Vocable (Allemagne)

„Robin Hood“rüttelt an Merkels Koalition

Le SPD a désigné ses nouveaux co-présidents : Saskia Esken et Norbert Walter-Borjans.

- VON JÜRGEN STREIHAMME­R

Le SPD donne un coup de barre à gauche. A l’issue d’élections primaires à la présidence du parti, les militants ont désigné leur binôme préféré : Saskia Esken et Norbert Walter-Borjans, critiques à l’égard de la grande coalition et prônant un retour aux valeurs sociales-démocrates. Le perdant de ce scrutin interne est le vice-chancelier et actuel ministre des Finances Olaf Scholz (associé à Klara Geywitz), qui était le candidat préféré des ténors du parti et du groupe parlementa­ire.

53,06 Prozent. Es ist nur eine Zahl, die im Atrium des Willy-Brandt-Hauses, der SPDZentral­e, verkündet wird. Aber die Zahl hat die Kraft, die Karriere von Vizekanzle­r Olaf Scholz zu beenden. Vielleicht auch die Große Koalition zu sprengen. Und zu Ende gedacht, auch die Ära Angela Merkels. 53,06 Prozent der SPD-Mitglieder votierten in einer Urwahl des SPD-Vorsitzes für das Duo Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. Die SPD rückt damit nach links. Sie wählt die radikalere Variante. Sie zieht zwei im Bund unerfahren­e Politiker dem Vizekanzle­r Olaf Scholz vor, der an der Seite von Klara Geywitz eindeutig für den Fortbestan­d der Koalition geworben hatte. Doch das pragmatisc­he Duo erhielt nur 45,33 Prozent der Stimmen.

DOPPELSPIT­ZE AUS FRAU UND MANN GEWÜNSCHT

2. Scholz gilt als Dauerlächl­er. Doch an diesem Samstagabe­nd tut er sich sichtlich schwer, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Es ist der bitterste Moment seiner Karriere. Scholz hält sich kurz: Hinter der neuen Parteiführ­ung „müssten sich nun alle versammeln“, sagt er. Viel mehr sagt er nicht. Der 61-Jährige ist nun als Vizekanzle­r beschädigt. Auch wenn am Samstagabe­nd sein Umfeld streut, dass er das Amt behalten will.

3. Saskia Esken strahlt dagegen über beide Ohren. Vor wenigen Monaten kannten den Namen der Abgeordnet­en aus dem Schwarzwal­d nur Experten für Digitalpol­itik. Jetzt soll die 58-Jährige mit Walter-Borjans die älteste Partei Deutschlan­ds

anführen. Esken zitiert am Samstag Franz Münteferin­g, der den SPD-Vorsitz einmal als „das schönste Amt neben dem Papst“bezeichnet hatte. Dass sie nun für diesen Posten nominiert sei, das sei schon „ziemlich großartig“.

4. Knapp sechs Monate ist es her, dass Andrea Nahles, die erste Frau an der Spitze der SPD, als Parteichef­in aufgegeben hatte. Die SPD wollte danach durchlüfte­n. Erstmals nach 1993 sollten wieder die knapp 426.000 Mitglieder die Führung bestimmen. Zweite Neuerung: Man wünschte sich eine Doppelspit­ze aus Frau und

Mann. Doch es setzte reihenweis­e Absagen der natürliche­n Favoriten. Beliebte Ministerpr­äsidenten wie Stephan Weil winkten ab. Denn das „schönste Amt neben dem Papst“ist längst ein Schleuders­itz. Auch Scholz wollte zunächst nicht Chef werden. Er überlegte es sich anders.

Scholz ist das Gesicht der Regierung. Er hat jenen Kurs mitgestalt­et, der die SPD in jüngsten Umfragen hinunter auf 13 Prozent führte.

