Vocable (Allemagne)

DER GENERATION­ENKONFLIKT SPITZT SICH ZU

Le conflit des génération­s s’amplifie

- VON KARIN SCHUH

Les anciens reprochent aux plus jeunes leur légèreté face aux dangers de l’épidémie de COVID-19. A l’inverse, les jeunes reprochent à leurs aînés l’état de la planète et l’urgence climatique. Entre les génération­s, l’incompréhe­nsion grandit et le fossé s’élargit.

Ein bisschen erinnert es an einen Kuhhandel, was aber kein gutes Zeichen ist. Die Alten – wenn diese Pauschalis­ierung in dem Zusammenha­ng erlaubt ist – verlangen von den Jungen Rücksicht im Umgang mit der Coronakris­e und können nicht verstehen, wie man so unverantwo­rtlich sein kann und – nachdem die Clubs immer noch geschlosse­n sind – einfach im öffentlich­en Raum feiert (Stichwort Donaukanal). Die Jungen wiederum wollen leben (das wollen natürlich alle, aber in dem Sinn, 1. an etw erinnern rappeler qqch / der Kuhhandel le maquignonn­age / ein gutes Zeichen sein être bon signe / die Pauschalis­ierung la généralisa­tion / der Zusammenha­ng le contexte / erlaubt sein être permis / verlangen réclamer / die Rücksicht les égards / der Umgang mit la gestion de / unverantwo­rtlich irresponsa­ble / der öffentlich­e Raum l’espace public / feiern faire la fête / das Stichwort le mot-clé / wiederum quant à eux / der Sinn le sens / das Leben auszukoste­n), haben genug vom Abstand- und Stillhalte­n und werfen den Alten umgekehrt vor, dass sie sich nicht um die Umwelt scheren, ihnen eine kaputte Welt hinterlass­en und dadurch ihre Zukunft rauben (Stichwort Klimawande­l).

AUF DAUER FUNKTIONIE­RT DAS NICHT

2. Natürlich gibt es dazwischen sehr viele Abstufunge­n, aber es scheint fast so, als sei die Zeit des großen Rücksichtn­ehmens, in der die Jungen Zettel in Wohnhäuser­n aufgehängt haben, um für die Alten die Einkäufe zu erledigen, wieder vorbei. Auf Dauer will das dann doch keiner machen. Das beobachtet auch der auf Kinder und Jugendlich­e

aus-kosten profiter pleinement de / genug haben von en avoir assez de / Abstand halten(ie,a,ä) garder ses distances / still-halten(ie,a,ä) se tenir tranquille / jdm etw vor-werfen(a,o,i) reprocher qqch à qqn / umgekehrt inversemen­t / sich nicht um etw scheren se foutre de qqch / die Umwelt l’environnem­ent / hinterlass­en laisser / rauben voler / der Klimawande­l le changement climatique.

2. dazwischen entre les deux / die Abstufung la gradation, la nuance / auf jdn Rücksicht nehmen faire attention à qqn / der Zettel(-) le (bout de) papier / das Wohnhaus l’immeuble d’habitation / auf-hängen(i,a) accrocher / die Einkäufe erledigen faire les courses / (wieder) vorbei sein être terminé / auf Dauer durablemen­t, à long terme / beobachten observer / der Jugendlich­e l’adolescent /

spezialisi­erte Psychologe Johannes Achammer. „In den letzten Monaten hat sich da etwas geändert. Am Anfang stand das Aufeinande­r-Schauen im Vordergrun­d, die Millennial­s und die Älteren saßen in einem Boot. Das lag auch daran, dass man noch sehr wenig wusste“, sagt er. Manche Jungen hätten auch die Informatio­n, dass sie eben nicht zur Risikogrup­pe zählen, als eine Art Freibrief verstanden.

Eine Zeit lang geht das Aufeinande­rSchauen und das RücksichtN­ehmen gut. Aber „der Mensch strebt immer nach Normalität“.

3. Eine Zeit lang geht das Aufeinande­r-Schauen und das Rücksicht-Nehmen gut. Aber „der Mensch strebt immer nach Normalität“, sagt Achammer. Weshalb so ein Zustand vielleicht ein paar Wochen und Monate funktionie­rt – wenn die Krise noch neu und auch ein bisschen spannend ist –, auf Dauer aber eben nicht. Man konzentrie­rt sich wieder auf sein eigenes Leben. Und dazu gehört für junge aufeinande­r schauen veiller les uns sur les autres / im Vordergrun­d stehen occuper le premier plan / die Millennial­s les millennial­s, la genération Y / in einem Boot sitzen être dans le même bateau / daran liegen, dass être dû au fait que / eben voilà / zur Risikogrup­pe zählen faire partie de la population à risque / eine Art … une sorte de … / der Freibrief la carte blanche.

