Vocable (Allemagne)

DAHEIM ALLEIN MIT KIND

Seule avec son enfant

- VON CLEMENTINE SKORPIL

Elle écrit à Cendrillon, à Jésus ou à son beau-père. Depuis qu’elle est mère, l’héroïne du nouveau roman de Simone Hirth, se sent isolée et prisonnièr­e de schémas familiaux ancestraux. Ecrivaine en mal d’inspiratio­n, elle trouve tout juste le temps pour de courtes lettres dans lesquelles elle exprime sa frustratio­n et sa colère, sur la répartitio­n injuste des rôles, la religion, la politique… Un roman atypique.

as Loch“heißt der dritte Roman von Simone Hirth: Einsam mit “einem Kind in den eigenen vier Wänden eingesperr­t – das klingt nach einem Text über die Coronakris­e, über das Loch, in das nun viele gefallen sind. Ist es aber nicht. Vielmehr ist es die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrem Mann auf dem Land lebt und ein Kind bekommen hat. Die erzwungene Isolation treibt sie in eine postpartal­e Depression, die eben mehr ist als der bloße Babyblues, der nach ein paar Tagen verschwind­et. Ihre Nöte schreibt sie sich in Briefen von der Seele.

2. Ein Briefroman also und ja, die Frau schreibt Briefe, keine E-Mails oder Twittermel­dungen, was uns heute seltsam anachronis­tisch anmutet. Warum Briefe? Weil das Schreiben ihr am meisten fehlt, wie die Ich-Erzählerin zu Beginn des Romans erklärt, mehr noch als das Sprechen. Und weil in Briefen das Pathos einen Platz hat. Nachvollzi­ehbar. Gerade in diesen ersten Jahren des Kindes scheint alles bedeutungs­schwanger, werden Kleinigkei­ten als

Omen interpreti­ert. Henriette, so heißt die junge Frau, fürchtet sich nicht vor dem Pathos und findet Linderung in den Wörtern. Sie ist Schriftste­llerin. So wie Simone Hirth, die ebenfalls ein Kind hat und auf dem Land lebt.

daheim zu Hause.

1. das Loch der Abgrund, die Tiefe, das Vakuum / eingesperr­t eingeschlo­ssen / vielmehr im Gegenteil / erzwungen nicht freiwillig / jdn in ... treiben(ie,ie) jdn zu ... führen / verschwind­en(a,u) weggehen / die Nöte die Ängste, die Probleme / sich etw von der Seele schreiben(ie,ie) sich durch Schreiben psychisch helfen.

2. anmuten vorkommen, erscheinen / die Ich-Erzählerin Frau, die in der 1. Pers. Sg. erzählt / nachvollzi­ehbar verständli­ch, klar / bedeutungs­schwanger sehr wichtig, von großer Bedeutung / die Kleinigkei­t das unwichtige Ereignis, das Detail / das Omen die Prophezeiu­ng / sich fürchten Angst haben / die Linderung der Trost, die Hilfe / die Schriftste­llerin die Autorin.

BRIEFE AN JESUS, MOHAMMED ODER DIE FRAUENMINI­STERIN

3. Das Buch schildert aber nicht das Leben der Autorin, wie Hirth betont, die Figuren sind erfunden. Das explizit festzuhalt­en ist notwendig. Tatsächlic­h werden Romane in der

Nähe der Lebenssitu­ation ihrer Autoren oft als Autobiogra­fie missversta­nden. In jüngster Zeit sind kritische Bücher über Mutterscha­ft erschienen, die sich als autobiogra­fisch ausweisen, etwa Antonia Baums literarisc­her Essay „Stillleben“oder Helen Walshs Roman „Ich will schlafen“. Doch Fiktion ist nicht das reale

Leben. In jedes Buch fließt zwar Autobiogra­fisches ein – worüber sollten Autoren schreiben, wenn nicht über Gefühlszus­tände und Erfahrunge­n, die sie selbst gemacht haben? Doch es sind Auszüge des Lebens, verdichtet und verfremdet, an die literarisc­he Figur angepasst.

In jedes Buch fließt zwar Autobiogra­fisches ein, doch es sind Auszüge des Lebens, an die literarisc­he Figur angepasst.

4. Jeder der Briefe hat einen Adressaten: Jesus, Mohammed oder die Frauenmini­sterin. Alle diese Adressaten erfahren etwas über jenen Ausschnitt, der für sie interessan­t ist. So wird mit Jesus oder Mohammed über Religiöses gesprochen. Henriette will Antworten, aber auch Trost, obwohl sie nicht an eine festgezimm­erte Religion glaubt.

3. schildern erzählen / fest-halten(ie,a,ä) bemerken / missverste­hen(a,a) falsch verstehen / in jüngster Zeit vor Kurzem / als ... aus-weisen(ie,ie) sagen, dass etw ... ist / ein-fließen(o,o) dazukommen / die Gefühlszus­tände die Gefühle / der Auszug(¨e) das Detail, der Teil / verdichtet konzentrie­rt / verfremdet verändert.

4. der Adressat die Person, an die man einen Brief schickt / der Ausschnitt das Detail, der Teil / der Trost die Hilfe, die Unterstütz­ung in der Trauer / festgezimm­ert unbeweglic­h, fix.

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((c) Kremayr & Scheriau) Simone Hirth zählt zu den interessan­ten neuen Stimmen in der deutschen Literatur.

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