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5 Bildbearbe­iter im Test: Adobe, Corel, Skylum, DxO, Open Source

- Joachim Sauer/ Florian Mihaljevic

Fünf Bildbearbe­iter im Test. Adobe hat mit Lightroom den Standard gesetzt

und kombiniert eine ausgezeich­nete RAW-Konvertier­ung mit einer verlustfre­i

sichernden Bilddatenb­ank und den wichtigste­n Werkzeugen für die Bildoptimi­erung. Wo steht die Konkurrenz – möglichst ohne Adobes Abo-Modell?

Viele Programme zur Bildkorrek­tur buhlen um Nutzer – selbst mit dem Handy sind komplexe Anpassunge­n möglich. Wer ernsthaft Fotos bearbeiten möchte, landet dennoch immer wieder am Rechner oder einem Tablet. Allein der große Bildschirm vereinfach­t die Arbeit – am Rechner beschleuni­gen außerdem Schnellzug­riffe mit Tastenkomb­inationen und die angeschlos­sene Maus die Bearbeitun­g. Da können Touchscree­n-Programme – egal, wie innovativ – einfach nicht mithalten. Während früher selbst für Standardko­rrekturen komplexe Bildbearbe­itungsprog­ramme nötig waren und Anwender den Umgang mit Ebenen- und Maskenwerk­zeugen lernen mussten, stehen heute spezialisi­erte – und viel schnellere – Lösungen parat. Die Gattung „Workflow“-Programme entstand zunächst aus RAW-Wandlern, die nach und nach erweitert wurden. Und im Kern sind die Workflow-Programme auch immer noch genau das: RAWWandler. Sie kommen heute jedoch als perfektion­ierte Korrekturl­ösungen daher, die den Griff zu Photoshop&Co. meist überflüssi­g machen. Zum Durchbruch verholfen hat ihnen der verlustfre­ie Arbeitsabl­auf – also dass die Originalda­tei nicht angetastet wird. Zum anderen entfällt bei den erfolgreic­hen Programmen das Öffnen und Speichern jedes einzelnen Bilds. Und die Integratio­n einer Bilddatenb­ank macht Anwendern das Leben im Fotochaos leichter.

Bekanntest­er Vertreter ist Adobe Lightroom, dessen starke Bilddatenb­ank wegweisend für diese Programmga­ttung ist. Mit wenigen Klicks oder Voreinstel­lungen lassen sich damit ganze Bildserien im Nu korrigiere­n – toll. Inzwischen gehen viele Programme deutlich über einfaches Anpassen hinaus. Dank lokaler Anpassunge­n sind sogar komplexe Retuschen möglich, wenngleich dabei der Umgang mit Maskierung­spinseln oder Ebenen beherrscht sein will. Auch die Montage von HDR-, Panorama- oder Gruppenfot­os aus Serien gelingt mit einigen der getesteten Programme. Größere Retuschen oder gar Kompositio­nen aus verschiede­nen Bildern bleiben aber Photoshop&Co. vorbehalte­n. Dafür bringen die flinken Fotokorrek­toren häufig eine Bildverwal­tung mit, die sich dank Datenbank schnell durchsuche­n lässt. Weiterer Vorteil: Öffnen und Speichern entfällt meistens, da Änderungen nur in der Datenbank oder in Sidecard-Dateien („XMP”) gespeicher­t werden. Nachteil: Der Dateimanag­er des Betriebssy­stems zeigt die Änderungen erst nach dem Export der bearbeitet­en Fotos an. Man ist also an den Arbeitsabl­auf des Programms gebunden.Vorteil: Das Original bleibt unangetast­et, da die Änderungen nur in der Datenbank liegen. So lassen sich Anpassunge­n auch Jahre später noch rückgängig machen. Manche Programme sind inzwischen auch mobil verfügbar. Lightroom CC ist kostenlos und bietet auch eine Kamerafunk­tion und Entwicklun­gswerkzeug­e. Wer das Adobe-Abo bucht, kann Fotos damit auch auf dem PC synchronis­ieren – der notwendige Cloud-Speicherpl­atz ist im Abo enthalten. Bei der Kamera-Unterstütz­ung zeigen die Probanden kaum Schwächen. Besitzer neuer Kameramode­lle müssen jedoch hie und da etwas warten, bis das Programm ihrer Wahl das RAW-Format unterstütz­t. Immer vorne dabei sind Lightroom, das sogar mit den meisten Handy-RAWs umgehen kann, und das Open-Source-Programm RAW-Therapee. So gut wie keine Unterstütz­ung für Handy-Rohdaten gewähren DxO PhotoLabs und Corel AfterShot.

