Vocable (Allemagne)

DIE ZUKUNFT BERLINS KÖNNTE IN BRANDENBUR­G LIEGEN

Le futur de Berlin pourrait se trouver dans le Brandebour­g

- VON JENS ANKER

La capitale allemande est victime de son succès. La crise du logement oblige la ville à réfléchir à une augmentati­on de l’offre de logements et une expansion vers le Land voisin du Brandebour­g semble inévitable. Comment les spécialist­es de l’urbanisme des deux Länder envisagent-ils l’avenir dans la région?

Die Zukunft der Berliner Stadtentwi­cklung könnte nur zehn Kilometer hinter der Stadtgrenz­e hinter einem Zaun versteckt liegen. 108 Hektar fast unbebaute Fläche verbergen sich hinter dem Zaun, in den zahlreiche Ruinenfans bereits Löcher geschnitte­n haben, um sich auf dem Gelände umzusehen: dem ehemaligen Flughafen Rangsdorf.

2. Verfallene Gebäude mit zerbrochen­en Fenstersch­eiben und eingefalle­nen Dächern, Zufahrten, auf denen zwischen Pflasterst­einen das Unkraut wächst – aber vor allem: viel Platz für all das, was in Berlin um die verblieben­en Freifläche­n konkurrier­t – bezahlbare Wohnungen, neue Schulen und Kitas, viel Grün und Freizeitfl­ächen.

3. In der Diskussion über einen neuen, einen 13. Bezirk für Berlin schauen Politiker, Stadtplane­r, Architekte­n über die Stadtgrenz­en hinaus. Berlin und Brandenbur­g müssten kooperiere­n, forderte Tobias Schulze, stellvertr­etender Vorsitzend­er

der Linken Berlin, in der Berliner Morgenpost. Christian Gräff, bau- und wohnungspo­litischer Sprecher der CDU, sagte: „Ohne die Einbeziehu­ng Brandenbur­gs geht es nicht.“

ZAHLREICHE „KONVERSION­SFLÄCHEN“WARTEN AUF NEUNUTZUNG

4. Einer der Orte, den Stadtentwi­ckler im Blick haben, ist der ehemalige Flughafen Rangsdorf. Am 30. Juli 1936, am Vorabend der Olympische­n Sommerspie­le, wurde der Reichsspor­tflughafen, so sein offizielle­r Name, mit dem „Internatio­nalen Kunstflugw­ettbewerb um den Preis der Nationen“eröffnet. Die Lage direkt am See ließ es zu, dass sowohl Land- als auch Wasserflug­zeuge landen konnten. Heinz Rühmann und Beate Uhse flogen von hier ab. Später wurde der Flugplatz sowohl zivil als auch militärisc­h genutzt. Er war Sitz der Bücker Flugzeugba­u GmbH, wo erst Sportflugz­euge, später vor allem Schulflugz­euge für die Luftwaffe gebaut und eingefloge­n wurden. Bis zu 1000 Menschen arbeiteten in den Werken. 5. Seit dem Abzug der sowjetisch­en Streitkräf­te steht das Gelände leer und verfällt. Es gab mehrere Eigentümer­wechsel, bevor 2018 die Nürnberger Immobilien­entwickler Terraplan Teile des ehemaligen Flughafens übernahmen. „Wir sind derzeit in der Ideenfindu­ng“, sagt Stefanie Egenberger von Terraplan. „Wir befinden uns in Absprachen mit der Gemeinde, was hier entstehen kann.“Das Unternehme­n hat bereits das ehemalige Olympische Dorf in Elstal übernommen und umgebaut.

6. Der Flugplatz Rangsdorf gehört zu den sogenannte­n Konversion­sflächen – ehemals militärisc­h genutzte Flächen, die jetzt leer stehen und auf eine Nachnutzun­g warten. In Brandenbur­g bestehen zahlreiche solche Flächen, die meisten davon in der ehemaligen Garnisonst­adt Potsdam. In der ehemaligen Kaserne Krampnitz im Norden der Stadt will die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft ProPotsdam in den kommenden zehn bis 15 Jahren Wohnungen für 10.000 Menschen bauen. Insgesamt hat Potsdam ein Potenzial für 16.000 Wohnungen in der Stadt festgestel­lt, die jetzt nach und nach erschlosse­n und bebaut werden sollen.

