EINE FAMILIE IM BANN DER LANDROMANTIK
Zuerst wollten Bettina und Axel mitten in Hamburg wohnen, doch dann entdeckten sie dieses historische Fachwerkhaus.
Bettina und ihre Familie sanierten ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1870
Was hat dieses reetgedeckte Fachwerkhaus von 1870 schon alles erlebt! Und vor allem: Was bringt ein Ehepaar, das eigentlich mitten in Hamburg wohnen möchte, dazu, in ein Dorf mit etwa 600 Einwohnern zu ziehen? „Es waren Haus und Grundstück, die uns verzauberten“, lächelt die Künstlerin Bettina Röntgen-Vogelbein (40), die hier mit ihrem Mann Axel (46, Inhaber eines IT-Systemhauses) und den Söhnen Marlon (9) und Luke (5) ihr persönliches Wohnglück gefunden hat. „Traumhaft schön, voller Geschichten, da warfen wir alte Wohnpläne schlichtweg über Bord.“Wer die Familie besucht, versteht sofort, was Bettina meint. Lange, bevor es ihr Wohnhaus wurde, fungierte das malerische Gebäude als Dorfschule. Und das erklärt auch die stattliche Wohnfläche von 259 Quadratmetern, die sich auf sieben Zimmer, Küche und Bad verteilen. Nachdem die Schule geschlossen wurde, entstand in dem Gebäude eine Tanzschule. „Bei unserem Umbau konnten sich die meisten unserer Handwerker noch gut an diese Zeit erinnern. Fast alle lernten hier Walzer und Cha-Cha-Cha“, erzählt Bettina. „Unser Wohnzimmer war früher der Tanzsaal, und das dunkle Eichenparkett ist noch im Original erhalten.“Heute mutet der große Raum jedoch viel heimeliger an als damals – mit den weißen Sofas, dem schwarzen Couchtisch im Asia-Stil und dem offenen Kamin. „Der wurde im Nachhinein eingebaut“, sagt die Hausherrin, „früher stand dort ein grüner Kachelofen. Doch wir fanden
eine offene Feuerstelle viel gemütlicher. Außerdem funktionierte der alte Ofen nicht mehr richtig.“Beim Umbau ist man äußerst behutsam mit den historischen Details des Hauses umgegangen – wagte den Spagat zwischen Alt und Neu. Die ursprünglichen Türschwellen und der Klopfer an der Haustür, der die Klingel ersetzt, wurden erhalten. Backsteinwände wurden freigelegt, die Treppe in den oberen Stock nur frisch gestrichen. Einen farbenfrohen Hauch von Individualität erhält das Ambiente durch Bettina Röntgen-Vogelbeins ausdrucksstarke Werke. Das Malen brachte sich die Künstlerin selbst bei, nimmt heute sogar Auftragsarbeiten entgegen (Infos: www.bettinaroentgen.de). Alles ist fließend aufeinander abgestimmt, verbindet Alt und Neu. Nur das Bad fällt aus dem Einrichtungsgefüge. Hier wurde besonderer Wert auf Komfort gelegt, weshalb es modern anmutet – bis auf eine Ausnahme: der Lüster. Er erinnert auch hier an die früheren Tage des Hauses mit all seine zauberhaften Geschichten. ◆