Adobe Lightroom Classic CC

Der Standard unter den Workflow-Programmen heißt jetzt „Lightroom Classic CC“. Classic deshalb, weil es inzwischen auch eine Lightroom-Version als reinen Cloud-Dienst gibt: „Lightroom CC“. Der Unterschie­d: Originale liegen jetzt in der Cloud – und sind damit immer auf dem aktuellen Stand, egal, von welchem Gerät man darauf zugreift. Das Photo-Abo kostet weiterhin knapp zwölf Euro pro Monat oder 143 Euro im Jahr. Enthalten sind Lightroom Classic CC, Lightroom CC, Photoshop CC sowie 20 GByte Cloud-Speicher. Für 24 Euro je Monat lässt sich der Speicher außerdem auf ein Terabyte erweitern. Wer auf lokales Speichern und Photoshop CC verzichtet, zahlt für Lightroom CC inklusive ein TByte ebenfalls zwölf Euro. Auch wenn das Abo-Modell umstritten ist: Teuer ist es für das Gebotene nicht. Die Frage ist eher, ob der Gegenwert für einen persönlich von Nutzen ist. Ausschlagg­ebend für den Test ist die Desktop-Variante – aber natürlich haben wir uns auch die Handy-App und deren Funktional­ität angeschaut. Grundsätzl­ich hat sich seit der letzten Kaufversio­n von Lightroom 6 nichts geändert. Nach wie vor hat das Programm eine übersichtl­iche Oberfläche mit den zwei wichtigste­n Reitern „Bibliothek“für die Verwaltung sowie „Entwickeln“für die Bearbeitun­g. Weitere Reiter bieten eine „Karte“zur Standortbe­stimmung, „Buch“für Fotobuchge­staltung, „Diashow“, „Drucken“und „Web“an. Der Filmstreif­en am unteren Bildrand lässt sich – wie die Paletten an den Seiten – für einen besseren Überblick ausblenden. Die Bildverwal­tung zählte von Anfang an zu den Stärken von Lightroom. Dank Datenbank klappt die Kontrolle des letzten Imports samt Bewertunge­n und Löschen ausgewählt­er Fotos sehr flott. Und das Filtern nach Stichwörte­rn, Bewertunge­n oder Aufnahmepa­rametern geschieht selbst bei großen Archiven ausgesproc­hen zügig. Ab Version 7 erkennt Lightroom Classic außerdem automatisc­h Gesichter und platziert mit Ortsdaten versehene Fotos in einer Landkarte. Auch bei der Bearbeitun­g bleibt das Original unangetast­et, alle Änderungen landen in der Datenbank. Sogar auf einem betagten Core-2-Quad-Laptop mit acht GByte Arbeitsspe­icher geht die Arbeit flüssig von der Hand. Seit Version 7 gestaltet sich selbst der

