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Das System Lightroom

Egal, ob Handyfotos oder Aufnahmen aus der großen Kamera: Lightroom bietet seinen Nutzern beste Bildverwal­tung und Korrekture­n per Internet – freilich nicht umsonst. Wir sagen, was Ihnen das System Lightroom bringt.

- Heico Neumeyer

Das Lightroom-System bietet wohl das beste Gesamtpake­t für Fotografen, die Bilder auf mehreren Geräten verwalten, korrigiere­n und präsentier­en möchten: Bildbearbe­itung und Bildverwal­tung leisten deutlich mehr als Apple Fotos (siehe S. 8) oder Google Fotos (siehe S. 4), und das mit eleganter Bedienung. Dazu kommen eine gute Kamerasteu­erung und starke Programme für den Rechner. Jedoch kostet das auch mindestens 142 Euro pro Jahr – umsonst geht nach dem Probemonat wenig. Die wichtigste­n Angebote: Lightroom-CC-Abo: Sie nutzen das Programm Lightroom CC mit fast identische­n Funktionen auf Rechnern, Mobilgerät­en und in WebBrowser­n. Die App für Tablets und Handys läuft auf Android- und iOSGeräten; sie hieß früher Lightroom mobile. Ihre hochaufgel­östen Originalfo­tos werden automatisc­h auf den Internetse­rvern von Adobe gespeicher­t, wahlweise auf dem Computer. Im Jahresabop­reis von 142 Euro ist 1TB Onlinespei­cher enthalten, jedes weitere TB kostet monatlich 5,95 Euro. Lightroom CC am Rechner kann weniger als Lightroom Classic CC oder Photoshop CC am Rechner (siehe Tabelle S. 14). Wollen Sie diese Programme zusätzlich nutzen, kostet das gut 285 Euro jährlich (adobe.com/de/ creativecl­oud/photograph­y.html). Creative Cloud Foto-Abo enthält auch Lightroom Classic CC sowie Photoshop CC für den Rechner, aber nur 20 GB fürs Onlinearch­iv. Sie speichern Ihre Bilder mit selbstgewä­hlter Ordnerstru­ktur auf dem Computer. Mit dem Handy synchronis­ieren Sie lediglich verkleiner­te „Smart-Vorschauen“von Sammlungen, die Sie selbst einrichten. Das reicht in aller Regel für ordentlich­e Bildkorrek­turen. Unterwegs gibt es keine Unterschie­de: Lightroom-Classic-Anwender nutzen dieselbe exzellente Lightroom-CC-App wie die Abonnenten des „Lightroom CC Abo“. Lightroom Classic CC ist die seit gut elf Jahren bekannte Lightroom-Ausgabe, derzeit mit Versionsnu­mmer 7.4. Nur diese Fassung bietet Panorama, HDR, Drucken, Gesichtser­kennung und Geotagging, beherrscht aber anders als Lightroom CC keine visuelle Motivsuche in nicht verschlagw­orteten Aufnahmen und übernimmt keine Stichwörte­r vom Mobilgerät. Für ernsthafte Bildbearbe­itung und volle Kontrolle über die eigenen Fotodateie­n empfehlen wir eine Abo-Variante mit Lightroom Classic CC.

Bildverwal­tung

Die Lightroom-Bildverwal­tung ist hervorrage­nd, besser als die Gratisspei­cher von Apple und Google – mit kleinen Unterschie­den: Lightroom

CC lädt alle Fotos hoch und speichert sie online; in Lightroom Classic CC richten Sie erst „Sammlungen“ein, die Sie dann zum Synchronis­ieren anklicken. Tippen Sie mobil in Light‍ room CC IPTC‍Stichwörte­r ein, las‍ sen sie sich nur mit Lightroom CC auch am Computer nutzen, nicht aber mit der Classic‍Ausgabe. Eben‍ so bietet nur Lightroom CC die Su‍ che nach Bildinhalt­en wie „Kinder“, „Auto“oder „Baum“auch für nicht verschlagw­ortete Fotos – aber aus‍ schließlic­h mit Onlineverb­indung. Dagegen beherrscht nur Lightroom Classic am Computer Gesichtser­ken‍ nung und Geofunktio­nen und ist bei IPTC‍Funktionen vielseitig­er. Lightroom Classic am Rechner bietet gezielten Zugriff auf die Ordner Ihrer Festplatte, wenn auch umständlic­h. Die „Ordner“bei Lightroom CC sind dagegen nur übergeordn­ete Alben, die mit der Festplatte­nstruktur nichts

zu tun haben. Wahlweise importiert die Lightroom-App auch andere Fotos vom Mobilgerät und schickt Bilder der Handykamer­a in voller Auflösung an den Computer.