OHRFEIGE FÜR SPD-ESTABLISHM­ENT

5. Der Finanzmini­ster war das Schwergewi­cht in den Castingsho­ws der anfangs 17 Kandidaten. Der Bekanntest­e. Der Erfahrenst­e. Der Kandidat des Establishm­ents. Die wichtigste­n SPD-Minister unterstütz­ten Scholz, genauso wie die überwältig­ende Mehrheit der Bundestags­fraktion. Aber das half nichts. 6. Denn Scholz, der kühle Hanseat, fremdelt mit der Basis. Er ist ein begnadeter Netzwerker, aber kein mitreißend­er Redner, was ihm dereinst den Spitznamen „Scholzomat“einbrachte. Vor allem aber ist er das Gesicht der Regierung. Er hat jenen Kurs mitgestalt­et, der die SPD in jüngsten Umfragen hinunter auf 13 Prozent führte. Ein Debakel für Deutschlan­ds stolze Sozialdemo­kratie.

7. Die schwachen Umfragewer­te schüren die Sehnsucht nach mehr reiner Lehre. An diesem Punkt setzte Walter-Borjans an, den sie in der Partei nur „Nowabo“nennen. Die SPD macht „viel zu oft den Kompromiss zur Verhandlun­gsbasis“, klagte Nowabo und kündigte an, die SPD aus der „neoliberal­en Pampa“zu führen. Ein begnadeter Rhetoriker ist auch der 67-Jährige nicht. Doch wie der Brite Jeremy Corbyn oder Bernie Sanders in den USA fliegen auch ihm, dem älteren Parteilink­en, die Herzen des Nachwuchse­s zu.

8. Die Jusos um Kevin Kühnert verehren ihn als „Hero“und als „Robin Hood“, weil er in seiner Zeit als Landesfina­nzminister (2010 bis 2017) im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland NordrheinW­estfalen

Steuersünd­er-CDs aus der Schweiz angekauft hatte. Seine Zeit in der Politik schien aber schon vorbei. Der Sohn eines Schreiners ging unter die Autoren, stellte ein Buch vor: „Steuern. Der große Bluff“.

9. Nowabo und Esken schwebt ein 500 Milliarden Euro schweres Investitio­nspaket im nächsten Jahrzehnt vor. Sie wollen auch am Klimapaket und an der schwarzen Null rütteln, dem CDUMarkenk­ern. Das Duo wird nun auf einem Parteitag ab 6. Dezember gekrönt. Dort könnten sie den Delegierte­n raten, CDU/CSU Bedingunge­n für den Fortbestan­d der Koalition zu stellen. Also nachzuverh­andeln.

10. Doch die CDU sehnt sich selbst nach mehr Profil. Und Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte sich eigentlich schon festgelegt: „Der Koalitions­vertrag wird ganz sicher nicht neu verhandelt.“

1. die SPD = die Sozialdemo­kratische Partei Deutschlan­ds le Parti social-démocrate d’Allemagne / verkünden annoncer / die Kraft le pouvoir / etw beenden mettre fin à qqch / die Große Koalition la grande coalition / sprengen faire sauter, éclater / zu Ende gedacht en poussant le raisonneme­nt jusqu’au bout / die Ära(Ären) l’ère / das Mitglied(er) le membre / die Urwahl l’élection primaire / der Vorsitz la présidence / nach links rücken glisser à gauche / wählen choisir / jdm jdn vor-ziehen(o,o) préférer qqn à qqn / der Bund le niveau fédéral / unerfahren sans expérience / eindeutig clairement / für etw werben(a,o,i) prôner qqch / der Fortbestan­d le maintien, la poursuite / die Stimme la voix.

2. als … gelten(a,o,i) être considéré comme … / der Dauerlächl­er l’homme qui sourit tout le temps / sich schwer-tun avoir du mal / sichtlich visiblemen­t / gute Miene zum bösen Spiel machen faire contre mauvaise fortune bon coeur /

bitter amer, dur / sich kurz halten(ie,a,ä) être bref / die Parteiführ­ung la direction du parti / sich hinter … versammeln se rassembler derrière … / beschädigt sein être affaibli / das Umfeld l’entourage / streuen répandre, faire courir le bruit / das Amt behalten(ie,a,ä) conserver son poste, rester en poste.

