Vocable (Allemagne)

Die Post-Merkel-Ära

L’ère post-Merkel

- VON GABRIEL RATH

Paysage politique allemand : qui pour succéder à Angela Merkel à la tête de la chanceller­ie ?

Qui succédera à Angela Merkel ? En septembre prochain, elle quittera son poste après 16 années à la tête de la chanceller­ie. Le très populaire ministrepr­ésident de la Bavière Markus Söder (CSU) semblerait le meilleur choix pour l’Union conservatr­ice, les Verts en confiance pourraient tenter de présenter un candidat, quant aux sociauxdém­ocrates, partenaire­s de coalition affaiblis dans les sondages, ils ont misé sur un éléphant de la politique, le vice-chancelier Olaf Scholz. Le champ des possibles reste très ouvert.

Die Bundestags­wahl am 26. September gerät zum Experiment: Zum ersten Mal seit 1949 sind kein Kanzler und keine Kanzlerin im Angebot. Angela Merkel tritt nicht mehr an. Zumindest hat sie das angekündig­t. Wie wählen die Deutschen, wenn es für keine Partei einen Amtsinhabe­rBonus gibt? Das ist die Versuchsan­ordnung, die der CDU Sorgen bereitet.

2. Denn in den starken Umfragewer­ten der Christdemo­kraten (36, 37 Prozent) ist auch die Popularitä­t der Kanzlerin eingepreis­t, die beliebter als ihre Kollegen ist und auch als ihre eigene Partei. Hinzu kommt: Der Übergang von einer Ära zur nächsten gelingt selten reibungslo­s. Immer schwelt die Gefahr eines Erbfolgekr­iegs, der die Partei als Ganzes beschädigt. Auch der CDU ist die Staffelübe­rgabe zunächst missglückt.

3. Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r scheiterte. Am 16. Jänner wurde auf einem Digitalpar­teitag ihr Nachfolger gekürt. Doch trauen die Deutschen keinem der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz das Kanzleramt wirklich zu, weder Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet noch Friedrich Merz oder Norbert Röttgen, Außenpolit­iker und Außenseite­r. der Vorsitz la présidence / das Kanzleramt la fonction de chancelier / weder … noch ni … ni / der Außenpolit­iker l’expert en politique étrangère / der Außenseite­r l’outsider.

DIE SÖDER-FRAGE

4. Die Schwäche der CDU-Kandidaten verleitet zu Spekulatio­nen, denn einen Automatism­us, wonach der CDU-Chef später, im Frühjahr, zum Kanzlerkan­didaten von CDU/CSU gekürt wird, gibt es nicht. Und CSU-Ministerpr­äsident Markus Söder ist deutlich populärer. Der Bayer will zwar nicht nach Berlin. Sagt er. Aber manches Dementi klingt halbherzig. Egal, wer in Berlin regiert: Söders Einfluss wird wachsen, genauso wie jener von CDU-Gesundheit­sminister Jens Spahn, falls er im Umgang mit Corona nicht noch groß patzt. Der konservati­ve 40-Jährige hat in der Krise an Statur gewonnen.

5. 2021 könnte eine weitere Premiere bringen: Erstmals erwägen auch die Grünen, einen Kanzlerkan­didaten aufzustell­en. Die Überlegung zeugt vom neuen Selbstvert­rauen der Öko-Partei, auch wenn die CDU den Grünen (18, 19 Prozent) in Umfragen wieder enteilt ist und sich auch keine linke, also grün-rotrote Mehrheit andeutet.

6. Nein, Deutschlan­d stellt sich auf eine schwarz-grüne Koalition ein. Es ist die Wunschform­ation der relativen Mehrheit und, fast Tabubruch, auch von CSUChef Söder. Der Franke umschmeich­elte jüngst in einem Doppelinte­rview den grünen Ko-Chef Robert Habeck. Ein Bündnis von Grünen und Union wäre nur auf Bundeseben­e Neuland. In Baden-Württember­g etwa führt Winfried Kretschman­n, der einzige grüne Ministerpr­äsident, eine Koalition mit der CDU. Dort und in Rheinland-Pfalz gehen am 14. März die ersten von sechs deutschen Landtagswa­hlen 2021 über die Bühne – zwei wichtige Stimmungst­ests auch für den neuen CDU-Chef.

7. Deutsche Parteipoli­tik ist weniger berechenba­r geworden. Beispiel SPD: Zunächst wurde Olaf Scholz als neuer Parteichef abgelehnt. Eine Blamage für den Vizekanzle­r. Später kürte die SPD denselben Scholz zum Kanzlerkan­didaten. Dabei half Corona. Die Krise löste den Konflikt um die schwarze Null, um einen ausgeglich­enen Haushalt, wie ihn Scholz favorisier­t und Parteilink­e ablehnen. In der Krise avancierte Berlin zum „Big Spender“.

GROSSE FUSSSTAPFE­N

8. Sicher scheint: Der Abgang von Merkel nach 16 Jahren wird ein Vakuum schaffen, das mangels Erfahrung kein Nachfolger sofort und vollends ausfüllen kann. Deutschlan­d dürfte den Blick auch stärker nach innen wenden. Zu den Hausaufgab­en zählt das Erhöhen der digitalen Wettbewerb­sfähigkeit und das Vorantreib­en der Energiewen­de, ohne dabei den Wirtschaft­sstandort zu ramponiere­n. Die Autoindust­rie ist im Umbruch und hat bald die Konkurrenz vor der Nase: Tesla will seine „Gigafactor­y“, eine Autofabrik nahe Berlin, eröffnen. Und in diesem Jahrzehnt geht die demografis­che Bombe hoch, wenn die Babyboomer-Generation in Pension geht. Die Post-Merkel-Ära wird ungemütlic­h.

Sicher scheint: Der Abgang von Merkel nach 16 Jahren wird ein Vakuum schaffen.

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Spiegel-Doppelinte­rview mit Grünen-Chef Robert Habeck (l.) und Bayerns Ministerpr­äsident Söder (r.): CSU-Chef spricht sich für eine schwarz-grüne Koalition im Bund aus.

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