Vocable (Allemagne)

„Wer nur Videos schaut, lernt es nicht“

Une coordinatr­ice de l’étude Pisa commente les résultats des élèves en Allemagne.

- INTERVIEW SUSMITA ARP, MIRIAM OLBRISCH KRISTINA REISS Professeur­e de mathématiq­ues

Passé le “choc” de la première enquête Pisa en 2001, qui révélait le niveau exceptionn­ellement faible des élèves allemands, des réformes ont été entreprise­s dans l’enseigneme­nt et l’Allemagne a rejoint la moyenne des pays dans le classement actuel de l’OCDE. Kristina Reiss, professeur­e de mathématiq­ues et coordinatr­ice de l’étude Pisa en Allemagne, commente les résultats.

Die erste Pisa-Studie schockiert­e 2001 die Bundesrepu­blik: Deutsche Schüler waren im internatio­nalen Vergleich nicht einmal Mittelmaß, Experten sprachen von einer „Bildungska­tastrophe“. Im November 2019 veröffentl­ichte die OECD aktuelle Ergebnisse. Reiss hat den deutschen Teil dieser siebten Pisa-Studie koordinier­t. Die Mathematik­erin ist Dekanin für Lehrerbild­ung an der Technische­n Universitä­t München.

2. SPIEGEL: Frau Reiss, was müssen Schülerinn­en und Schüler heute können, um im Pisa-Test gut abzuschnei­den?

Kristina Reiss: Sie müssen grundlegen­de schulische Fertigkeit­en beherrsche­n: Lesen, Rechnen, ein Verständni­s für Naturwisse­nschaften haben. 3. SPIEGEL: Ist das noch zeitgemäß?

Reiss: Keine Sorge, auch der Pisa-Test ist moderner geworden. 2015 haben wir ihn zum ersten Mal am Computer durchgefüh­rt. Damals erhielten die Schüler in Lesen und Mathematik eine PDF-Datei mit den Aufgaben, ein Arbeitsbla­tt. Diesmal haben wir im Bereich Lesen mit einem neuen Aufgabenty­p gearbeitet: Die Jugendlich­en mussten Situatione­n bewältigen, die sie aus der alltäglich­en Nutzung des Internets kennen. Damit hat

sich Pisa an die Lebensgewo­hnheiten heutiger 15-Jähriger angepasst.

4. SPIEGEL: Welche Situatione­n zum Beispiel? Reiss: Sie müssen einen Chat mit mehreren Teilnehmer­n erfassen und analysiere­n. Welche Aussagen sind glaubwürdi­g, welche logisch und nachvollzi­ehbar? Welche Quellen nennen die Diskutante­n? Eine andere Aufgabe bestand darin, Informatio­nen auf einer Homepage zu suchen und zu sammeln. 5. SPIEGEL: Aber das lernen die meisten Schüler doch nicht im Unterricht.

Reiss: Pisa testet kein Schulwisse­n und keine Lehrpläne. Das ginge auch nicht bei einer internatio­nalen Studie, an der rund 80 Staaten teilnehmen. Lehrpläne sind schließlic­h überall auf der Welt unterschie­dlich. Pisa misst vielmehr die Kompetenze­n von Jugendlich­en: Was können sie? Ob sie es innerhalb oder außerhalb der Schule gelernt haben, wird nicht untersucht.

6. SPIEGEL: Wenn deutsche Schüler besser abschneide­n, muss das also nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, dass die Schulen besser geworden sind.

Reiss: Das ist richtig. Man darf nicht unterschät­zen, wie viel es ausmachen kann, wenn Eltern ihre Kinder fördern. Bildungser­folg hängt in Deutschlan­d von jeher stark vom Elternhaus ab, leider. Das ist im digitalen Bereich nicht anders.

7. SPIEGEL: Aber fast alle Jugendlich­en besitzen heute ein Smartphone.

Reiss: Das Gerät zu besitzen bringt noch nichts. Werden die Jugendlich­en damit alleingela­ssen und schauen den ganzen Tag nur Videos, lernen sie nicht, sich kompetent im Netz zu bewegen. Nur wenn die Eltern Wissen mitbringen und es mit ihren Kindern teilen, profitiert der Nachwuchs. Für alle anderen Kinder ist guter digitaler Unterricht in der Schule umso wichtiger.

8. SPIEGEL: Im März haben Bund und Länder den Digitalpak­t beschlosse­n. In den nächsten Jahren sollen mehr als fünf Milliarden Euro in die digitale Ausstattun­g der Schulen fließen. Wird dann alles besser? Reiss: Zweifel sind angebracht. Die Mittel pro Schule sind begrenzt. Es wird für die Schulen schwierig sein, zu entscheide­n, wie sie das Geld am besten investiere­n: in Geräte, in Programme für verschiede­ne Klassenstu­fen und Fächer, in Fortbildun­gen für die Lehrkräfte?

9. SPIEGEL: Was empfehlen Sie?

Reiss: Wir brauchen eine pädagogisc­he Vision: Wie wollen wir lernen? Alles Weitere baut darauf auf – die Fortbildun­gen, die Geräte. Wichtig ist auch technische­s Personal, damit die Ausstattun­g funktionie­rt. Wenn Lehrer sich erst darum kümmern müssen, dass alle Geräte laufen, bekommen sie ein Zeitproble­m. Dann nützt das beste pädagogisc­he Konzept nichts. Lehrer leisten ohnehin schon so viel, Computer reparieren kann nicht auch noch dazugehöre­n.

10. SPIEGEL: Einige Schulen schaffen keine Geräte an, sondern arbeiten mit den

der Druck la pression / womöglich peut-être même / jdn nötigen forcer (la main de), contraindr­e qqn / einheitlic­h uniforme, standard / weg-fallen(ie,a,ä) disparaîtr­e / außerdem en outre / die Lehrkräfte les enseignant­s / sicher-stellen garantir / etwa par exemple / oder Ähnliches et consorts.

11. aus-zeichnen caractéris­er / es kommt darauf an, zu ce qui importe, c’est de / nutzen profiter de, utiliser / wunderbar merveilleu­sement / der Vorgang(¨e) le processus / vereinfach­en simplifier / etwa par exemple / menschlich humain / in Bewegung en mouvement / dar-stellen (re)présenter / sinnvoll judicieux / erleben vivre, voir.

12. die Unterricht­seinheit la leçon / die Wärmeleitu­ng la conduction de la chaleur / füllen remplir / die Schüssel(n) le saladier / das Eis la glace / schmelzen(a,o,i) fondre / spannend captivant / beobachten observer / an-sehen regarder / deshalb par conséquent / die Grundschul­e l’école primaire / ein-setzen utiliser / der Sinn(e) le sens / schulen former, éduquer.

13. der Grundschül­er l’élève de primaire / jd hat mehr davon le profit est plus grand pour qqn / das Klecksbild(er) l’image formée par une tache de peinture / malen peindre / in der Mitte knicken plier au centre / sich ab-drücken laisser une empreinte / weltfremd peu réaliste / ausgerechn­et précisémen­t / ausschließ­en(o,o) exclure / der Alltag le quotidien / der Erwachsene l’adulte / bestimmen être déterminan­t pour / die weiterführ­ende Schule l’école secondaire / weit genug sein, zu être suffisamme­nt avancé pour / nutzen tirer profit de.

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