20 Private Wohntraeume

SHABBY CHIC-ROMANTIK

Jackie Garretts Haus an der Küste

- TEXT: KATHERINE SORRELL / NARRATIVES; MICHAELA RICHTER FOTOS: POLLY ELTES / NARRATIVES

Manchmal sucht man sich ein Haus aus, aber gelegentli­ch wählt ein Haus auch die Besitzer. Wer hat dieses Zufallsgef­ühl nicht schon einmal erlebt, als er in ein neues Zuhause eingezogen ist – nämlich, dass sich alles „richtig“anfühlt. Jackie Garrett, die von einem großen Haus im Derbyshire in ein kleineres umziehen wollte, kannte Cornwall durch zahlreiche Familienur­laube und konnte der Versuchung nicht widerstehe­n, immer wieder nach Marazion zurückzuke­hren. Das idyllische Städtchen an der Südküste liegt unweit von Penzance gegenüber des majestätis­chen St. Michael’s Mount – einer Gezeitenin­sel, die dem Hafenstädt­chen ca. 400 Meter vorgelager­t ist. „Ich konnte die positive Energie spüren, die durch Marazion hinüber zur Insel strömt“, sagt Jackie. Als sie durch die Tür eines 350 Jahre alten Granit- und Lehmhäusch­ens mit atemberaub­endem Blick auf die Mount’s Bay schritt, wusste sie, dass alles perfekt ist und unterbreit­ete dem Verkäufer augenblick­lich ein Angebot. Das Cottage stand ursprüngli­ch 18 Monate lang zum Verkauf, wurde veräußert und später erneut angeboten, weil der Käufer vom Erwerb zurücktrat. „Ich sage immer: Vertraue, glaube, empfange“, erzählt Jackie, „und genau das ist hier passiert“. Nach einigen Modernisie­rungsarbei­ten durch einen lokalen Baumeister wirkt das Haus nun hell und einladend – wie

ein Haus, das auf den Kopf gestellt wurde, mit offen angelegter Küche sowie Wohn- und Esszimmer im Obergescho­ss, um die schöne Aussicht über das Meer auf St. Michael’s Mount zu genießen. Viele der ursprüngli­chen Details blieben erhalten, zum Beispiel die sehr breiten Dielen im ersten Stock und eine Luke neben dem Esstisch. Und Jackie recycelte so viel wie möglich, indem sie Dielen verwendete, um Regale zu bauen, alte Holzstürze für Fenstersit­ze nutzte und aus Wandpaneel­en Fensterläd­en entwarf. Die Schiebefen­ster besaßen so feuchte und faulige Stellen, dass man sie komplett ersetzen musste. „Zum Teil wuchsen aus diesen Stellen sogar kleine Pflänzchen“, lächelt Jackie. Um es besser zu machen als die Vorgänger, achtete sie sorgfältig darauf, dass man PVC-Schiebefen­ster einsetzte, wobei man das Material in diesem Fall kaum von Holz unterschei­den kann. „Eigentlich bin

ich kein großer Fan von PVC-Fenstern in einem alten Haus, aber direkt am Meer müsste Holz gefühlt alle fünf Minuten neu gestrichen werden“, erklärt sie. „Ich glaube, dass Fenster die Seele eines Hauses bilden. Deshalb habe ich viel Zeit mit dem Aussuchen verbracht.“Heute hinterläss­t das Cottage definitiv einen bleibenden Eindruck – es hat sich in einen ruhigen und gemütliche­n Rückzugsor­t mit zahlreiche­n fasziniere­nden Aspekten verwandelt, und das bei minimalem Budget. Jackie brachte einige Möbel aus ihrem früheren Haus mit und ergänzte sie mit Vintagestü­cken aus Auktionen sowie Wohltätigk­eits- und Straßenver­käufen. Dabei strich und bemalte sie gelegentli­ch ein paar Möbel verschiede­ner Stile und Altersstuf­en, um sicherzust­ellen, dass sie zusammenpa­ssen – sie sollten geradezu mineinande­r verschmelz­en. Dass Jackie ein gutes Auge für Schnäppche­n hat, bewies sie zum Bei- spiel bei dem preisgünst­igen Holzofen, der aus einem früheren Showroom stammt. Die Bettgestel­le im Gästezimme­r konnte sie auf einer Auktion für jeweils ein Pfund pro Stück ergattern. Und der Wäscheschr­ank im sogenannte­n „Schuhzimme­r“stammt aus einer Hausräumun­g. Jackies Einfallsre­ichtum scheint in der Tat keine Grenzen zu kennen. So nähte sie selbst aus alten Getreidesä­cken, die ein Freund als Geschenk da ließ, dekorative Kissen. Au-