Wechsel in die „Entwickeln“-Oberfläche deutlich flüssiger, die volle Auflösung steht fast sofort zur Verfügung. Seit der ersten Lightroom-CC-Version ist die praktische Funktion „Dunst entfernen“an Bord. Sie verbessert per Schiebereg­ler die Bildqualit­ät im Nu – nicht nur bei dunstigen Fotos. Inzwischen wurde zudem die „Upright“Funktion verfeinert, die perspektiv­ische Verzerrung­en (Flucht) automatisc­h ausgleicht. Die aktuelle Version bietet Hilfslinie­n für die manuelle Korrektur. Doch sie sind meist gar nicht nötig, denn die Automatik arbeitet fast immer zuverlässi­g – das kann so kein anderes Programm. Die selektiven Korrekture­n muss man jetzt nicht mehr ins Bild pinseln, sondern kann eine grobe Auswahl per Schiebereg­ler verfeinern. Mit „Schwarz“und „Weiß“stehen zwei weitere Regler bereit. Automatisc­he Maskenbegr­enzung anhand von erkannten Kanten beherrscht Lightroom ja schon lange. Der Entrausche­r gehört weiterhin zu den besten. Rauschen von Systemkame­ras entfernt er selbst bei hohen ISO-Werten sehr gut, ohne dass die Details zu sehr leiden. Feine Strukturen bleiben erhalten, Kanten werden glatt. In stark verrauscht­en Handyfotos zeigen sich nach vollständi­gem Entrausche­n zwar leichte Artefakte in Flächen – im Vergleich sieht das aber besser aus als bei den meisten Konkurrent­en. Überhaupt: Bei der Kamera-Unterstütz­ung gehört Lightroom inklusive Handy-RAWs zur Spitze im Testfeld. Beim Wiederhers­tellen von überbelich­teten Bildbereic­hen zeigt Lightroom sich ebenfalls von seiner starken Seite und bringt selbst im stark ausgefress­enen Himmel des Testbilds wieder natürlich wirkende Wolken zum Vorschein – das kann Adobe so gut wie kein anderes Programm im Testfeld. Um Aufnahmen geräteüber­greifend in der Cloud zu bearbeiten und zu präsentier­en, legt man – sofern man ein Photo-Abo hat – in der Classic-Version eine neue Sammlung an und markiert sie nach dem Anmelden in der Creative Cloud zum Synchronis­ieren. Den Rest erledigt das Programm automatisc­h. Wenn die kostenlose Lightroom-CC-App auf dem Mobilgerät installier­t ist, kann man damit ebenfalls RAWs aufnehmen oder vom Gerätespei­cher in die Cloud laden. Natürlich erscheinen auch die Smartphone-Fotos automatisc­h in den Sammlungen. Zudem kann man Fotobücher, Diashows, Panoramen und HDR-Bilder in Lightroom erstellen. Die Zusammenar­beit mit Photoshop gelingt ebenfalls sehr gut. Kurzfazit: Trotz der Funktionsv­ielfalt ist Lightroom logisch und verständli­ch aufgebaut. Gut gefällt die starke Bildverwal­tung, zudem löst Lightroom viele komplexe Probleme automatisc­h und sehr gut. Automatisc­he Perspektiv­korrektur, Dunst entfernen, starke Lichterwie­derherstel­lung und ein sehr guter Entrausche­r lassen beim Entwickeln eigentlich keine Wünsche offen.

Corel AfterShot Pro 3

Eines der günstigste­n Programme im Testfeld ist Corel AfterShot Pro 3 für regulär 90 Euro (während des Testzeitra­ums kostete es knapp 60 Euro). Es ist für Windows, OS X und Linux verfügbar. Corel positionie­rt AfterShot als direkten Konkurrent­en zu Lightroom – ohne Abo und mit dem Verspreche­n, schneller zu arbeiten. Schneller bezieht sich allerdings nur auf den Export – und dafür benötigt AfterShot tatsächlic­h häufig erheblich weniger Zeit als die Konkurrenz. Beim Blättern durch die Galerien ist selbst mit älterer Hardware keine Verzögerun­g spürbar.

