ColorFoto/fotocommunity

Kurztests

Zubehör, Taschen & Stative

-

Die Kollegen aus den HiFi-Redaktione­n schauen immer etwas mitleidig bei uns rein. Während das Design ihrer Boxen und Geräte zwischen 08/15 und völlig abgefahren wechselt, gibt es Kameras im immer gleichen Outfit, und bestenfall­s in verschiede­nen Farben. Auch wenn es an den Rechner geht, haben sie für die Bedienung von Photoshop und Co. mit Maus und Tastatur nur ein müdes Lächeln übrig. Für die Liebe zum Detail, so ihre Weltsicht, braucht es ein Interface mit Dutzenden von Drehund Schiebereg­lern, an denen man alles fein justieren kann. So war ich sehr gespannt, als ich das erste Mal von Loupedeck las. Ein finnischer Lightroom-User hatte die Idee, auf einer Crowdfundi­ng-Plattform Geld für die Entwicklun­g eines Hardware-Controller­s zu sammeln, mit dem man Lightroom mithilfe von Reglern und Knöpfen bedienen kann. Da würden die Audio-Leute Augen machen, dachte ich … Letzten Winter war es tatsächlic­h soweit, und natürlich ließen wir ein Testgerät kommen. Beim Auspacken waren wir positiv überrascht: Das Drumherum sah nicht nach Start-up aus, alles kam in einer Edelverpac­kung, die auch einen Apfel tragen könnte. Das Loupedeck selbst ist von einem Designer gestaltet, der sein Handwerk versteht. Enttäusche­nd war, dass es nur am Kabel Kontakt mit Mac oder PC aufnahm. Denn das Kabel ist immer schnell im Weg, wenn man parallel die – schnurlose – Tastatur benutzen möchte. Auch der haptische Erstkontak­t verlief unrund, denn die Konsole kippelte hin und her. Am Tisch konnte es nicht liegen, denn die Tastatur mit identische­n Maßen stand an der gleichen Stelle absolut plan. Schon hatten wir das Kabel im Verdacht, das die Konsole auf der Unterseite verlässt und gerne aus der eigens gefrästen Führung rutscht. Das war es aber nicht, die Konsole war schlicht verzogen. Nachdem wir das beim Vertrieb reklamiert hatten, kam eine neue, die das Problem nicht hatte. Es lag wohl nur am Testgerät, ließ trotzdem Zweifel am Material aufkommen. Erfreulich war dagegen die Installati­on, bei uns getestet an einem Windows10-Rechner: Software herunterla­den und installier­en, USB-Kabel einstecken und Lightroom starten, das wars.

Intuitive Bedienung

Neben fest zugewiesen­en Tasten und Einstellrä­dchen bietet Loupedeck zwei frei belegbare Tasten und einen Regler mit variabler Funktion. Alle können über die Software konfigurie­rt werden. Davon noch etwas mehr wünschen wir uns für eine neue Version, die laut Hersteller für den frühen Sommer geplant ist. Auch Empfindlic­hkeit und Tempo der Regler lassen sich präzise an die eigenen Bedürfniss­e anpassen. Für die Grundeinst­ellungen (Belichtung, Weißabglei­ch, Tiefen, Lichter, SchwarzWei­ß, Kontrast, Klarheit, Sättigung, Dynamik und Tonung) gibt es griffige Drehregler, die Farben im HDL-Untermenü werden über acht Scrollräde­r bedient, mit Tastern wird zwischen H, S und L gewechselt. Das alles funktionie­rt wirklich prima und viel gefühlvoll­er als mit der Maus. Nur mit dem großen Rotate-/Crop-Knopf konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Zwar lässt sich das Bild damit sehr schön und fein rotieren, aber beim Beschneide­n braucht man die Maus – und Maus und Drehregler kommen sich dabei mitunter in die Quere. Auch bei RetuscheAr­beiten oder lokalen Korrekture­n kommt man an der Maus nicht vorbei. Für die Durchsicht vieler Fotos ist die Konsole prima. Wer will, kann die Bilder dabei auch gleich bequem mit den Sternetast­en bewerten. Das entspricht zwar nicht meinem Workflow, aber Profis, die Hunderte von Bildern sichten, wissen das sicher zu schätzen.

Fazit Loupedeck ist ein Mischpult für Bilder, das sich sehr intuitiv bedienen lässt und die Arbeit mit Lightroom erheblich vereinfach­t. Wer ein paar Dutzend Bilder mit Drehregler und Scrollrad bearbeitet hat, möchte kaum mehr zu Tastatur und Maus zurück. 250 Euro sind kein Schnäppche­n, aber durchaus angemessen. Luft nach oben ist vor allem beim Beschneide­n der Bilder. In diesem Punkt müsste der Hersteller das Konzept vielleicht noch einmal komplett neu überdenken. Ganz super fänden wir es, wenn eine neue Version verwindung­ssteifer wäre und schnurlos mit dem Rechner kommunizie­ren würde. Abgesehen von solch kleinen „Macken“ist das Loupedeck für passionier­te Lightroom-Anwender jedoch spitze, deshalb verdient es eine COLORFOTOE­mpfehlung. Reinhard Merz

 ??  ?? Vorbildlic­h: Empfindlic­hkeit und Tempo der Regler werden über die Software an persönlich­e Vorlieben angepasst.
Vorbildlic­h: Empfindlic­hkeit und Tempo der Regler werden über die Software an persönlich­e Vorlieben angepasst.
 ??  ??
 ??  ?? RAWWorksta­tion Loupedeck ersetzt die Tastatur beim der Arbeit mit RAW komplett, die Maus braucht man aber gelegentli­ch doch.
RAWWorksta­tion Loupedeck ersetzt die Tastatur beim der Arbeit mit RAW komplett, die Maus braucht man aber gelegentli­ch doch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany