Kleider aus Klamotten
Des nouveaux vêtements à partir de vieilles fringues
Recycler les vieux vêtements : une manne pour l’industrie textile
La mode est une usine à déchets. Les Allemands jettent chaque année plus d’un million de tonnes de textiles. Aujourd’hui, de nouveaux procédés permettent de recycler en grande partie le coton et la viscose qui composent les tissus d’habillement. Une manne pour l’industrie du textile soucieuse de soigner son image écolo.
Rund 25 Kilogramm Kleidung kaufen die Deutschen pro Kopf und Jahr. Ein großer Teil der Klamotten landet früher oder später im Müll oder über den Umweg von Altkleidersammlungen in Afrika, wo es keine geregelte Abfallentsorgung gibt. Während des Lockdown haben besonders viele Menschen ihre Schränke geleert. Nur ein kleiner Teil der alten Textilien wird zu Dämmstoff verarbeitet. Dabei könnte das Recycling viel besser laufen.
2. Baumwolle ist chemisch betrachtet Cellulose, auch Zellstoff genannt. Auch Viskose besteht aus Cellulose. Und aus Baumwolle und Viskose sind die meisten Kleidungsstücke gefertigt. Löst man die Cellulose aus Shirts und Jeans heraus, können aus alten Klamotten neue Kleider entstehen. Außerdem bräuchte die
Industrie weniger Zellstoff, für den auch Buchen oder Eukalyptusbäume fallen. Es ist ein technisch naheliegender Kreislauf, den in der Vergangenheit nur niemand geschlossen hat.
RECYCLINGANTEIL MUSS ERHÖHT WERDEN
3. Nun beschreiten gleich mehrere Firmen in Europa diesen Weg. Im Labor funktioniert es. „Das Recycling ist eine unausweichliche Notwendigkeit. Wir haben auf mittlere Sicht gar nicht genug Fasern, um immer mehr Menschen anzuziehen“, sagt Robert van de Kerkhof, Marketing- und Vertriebsvorstand bei Lenzing. Der österreichische Textilfaserproduzent bietet bereits Viskose mit einem Recyclinganteil von 30 Prozent an. Bis vor Kurzem verarbeitete Lenzing dafür nur Zuschnittreste der Industrie. Nun ist das Verfahren aber auch für den Einsatz von Altkleidern der Verbraucher reif, so van de Kerkhof. Für die Zukunft kündigt er eine Erhöhung des Recyclinganteils auf 50 Prozent an.
4. Auch das Start-up Infinited Fiber im finnischen Espoo bekommt ballenweise klein gehäckselte Altkleider. Daraus löst es die Cellulose heraus und erzeugt frische Fasern. Es kooperiert mit Wrangler, Adidas, Levi’s und anderen Markenherstellern. Finanziert wird es von RGE, einem der größten Zellstoffproduzenten in Asien. Diese Aktivitäten dürften Europas Umweltpolitiker begeistern. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will ressourcenintensive Industrien wie die Textil- und Baubranche kreislauffähig machen und kündigte dazu einen Aktionsplan an. Außerdem müssen ab 2025 Altkleider in allen Mitgliedstaaten gesondert gesammelt werden.
„DAS IST EIN GROSSER MARKT“
5. Das Recycling von Baumwoll- und Viskosekleidung ist im Grunde einfach: „Wir sortieren die kleinen Flicken über Lösemittel- und mechanische Trennverfahren“, berichtet Petri Alava, Firmenchef von Infinited Fiber. Dann folgt die Bleiche mit Wasserstoffperoxid, mit dem auch viele Verbraucher ihre verfärbten Textilien behandeln. In gewaltigen Hallen wird eine neue Faser gesponnen. Infinited Fiber wandelt die Cellulose zuvor mithilfe einer organischen Säure in Cellulosecarbamat um.
6. Die modifizierten Fasern verhalten sich eher wie Baumwolle als wie handelsübliche Viskose. Der Vorteil: Baumwollartige Fasern sind reißfester und breiter einsetzbar, etwa auch für Wattestäbchen, Feuchttücher und Windeln. „Das ist ein großer Markt“, sagt Alava. Aus einer Hose kann aber eben auch wieder eine Hose werden. „Jeans, Bettwäsche, Handtücher und T-Shirts – all das geht aus unserer Recyclingfaser gut.“
7. Derzeit könne man 60 Tonnen pro Jahr verarbeiten. In ein bis zwei Jahren werde das Verfahren kommerziell und im großen Maßstab einsetzbar sein. Die Probleme beim Recycling bereiten andere Stoffe. Anders als beim
Altglas, das bereits nach Farben vorsortiert ist, bekommen die Firmen einen bunten Mix aus den Schränken der Konsumenten. „Im Moment trennen Mitarbeiter Knöpfe und Reißverschlüsse von Hand heraus. Zukünftig wird es dafür Roboter geben müssen“, sagt van de Kerkhof.
8. Altkleider enthalten nicht nur eine Vielzahl von Kunstfasern, sondern auch einen wilden Mix an Chemikalien. „Es können längst verbotene Substanzen wie Formaldehyd darin sein“, sagt Firmenchef Alava. Auch krebserzeugende Azofarbstoffe können eingeschleppt werden. „Es wäre wichtig, dass die Hersteller bereits beim Design darauf achten, dass ihre Stoffe und Materialien recycelbar sind“, fordert Alava.
„Das Recycling ist eine unausweichliche Notwendigkeit. Wir haben auf mittlere Sicht gar nicht genug Fasern, um immer mehr Menschen anzuziehen.“Robert van de Kerkhof
9. Eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Bekleidung wünschen sich die Wiederverwerter, so wie sie bei Lebensmitteln Vorschrift sind und wie sie sogar einige Elektronikhersteller bereits praktizieren. Das Berliner Startup Circular Fashion arbeitet an solchen Konzepten. Auf einem winzigen Chip werden alle Informationen über die Zutaten und den Entstehungsweg des Textils gespeichert. Das Etikett könnte wegfallen.
10. Auch der spanische Fast-Fashion-Hersteller Zara hat eine Kollektion zusammengestellt, in der die Faser aus Österreich steckt. Sie beweist: Mode aus Recyclingstoffen muss nicht teuer sein.