NIVEAU BASIQUE DU SUPPLÉMENT SONORE
Les couleurs sont passionnantes et Brigitte et Christian les abordent sous les angles matériel, culturel, linguistique. CD audio ou téléchargement MP3 (sur abonnement)
10. „Sie ist die Farbe aller Farben, und auch in ihr schlummern Erfahrungen, die über Jahrtausende von Jahren weitertransportiert wurden“. Sie steht als Farbe des Blutes symbolisch für Leben und Liebe und löst starke Emotionen aus. Sie teilt dem Gegenüber wichtige Informationen über uns mit: Wir können vor Scham erröten, vom Gespräch angetan sein und erröten, wir regen uns auf und glühen, wir werden rot, weil wir wütend sind, und wenn wir erschrecken, weicht uns die Farbe aus dem Gesicht.
MYSTISCHES BLAU
11. Wenn wir eine Farbe suchen, die das Göttliche mit dem Weltlichen, das Menschliche mit dem Höheren verbindet, dann greifen wir auf Blau zurück, erklärt der Farbforscher. „Wir assoziieren sie mit dem Himmel. Der ist weit und offen, liegt über uns, er wirkt endlos, ist unveränderbar und nicht manipulierbar.“
12. Dabei, so die heutige Auffassung, ist Blau eine relativ junge Farbe, weil sie in der Natur tatsächlich kaum vorkommt. Das Blau des Himmels und des Wassers sind demnach eigentlich eine Illusion, in Wahrheit sind sie transparent, die Farbe entsteht, wenn Luftund Wassermoleküle aufeinandertreffen.
Bereits die alten Ägypter sollen versucht haben, Blau künstlich herzustellen und so diese Farbe, die auch sie schon in den Bann gezogen hat, greifbar zu machen.
13. Diese Faszination gilt bis heute. Blau steht für Treue, Vertrauen, schafft Bindung. Deswegen wählen Versicherungen, Banken oder soziale Medien für ihr Logo gern die Farbe Blau, Nachrichtensprecher sprechen vor einem blauen Hintergrund zu ihren Zusehern.
AMBIVALENTES VERHÄLTNIS
14. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ursachen für bestimmte Farbwahrnehmungen oftmals in der Natur liegen, ist die Farbe Gelb. Wir verbinden sie mit der Sonne. Wir schreiben ihr Freude, Optimismus und Energie zu, wer Gelb trägt, wirkt fröhlich, strahlt Zuversicht aus. Aber: „Es ist wie immer der Kontext entscheidend, da kann die Wirkung auch wieder ins Gegenteil kippen“, so Buether. Während ein helles, warmes Gelb als angenehm und geistig aktivierend empfunden wird, gibt es
Gelbtöne, die „ins Schmutzige“kippen. „Früher hat man mit Gelb Ausgegrenzte markiert“, so der Farbforscher, und erinnert an den Judenstern.
FARBEN MACHEN LEUTE
15. Stichwort Ausgrenzung: Farbe kann auf der anderen Seite auch ein Identifikationsmerkmal sein, nicht nur in der Tierwelt. Über Farbe schaffen wir Zugehörigkeit. „Ganz entscheidend ist die Kindheit. Da wird der Grundstein für die Farbwahrnehmung gelegt. Über Erziehung erlernen wir bestimmte kulturelle Assoziationen. Später treten wir in Interaktion mit der Außenwelt, bauen ebenfalls Erwartungshaltungen auf“, so Buether und nennt „Rosa und Blau“als Beispiel von Zugehörigkeit, die Farbe
„Mindestens 60 bis 80% der Gehirnaktivität hat tatsächlich mit Farben zu tun“, sagt Axel Buether.
schaffen kann.
16. Früher waren es Körperbemalungen, heute sind es Make-up oder Mode: „Im Grunde wollen wir uns einfach mehr Farben in unser Leben holen.“Das war schon immer so, das ziehe sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit.