macke – „Unfassbare Ideen äußern sich in fassbaren Formen“. Was scheinbar dasselbe im Sinne hat, unterscheidet sich jedoch nicht nur in Nuancen. Beim genaueren Betrachten der Bilder schälen sich die Unterschiede heraus, werden die gegensätzlichen Temperamente deutlich.
4. August Macke, sieben Jahre jünger, war weltgewandt und der Welt zugewandt. „Bei mir ist jdm ins Auge fallen(ie,a,ä) sauter aux yeux de qqn / zuerst en premier lieu / die Zeichnung le dessin / immer wieder sans cesse / das Gemälde(-) la peinture / der Reigen la ronde, la série / dämpfen atténuer, refroidir / die Ähnlichkeit la similitude / das Gestalten la création / scheinbar en apparence / die Wirklichkeit la réalité / ab-schauen copier sur / die Bildwelt le monde d’images / das Wesen la nature, l’essence / jederzeit à tout moment / kühn hardi, osé / die Entfernung l’éloignement / die Natürlichkeit le naturel / das Geisterreich le monde spirituel / unfassbar insaisissable / sich äußern s’exprimer / fassbar concret / dasselbe im Sinne haben s’intéresser à la même chose / sich unterscheiden(ie,ie) se distinguer / beim genaueren Betrachten en y regardant de plus près / sich heraus-schälen apparaître / gegensätzlich opposé / deutlich werden devenir évident.
4. weltgewandt extraverti / der Welt zugewandt tourné vers le monde /
das Arbeiten ein Durchfreuen der Natur, der Sonnenglut und der Bäume, Sträucher, Menschen, Tiere, Blumen ...“schrieb er dem Maler Hans Thuar. Das spiegelt sich in seinen gleichsam sonntäglichen Szenen mit den Flaneuren, die sich mit „interesselosem Wohlgefallen“in einem Park bewegen. Davon erzählen der „Seiltänzer“, die „Zirkusszene“, die Gartenbilder und Stadtlandschaften – vor der Bonner Haustür, in St. Germain oder Kairouan.
MIT TIERMALEREI HAT DAS NICHTS ZU TUN
5. Franz Marc war da strenger, spröder, kritischer: „Wir setzen großen Jahrhunderten ein Nein entgegen. … Wir wissen, dass alles zerstört werden kann, wenn die Anfänge einer geistigen Zucht von der Gier und Unreinheit der Menge nicht bewahrt bleiben.“Malte er anfangs noch Akte, auch einmal eine Reihe Heuschober, wohl aus Monetschem Geist, beschränkt er sich bald auf die Tiere, die ihm im Gegensatz zu den Menschen rein erschienen. Sein Ziel war „nicht Tiere zu malen, wie ich sie sehe, sondern wie sie sind, (wie sie selbst die Welt ansehen und ihr
das Durchfreuen la célébration / die Sonnenglut le soleil de plomb / der Strauch(¨er) l’arbuste / sich in … spiegeln se refléter dans … / gleichsam en quelque sorte / sonntäglich dominical / sich bewegen évoluer, se déplacer / interesselos indifférent / das Wohlgefallen le plaisir / der Seiltänzer le funambule / die Stadtlandschaft le paysage urbain.
5. spröde cassant, dur / jdm ein Nein entgegen-setzen opposer un non à qqn / zerstören détruire / die geistige Zucht la discipline intellectuelle / die Gier la cupidité / die Unreinheit l’impureté / die Menge la masse / bewahren préserver, protéger / anfangs au début / der Akt(e) le nu / eine Reihe … une série de … / der Heuschober le meule de foin / wohl probablement / aus … Geist dans l’esprit de … / sich auf etw beschränken se limiter à qqch / im Gegensatz zu contrairement à / rein pur / das Ziel(e) l’objectif, le but / an-sehen voir / Sein fühlen).“Und: „ihr absolutes Wesen, das hinter dem Schein lebt, den wir nur sehen.“
6. Da ist die Distanz nicht zu verkennen. Mit „Tiermalerei“im traditionellen Sinne hat das nichts zu tun. Die Pferde, Kühe, Affen, Tiger, Rehe sind keine Gefühlssurrogate. Sie schmeicheln sich nicht ein. Sie verharren in ihrem Kosmos, sind Gleichnisse, Allegorien einer möglichen und doch unmöglichen Welt.
7. Das Hervorstechende in dieser Freundschaft war der Austausch über die Ziele und Möglichkeiten des Malens, besonders ein Austausch über die Farbe. Das mündete bei den späten Bildern auch in einige abstrakte Inventionen.
MARC HAT ALS SOLDAT NUR GEZEICHNET
8. Trotzdem sind diese überlieferten Wortwechsel nur Fragmente, denn Macke und Marc haben sich immer wieder mit ihren Frauen gegenseitig besucht, gemeinsam Reisen unternommen, das Sein l’existence / fühlen (res)sentir / der Schein l’apparence.
6. nicht zu verkennen sein être indéniable / die Tiermalerei la peinture animalière / im … Sinne au sens … / der Affe le singe / das Reh(e) le chevreuil / das Gefühlssurrogat(e) le substitut affectif / sich einschmeicheln chercher à gagner les faveurs, à se faire aimer / verharren rester / das Gleichnis la parabole.
7. das Hervorstechende ce qui est marquant, ressort / der Austausch l’échange, les échanges / das Malen la peinture / besonders en particulier / in … münden déboucher sur, aboutir à … / das spätere(n) Bild(er) le tableau peint plus tard.
8. überliefert transmis, conservé / der Wortwechsel(-) la vive discussion, la joute (verbale) / immer wieder régulièrement / sich gegenseitig besuchen se rendre mutuellement visite / unternehmen entreprendre / Ausstellungen angesehen. Was da gesprochen, ausgetauscht wurde, ist verflogen. Geblieben sind Zeichnungen und Gemälde, auch Karikaturen, die der eine vom anderen angefertigt hat. Und als originalgroße Reproduktion die Wand aus Mackes Atelier, das „Paradies“, das beide 1912 gemeinsam gemalt haben. Da war die Freundschaft zwei Jahre alt und sollte bis zu dem kriegsabrupten Ende nur noch zwei Jahre dauern. Die Bilder erzählen davon nichts, weil es dann keine Bilder mehr gab.
9. Marc, vom Tod des Freundes tief getroffen, hat als Soldat nur gezeichnet. Und er sah dem Kommenden mit einem gewissen Fatalismus entgegen. „In meinen ungemalten Bildern steckt mein ganzer Lebenswille. Sonst aber hat der Tod nichts Schreckhaftes“, schrieb er seiner Mutter zwei Monate vor seinem Tod. Und die gemalten Bilder, die heiter lebenszugewandten von Macke, die grüblerisch durchgeistigten von Marc, kennen den Tod noch nicht. Gewiss nicht zufällig begann Marc sein Vorwort für die zweite Auflage des „Blauen Reiters“mit einen Satz von Theodor Däubler: „Alles was wird, kann auf Erden nur angefangen werden.“O die Ausstellung l’exposition / an-sehen aller voir / aus-tauschen échanger / verfliegen(o,o) s’envoler / an-fertigen réaliser, faire / die Wand(¨e) le mur.
9. von … tief getroffen profondément touché par … / zeichnen dessiner / einer Sache entgegen-sehen attendre, envisager qqch / das Kommende ce qui arrive / gewiss≈ certain / ungemalt que je n’ai pas peint / stecken y avoir / der Lebenswille la volonté de vivre / sonst sinon / etwas Schreckhaftes qqch d’effrayant / heiter serein, gai / grüblerisch durchgeistigt empreint de réflexion intellectualisée / zufällig par hasard / das Vorwort la préface / die Auflage l’édition (ici de l’almanach) / der Blaue Reiter le Cavalier bleu / auf Erden sur terre.