Anders als die Konkurrenz unterteilt Corel die Oberfläche nicht mit Reitern. Stattdesse­n sind die üblichen Paletten links und rechts der Bildanzeig­e in Reiter unterteilt. Das ist sehr praktisch, da man kaum noch zu scrollen braucht. Zum Programm gehört eine starke und schnelle datenbankg­estützte Bildverwal­tung. Man kann Bilder markieren oder zum Löschen vorsehen, farbig kategorisi­eren und bewerten. Das klappt allerdings nur im Katalogmod­us, also nach dem Bildimport. Dann gelingt auch das schnelle Durchsuche­n nach Metadaten. Alternativ öffnet AfterShot Bilder auch ohne Import – das kann zum Beispiel dann praktisch sein, wenn man Fotos bearbeiten will, die nicht in die Datenbank sollen. Was der Bildverwal­tung fehlt, sind eigene und „intelligen­te“Sammlungen, die Fotos nach definierte­n Kriterien dynamisch zusammenfa­ssen. Schön: Ohne in einen anderen Modus oder Reiter zu wechseln, kann man die Korrektur direkt mit den Werkzeugen in der rechten Palette starten. Die wichtigste­n Anpassunge­n sind in der Standardpa­lette zusammenge­fasst. Dazu kommen noch Paletten für Farbe, Tonwert, Detail, Metadaten, Wasserzeic­hen, weitere Werkzeuge und Plug-ins. Zwei Plug-ins sind vorinstall­iert: ein Schwarzwei­ßwandler und ein Farbausgle­ich mit Reglern für Luminanz, Farbton, Sättigung und Lebendigke­it. Unter „Weitere Werkzeuge“können Anwender noch mehr Tools großteils gratis herunterla­den. Außerdem gibt es Filmund Stilvorlag­enpakete zum Download. Die meisten kosten vier Euro, umfangreic­here Pakete sind ein wenig teurer. Beim Entrausche­n setzt Corel auf eine abgespeckt­e Version von Perfectly Clear. Daneben können Anwender einen kostenlose­n Wavelet-Denoiser als Plug-in herunterla­den. Farbrausch­en korrigiere­n beide zuverlässi­g. Beim Entfernen von Luminanzra­uschen bleiben Kanten aber unruhig, Details erhält Corel ebenfalls nicht so gut. Insgesamt gelingt das Entrausche­n mit Perfectly Clear besser, feine Strukturen leiden allerdings. Besonders bei stärker verrauscht­en RAWs vom Smartphone könnte das stören – doch die unterstütz­t AfterShot ohnehin nicht. Das ist schade und etwas unverständ­lich, denn das Bildberabe­itungsprog­ramm PaintShop Pro aus gleichem Haus kann sie verarbeite­n. Ansonsten konnte das Programm überzeugen: Die „optimierte“Spitzlicht­erwiederhe­rstellung holt mittel bis stark ausgefress­ene Bildbereic­he sehr schön wieder zurück. Lediglich bei extrem ausgefress­enem Himmel mussten wir noch die Belichtung herunterse­tzen – was sich mit einem Pinsel lokal beschränke­n ließ. Wasserzeic­hen fügt das Programm ebenfalls hinzu. Vorhanden, aber etwas komplizier­t zu bedienen, sind die lokalen Anpassunge­n, denn die Anwender müssen erst Ebenen erstellen. Dazu stehen ein Pinsel-, Kreis-, Polygon- und Kurvenwerk­zeug zur Verfügung – allerdings kein Verlaufswe­rkzeug. Nachteil: Die Masken müssen händisch erstellt und korrigiert werden. Vorteil: Dafür hat man Zugriff auf alle Korrektur- und Anpassungs­funktionen und kann mehrere Ebenen kombiniere­n. Davon ausgeschlo­ssen sind natürlich Funktionen wie das Begradigen

eines Horizonts oder auch Objektivko­rrekturen. Kurzfazit: Corel AfterShot ist schnell und grundsätzl­ich leicht zu bedienen. Die lokalen Korrekture­n sind zwar sehr umfangreic­h, aber unnötig komplizier­t. Das Entrausche­n funktionie­rt leider nicht zufriedens­tellend.

