Kultstatus
Leica M10 im Test: Die neue Messsucherkamera kombiniert das asketische Ausstattungs-, Designund Bedienkonzept ihrer Ahnen mit einem neuen 24-Megapixel-Vollformatsensor, Live-View und WLAN. Rechtfertigt das einen Preis von 6500 Euro?
Eine Messsucherkamera ohne AF und Videofunktion für 6500 Euro – die einen nennen das rebellisch und mutig. Sie schätzen das Altbewährte und Puristische, weil es weniger vom Wesentlichen ablenkt, vom Motiv. Die anderen halten das Gleiche für nicht mehr zeitgemäß, den Zwang zum manuellen Scharfstellen als Hindernis. Kaum eine Kamera polarisiert so wie die Leica M10. Das amtierende Topmodell des M-Systems bringt gegenüber der Vorgängergeneration (M Typ 240) vor allem einen eigens für sie entwickelten 24-Megapixel-Vollformatsensor ohne Tiefpassfilter mit. Er soll schräg einfallendes Licht noch besser erfassen und störende Lichtbrechungen vermeiden. Außerdem bietet die M10 als erste M ein WLANModul für den Datentransfer und die Fernsteuerung per Smartphone; die dazu notwendige App „Leica M“war aber bei Redaktionsschluss nur für iOS ab Version 8.0 erhältlich. Im Vergleich zur 1000 Euro günstigeren Leica M Typ 262 punktet die M10 (Typ 3656) auch mit einer Live-View-Funktion inklusive Fokus-Peaking und Lupenansicht.
Klassisches M-Gehäuse
Das massive, 650 g schwere, spritzwassergeschützte Magnesium-Druckgussgehäuse wirkt sehr stabil und solide verarbeitet. Wie gehabt, liegt die M10 jedoch trotz Daumenstütze und strukturierter Kunstlederoberfläche weniger stabil in der Hand als eine typische SLR-Kamera. Gut, dass eine Halteschlaufe zum Lieferumfang gehört. Im Vergleich zur Vorgängerin wird die M10 ein wenig schlanker. Außerdem ändern sich Bedienoberfläche und Kleinigkeiten am Design. Beispielsweise fehlt der M10 das prominente „M“an der Front. Speicherkartenfach (SDHC/XC) und Akku verstecken sich weiterhin unter der komplett abnehmbaren Messingbodenplatte. Das mag zwar der Robustheit zugute kommen, macht den Kartenwechsel aber unnötig zeitaufwendig, vor allem wenn die Kamera auf einem Stativ befestigt ist. Schade auch, dass der Akku wegen der schmaleren Gehäusekonstruktion kleiner ausfällt als in der M Typ 240: Laut Leica soll seine Laufzeit im Normalbetrieb für circa 500, im Live-ViewModus gemäß Cipa-Standard sogar nur für 210 Aufnahmen reichen. Immerhin packt Leica als Bonus zusätzlich zum Ladegerät ein Autoladekabel bei. Einen integrierten Blitz gibt es nicht, dafür einen Blitzschuh mit Zusatzkontakten. Dank derer lassen sich hier nicht nur Leica-Systemblitzgeräte anschließen, sondern auch ein optionaler elektronischer Visoflex-Aufstecksucher mit 800 000 RGB-Pixeln.
Messsucher und Monitor
Das klassische M-Messsuchersystem schließt einen Autofokus aus. Stattdessen stellt man mit dem bewährten Mischbild-Entfernungsmesser manuell scharf. Vor diesem Hintergrund freut es umso mehr, dass der Messsucher von 0,68x (M Typ 240) auf 0,73x Vergrößerung (M10) wächst. Zudem bietet er nun ein um 30 % erweitertes Sichtfeld und einen für Brillenträger verbesserten Augenabstand. Ein Leuchtrahmen kennzeichnet den Bildausschnitt abhängig von der Brennweite. Dass der Sucher seitlich versetzt und nicht direkt auf der opti-