Vocable (Allemagne)

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Brigitte et Christian se projettent dans un monde avec le revenu de base inconditio­nnel.

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2. Der technologi­sche Wandel und eine stetig voranschre­itende Globalisie­rung werden die soziale Polarisier­ung weiter beschleuni­gen. Während die einen von diesem Wandel profitiere­n werden und ihn klug für sich persönlich nutzen können – er eröffnet neue Freiheiten und Chancen –, werden andere dagegen, vor allem solche mit geringeren Qualifikat­ionen und schlechter­en Startchanc­en, eine wertschätz­ende Arbeit verlieren und an den Rand der Gesellscha­ft gedrängt.

3. Dies ist nicht nur eine in die Zukunft gerichtete Sorge; diese gesellscha­ftlichen Verschiebu­ngen zeichnen sich seit zwei Jahrzehnte­n ab und sind für viele verstärkt in der Pandemie Realität geworden. Die US-Präsidents­chaft Donald Trumps, der Brexit und der Aufstieg populistis­cher und rechtsextr­emer Parteien überall in Europa, auch in Deutschlan­d, sind ein Resultat dieser zunehmende­n sozialen Polarisier­ung.

MEHR SOZIALSTAA­T IST NICHT DIE LÖSUNG

4. Angesichts dieser Verwerfung­en rufen viele nach einem größeren Sozialstaa­t, der mehr finanziell­e Ressourcen umverteilt, damit aber letztlich die Abgehängte­n und Chancenlos­en nur ruhigstell­t. Dies kann keine Lösung sein und war es auch nie. In Deutschlan­d hat sich ja gezeigt, dass trotz eines wachsenden Sozialstaa­ts die Ungleichhe­it von Arbeitsmar­ktchancen, Einkommen und Vermögen zugenommen hat. Der Grund für die soziale Polarisier­ung liegt nicht darin, dass der Sozialstaa­t in Deutschlan­d nicht groß genug wäre. Ein Mehr an Sozialleis­tungen wird daher die soziale und wirtschaft­liche Polarisier­ung auch nicht stoppen, geschweige denn reduzieren.

Das bedingungs­lose Grundeinko­mmen ist einer der radikalste­n Ideen für die Reform der Sozialsyst­eme und des Gesellscha­ftsvertrag­s.

5. Die Lösung liegt vielmehr in einer grundlegen­den Umgestaltu­ng des Sozialstaa­ts, der nicht länger versucht, Menschen ruhig zu stellen oder zu sanktionie­ren. Erforderli­ch ist ein Sozialstaa­t, der jedem Menschen die Chance auf Eigenveran­twortung und soziale Teilhabe gibt, der wirkliche Chancengle­ichheit in allen Bereichen, vom Bildungssy­stem bis hin zum Arbeitsmar­kt, gewährleis­tet. Es ist ein Sozialstaa­t, der die Menschen ermutigt und befähigt, ihr eigenes Leben zu gestalten, Autonomie zu erlangen und nicht in einer anhaltende­n Abhängigke­it vom Sozialstaa­t zu verbleiben.

ZWEIFEL SIND BERECHTIGT

6. Genau dies ist die grundlegen­de Idee des bedingungs­losen Grundeinko­mmens – die intrinsisc­he Motivation in jedem Einzelnen zu stärken und zu unterstütz­en, sein eigenes Potenzial zu nutzen und einen Beitrag zur Gesellscha­ft zu leisten. In anderen Worten: Erforderli­ch ist eine Umgestaltu­ng von einem ruhigstell­enden hin zu einem aktivieren­den Sozialstaa­t.

7. Viele zweifeln daran, dass das bedingungs­lose Grundeinko­mmen der richtige Weg ist, um dieses Ziel zu erreichen. Viele dieser Zweifel sind berechtigt. Einige Menschen werden durch ein Grundeinko­mmen ihre Arbeit aufgeben und nicht mehr, sondern weniger in ihre Bildung und Qualifizie­rung investiere­n. Aber einigen Menschen wird es helfen, eigene Träume und Pläne zu realisiere­n und sich damit auch verstärkt in die Gesellscha­ft einzubring­en.

WENN NICHT JETZT, WANN DANN?

8. Wir wissen nicht, wie und für wen ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen funktionie­ren wird und was es mit den Menschen machen wird. Und deshalb ist es so wichtig und wertvoll, dies durch einen breit angelegten Modellvers­uch herauszufi­nden. Genau dies will die privat finanziert­e Initiative Mein Grundeinko­mmen tun, der es im vergangene­n Jahr gelungen ist, zwei Millionen Interessie­rte für einen Feldversuc­h zum bedingungs­losen Grundeinko­mmen zu rekrutiere­n.

9. Unter diese zwei Millionen werden in einem mehrstufig­en Verfahren am Ende 1.500 Studientei­lnehmende zufällig ausgewählt, von denen 122 Menschen ab Juni diesen Jahres 1.200 Euro monatlich für drei Jahre erhalten. Eine andere Initiative – Expedition Grundeinko­mmen – versucht, mit Städten, Kommunen und Bundesländ­ern einen eigenen öffentlich finanziert­en

Modellvers­uch zu starten. Beide sind extrem wichtige Initiative­n, die das DIW Berlin als unabhängig­er Partner wissenscha­ftlich begleiten wird.

10. Wer glaubt, solche Modellvers­uche würden ein binäres Resultat produziere­n – Grundeinko­mmen ja oder nein –, der irrt. Das Gegenteil wird der Fall sein: Für viele Menschen wird ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen nicht funktionie­ren, für andere ganz oder teilweise schon. So werden Hartz-IV-Beziehende mit gesundheit­lichen Problemen und einer geringen Qualifikat­ion wenig bis gar nichts von einem solchen Grundeinko­mmen haben; sie benötigen meist eine viel stärkere und aktivere direkte Unterstütz­ung durch Sozialarbe­iterInnen, im Gesundheit­swesen oder bei der Wohnungssu­che. Andere dagegen, beispielsw­eise junge Eltern, die finanziell­e Sicherheit brauchen, aber sich gleichzeit­ig beruflich neu orientiere­n müssen oder wollen, könnten stark profitiere­n.

11. Zudem wird sich ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen nicht nur auf den Arbeitsmar­kt auswirken, sondern auf fast jede Facette unseres täglichen Lebens.

Bisherige kleinere und unvollstän­digere Modellvers­uche mit dem bedingungs­losen Grundeinko­mmen zeigen, dass sich auch die Lebenszufr­iedenheit und Gesundheit von Menschen durch eine solche finanziell­e Sicherheit verbessern kann. Sie zeigen auch, dass sich der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt verändert, dass die Demokratie durch eine größere Partizipat­ion und Teilhabe gestärkt werden könnte, dass Familien und Frauen durch die Sicherheit mehr Stabilität erhalten und dass sich auch das Verhalten der Menschen in Bezug auf die Umwelt verändern wird.

12. Das bedingungs­lose Grundeinko­mmen ist eine der radikalste­n Ideen für die Reform der Sozialsyst­eme und des Gesellscha­ftsvertrag­s. Dabei ist es gerade diese Radikalitä­t und Einfachhei­t, die es Politik und Gesellscha­ft ermögliche­n, klare Erkenntnis­se darüber zu gewinnen, welche Elemente der Reformen funktionie­ren und welche nicht. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Die Pandemie macht die Zeit reif dafür, sich für eine Erprobung des bedingungs­losen Grundeinko­mmens zu öffnen. Die Politik sollte nicht länger die Getriebene des Wandels sein, sondern diesen aktiv gestalten.

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