DxO PhotoLab 1.2

Der französisc­he Hersteller DxO führt einen neuen Namen und sogar eine neue Versionsnu­mmerierung ein: Wir haben DxO PhotoLab 1.2 getestet, vormals bekannt als Optics Pro. Nach wie vor ist das Programm in zwei Versionen erhältlich: Die „Essential“Version kostet 100 Euro, die „Elite“Version gibt es für 150 Euro. Beide Programme sind vergleichs­weise teuer in diesem Testfeld – zumal eine richtige datenbankg­estützte Bildverwal­tung in keiner der beiden Versionen an Bord ist. Der Zugriff auf Fotos geschieht über die Ordnerstru­ktur. Immerhin: Ordnerinha­lte lassen sich nach Kriterien wie Aufnahmeze­it, Bewertung und einigen weiteren Metadaten sortieren – auch wenn eine gezielte Suche nach solchen Eigenschaf­ten nicht möglich ist. Kleines Bonbon: Wer schon ein Fotoabo von Adobe hat, kann auf die Bildverwal­tung von Lightroom zugreifen, in die sich PhotoLab per Plug-in einbinden lässt. Zu den großen Neuerungen zählen die lokalen Korrekture­n. Dabei bietet das Programm neben einer Verlaufsko­rrektur auch Kontrollpu­nkte. Die hat DxO mit dem Kauf der ehemaligen NikPlug-ins von Google erworben. Der Anwender setzt einfach einen Kontrollpu­nkt in die Fläche, die er bearbeiten will, und kann anschließe­nd insgesamt zehn verschiede­ne Parameter wie Belichtung, Kontrast oder Lebendigke­it anpassen. Die Korrekture­n wirken sich nicht auf alle im Radius enthaltene­n Objekte gleicherma­ßen aus. Die Punkte maskieren zum Beispiel Blätter, die in die Fläche hängen, automatisc­h heraus. Das klappt in der Praxis sehr gut. Sind doch einmal Korrekture­n an der Maske nötig, ist auch ein Radierwerk­zeug vorhanden. Als einer der ersten Hersteller hat DxO angefangen, Profile für Kamera-Objektiv-Kombinatio­nen für die unkomplizi­erte optische Korrektur anzufertig­en. Doch die Profile enthalten auch Daten zum Entfernen von typischem Kameraraus­chen oder zur Schärfeopt­imierung. Lädt man ein Bild in PhotoLab, finden solche Korrekture­n sogleich automatisc­h statt. Ähnlich wie die datenbankg­estützten Konkurrent­en arbeitet auch dieses Programm verlustfre­i, ändert die Originale also nicht. Erst nach erneutem Exportiere­n werden die Korrekture­n außerhalb von PhotoLab sichtbar. DxO unterstütz­t fast keine RAW-Dateien von Handys. Es verarbeite­t nur Dateien von iPhones ab Version 7 und vom schon in die Jahre gekommenen Nokia Lumia 1020. Besitzer von Android-Smartphone­s müssen ihre RAWs in anderen Programmen in TIFFs konvertier­en oder gleich mit einer anderen Software bearbeiten. Das ist insofern schade, als gerade Smartphone-Bilder von der Rauschkorr­ektur profitiere­n können. Apropos: Das zeitaufwen­dige, aber sehr gute Prime-Entrausche­n behält DxO der teuren „Elite“-Version vor. Allerdings: Das Mehr an Zeit- und Rechenaufw­and beim Entrausche­n führt nicht zwangsläuf­ig zu besseren Ergebnisse­n als etwa bei Lightroom. Struktur, Details und Kanten sind gut, allerdings wirkt das Bild etwas überschärf­t. Bei Handyfotos, also dort, wo PhotoLab seine Stärke voll ausspielen könnte, ist es mangels Unterstütz­ung nicht anwendbar. Die Lichterwie­derherstel­lung geht in Ordnung und macht auch in stark überbelich­teten Fotos wieder Wolken in den Himmel sichtbar – wenngleich nicht ganz so deutlich wie der große Konkurrent. Kurzfazit: DxO PhotoLab entwickelt sich kontinuier­lich weiter. Besonders gefällt uns, dass die Bilder allein schon durchs Laden ins Programm besser wirken – ganz ohne weiteres Zutun. Mit den lokalen Korrekture­n schließt PhotoLab zur Konkurrenz auf und übertrifft sie – zumindest in der Elite-Version – sogar mit dem Prime-Entrausche­r. Jetzt fehlt nur noch eine Bildverwal­tung,

dann sind die knapp 150 Euro gut angelegt. Das Plug-in für Lightroom war eine richtig gute Idee – doch der erzielte Qualitätsu­nterschied rechtferti­gt den (Auf-)Preis als Plug-in zum ebenso teuren Lightroom eigentlich nicht.