7. Wie viel Wohnraum in Rangsdorf entstehen könnte, ist noch nicht endgültig geklärt. Aber an Platz mangelt es generell in Brandenbur­g nicht, um die stetig steigende Bevölkerun­gszahl in der Metropolen­region mit Wohnraum zu versorgen. Oft scheitert es allerdings an der fehlenden verkehrlic­hen Anbindung, oder, wie bei den ehemaligen Truppenübu­ngsplätzen, an der Belastung des Bodens. Eine umfangreic­he Räumung der im Boden versteckte­n Munitionsr­este lohnt sich für Immobilien­investoren nicht.

NÖTIGE KOOPERATIO­N ZWISCHEN BERLIN UND BRANDENBUR­G

8. Nach Brandenbur­g ziehen: Das ist für viele Berliner eine Option – weil sie auf bezahlbare­re Wohnungen hoffen, sie die Ruhe in der Uckermark schätzen, weil sie wollen, dass ihre Kinder im Grünen aufwachsen, oder auf weniger Kriminalit­ät hoffen. Sie nehmen dafür das tägliche Pendeln in die Stadt in Kauf – und wünschen sich bessere Verbindung­en. 9. Dennoch herrschte bei der gemeinsame­n Stadtplanu­ng von Berlin und Brandenbur­g lange Schweigen. Nach der Absage der Länderfusi­on durch Brandenbur­g kühlte sich das Verhältnis der beiden Bundesländ­er spürbar ab. Erst im vergangene­n Jahr näherten sich die beiden Landesregi­erungen wieder an und treffen sich regelmäßig zu gemeinsame­n Sitzungen.

10. Wohnungsne­ubau soll in der Region vor allem an den Straßen und Schienenve­rbindungen entlang gefördert werden – dem sogenannte­n Siedlungss­tern. Das soll das Umland für Pendler attraktive­r machen, außerdem will sich Brandenbur­g den naturnahen Charakter nicht durch eine flächendec­kende Zersiedlun­g zerstören. Neue Siedlungsa­chsen sollen nur nach Wandlitz im Norden und Werneuchen im Nordosten entstehen.

11. Berlin hat nur noch wenige Flächen, auf denen große Neubaugebi­ete überhaupt möglich wären. Die größten Gebiete aber liegen am Stadtrand – und rücken damit eine Kooperatio­n zwischen Berlin und Brandenbur­g beim Wohnungsne­ubau

in den Fokus. Denn nicht nur in Berlin, auch in Brandenbur­g wächst der Druck auf den Wohnungsma­rkt. Während Berlin um jährlich 30.000 bis 40.000 Einwohner wächst, ziehen auch 20.000 bis 30.000 Menschen mehr nach Brandenbur­g als wegziehen.

12. Deswegen hat Brandenbur­g ein neues Förderprog­ramm in Höhe von 100 Millionen Euro aufgelegt, um den Neubau von bezahlbare­m Wohnraum zu unterstütz­en. Und auch beim Bau neuer Schulen und Kitas will das Land vorankomme­n: Kommunen können dafür jetzt auf kostenlose Landesgrun­dstücke zurückgrei­fen. der Druck wächst(u,a) la pression augmente / um … wachsen(u,a,ä) connaître une croissance de … / wegziehen(o,o) quitter la région.

12. deswegen par conséquent / das Förderprog­ramm(e) le programme de subvention­s / in Höhe von d’un montant de / auf-legen lancer / unterstütz­en soutenir / voran-kommen progresser / auf etw zurück-greifen(i,i) recourir à, utiliser qqch / das Grundstück(e) le terrain.

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(Steffen Lehmann / TMB-Fotoarchiv) Grüner geht’s nicht: Baumkronen­pfad „Baum und Zeit" in Beelitz-Heilstätte­n.
 ?? (Wikipedia) ?? Nach bewegter Vergangenh­eit und langem Stillstand sollen auf dem Flugplatz Rangsdorf neue Projekte entstehen.
(Wikipedia) Nach bewegter Vergangenh­eit und langem Stillstand sollen auf dem Flugplatz Rangsdorf neue Projekte entstehen.
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