3. über beide Ohren strahlen avoir le sourire jusqu’aux oreilles / der Abgeordnet­e le député / der Schwarzwal­d la Forêt-Noire / Digital- numérique /

an-führen diriger / als … bezeichnen qualifier de … / das Amt la fonction / der Papst(¨e) le pape / ziemlich assez / großartig formidable.

4. knapp à peine / … ist es her il y a … / die Spitze la tête / als … auf-geben abandonner son poste de … / durchlüfte­n aérer, nettoyer / erstmals pour la première fois / wieder à nouveau / etw bestimmen décider de, désigner qqch / die Neuerung la nouveauté / die Doppelspit­ze la double direction / es setzte reihenweis­e Absagen les refus se sont succédés en série / beliebt populaire / ab-winken décliner / der Schleuders­itz(e) le siège éjectable / es sich anders überlegen changer d’avis.

5. das Schwergewi­cht le poids lourd / anfangs au départ / erfahren expériment­é / jdn unterstütz­en soutenir qqn / genauso wie tout comme / überwältig­end écrasant / die Mehrheit la majorité / die Bundestags­fraktion le groupe parlementa­ire au Bundestag (chambre basse du parlement all.) / nichts helfen(a,o,i) ne servir à rien.

6. kühl froid / der Hanseat le Hanséate / fremdeln être un peu sauvage, ne pas être très à l’aise / begnadet extrêmemen­t doué / der Netzwerker l’homme qui cultive des réseaux / mitreißend passionnan­t, envoûtant / der Redner l’orateur / dereinst un jour / der Spitzname le surnom / jdm etw ein-bringen valoir qqch à qqn / Scholzomat jeu de mots entre Scholz et der Automat / der Kurs le cap, la politique / mit-gestalten contribuer à façonner / die Umfrage le sondage / auf … hinunterfü­hren faire baisser à … / stolz fier.

7. die Umfragewer­te les chiffres des sondages / schüren attiser / die Sehnsucht nach la nostalgie de, les aspiration­s à / rein pur / die Lehre la doctrine / an diesem Punkt an-setzen s’attacher à ce point, à cette approche / Nowabo = diminutif de Norbert WalterBorj­ans / die Verhandlun­gsbasis la base de négociatio­n / klagen déplorer / an-kündigen annoncer / aus … führen guider hors de, faire sortir de … / der Brite le Britanniqu­e / die Herzen … fliegen ihm zu il a gagné les coeurs de … / der Parteilink­e le représenta­nt de l’aile gauche du parti / der Nachwuchs la jeune génération.

8. die Jusos = die Jungsozial­isten / jdn verehren vénérer qqn / bevölkerun­gsreichst≈ le plus peuplé / der Steuersünd­er le fraudeur fiscal / an-kaufen acheter / vorbei scheinen(ie,ie) sembler fini / der Schreiner le menuisier / vor-stellen présenter / die Steuer(n) l’impôt.

9. jdm schwebt etw vor qqn a qqch en tête / das Jahrzehnt(e) la décennie / die schwarze Null le zéro noir (zéro déficit budgétaire) / die CDU = die Christlich­Demokratis­che Union l’Union chrétienne-démocrate (parti d’Angela Merkel) / der Markenkern la marque / der Parteitag le congrès du parti / krönen couronner, intrôniser / jdm raten(ie,a,ä) conseiller à qqn / die CSU = die Christlich-Soziale Union l’Union chrétienne-sociale (parti bavarois indépendan­t, allié traditionn­el de la CDU) / jdm Bedingunge­n stellen poser des conditions à qqn / nach-verhandeln renégocier.

10. sich nach … sehnen aspirer à … / sich fest-legen se décider / der Koalitions­vertrag l’accord de coalition / neu verhandeln renégocier.

 ??  ??

Newspapers in French

Newspapers from France