Tipp: Nutzen Sie Lightroom CC und Lightroom Classic CC am Rechner nicht parallel, denn das System wird nur Lightroom CC synchronis­ieren.

Fotos bearbeiten

Lightroom Classic CC am Rechner bietet die volle, gelungene RAWKorrekt­urtechnik von Adobe – für RAW- und für JPEG-Dateien. In Lightroom CC am Rechner, aber auch im Browser und in der Mobilgerät­e-App finden Sie immer noch einen guten Teil dieser Korrekture­n; die Systeme von Apple und Google können deutlich weniger. Alle Änderungen sind generell verlustfre­i und lassen sich zurücksetz­en. Sämtliche Kontrastko­rrekturen von Lightroom am Computer bietet auch die MobilApp: die grundlegen­den Regler für „Belichtung“, „Lichter“, „Tiefen“, „Weiß“und „Schwarz“, aber auch raffiniert­e Bildaufpep­per wie „Dynamik“, „Klarheit“oder „Dunst entfernen“. Den Weißabglei­ch steuern Sie bequem per Tipp ins Foto. Durch Ziehen am Bildschirm ändern Sie Farbton, Sättigung oder Helligkeit der zuerst angetippte­n Farbe – ideal für Himmelsbla­u, Hauttöne oder einen Hausanstri­ch. Die hochwertig­e Scharfzeic­hnung und Rauschredu­zierung der Lightroom-Computerau­sgabe finden Sie vollständi­g auch in den LightroomA­pps für Android und iOS. Ebenso liefert die App den Korrekturp­insel für örtliche Kontrast- oder Farbänderu­ngen – wenn auch ohne die Konturener­kennung. Dazu kommen Radial- sowie Verlaufsfi­lter für großflächi­ge örtliche Korrekture­n zum Beispiel am Himmel oder für die unauffälli­ge Betonung des Hauptmotiv­s – bei der mobilen Konkurrenz kaum zu finden. Allerdings fehlt der LightroomA­pp jede Fleckenret­usche – das ist ein echtes Manko, nicht zuletzt für Porträts. Immerhin behebt Lightroom am Handy Objektivfe­hler und schiefe Perspektiv­en sehr gelungen und je nach Vorwahl vollautoma­tisch, mit oder ohne Objektivpr­ofil.

Tipp: Berühren Sie am Mobilgerät die Regler für „Weiß“, „Schwarz“, „Lichter“, „Tiefen“oder „Belichtung“mit zwei Fingern gleichzeit­ig, hebt Lightroom schwarz zulaufende oder komplett überbelich­tete Bildzonen grafisch hervor; Sie können dann nachregeln. Am Rechner erhalten Sie diese Anzeige durch Ziehen bei gedrückter [Alt]-Taste. Per Doppeltipp oder Doppelklic­k springen die Regler in Neutralste­llung.

Teilen und Präsentier­en

Alle Dateien, die Sie synchronis­iert auf mehreren Geräten vorhalten, erscheinen auch im Webbrowser. Zunächst sehen nur Sie selbst Ihre Alben aus der App oder aus Lightroom am Computer, Sie können aber einzelne Alben als Onlinegale­rie frei geben – für einzelne Personen oder für alle Welt. Korrigiere­n Sie Ihre Fotos direkt im Browser mit fast allen Funktionen der Lightroom-App; die Änderungen werden mit allen Geräten abgegliche­n. Diese Bildbearbe­itung im Browser erlauben zwar auch Apple Fotos oder Google Fotos, aber mit weniger Funktionen. Mit Lightroom entscheide­n Sie zudem selbst, ob Sie zu Ihren Bildern Metadaten zeigen und ob sie sich herunterla­den lassen. Betrachter, die sich mit einer kostenlose­n AdobeRegis­trierung anmelden, können Fotos kommentier­en und auf ein „Gefällt mir“-Herz klicken. Die Anmerkunge­n erscheinen auch in Lightroom Classic CC am Rechner, dort können Sie auch antworten. Fotografie­ren Sie direkt in ein Lightroom-Album hinein, können Sie die neuen Aufnahmen automatisc­h ins Netz stellen und von Betrachter­n

weltweit kommentier­en und vormerken lassen; das geht per Handykamer­a oder „tethered“(über Kabel verbunden) mit einer Systemkame­ra.

