NIVEAU BASIQUE DU SUPPLÉMENT SONORE
Brigitte Schwarz et Katja Petrovic parlent de radicalisation, du rôle des médias sociaux, des techniques de recrutement et du système de sécurité qui a toujours un temps de retard.
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motiviert, hier mitzumachen und dann auch in diesen Gruppen zu bleiben. Deswegen war es mir wichtig, mit diesen Menschen direkt zu kommunizieren. Ich wusste, dass das mit meiner tatsächlichen Identität viel schwerer oder ganz unmöglich gewesen wäre. Denn Forscher und Journalisten, die in diesem Bereich tätig sind, werden sofort als „Mainstreamfeinde“abgestempelt. Deswegen ging ich undercover.
2. Die Presse: Was hat Sie am meisten überrascht?
Ebner: Wie anfällig ich selbst auch sein könnte für Radikalisierung. Und wie unterschiedlich die Profile der Menschen sind, die in diesen Kreisen unterwegs sind. Tendenziell gibt es kein einheitliches Profil für einen Extremisten. Dass ich tatsächlich promovierte Frauen treffen würde, die sich trotzdem frauenfeindlichen Gruppen anschließen, das hätte ich mir nicht gedacht. Ich hatte zuvor schon mit Jihadisten und Rechtsextremisten zu tun – aber nicht mit Antifeministinnen.
3. Die Presse: Was treibt diese an?
Ebner: Eine sehr starke Sehnsucht, gehört zu werden und zu einer Gemeinschaft zu gehören. Und auch die Angst, nicht geliebt zu werden, beziehungsweise der Wunsch, sich selbst zu bessern. Das ganze Forum war aufgebaut wie eine Selbsthilfegruppe. Da waren sehr viele Frauen dabei, die stark das Mitglied(er) le membre / mit-machen suivre / deswegen pour cette raison / tatsächlich réel / der Forscher le chercheur / in … tätig sein travailler dans … / der Bereich(e) le domaine / jdn als … ab-stempeln cataloguer qqn comme, traiter qqn de … / der Mainstreamfeind(e) l’ennemi appartenant au courant dominant / deswegen voilà pourquoi / undercover gehen travailler sous couverture.
2. jdn überraschen surprendre qqn / in … unterwegs sein évoluer dans … / der Kreis(e) le milieu / einheitlich unique / promoviert titulaire d’un doctorat / jdn treffen(a,o,i) rencontrer qqn / sich einer Sache an-schließen(o,o) rejoindre qqch / frauenfeindlich misogyne / zuvor auparavant.
3. jdn an-treiben(ie,ie) pousser, motiver qqn / die Sehnsucht le désir / zu … gehören appartenir à … / die Gemeinschaft la communauté / beziehungsweise voire / sich bessern s’améliorer / auf-bauen construire / die Selbsthilfegruppe le groupe d’entraide / verunsichert waren über ihre Identität, ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft. Man findet bei den allermeisten Jihadisten und bei Rechtsextremisten gleichermaßen irgendeine Art von Identitätskrise.
4. Die Presse: Was haben Jihadisten und Rechtsextremisten gemein? Ebner: Sehr klar in schwarz und weiß, gut und böse eingeteilte Weltbilder. Sie stellen ihre Gruppe stark als Opfer dar, und die Außenwelt als homogene Feindgruppe. Die Islamisten würden sagen: Der Westen hat sich gegen den Islam verschworen. Umgekehrt würden die rechtsextremen Gruppen behaupten: Der Islam ist bösartig und hat sich gegen den Westen gerichtet. Die Rhetorik ist also grundsätzlich sehr ähnlich – und da spielen sie sich wechselseitig in die Hände.
„Dass die Angst sich nun so in Österreich ausbreitet, tut mir persönlich sehr leid.“
5. Die Presse: Inwiefern? Ebner: Jedes Mal, wenn eine Randgruppe einen Terroranschlag durchführt, bestätigt das das Feindbild der anderen extremen Seite. Zudem überschneiden sie sich auch in Verschwörungstheorien. Sie kommen oft auf einen gemeinsamen Nenner, nämlich Antisemitismus. Sie glauben, dabei sein être là / verunsichert sein être désorienté / die Gesellschaft la société / die allermeisten… la grande majorité des … / gleichermaßen pareillement / irgendein≈ un quelconque / die Art von la sorte, la forme de.
4. etw gemein haben avoir qqch en commun / ein-teilen répartir, classer / das Weltbild(er) la vision du monde / dar-stellen présenter / das Opfer la victime / die Außenwelt le monde extérieur / der Feind(e) l’ennemi / der Westen l’Occident / sich gegen jdn verschwören(o,o) conspirer, se liguer contre qqn / umgekehrt inversement / behaupten affirmer / bösartig mauvais / sich gegen jdn richten se dresser contre qqn / grundsätzlich fondamentalement / ähnlich similaire / sich wechselseitig in die Hände spielen faire mutuellement le jeu de l’autre.
5. inwiefern dans quelle mesure / jedes Mal, wenn à chaque fois que / die Randgruppe le groupe marginal / einen Terroranschlag (¨e) durch-führen commettre un attentat terroriste / bestätigen confirmer / das Feindbild le cliché de l’ennemi / zudem de surcroît / sich … überschneiden(i,i) se recouper dans, partager … / die Verschwörungstheorie la théorie du complot / auf einen gemeinsamen Nenner kommen arriver à un dénominateur commun / nämlich à savoir / jüdisch juif / dass die Welt von globalen jüdischen Eliten dominiert wird. Und es eint sie Frauenfeindlichkeit, ein sehr rückwärtsgewandtes Weltbild. Das war der gemeinsame Nenner aller Gruppen: Sie verwenden hochmoderne Kommunikationsmittel, um ihre Propaganda zu verbreiten, haben hier also eine sehr starke Zukunftsvision. Aber sie wollen ideologisch in die Vergangenheit zurück.
