BLICKWECHSEL DER KULTUREN
Regards croisés des cultures
Dans son nouveau livre, sorte d’autobiographie de la recherche ethnographique, Heike Behrend interroge la méthode de l’ethnologie. Sa portée coloniale, ses regards biaisés, son lot de préjugés. Le Spiegel salue ce travail : en déconstruisant ses propres pratiques et les incompréhensions auxquelles elle s’est vue confrontée au Kenya et en Ouganda, l’ethonologue accepte son ethnocentrisme et intègre plus facilement le regard de l’autre.
Für die Menschen in Kenia und Uganda war Heike Behrend ein „Affe“und eine „Kannibalin“, die Ethnologin aus Berlin, die bei ihnen lebte, die Mahlzeiten und Rituale mit ihnen teilte, sie befragte und sich von ihnen befragen ließ. Denn eine weiße Europäerin, die Kind und Mann immer wieder für Monate verließ, um über anderer Leute Leben zu schreiben, was war von so einer Frau zu halten? Zunächst war sie unbegreiflich, das Andere schlechthin, unzivilisiert: Denn vollkommen unvertraut mit den örtlichen Konventionen führte sie das Fettnäpfchen mit sich, bei jedem Schritt. Doch glücklicherweise wurde sie mehr belacht als beargwöhnt, löste mehr Spott als Furcht und Ärger aus.
DAS SCHEITERN ALS PRODUKTIVKRAFT
2. Die Absurdität der ethnologischen Forschung, die Tragikomik einer wissenschaftlich gedachten Begegnung, in der kontrollierte Nähe erforderlich ist und das vermeintlich Unberührte betastet werden soll, ist seit Jahrzehnten ein Klassiker der einschlägigen und durchaus selbstironischen Literatur. Die Afrikanistin Behrend geht jedoch einen klugen Schritt darüber hinaus. Denn sie verflicht konsequent die Perspektiven, erzählt von dem Mit- und Gegeneinander der Parteien wie auch vom Durchkreuzen der gewohnten Strategien.
3. Vor allem aber berichtet Behrend immer wieder vom notwendigen Scheitern – das sie nicht als bitteren Abfall begraben und vergessen will, sondern als Produktivkraft würdigt. „Unheroische Verstrickungen und kulturelle Missverständnisse“, heißt es nun in ihrer blendend geschriebenen wissenschaftlichen Autobiografie, „tun weh und zwingen die
Ethnografin, den Kurs ihrer Forschung zu ändern, einen anderen Ort, einen anderen ,Informanten‘ oder auch ein anderes Feld des Wissens zu suchen.“Auch diese Ehrenrettung des Scheiterns gelingt Behrend mit ihrem ungewöhnlichen Buch vollkommen. Heike Behrend: „Menschwerdung eines Affen. Eine Autobiografie der ethnografischen Forschung“. Matthes & Seitz; 278 Seiten; 25 Euro.
1. der Affe le singe / die Mahlzeit le repas / teilen partager / jdn befragen interroger qqn / immer wieder régulièrement / verlassen quitter / etw von jdm halten(ie,a,ä) penser qqch de qqn / zunächst au départ / unbegreiflich incompréhensible / das Andere l’autre / schlechthin par excellence / unzivilisiert incivilisé / vollkommen complètement / unvertraut mit étranger à, ignorant de / örtlich local / das Fettnäpchen mit sich führen génér. ins Fettnäpchen treten(a,e,i) mettre les pieds dans le plat, faire des gaffes / bei jedem Schritt à chaque pas / glücklicherweise heureusement / belacht werden faire l’objet de moqueries / beargwöhnt werden être regardé d’un mauvais oeil / aus-lösen provoquer / der Spott les railleries / die Furcht la crainte / der Ärger l’irritation.
2. die Forschung la recherche / wissenschaftlich gedacht qui se veut scientifique / die Begegnung la rencontre / die Nähe la proximité / erforderlich indispensable / vermeintlich soi-disant / das Unberührte les choses vierges, intouchées / betasten palper, tâter / das Jahrzehnt(e) la décennie / die einschlägige Literatur les ouvrages spécialisés, les publications dans ce domaine / selbstironisch plein d’autodérision / einen Schritt darüber hinaus-gehen faire un pas de plus / klug intelligent / verflechten(o,o,i) entremêler / konsequent résolument / das Miteinander la coopération / das Gegeneinander la confrontation / das Durchkreuzen le fait de contrecarrer / gewohnt habituel.
3. von … berichten parler de … / das Scheitern l’échec / bitter amer / der Abfall les déchets, le rebut / begraben(u,a,ä) enterrer / als … würdigen apprécier comme … / die Verstrickung l’imbroglio / das Missverständnis le malentendu / blendend brillamment / weh tun faire mal / zwingen(a,u) contraindre / der Ort(e) l’endroit / das Feld le champ, le domaine / die Ehrenrettung la réhabilitation / jdm gelingt(a,u) etw qqn réussit qqch / ungewöhnlich inhabituel, insolite / vollkommen parfaitement.