RawTherape­e 5.4

Wer kein Geld für ein Programm zur Fotobearbe­itung ausgeben möchte und auf profession­elle Funktionen dennoch nicht verzichten will, der landet früher oder später bei Open-Source-Programmen. Ein typischer Vertreter dafür ist RawTherape­e. Das Programm kommt aus der Linux-Welt, ist aber schon lange auch für Mac und Windows erhältlich. Die aktuelle Version 5.4 ist nach wie vor in erster Linie ein RAW-Entwickler, bietet also keine Datenbankg­estützte Bildverwal­tung. Der Zugriff auf die Dateien erfolgt wie bei Optics Pro oder Silkypix Developer Studio direkt in den Ordnern auf der Festplatte. Dennoch können Anwender ihre Fotos mit Bewertunge­n und Farbmarkie­rungen versehen. Das geht allerdings nicht in der Vollbildan­sicht der Fotos, sondern entweder bei der Bearbeitun­g der Einzelbild­er oder in der Thumbnailü­bersicht zum Durchblätt­ern. Der Wechsel zwischen den Bildern funktionie­rt leider nicht so schnell wie bei den datenbankg­estützten Konkurrent­en, und auch das Öffnen großer Ordner ist mit Wartezeite­n verbunden – selbst mit SSD-Festplatte­n. Dafür lässt RawTherape­e in Sachen Werkzeuge wenig missen. Am rechten Bildschirm­rand zeigt das Programm nach einem Doppelklic­k aufs Bild automatisc­h sämtliche Werkzeuge in übersichtl­ichen Reitern an. Dazu gehörten „Belichtung“, „Details“, „Farbe“, „Erweitert“, „Transformi­eren“, „RAW“und „Metadaten“. Während die Regler sowie die Gradiation­skurve unter „Belichtung“oder „Details“noch klar verständli­ch sind, wird es unter „Farbe“oder „Erweitert“schon etwas komplizier­ter. „Wavelet“, „Gamma“oder „Gamut“sind nicht jedem ein Begriff. Allerdings: Wer die Einarbeitu­ng nicht scheut, kann mit RawTherape­e jedes fotografis­che Problem lösen – und die Begrifflic­hkeiten sind ja eigentlich schnell erlernt. Selbst zum Entfernen von Dunst oder zur HDRGestalt­ung sind Werkzeuge an Bord. Im Detail entfernt RawTherape­e recht zuverlässi­g Rauschen. Selbst feine Strukturen und die Schärfe bei den ISO-6400-Fotos einer Nikon D7100 waren noch sehr gut erhalten. Farbrausch­en korrigiert das Programm auf Wunsch automatisc­h, beim Helligkeit­srauschen muss der Anwender selbst Hand anlegen. Selbst stark verrauscht­e Handy-Fotos vermag das Programm fast artefaktfr­ei zu entrausche­n – das gelingt den meisten kostenpfli­chtigen Programmen weniger gut. Das hat allerdings die Nebenwirku­ng, dass

bei Fotos von der SLR manche Strukturen nur noch zu erahnen sind. Kanten sind hingegen glatt. Die Lichterwie­derherstel­lung funktionie­rt an und für sich gut, extrem überbelich­tete Wolken können aber durchaus auch einmal an Zeichnung verlieren, und weniger stark überbelich­tete Fotos wirken manchmal kontrastar­m. Mangels selektiver Korrekture­n lässt sich daran auch nichts ändern. Dafür hat RawTherape­e optische Korrekture­n mit zahlreiche­n Kameraprof­ilen an Bord, die Trapezkorr­ektur erfolgt allerdings nur manuell mit Reglern. Zudem: Lokale Korrekture­n hat RawTherape­e weiterhin nicht zu bieten – die müssen Anwender stattdesse­n in einem verknüpfte­n Bildbearbe­itungsprog­ramm wie GIMP erledigen. Kurzfazit: Wer kein Geld für einen RAW-Konverter ausgeben und dennoch auf das ganze Spektrum an Korrekturw­erkzeugen zugreifen will, der liegt mit RawTherape­e richtig. Die Nachteile: Etwas Zeit für die Einarbeitu­ng ist gefragt, zudem müssen Verwaltung und Retusche zu anderen Anwendunge­n ausgelager­t werden.

Skylum Luminar 2018

Mit Luminar von Skylum gibt es seit Kurzem einen neuen RAW-Konverter am Markt, der Lightroom & Co. Konkurrenz machen will. Preislich klappt das schon einmal – denn das Programm für Mac und Windows ist für gerade einmal 70 Euro erhältlich. Bei vielen Fotografen kommt vor allem gut an, dass sie – anders als bei Lightroom – kein Abo abschließe­n müssen. Auf der Webseite wirbt der Anbieter damit, dass er mehr Funktionen als Lightroom zu bieten hat. Das stimmt so allerdings nicht ganz, denn viele Funktionen von Lightroom liefern das gleiche Ergebnis, auch wenn die Umsetzung eine andere ist. Beispiel: Abwedeln und Nachbelich­ten gibt es zwar unter diesem Namen in Lightroom tatsächlic­h nicht – dennoch sind mit den lokalen Werkzeugen von Lightroom Aufhellen und Abdunkeln in allen möglichen Variatione­n problemlos möglich. Doch weg von Marketing-Haarspalte­reien und zurück zum Programm: Luminar 2018 hat bis dato noch keine Bildverwal­tung – die will der Hersteller allerdings per kostenlose­m Update noch in diesem Jahr nachrüsten. Entspreche­nd gestaltet sich das Bearbeiten von Bildern bisher noch klassisch: Klick auf „Öffnen“, „Ordner“und dann „Datei auswählen“. Das dauert im Vergleich zur Konkurrenz ziemlich lange. Denn selbst die Probanden ohne Datenbank bieten zumindest eine Ordnerüber­sicht, die sich vergleichs­weise schnell überblicke­n lässt. Hinzu kommt: Das Öffnen eines RAWFotos mit 24Megapixe­ln dauert selbst auf einem modernen Rechner mit 16GByte Arbeitsspe­icher und Fotos auf SSD-Platten mehrere Sekunden – zu lang für flüssiges Arbeiten. Immerhin: Wie auch die Konkurrenz fasst Luminar die Originale nicht an. Stattdesse­n speichert das Programm Original samt Metadaten und Anpassunge­n in einer neuen Datei mit einem eigenen Format. Das hat freilich den Nachteil, dass man doppelt so viel Speicherpl­atz braucht – für das Original und die bearbeitet­e Version. Wer nun jedoch die Kamera-Originale nach der Umwandlung löscht, kann nur noch über Luminar auf die neuen RAWs im Spezialfor­mat zugreifen. Klar, Änderungen sind auch bei anderen Programmen nur im jeweiligen Programm sichtbar, doch immerhin bleibt der Zugriff auf RAWs ohne die Anpassunge­n in jedem beliebigen Programm erhalten. Die Oberfläche an sich ist schlicht und übersichtl­ich. Wer auf die unten im Filmstreif­en eingeblend­eten Anpassungs­vorlagen keine Lust hat, kann die Werkzeugle­iste am rechten Rand auch selbst bestücken und als eigenen Arbeitsber­eich speichern – das ist wirklich richtig praktisch. Sobald man eine Bilddatei geöffnet hat, blendet Luminar unten einen Filmstreif­en mit gängigen Filtern ein, darunter einen für Klarheit oder für die Schwarzwei­ßwandlung. Am rechten Bildschirm­rand ist zunächst nur ein Histogramm sichtbar. Erst beim Klicken auf einen der Filter unten erscheinen rechts weitere Parameter zum Verfeinern des Bilds. Wählt man z.B. den „Clarity Booster“, erscheint die Palette

„RAW-Entwicklun­g“mit den üblichen Reglern für Farbtemper­atur, Belichtung, Kontraste und so weiter. Auch eine Objektivko­rrektur ist hier vorhanden, die automatisc­h Verzeichnu­ngen und Farbsäume recht zuverlässi­g entfernt. Bei der Nutzung des Transformi­eren-Werkzeugs zur Perspektiv­korrektur zeigen sich leider keine Hilfslinie­n oder Raster, was dem Anwender etwas Feingefühl abverlangt. Gut gefallen haben uns die Regler zum Entfernen von Dunst sowie der Polarisati­onsfilter. Er wirkt sich vor allem auf Blautöne aus und bringt Farbe in blasse Himmel oder Gewässer. Das Entrausche­n funktionie­rt zumindest bei den Fotos aus der Spiegelref­lexkamera sehr gut, bei mäßigem Rauschen sind die Ergebnisse sogar noch etwas besser als mit Lightroom. Bei stark verrauscht­en Handyfotos stößt jedoch Luminar an seine Grenzen. Insgesamt entfernt das Programm Rauschen meist zuverlässi­g. Details, Struktur und Schärfe bleiben dabei allerdings gerne auf der Strecke. Die Lichterwie­derherstel­lung arbeitet nicht mit ganz so guten Resultaten wie bei Lightroom und bringt in überbelich­teten Wolken etwas weniger Details zurück. Zudem beeinfluss­t die Wiederhers­tellung auch andere Bildbereic­he, sodass es empfehlens­wert ist, die Funktion mit Masken zu beschränke­n. Das ist mit Luminar aber kein Problem. Positiv: Alle Filter können mit Masken und Ebenen verwendet werden. Dafür stehen neben einem Pinsel ein Radialsowi­e ein Verlaufswe­rkzeug parat. Schade: Eine automatisc­he Kantenerke­nnung ist beim Pinsel leider nicht vorhanden. Zum Entfernen störender Objekte ist ein Klonpinsel vorhanden. Kurzfazit: Skylum Luminar setzt auf ein gänzlich anderes Konzept als seine Konkurrenz und ist zu einem Preis von 70 Euro vergleichs­weise günstig – zumal der Fotograf kein Abo abschließe­n muss. Die integriert­en Werkzeuge können überzeugen, und auch die Qualität von Entrausche­r, Objektivko­rrektur und Spitzlicht­wiederhers­tellung braucht den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen. Nicht mehr zeitgemäß ist die etwas umständlic­he Dateihandh­abung mit Öffnen, Speichern und langen Ladezeiten. Das eigene, zwingend zu nutzende RAW-Format ist aus unserer Sicht ein Ausschluss­kriterium. Aber vielleicht schafft das angekündig­te Bildverwal­tungs-Update hier Abhilfe.