6. Die Presse: Ihre Arbeit ist vor Kurzem gleich doppelt hochaktuell geworden: mit dem islamistischen Anschlag in Wien, und mit der rechtsextremen Verschwörungstheorie, wonach die US-Präsidentenwahl zugunsten Joe Bidens gefälscht werde. Hat Sie das überrascht?
Ebner: Nein. Ich habe damit gerechnet. Denn in den letzten Wochen, nach den Anschlägen in Frankreich, gab es einerseits Aufrufe zu Nachahmerattentaten in jihadistischen Kanälen, in ganz Europa. Es war eine Frage der Zeit, bis es wieder einen Anschlag gibt. Die Gefährdungslage war in Österreich teilweise sogar höher als in benachbarten Ländern. Auch die Dynamik in den USA hat sich anMitglieder einen unir / die Frauenfeindlichkeit la misogynie / rückwärtsgewandt rétrograde / verwenden utiliser / hoch- très / in … zurück-wollen vouloir un retour à …
6. vor Kurzem récemment / gleich carrément / doppelt doublement / der Anschlag(¨e) l’attentat / wonach selon lequel/laquelle / die Wahl l’élection / zugunsten jds en faveur de qqn / fälschen truquer / mit etw rechnen s’attendre à qqch / einserseits d’une part / der Aufruf(e) l’appel / das Nachahmerattentat(e) l’attentat d’imitation / die Gefährdungslage l’état, le niveau de la menace / teilweise parfois / benachbart voisin /
gekündigt. Seit Wochen gab es so viele Falschmeldungen und Behauptungen, dass es zu Wahlmanipulation kommen werde – sowohl von Präsident Trump als auch von rechtsextremen Gruppen. Viele dieser Gruppen haben verkündet, dass sie auf die Straßen gehen und eine „Wahlfälschung“nicht akzeptieren werden.
7. Die Presse: Wie haben Sie den Anschlag in Wien erlebt?
Ebner: Für mich war es das erste Mal, dass mir so etwas persönlich so nahe gegangen ist. Das ist meine Heimatstadt. Dass die Angst sich nun so in Österreich ausbreitet, tut mir persönlich sehr leid. Ich war in der Terrorwelle von 2015 und 2016 sehr dankbar, dass Österreich verschont geblieben war. Das war eine reine Glückssache.
8. Die Presse: Bei einer Zusammenkunft der Identitären in London haben Sie Martin Sellner getroffen, deren österreichischen Anführer. Das war insofern skurril, weil Sie
sich an-kündigen s’annoncer / die Falschmeldung la fausse information / die Behauptung l’affirmation / Wahl- électoral / sowohl …, als auch aussi bien … que / verkünden annoncer / die Wahlfälschung la fraude électorale.
7. erleben vivre / jdm nahe-gehen affecter qqn / die Heimatstadt la ville natale / sich aus-breiten se répandre / die Terrorwelle la vague de terrorisme / dankbar sein être reconnaissant / verschont bleiben être épargné / rein pur / die Glückssache la question de chance.
8. die Zusammenkunft la rencontre, la réunion / jdn treffen(a,o,i) rencontrer qqn / der Anführer le leader / insofern…, weil dans la mesure où / skurril bizarre / beide kurz zuvor in einer TV-Dokumentation zu Wort gekommen waren. Wieso hat er Sie nicht erkannt?
Ebner: Genau aus dem Grund trug ich eine blonde Perücke und meine große Brille, um komplett anders auszusehen. Ich habe auch meine Stimme höher gestellt, als sie sonst ist, und einen sehr starken österreichischen Akzent im Englischen verwendet, weil es sonst unrealistisch gewesen wäre, mich als Studentin auf Austauschsemester auszugeben. Ich war in diesem Moment trotzdem sehr nervös. Bei dem Treffen hatte ich aber den Vorteil, dass er seine Brille im Taxi liegen gelassen hatte. Das hat er gleich beim Hereinkommen allen erzählt. Und ich dachte mir: Puh, das ging noch einmal gut.
9. Die Presse: Sie wurden und werden übelst bedroht, seitdem Sie Ihre Arbeit veröffentlicht haben.
Ebner: Für mich war es ganz wichtig, mich komplett aus den sozialen Medien auszuklinken
kurz zuvor peu auparavant / die Dokumentation le documentaire / zu Wort kommen s’exprimer / wieso comment / jdn erkennen(a,a) reconnaître qqn / aus dem Grund pour cette raison / anders aus-sehen avoir une autre apparence, un autre look / seine Stimme hoch-stellen prendre une voix haut perchée / sonst sinon, normalement / verwenden employer / sich als … aus-geben se faire passer pour … / das Austauschsemester le semestre d’échange / das Treffen la rencontre / der Vorteil(e) l’avantage / etw liegen lassen laisser qqch / gleich beim Hereinkommen dès son entrée.
9. übelst bedrohen menacer très gravement / veröffentlichen publier / und zu merken, dass in der tatsächlichen Welt nicht alle böse gesinnt sind. Mir hat es außerdem geholfen zu bemerken, dass diese Hasswellen immer temporär sind. Diese Leute widmen sich dann rasch einem anderen Thema. Irgendwann wird man uninteressant.
Osich aus … aus-klinken se retirer de … / merken se rendre compte de / böse gesinnt sein être mal intentionné / außerdem en outre / bemerken remarquer / die Hasswelle la vague haineuse / sich einer Sache widmen se consacrer à qqch / irgendwann à un moment donné.