KÜHLER STIL, WARMES FLAIR
Ein Vorort-Haus aus den 60ern
A nfangs war die Ruhe für Mette schwer zu ertragen gewesen. Von ihrem alten Appartement im fünften Stock, im Zentrum von Kopenhagen, war sie es gewohnt, dass um sie herum das Leben pulsierte, dass immer Licht war. Hier, in dem kleinen Vorort von Dänemarks Hauptstadt, schien nach Einbruch der Dunkelheit alles zu schlafen. Zu allem Überfluss war es auch noch Herbst, als sie mit ihrer Familie ins eigene Heim zog, eine triste Jahreszeit. „Manchmal fragte ich mich: Was haben wir getan?“, erinnert sich Mette. Heute kann sie über ihre damaligen Zweifel nur noch lachen. Wenn im Frühling
die ersten Knospen sprießen und sie durch das geöffnete Fenster die Vögel zwitschern hört, während sie in ihrer Traumküche werkelt, weiß sie: Es war die richtige Entscheidung. „ Schließlich hatten wir uns auf den ersten Blick in das Haus verliebt und es im Traum sofort umgebaut.“In den 1960er-Jahren war es erbaut worden, in den Siebzigern wurde es noch einmal erweitert, und dann war nichts mehr passiert. Es gab also viel zu tun. Als Restaurant- Kritikerin für eine große dänische Tageszeitung und Kochbuch-Autorin war für Mette die Küche das Hauptthema. Groß sollte sie sein, mit genügend Platz zum Experimentieren. Allein sein wollte sie dabei aber nicht. Familie oder Gäste irgendwo im Haus und sie am Herd – nein! Deshalb richteten sie im selben Raum – ehemals das Wohnzimmer – auch einen großzügigen Essplatz vor den drei doppelten Glastüren ein, die auf eine großzügig angelegte Südwest-Terrasse führen. Die pastellfarbenen Gartenmöbel auf den Holzplanken und die maisgelb getünchte Hausfassade verleihen ihr ein stimmungsvolles, mediterranes Flair. Früher gab es nur zwei kleine Türen, die kaum Licht hereinließen, nun ist die
Wohnküche von Licht durchflutet. Vom Herd aus kann Mette bis ins Wohnzimmer blicken. Nur die Treppe ins Obergeschoss und eine kurze Wand, hinter der sich eine gemütliche Leseecke verbirgt, trennt die beiden Räume. „Wir haben einige Wände eingerissen“, erklärt Mette. Der Effekt: Ein luftiges Ambiente, eine Transparenz und Leichtigkeit, die wunderbar zu dem klaren, nordischen Stil des Interieurs passt. Schlichte, weiße, funktionale Möbel, meistens DesignKlassiker, bilden die neutrale Basis für die Dekoration. Kein Nippes, keine Spitzendeckchen, sondern hauptsächlich Poster und Gemälde an den Wän- den. „Hierbei gehen unsere Vorlieben etwas auseinander”, sagt Mette lachend. Während sie Motive mag, die mit Essen oder Kochen zu tun haben, ist Matias ein Fan von ‘Tintin’, ein belgisches Comic-Magazin. „Da mussten wir einige Kompromisse schließen“, sagt Mette augenzwinkernd. Das große Ölgemälde über dem Sofa von Erik Hagen jedoch gefällt beiden. Die vielen kräftigen Farben ermöglichen Mette, sich im Laufe des Jahres immer eine herauszupicken und dann im gleichen Ton passende Kissen auf dem Sofa zu drapieren und somit GuteLaune-Akzente zu setzen. Diese individuelle Gestaltungsform setzt sich im gesamten Haus fort. In jedem Zimmer nehmen Möbel, Accessoires oder Textilien die Farben der Kunstwerke an den Wänden auf. Rückblickend haben sich ihrer Meinung nach die Umbauarbeiten gelohnt, auch wenn es viel Arbeit war: „Es ist alles noch schöner geworden, als ich es mir vorgestellt hatte”, sagt Mette lächelnd. Sie steht an der langen Arbeitsplatte und schneidet einen Spitzkohl in lange Streifen. Aktuell arbeitet sie an einem Kochbuch für Kohlgerichte. „Dieses Gemüse ist so vielseitig und so gesund“, schwärmt sie. Im nächsten Frühjahr plant die Familie, einen großen Gemüsegarten anzulegen. „Der
macht uns dann zu Selbstversorgern“, sagt sie augenzwinkernd. So schnell kann aus einer eingefleischten Städterin eine Landfrau werden. Dazu brauchte es nur ein Traumhaus.