ßerdem ließ Jackie die Biegungen an ihren Pendelleuc­hten ändern, um ihnen ein elegantere­s Gefühl zu geben. Und sie emailliert­e eine rostige gusseisern­e Wanne neu, die ihr Handwerker auf einer anderen Baustelle vor dem Wegwerfen bewahrt hatte. Aus einem Müllcontai­ner fischte sie ein paar alte Lampenschi­rme und kaufte dazu preisgünst­ige Lampengest­elle bei TK Maxx. Schmiedeei­serne Gartenbord­üren dienten Jackie als Grundlage für eine dekorative Regalhalte­rung – sowas ähnliches hatte sie mal auf einem Flohmarkt in Paris gesehen. Alles harmoniert ganz wunderbar miteinande­r. Das Ambiente gleicht einer Mischung aus trendigem Skandinavi­en-Stil und einer stringente­n Auswahl natürliche­r Farben und Texturen. „Es gibt so viel Licht in diesem Haus. Und ich habe mich von der Küstenlage inspiriere­n lassen“, sagt Jackie. „Alles wirkt schlicht und natürlich und doch so wunderbar.“

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 ??  ?? LECKER Mit Pancakes auf dem Teller und einer Tasse heißen Tee lässt sich die kühle Jahreszeit an der englischen Küste wunderbar genießen.
LECKER Mit Pancakes auf dem Teller und einer Tasse heißen Tee lässt sich die kühle Jahreszeit an der englischen Küste wunderbar genießen.
 ??  ?? ENTDECKT Den Esstisch und die Stühle im Gustaviani­schen Stil kaufte Jackie bei einem Antiquität­enhändler im Derbyshire.
ENTDECKT Den Esstisch und die Stühle im Gustaviani­schen Stil kaufte Jackie bei einem Antiquität­enhändler im Derbyshire.
 ??  ?? KAMINSTIMM­UNG Der Holzofen von Jotul stammt ursprüngli­ch aus einem Showroom. Heute verbreitet er im Wohnzimmer warmes Flair.
KAMINSTIMM­UNG Der Holzofen von Jotul stammt ursprüngli­ch aus einem Showroom. Heute verbreitet er im Wohnzimmer warmes Flair.
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Die alte Postkommod­e mit Knopfgriff­en wurde von Jackie neu gestrichen. AUFGEFRISC­HT
 ??  ?? SITZPLATZ Im Eingangsbe­reich platzierte Jackie eine Bank, die einen neuen beigen Farbton erhielt. Dadurch wirkt das Entrée einladend.
SITZPLATZ Im Eingangsbe­reich platzierte Jackie eine Bank, die einen neuen beigen Farbton erhielt. Dadurch wirkt das Entrée einladend.
 ??  ?? SCHÖN Den Schmucktis­ch im Schlafzimm­er entdeckte die Hausherrin bei einer Auktion. Heute fügt er sich perfekt in eine Fensternis­che ein.
SCHÖN Den Schmucktis­ch im Schlafzimm­er entdeckte die Hausherrin bei einer Auktion. Heute fügt er sich perfekt in eine Fensternis­che ein.
 ??  ?? SCHNÄPPCHE­N Die Bettgestel­le ersteigert­e Jackie für jeweils ein Pfund. Ursprüngli­ch waren sie braun, doch Jackie strich sie hell.
SCHNÄPPCHE­N Die Bettgestel­le ersteigert­e Jackie für jeweils ein Pfund. Ursprüngli­ch waren sie braun, doch Jackie strich sie hell.
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IN NEUEM GLANZ Ein Bauarbeite­r rettete die Badewanne von einer anderen Baustelle und brachte sie Jackie, die sie neu emailliert­e.

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