Yoga statt Killerinstinkt
De l’instinct de tueur au yoga
La deuxième saison de la série Bad Banks raconte comment l’industrie de la finance s’achète une façade « verte ».
Bad Banks, ton univers impitoyable. Après le succès de la saison 1, la deuxième saison de la série sur les banquiers (diffusée sur Arte) raconte comment l’industrie de la finance s’achète une bonne conscience écologique tout en poursuivant son sale business dans l’ombre. Paula Beer et Désirée Nosbusch occupent à nouveau les rôles principaux.
Was ist bloß aus dem guten alten Raubtierkapitalismus geworden? Jetzt treffen sich seine Protagonisten sogar schon während der Arbeit in der Lobby zum Yogakurs; statt Anzug trägt man Leggins. So ist es jedenfalls in der zweiten Staffel der Serie „Bad Banks“, die zum Teil in einem ausgelagerten Versuchsfeld einer mächtigen deutschen Bank spielt. Das Unternehmen hat einen sogenannten Inkubator eingerichtet, in dem Startups an neuen Finanztechnologien schrauben. Mit ihnen will man das Investment in nachhaltige Geldanlagen vorantreiben. Oder zumindest so tun, als ob.
2. Gleich in der ersten Folge sehen wir, wie der Bankernachwuchs im Inkubator Tischtennis spielt, Kräuter gießt, Superfood aus Glaskübeln schaufelt und sich allerlei Achtsamkeitsritualen hingibt. Wo früher der Killerinstinkt gefeiert wurde, macht man jetzt den Kranich.
NACHHALTIGKEIT AUF DIE SPITZE GETRIEBEN
3. Es ist ganz erstaunlich, wie es den „Bad Banks“-Verantwortlichen ein weiteres Mal gelingt, die fürs fiktionale Erzählen längst totgesagte Figur des Bankers zu revitalisieren. Nach der Pleite von Lehman Brothers und der sich verschärfenden Finanzkrise schien er ja weder als Held noch als Antiheld zu taugen. So ausgelaugt und zahnlos wie er war, konnte er weder Ängste noch Lust schüren.
4. Doch schon in der ersten Staffel ihrer Serie von 2018 entlockten die Macher dem Typus des Finanzhais den Biss und das Trickserpotenzial von einst: Sie erzählten davon, wie die Bosse in den oberen Etagen Läuterung und Verantwortung predigten, während sie ein paar Stockwerke tiefer junge, hungrige Investmentbanker umso aggressiver dubiose Finanzprodukte verscherbeln ließen. 5. In den sechs Folgen der neuen Staffel, die knapp zehn Millionen Euro gekostet hat, wird das Thema Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit nun auf die Spitze getrieben. Die SerienBank Deutsche Global Invest kauft in der ersten Episode GreenWallet, ein Unternehmen, das für einen sogenannten Robo-Adviser Algorithmen zur Planung von Investitionen in nachhaltige Projekte entwickelt. Die hippe Berliner Hinterhofbutze soll samt Haustieren und Sitzsäcken in den Inkubator wechseln. Bei einer ersten Kontaktaufnahme wird das Finanzestablishment ironisch begrüßt: „Die Heuschrecken kommen!“
SERIE MIT REALITÄTSBEZUG
6. Tatsächlich sichern sich die großen Bankhäuser in Deutschland zunehmend die Dienste neuer Finanztechnologiefirmen. Die Global Invest in „Bad Banks“erinnert sowohl von den Zwillingstürmen, in denen sie in ihrem Frankfurter Hauptsitz residiert, als auch in ihrem Buhlen um junge, visionäre Softwareschrauber an die Deutsche Bank. Gerade wurde bekannt, dass diese den prominenten Fintech-Guru André Bajorat eingestellt hat, der sich gern im Hoodie fotografieren lässt.
FAST PROPHETISCH
7. In „Bad Banks“muss nun die junge, ehrgeizige Bankerin Jana Liekam (Paula Beer) mit ihrem Team die Klitsche GreenWallet für die Global Invest umwerben und in deren neue Awareness-Welt integrieren. Gegen die tiefenentspannten Ökoidealisten wirken Liekams dauerintrigierende Businesskombattanten streckenweise gefährlich überhitzt. So als würden ihnen gleich die Sicherungen durchbrennen – und mit ihnen der Plot implodieren. Der Bankenthriller im Burn-out-Modus: Die Figuren treten im höchsten Tempo auf der Stelle, hier fällt die zweite Staffel im Vergleich zur ersten ab.
8. Dabei ist die Weiterentwicklung des Bankerstoffes von Drehbuchautor Oliver Kienle klug, ja fast prophetisch. Die Idee hatte er schon 2017, also ein Jahr vor Ausstrahlung der überraschend erfolgreichen ersten Staffel. Nun trifft er mit der Fokussierung auf den grünen Kapitalismus den Nerv der Gegenwart. Für die Wirtschaftsbosse in Davos war der Klimawandel ein zentrales Thema, und Blackrock, der weltweit größte unabhängige Vermögensverwalter, erklärte im Januar Nachhaltigkeit zum „neuen Investmentstandard“.
9. Ob es die Finanzdienstleister wirklich ernst meinen mit diesem neuen Greta-Kapitalismus? In einer besonders bösen Szene stöhnt der alte weiße Boss der Global Invest, dem vom Aufsichtsrat die Verantwortung für die junge, bunte Truppe im Inkubator zugeschoben wurde:
„Ich sitze auf diesem Posten, weil man weiß, dass so ein alter Banker wie ich an der Spitze dieses Start-up-Tumors nur verlieren kann.“
10. In „Bad Banks“ist die grüne Versuchsanlage also lediglich ein Feigenblatt, hinter dem die Abwicklung der alten dreckigen Geschäfte umso besser klappt.
11. Der quadratische Bau des imageträchtigen Inkubators, wo die jungen Leute in „Bad Banks“ihre umweltfreundlichen Fintech-Ideen zum Leben erwecken, sieht tatsächlich aus wie ein riesiger Brutkasten. Keiner der alten Finanzmanager erweckt den Eindruck, dass die Startup-Küken, die darin schlüpfen, nicht sofort in den Schredder kommen, wenn sie sich nicht verkaufen lassen.