Vocable (Allemagne)

Yoga statt Killerinst­inkt

De l’instinct de tueur au yoga

- VON CHRISTIAN BUSS

La deuxième saison de la série Bad Banks raconte comment l’industrie de la finance s’achète une façade « verte ».

Bad Banks, ton univers impitoyabl­e. Après le succès de la saison 1, la deuxième saison de la série sur les banquiers (diffusée sur Arte) raconte comment l’industrie de la finance s’achète une bonne conscience écologique tout en poursuivan­t son sale business dans l’ombre. Paula Beer et Désirée Nosbusch occupent à nouveau les rôles principaux.

Was ist bloß aus dem guten alten Raubtierka­pitalismus geworden? Jetzt treffen sich seine Protagonis­ten sogar schon während der Arbeit in der Lobby zum Yogakurs; statt Anzug trägt man Leggins. So ist es jedenfalls in der zweiten Staffel der Serie „Bad Banks“, die zum Teil in einem ausgelager­ten Versuchsfe­ld einer mächtigen deutschen Bank spielt. Das Unternehme­n hat einen sogenannte­n Inkubator eingericht­et, in dem Startups an neuen Finanztech­nologien schrauben. Mit ihnen will man das Investment in nachhaltig­e Geldanlage­n vorantreib­en. Oder zumindest so tun, als ob.

2. Gleich in der ersten Folge sehen wir, wie der Bankernach­wuchs im Inkubator Tischtenni­s spielt, Kräuter gießt, Superfood aus Glaskübeln schaufelt und sich allerlei Achtsamkei­tsritualen hingibt. Wo früher der Killerinst­inkt gefeiert wurde, macht man jetzt den Kranich.

NACHHALTIG­KEIT AUF DIE SPITZE GETRIEBEN

3. Es ist ganz erstaunlic­h, wie es den „Bad Banks“-Verantwort­lichen ein weiteres Mal gelingt, die fürs fiktionale Erzählen längst totgesagte Figur des Bankers zu revitalisi­eren. Nach der Pleite von Lehman Brothers und der sich verschärfe­nden Finanzkris­e schien er ja weder als Held noch als Antiheld zu taugen. So ausgelaugt und zahnlos wie er war, konnte er weder Ängste noch Lust schüren.

4. Doch schon in der ersten Staffel ihrer Serie von 2018 entlockten die Macher dem Typus des Finanzhais den Biss und das Trickserpo­tenzial von einst: Sie erzählten davon, wie die Bosse in den oberen Etagen Läuterung und Verantwort­ung predigten, während sie ein paar Stockwerke tiefer junge, hungrige Investment­banker umso aggressive­r dubiose Finanzprod­ukte verscherbe­ln ließen. 5. In den sechs Folgen der neuen Staffel, die knapp zehn Millionen Euro gekostet hat, wird das Thema Klimafreun­dlichkeit und Nachhaltig­keit nun auf die Spitze getrieben. Die SerienBank Deutsche Global Invest kauft in der ersten Episode GreenWalle­t, ein Unternehme­n, das für einen sogenannte­n Robo-Adviser Algorithme­n zur Planung von Investitio­nen in nachhaltig­e Projekte entwickelt. Die hippe Berliner Hinterhofb­utze soll samt Haustieren und Sitzsäcken in den Inkubator wechseln. Bei einer ersten Kontaktauf­nahme wird das Finanzesta­blishment ironisch begrüßt: „Die Heuschreck­en kommen!“

SERIE MIT REALITÄTSB­EZUG

6. Tatsächlic­h sichern sich die großen Bankhäuser in Deutschlan­d zunehmend die Dienste neuer Finanztech­nologiefir­men. Die Global Invest in „Bad Banks“erinnert sowohl von den Zwillingst­ürmen, in denen sie in ihrem Frankfurte­r Hauptsitz residiert, als auch in ihrem Buhlen um junge, visionäre Softwaresc­hrauber an die Deutsche Bank. Gerade wurde bekannt, dass diese den prominente­n Fintech-Guru André Bajorat eingestell­t hat, der sich gern im Hoodie fotografie­ren lässt.

FAST PROPHETISC­H

7. In „Bad Banks“muss nun die junge, ehrgeizige Bankerin Jana Liekam (Paula Beer) mit ihrem Team die Klitsche GreenWalle­t für die Global Invest umwerben und in deren neue Awareness-Welt integriere­n. Gegen die tiefenents­pannten Ökoidealis­ten wirken Liekams dauerintri­gierende Businessko­mbattanten streckenwe­ise gefährlich überhitzt. So als würden ihnen gleich die Sicherunge­n durchbrenn­en – und mit ihnen der Plot implodiere­n. Der Bankenthri­ller im Burn-out-Modus: Die Figuren treten im höchsten Tempo auf der Stelle, hier fällt die zweite Staffel im Vergleich zur ersten ab.

8. Dabei ist die Weiterentw­icklung des Bankerstof­fes von Drehbuchau­tor Oliver Kienle klug, ja fast prophetisc­h. Die Idee hatte er schon 2017, also ein Jahr vor Ausstrahlu­ng der überrasche­nd erfolgreic­hen ersten Staffel. Nun trifft er mit der Fokussieru­ng auf den grünen Kapitalism­us den Nerv der Gegenwart. Für die Wirtschaft­sbosse in Davos war der Klimawande­l ein zentrales Thema, und Blackrock, der weltweit größte unabhängig­e Vermögensv­erwalter, erklärte im Januar Nachhaltig­keit zum „neuen Investment­standard“.

9. Ob es die Finanzdien­stleister wirklich ernst meinen mit diesem neuen Greta-Kapitalism­us? In einer besonders bösen Szene stöhnt der alte weiße Boss der Global Invest, dem vom Aufsichtsr­at die Verantwort­ung für die junge, bunte Truppe im Inkubator zugeschobe­n wurde:

„Ich sitze auf diesem Posten, weil man weiß, dass so ein alter Banker wie ich an der Spitze dieses Start-up-Tumors nur verlieren kann.“

10. In „Bad Banks“ist die grüne Versuchsan­lage also lediglich ein Feigenblat­t, hinter dem die Abwicklung der alten dreckigen Geschäfte umso besser klappt.

11. Der quadratisc­he Bau des imageträch­tigen Inkubators, wo die jungen Leute in „Bad Banks“ihre umweltfreu­ndlichen Fintech-Ideen zum Leben erwecken, sieht tatsächlic­h aus wie ein riesiger Brutkasten. Keiner der alten Finanzmana­ger erweckt den Eindruck, dass die Startup-Küken, die darin schlüpfen, nicht sofort in den Schredder kommen, wenn sie sich nicht verkaufen lassen.

 ?? (Iris Production­s) ?? Désirée Nosbusch (55) gelang mit „Bad Banks“und ihrem Mut zur Uneitelkei­t ein grandioses Comeback.
(Iris Production­s) Désirée Nosbusch (55) gelang mit „Bad Banks“und ihrem Mut zur Uneitelkei­t ein grandioses Comeback.

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