SHABBY CHIC-ROMANTIK
Jackie Garretts Haus an der Küste
Manchmal sucht man sich ein Haus aus, aber gelegentlich wählt ein Haus auch die Besitzer. Wer hat dieses Zufallsgefühl nicht schon einmal erlebt, als er in ein neues Zuhause eingezogen ist – nämlich, dass sich alles „richtig“anfühlt. Jackie Garrett, die von einem großen Haus im Derbyshire in ein kleineres umziehen wollte, kannte Cornwall durch zahlreiche Familienurlaube und konnte der Versuchung nicht widerstehen, immer wieder nach Marazion zurückzukehren. Das idyllische Städtchen an der Südküste liegt unweit von Penzance gegenüber des majestätischen St. Michael’s Mount – einer Gezeiteninsel, die dem Hafenstädtchen ca. 400 Meter vorgelagert ist. „Ich konnte die positive Energie spüren, die durch Marazion hinüber zur Insel strömt“, sagt Jackie. Als sie durch die Tür eines 350 Jahre alten Granit- und Lehmhäuschens mit atemberaubendem Blick auf die Mount’s Bay schritt, wusste sie, dass alles perfekt ist und unterbreitete dem Verkäufer augenblicklich ein Angebot. Das Cottage stand ursprünglich 18 Monate lang zum Verkauf, wurde veräußert und später erneut angeboten, weil der Käufer vom Erwerb zurücktrat. „Ich sage immer: Vertraue, glaube, empfange“, erzählt Jackie, „und genau das ist hier passiert“. Nach einigen Modernisierungsarbeiten durch einen lokalen Baumeister wirkt das Haus nun hell und einladend – wie
ein Haus, das auf den Kopf gestellt wurde, mit offen angelegter Küche sowie Wohn- und Esszimmer im Obergeschoss, um die schöne Aussicht über das Meer auf St. Michael’s Mount zu genießen. Viele der ursprünglichen Details blieben erhalten, zum Beispiel die sehr breiten Dielen im ersten Stock und eine Luke neben dem Esstisch. Und Jackie recycelte so viel wie möglich, indem sie Dielen verwendete, um Regale zu bauen, alte Holzstürze für Fenstersitze nutzte und aus Wandpaneelen Fensterläden entwarf. Die Schiebefenster besaßen so feuchte und faulige Stellen, dass man sie komplett ersetzen musste. „Zum Teil wuchsen aus diesen Stellen sogar kleine Pflänzchen“, lächelt Jackie. Um es besser zu machen als die Vorgänger, achtete sie sorgfältig darauf, dass man PVC-Schiebefenster einsetzte, wobei man das Material in diesem Fall kaum von Holz unterscheiden kann. „Eigentlich bin
ich kein großer Fan von PVC-Fenstern in einem alten Haus, aber direkt am Meer müsste Holz gefühlt alle fünf Minuten neu gestrichen werden“, erklärt sie. „Ich glaube, dass Fenster die Seele eines Hauses bilden. Deshalb habe ich viel Zeit mit dem Aussuchen verbracht.“Heute hinterlässt das Cottage definitiv einen bleibenden Eindruck – es hat sich in einen ruhigen und gemütlichen Rückzugsort mit zahlreichen faszinierenden Aspekten verwandelt, und das bei minimalem Budget. Jackie brachte einige Möbel aus ihrem früheren Haus mit und ergänzte sie mit Vintagestücken aus Auktionen sowie Wohltätigkeits- und Straßenverkäufen. Dabei strich und bemalte sie gelegentlich ein paar Möbel verschiedener Stile und Altersstufen, um sicherzustellen, dass sie zusammenpassen – sie sollten geradezu mineinander verschmelzen. Dass Jackie ein gutes Auge für Schnäppchen hat, bewies sie zum Bei- spiel bei dem preisgünstigen Holzofen, der aus einem früheren Showroom stammt. Die Bettgestelle im Gästezimmer konnte sie auf einer Auktion für jeweils ein Pfund pro Stück ergattern. Und der Wäscheschrank im sogenannten „Schuhzimmer“stammt aus einer Hausräumung. Jackies Einfallsreichtum scheint in der Tat keine Grenzen zu kennen. So nähte sie selbst aus alten Getreidesäcken, die ein Freund als Geschenk da ließ, dekorative Kissen. Au-
ßerdem ließ Jackie die Biegungen an ihren Pendelleuchten ändern, um ihnen ein eleganteres Gefühl zu geben. Und sie emaillierte eine rostige gusseiserne Wanne neu, die ihr Handwerker auf einer anderen Baustelle vor dem Wegwerfen bewahrt hatte. Aus einem Müllcontainer fischte sie ein paar alte Lampenschirme und kaufte dazu preisgünstige Lampengestelle bei TK Maxx. Schmiedeeiserne Gartenbordüren dienten Jackie als Grundlage für eine dekorative Regalhalterung – sowas ähnliches hatte sie mal auf einem Flohmarkt in Paris gesehen. Alles harmoniert ganz wunderbar miteinander. Das Ambiente gleicht einer Mischung aus trendigem Skandinavien-Stil und einer stringenten Auswahl natürlicher Farben und Texturen. „Es gibt so viel Licht in diesem Haus. Und ich habe mich von der Küstenlage inspirieren lassen“, sagt Jackie. „Alles wirkt schlicht und natürlich und doch so wunderbar.“