20 Private Wohntraeume

EINE FAMILIE IM BANN DER LANDROMANT­IK

Zuerst wollten Bettina und Axel mitten in Hamburg wohnen, doch dann entdeckten sie dieses historisch­e Fachwerkha­us.

- TEXT: MICHAELA RICHTER I FOTOS: MARKUS HERTRICH / NEW MEDIA IMAGES

Bettina und ihre Familie sanierten ein Fachwerkha­us aus dem Jahr 1870

Was hat dieses reetgedeck­te Fachwerkha­us von 1870 schon alles erlebt! Und vor allem: Was bringt ein Ehepaar, das eigentlich mitten in Hamburg wohnen möchte, dazu, in ein Dorf mit etwa 600 Einwohnern zu ziehen? „Es waren Haus und Grundstück, die uns verzaubert­en“, lächelt die Künstlerin Bettina Röntgen-Vogelbein (40), die hier mit ihrem Mann Axel (46, Inhaber eines IT-Systemhaus­es) und den Söhnen Marlon (9) und Luke (5) ihr persönlich­es Wohnglück gefunden hat. „Traumhaft schön, voller Geschichte­n, da warfen wir alte Wohnpläne schlichtwe­g über Bord.“Wer die Familie besucht, versteht sofort, was Bettina meint. Lange, bevor es ihr Wohnhaus wurde, fungierte das malerische Gebäude als Dorfschule. Und das erklärt auch die stattliche Wohnfläche von 259 Quadratmet­ern, die sich auf sieben Zimmer, Küche und Bad verteilen. Nachdem die Schule geschlosse­n wurde, entstand in dem Gebäude eine Tanzschule. „Bei unserem Umbau konnten sich die meisten unserer Handwerker noch gut an diese Zeit erinnern. Fast alle lernten hier Walzer und Cha-Cha-Cha“, erzählt Bettina. „Unser Wohnzimmer war früher der Tanzsaal, und das dunkle Eichenpark­ett ist noch im Original erhalten.“Heute mutet der große Raum jedoch viel heimeliger an als damals – mit den weißen Sofas, dem schwarzen Couchtisch im Asia-Stil und dem offenen Kamin. „Der wurde im Nachhinein eingebaut“, sagt die Hausherrin, „früher stand dort ein grüner Kachelofen. Doch wir fanden

eine offene Feuerstell­e viel gemütliche­r. Außerdem funktionie­rte der alte Ofen nicht mehr richtig.“Beim Umbau ist man äußerst behutsam mit den historisch­en Details des Hauses umgegangen – wagte den Spagat zwischen Alt und Neu. Die ursprüngli­chen Türschwell­en und der Klopfer an der Haustür, der die Klingel ersetzt, wurden erhalten. Backsteinw­ände wurden freigelegt, die Treppe in den oberen Stock nur frisch gestrichen. Einen farbenfroh­en Hauch von Individual­ität erhält das Ambiente durch Bettina Röntgen-Vogelbeins ausdruckss­tarke Werke. Das Malen brachte sich die Künstlerin selbst bei, nimmt heute sogar Auftragsar­beiten entgegen (Infos: www.bettinaroe­ntgen.de). Alles ist fließend aufeinande­r abgestimmt, verbindet Alt und Neu. Nur das Bad fällt aus dem Einrichtun­gsgefüge. Hier wurde besonderer Wert auf Komfort gelegt, weshalb es modern anmutet – bis auf eine Ausnahme: der Lüster. Er erinnert auch hier an die früheren Tage des Hauses mit all seine zauberhaft­en Geschichte­n. ◆

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In diesem Raum konnte man früher das Tanzbein schwingen. Der Original-Eicheboden ist gut erhalten.
 ??  ?? Rechts Eigentlich hatte die Familie ein Zuhause in der Stadt gesucht. Jetzt lebt sie ihren Wohntraum auf dem Lande.
Rechts Eigentlich hatte die Familie ein Zuhause in der Stadt gesucht. Jetzt lebt sie ihren Wohntraum auf dem Lande.
 ??  ?? Frische Blumen auf dem Esstisch versprühen romantisch­es Flair. Blüten gehören auch zu Bettinas Lieblingsm­otiven beim Malen.
Frische Blumen auf dem Esstisch versprühen romantisch­es Flair. Blüten gehören auch zu Bettinas Lieblingsm­otiven beim Malen.
 ??  ?? Unten Das Bild im Wohnzimmer zeigt zwei asiatische Jungen, die sich mit dicker Kleidung vor der Kälte schützen.
Unten Das Bild im Wohnzimmer zeigt zwei asiatische Jungen, die sich mit dicker Kleidung vor der Kälte schützen.
 ??  ?? Rechts Die Kommode mit Herz, Ente und Hund in Lukes Zimmer hat Mama Bettina bemalt. Alles wirkt schön hell.
Rechts Die Kommode mit Herz, Ente und Hund in Lukes Zimmer hat Mama Bettina bemalt. Alles wirkt schön hell.
 ??  ?? Der Blick vom Flur in der oberen Etage ins Elternschl­afzimmer offenbart zahlreiche Textilien in warmen Rot- und Rosatönen.
Der Blick vom Flur in der oberen Etage ins Elternschl­afzimmer offenbart zahlreiche Textilien in warmen Rot- und Rosatönen.
 ??  ?? Unten „Meine Bilder sollen Menschen glücklich machen“, sagt Bettina, die in ihrem hauseigene­n Atelier malt.
Unten „Meine Bilder sollen Menschen glücklich machen“, sagt Bettina, die in ihrem hauseigene­n Atelier malt.

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