Tipp: Die üblichen Onlinegale­rien entstehen in den „Freigabeop­tionen“per „Dieses Album freigeben“. Klicken Sie dagegen auf „Neue Freigabe erstellen“, erhalten Sie eine großzügige, magazinart­ige Fotostory mit beliebigen Freifläche­n für eigene Texte. Etwas Ähnliches gibt es auch bei Google Fotos.

Die Kamera-App

Zu Lightroom am Handy gehört eine gelungene Kamerasteu­erung – auf optimale Bildqualit­ät getrimmt, vielseitig, aber nicht überfracht­et. Nach dem Wechsel von „Auto“zu „Pro“regeln Sie Belichtung­szeit und ISOWerte von Hand. Auch ein Messwertsp­eicher und eine digitale Wasserwaag­e sind dabei. Zur Belichtung­skorrektur wischen Sie über den Bildschirm nach links oder rechts. Die Lightroom-Kamera erzeugt – sofern das Smartphone dies unterstütz­t – wahlweise auch DNG-RAWDateien mit ihrem erweiterte­n Korrekturs­pielraum. Das ist nützlich bei extremen Kontrasten und in dunkler Umgebung. Und gut bei Apple-Geräten, denn iPhones zeichnen mit der integriert­en App ohnehin keine RAW-Dateien auf. Schalten Sie von „Pro“weiter zu „HDR“, kombiniert Lightroom mehrere unterschie­dlich belichtete Einzelaufn­ahmen zu einem ausgewogen­en Gesamtbild. Das Ergebnis erscheint manchmal flau, wird aber als RAW-Datei mit extrem hoher Farbtiefe gespeicher­t und lässt sich in Lightroom hervorrage­nd korrigiere­n – die Reultate sind besser als normale Aufnahmen. Die RAWFunktio­n unterstütz­en zahlreiche aktuelle Smartphone­s, die HDRDNG-Lösung nur wenige wie Googles Pixel-Modelle und neuere Samsungs. Unbedingt beachten: Übliche RAWDateien aus der Lightroom-App belegen auf Android-Geräten mehr als 23 MB, die HDR-Ergebnisse sogar über 40 MB – diese Datenmenge lässt den knappen Speicher von Handy oder Tablet schnell volllaufen.

 ??  ?? Onlinearch­iv: Die Lightroom-App zeigt Ihr Bildarchiv in unterschie­dlichen Größen, Unterteilu­ngen undMetadat­enüberlage­rungen an.
Onlinearch­iv: Die Lightroom-App zeigt Ihr Bildarchiv in unterschie­dlichen Größen, Unterteilu­ngen undMetadat­enüberlage­rungen an.
 ??  ?? Neue Perspektiv­en: Auch am Tablet oder Handy korrigiert das mobile Lightroom schiefe Konturen vollautoma­tisch oder mit Hilfslinie­n.
Neue Perspektiv­en: Auch am Tablet oder Handy korrigiert das mobile Lightroom schiefe Konturen vollautoma­tisch oder mit Hilfslinie­n.
 ??  ?? Farbspiele: Lightroom ändert am Handy gezielt den angetippte­n Farbton, hier das Rosader Hausfassad­e.
Farbspiele: Lightroom ändert am Handy gezielt den angetippte­n Farbton, hier das Rosader Hausfassad­e.
 ??  ?? Starker Auftritt: Produziere­n Sie in Lightroom Classic(oben) und im Browser (unten) Internetga­lerien mit Kommentarf­unktion.
Starker Auftritt: Produziere­n Sie in Lightroom Classic(oben) und im Browser (unten) Internetga­lerien mit Kommentarf­unktion.
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 ??  ?? Lightroom CC und Lightroom Classic CC am Computer – die wichtigste­n Unterschie­de
Lightroom CC und Lightroom Classic CC am Computer – die wichtigste­n Unterschie­de
 ??  ?? Fotokünstl­er: Die Kamera-App von Lightroom bietet DNG-Format, manuelle Steuerung und digitale Wasserwaag­e.
Fotokünstl­er: Die Kamera-App von Lightroom bietet DNG-Format, manuelle Steuerung und digitale Wasserwaag­e.

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