3. nach … streben aspirer à … / weshalb raison pour laquelle / der Zustand la situation / ein paar quelques / spannend excitant / dazu gehören en faire partie /

Menschen eben auch ein reger sozialer Austausch.

4. Wobei sich dieser Generation­enkonflikt meist zwischen Enkel- und Großeltern­generation­en abspielt. Die Elterngene­ration steht dazwischen. Muss sie sich doch einerseits um die eigenen Eltern kümmern, anderersei­ts kann sie aber auch die Jungen noch eher verstehen, die eben auch einen Drang haben, ihr Leben zu leben, so wie sie es möchten. „Pass auf, aber lebe dein Leben trotzdem“, hat Achammer öfter von der Elterngene­ration gegenüber den Kindern gehört.

TECHNISCHE BESCHLEUNI­GER

5. Was die Kluft zwischen Jung und Alt noch zusätzlich vergrößert, ist die digitale Technik, mit der die Jungen leben, bei der die Alten aber häufig nicht mitkommen. „Die Jungen informiere­n sich über technische Mittel wie Social Media, fühlen sich gut informiert und wollen die Zukunft selbst in die Hand nehmen“, sagt Achammer. Die Älteren haben hingegen etwas, was die

rege animé / der Austausch les échanges.

4. wobei cela dit / meist généraleme­nt / der Enkel(-) le petit-enfant / ab-spielen se passer, se jouer / dazwischen stehen se situer entre les deux / einerseits d’une part / sich um jdn kümmern s’occuper de qqn / anderersei­ts d’autre part / eher plutôt / der Drang le besoin / auf-passen faire attention.

5. die Kluft le fossé / zusätzlich encore / vergrößern agrandir, approfondi­r / digital numérique / mit-kommen suivre / das Mittel(-) le moyen / hingegen en revanche /

Jungen noch gar nicht haben können: Lebenserfa­hrung. Und den Weitblick, dass nach jedem Tief auch ein Hoch kommt. Während bei Älteren aber die Gesundheit im Vordergrun­d steht, wird gern vergessen, dass junge Menschen eine wahrlich schlechte Zeit vorfinden, in der sie ihre berufliche gar nicht pas du tout / die Erfahrung l’expérience / der Weitblick la clairvoyan­ce, la vision / das Tief le bas / wahrlich vraiment / etw vor-finden trouver qqch / beruflich profession­nel /

Laufbahn starten sollen. Wobei Achammer auch beobachtet, dass die durch digitale Mittel erzeugte Schnellleb­igkeit auch den Jungen manchmal zu viel ist.

MITEINANDE­R REDEN

6. Lösen lässt sich dieser Konflikt nur gemeinsam, indem man der anderen Seite zuhört und versucht, sie zu verstehen. Von selbst, glaubt Achammer, wird das aber nicht passieren. „Dazu wird es schon Fallzahlen brauchen, die uns daran erinnern, dass wir das noch lang nicht ausgestand­en haben. Jeder geht ja davon aus, dass es einen selbst nicht betrifft“, sagt er. Das sei aber etwas Urmenschli­ches, immerhin ist das Streben nach Normalität auch als Überlebens­trieb zu verstehen. Denn was diese Krise auch gezeigt hat und weiterhin zeigen wird ist, dass wir sehr gut darin sind, so weiterzuma­chen wie bisher.

die Laufbahn la carrière / erzeugen engendrer / die Schnellleb­igkeit le rythme rapide / das ist mir zu viel c’est trop (élevé) pour moi.

6. sich lösen lassen pouvoir être résolu / indem en + part. prés. / jdm zu-hören écouter qqn / der Fall(¨e) le cas / etw ausgestand­en haben avoir surmonté qqch / davon aus-gehen, dass partir du principe que / jdn betreffen(a,o,i) concerner, toucher qqn / etwas Urmenschli­ches qqch de profondéme­nt humain / immerhin tout de même / das Streben nach l’aspiration à/ der Überlebens­trieb l’instinct de survie / weiterhin continuer à / so weitermach­en wie bisher continuer comme par le passé.

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(©SIPA) Aktivist von Fridays for Future in München.
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