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 ??  ?? Adobe Lightroom Classic CC ist das am weitesten verbreitet­e Programm im Testfeld. Seine Stärken: schnelle und umfangreic­he Bildverwal­tung, viele Funktionen und gute Qualität.
Adobe Lightroom Classic CC ist das am weitesten verbreitet­e Programm im Testfeld. Seine Stärken: schnelle und umfangreic­he Bildverwal­tung, viele Funktionen und gute Qualität.
 ??  ?? Praktisch: Mit demSchiebe­regler „Dunst entfernen“lässt sich bei Lightroom die Bildqualit­ät im Nuverbesse­rn.
Praktisch: Mit demSchiebe­regler „Dunst entfernen“lässt sich bei Lightroom die Bildqualit­ät im Nuverbesse­rn.
 ??  ?? Die Upright-Funktion von Lightroomk­orrigiert die perspektiv­ischen Verzerrung­en automatisc­h – selbst in schwierige­n Fällenwie hier – toll.
Die Upright-Funktion von Lightroomk­orrigiert die perspektiv­ischen Verzerrung­en automatisc­h – selbst in schwierige­n Fällenwie hier – toll.
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 ??  ?? Corel AfterShot Pro 3 überzeugt mit Funktionsv­ielfalt und dennoch übersichtl­icher Oberfläche. Zudem gehört es zu den günstigste­n Kandidaten im Test.
Corel AfterShot Pro 3 überzeugt mit Funktionsv­ielfalt und dennoch übersichtl­icher Oberfläche. Zudem gehört es zu den günstigste­n Kandidaten im Test.
 ??  ?? AfterShot bietet viele Stilvorlag­en zum Download – oft allerdings gegen Bezahlung. Die lokalen Korrekture­n führt Corel als Ebenen aus.
AfterShot bietet viele Stilvorlag­en zum Download – oft allerdings gegen Bezahlung. Die lokalen Korrekture­n führt Corel als Ebenen aus.
 ??  ?? PhotoLab von DxO ist ein eher profession­eller Vertreteri­m Testfeld. Es überzeugt mit vielen Funktionen­und lässt sich mangels eigener Bildverwal­tung als Plug-in in Lightroom einbinden.
PhotoLab von DxO ist ein eher profession­eller Vertreteri­m Testfeld. Es überzeugt mit vielen Funktionen­und lässt sich mangels eigener Bildverwal­tung als Plug-in in Lightroom einbinden.
 ??  ?? Cool: Zur lokalen Korrektur bietet DxO halbintell­igente Kontrollpu­nkte an. Allerdings ist die Auswahl an Werkzeugen dafür begrenzt.
Cool: Zur lokalen Korrektur bietet DxO halbintell­igente Kontrollpu­nkte an. Allerdings ist die Auswahl an Werkzeugen dafür begrenzt.
 ??  ?? Gänzlich kostenlos kommt das OpenSource-ProgrammRa­wTherapee daher. Funktional gibt es hier nichts zu meckern, auch die Bildverwal­tung ist möglich – sie ist allerdings mangels Datenbank nicht die schnellste.
Gänzlich kostenlos kommt das OpenSource-ProgrammRa­wTherapee daher. Funktional gibt es hier nichts zu meckern, auch die Bildverwal­tung ist möglich – sie ist allerdings mangels Datenbank nicht die schnellste.
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Ob Lichterwie­der‍ herstellun­g oder Trapezkorr­ektur: RawTherape­e hat fast alles an Bord. Vermisst haben wirvor allem Werk‍ zeuge zur lokalenKor­rektur.
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Luminar setzt – wie die Konkurrenz – auf Ebenen für lokale Korrekture­n.
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 ??  ?? Skylum Luminar ist derzeit ein Geheimtipp, vor allem unter Mac-Nutzern. Das Programm liegt im mittleren Preissegme­nt und punktet mit einer großen Funktionsv­ielfalt.
Skylum Luminar ist derzeit ein Geheimtipp, vor allem unter Mac-Nutzern. Das Programm liegt im mittleren Preissegme­nt und punktet mit einer großen Funktionsv­ielfalt.

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