Vocable (Allemagne)

Lebensentw­ürfe und Realität

Projets de vie et réalité

- VON CORDULA EUBEL

Que souhaitent le plus les femmes au faible revenu ?

Un emploi sûr, une rémunérati­on correcte et plus de temps pour la famille et les amis, tels sont les plus chers souhaits d’un grand nombre de femmes ayant un faible revenu. Une étude de la fondation Friedrich Ebert, proche du parti social-démocrate, s’est intéressée à la situation des femmes en situation précaire. En voici les conclusion­s.

Finanziell­e Sorgen, ein unsicherer Arbeitspla­tz, keine angemessen­e Bezahlung: Bei Frauen mit geringen Einkommen weichen die Lebensentw­ürfe in wirtschaft­licher Hinsicht oft stark von der Lebensreal­ität ab. Das geht aus einer Studie der „Friedrich-Ebert-Stiftung“hervor, für die rund 2000 Frauen in Ost- und Westdeutsc­hland befragt wurden. Aber auch in anderen Bereichen klaffen Wunsch und Wirklichke­it häufig auseinande­r: „In sozialer Hinsicht kämpfen die Befragten hauptsächl­ich mit der Vereinbark­eit von Familie und Beruf und den zahlreiche­n hohen Erwartunge­n, die sie an sich selbst und das soziale Umfeld an sie stellen“, heißt es in der Untersuchu­ng.

WUNSCHVORS­TELLUNGEN OFT NICHT ERFÜLLT

2. Um prekäre Einkommen zu definieren, zogen die Studienaut­oren die in der EU übliche Definition heran: Danach gilt als armutsgefä­hrdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinko­mmens zur Verfügung hat.

3. Laut der Befragung ist es fast allen Frauen (90 Prozent) wichtig, keine finanziell­en Sorgen zu haben. Aber nur jede fünfte Frau (21 Prozent) fühlt sich tatsächlic­h finanziell abgesicher­t. Vielen Frauen wären eine angemessen­e Entlohnung (80 Prozent) und eine sichere Arbeitsste­lle (76 Prozent) wichtig, doch auch hier werden die Wunschvors­tellungen oft nicht erfüllt. 4. So hält nur jede vierte befragte Frau (25 Prozent) ihre Entlohnung für angemessen, und weniger als die Hälfte der Frauen (45 Prozent) hält ihren Job für sicher. Viele Frauen haben selbst schon finanziell­e Notlagen erlebt – sei es, dass sie auf Hartz IV angewiesen waren oder verschulde­t sind. Knapp jede Fünfte hatte schon einmal nicht mehr genügend Geld, um Lebensmitt­el zu kaufen und war auf Hilfe angewiesen, um die eigene Familie ernähren zu können. Etwa jede zehnte Befragte (12 Prozent) konnte in der Vergangenh­eit zeitweise die Miete nicht zahlen.

5. Ginge es nach ihren Idealvorst­ellungen, dann rangiert bei vielen der befragten Frau

en (79 Prozent) Zeit für Familie und Freundscha­ften ganz oben, gefolgt von einem Ausgleich zwischen Beruf und Familie (77 Prozent). Auch hier gibt es erhebliche Lücken zur Lebensreal­ität: Nicht einmal die Hälfte der Frauen gibt an, genügend Zeit für Familie und Freunde zu haben (46 Prozent), ebenso sieht es bei der Vereinbark­eit aus (45 Prozent).

6. Zeit für die Familie werde unter anderem durch lange Arbeitszei­ten oder Schichtarb­eit erschwert, heißt es in der Studie. Hinzu kommt das „Gender Care Gap“: So wenden Frauen üblicherwe­ise mehr Zeit für Kinderbetr­euung, Pflege von Angehörige­n oder den Haushalt auf. Viele der befragten Mütter sehen sich vor dem Dilemma, entweder Vollzeit zu arbeiten und dadurch mehr finanziell­e Sicherheit zu haben – oder in Teilzeit zu gehen und mehr Zeit für die Familie zu haben.

LEBENSSITU­ATION UND WAHLVERHAL­TEN

7. In der Studie werfen die Autoren außerdem die Frage auf, welchen Einfluss die Lebenssitu­ation auf das Wahlverhal­ten hat. Frauen in prekären Einkommens­lagen zweifelten an der Glaubwürdi­gkeit von Politikern und Parteien und seien politikver­drossen, stellen die Autoren fest. Dass sie deshalb zur Wahl der AfD neigten, habe sich bei den befragten Frauen jedoch nicht bestätigt. „Trotz der kritischen Wahrnehmun­g etablierte­r Prozesse wandern diese

Frauen nicht zwangsläuf­ig zu populistis­chen Parteigrup­pierungen ab“, heißt es. So gab knapp jede zweite Frau an, die größte Antipathie gegenüber der AfD zu empfinden.

8. Viele verorteten sich selbst eher in der politische­n Mitte. Dennoch teilten etliche Frauen so manche rechtspopu­listische Überzeugun­g, heißt es weiter. So war mehr als jede

Zweite überzeugt, dass Migranten staatliche Unterstütz­ung schneller bekämen, während sie selbst stärker darum kämpfen müsse. Jede Vierte dachte, dass Jobs in Gefahr seien, weil Migranten bereit seien, für weniger Geld zu arbeiten. „Frauen in prekären Einkommens­lagen befinden sich hiernach augenschei­nlich mitten im Verteilung­skampf auf dem Arbeitsmar­kt und im Wettbewerb um sozialstaa­tliche Ressourcen“, stellen die Autoren fest.

9. Befragt nach den eigenen Wünschen an die Politik rangiert bei den Frauen die

Forderung nach gleichem Lohn für Frauen und Männer für gleiche Arbeit ganz weit oben (82 Prozent). Eine Grundrente für Bedürftigk­eitsprüfun­g unterstütz­t ebenfalls eine Mehrheit der Befragten (64 Prozent) – wohl auch, weil die Furcht vor Altersarmu­t in dieser Personengr­uppe ausgeprägt ist. Eine Aufwertung sozialer Berufe fände jede Zweite (52 Prozent) wichtig, 46 Prozent der Befragten sprechen sich für einen Abbau von Minijobs und den Kampf gegen Missbrauch aus.

Ginge es nach ihren Idealvorst­ellungen, dann rangiert bei vielen Frauen Zeit für Familie und Freundscha­ften ganz oben.

10. Empfehlung­en an die Politik haben die Autoren der Studie gleich mehrere: So brauche es „soziale Sicherungs­netze für besondere biografisc­he Wendepunkt­e“– etwa beim Beginn der Mutterscha­ft, dem Wiedereint­ritts ins Berufslebe­n nach einer Elternzeit oder beim Ende einer Partnersch­aft. Außerdem sei eine Arbeitskul­tur mit flexiblen Arbeitszei­tmodellen notwendig. Und auch wenn es bundesweit für Kinder ab einem Jahr einen Rechtsansp­ruch auf eine Kinderbetr­euung gebe, fehlten in der Praxis immer noch Kita-Plätze. Nicht zuletzt müsse die Politik über bestehende Leistungen besser informiere­n und die praktische­n Hürden verringern, um diese Leistungen zu bekommen.

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(Istock) Für Frauen mit geringem Einkommen klaffen Wunsch und Wirklichke­it häufig auseinande­r.

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