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Panasonic S1R / S1

- Werner Lüttgens www.panasonic.de

Panasonic feiert seinen 100. Geburtstag und 10 Jahre spiegellos­e Systemkame­ras. Zum doppelten Jubiläum gesellt der Pionier der spiegellos­en Systemkame­ras zu seinem MFTSystem ein System mit KB-Sensor. Bereits im Frühjahr 2019 sollen die S1R mit 47-MP-KBSensor und die S1 mit 24-MP-KB-Sensor auf den Markt kommen. Dazu soll es drei Objektive geben: eine lichtstark­e Festbrennw­eite 1,4/50 mm, ein Standardzo­om 24-105 mm und ein Telezoom mit 70-200 mm. Details verriet Panasonic noch nicht, verspricht aber sieben weitere S-Objektive bis 2020.

Ein neues System

Das ist ein strammes Programm, doch zu wenig, um neben etablierte­n KB-Marken erfolgreic­h zu sein. Deswegen spannt Panasonic vom Start weg mit Partnern zusammen. Die Japaner setzen beim S-System auf das L-Bajonett der Leica SL und bieten so bereits 2019 ein attraktive­s System an. Alleine Leica bringt weitere acht AF-Objektive mit KB-Bildkreis. Leica-Optiken mit APS-C-Bildkreis – gerechnet für die TL- und CL-Kameras – dürften ebenfalls an die Panasonic-Modelle passen. Allerdings sinkt damit die Auflösung, da mit den APS-C-Objektiven nur der mittlere Bereich des KB-Sensors nutzbar ist.Von Leica kommt die SL als kompatible Kamera, und wir erwarten weitere Leica-Produkte fürs L-Bajonett. Von Sigma wird es 2019 Adapter für SigmaOptik­en mit Sigma- und Canon-Bajonett geben. Es exisitiert zwar noch keine Roadmap für Sigma-Objektive mit nativem L-Bajonett, aber wir rechnen mit einem L-Bajonett für die Art-Reihe. Zudem wird ein Sigma-Body mit L-Bajonett und Foveon-Sensor kommen. Alle drei Firmen sprechen explizit von einer Partnersch­aft, in die jeder seine Stärken und Produkte einbringt. Statt vom Panasonic-SSystem sollte man also genauer vom L-System sprechen: Denn Panasonic, Leica und Sigma bringen gemeinsam dieses vierte spiegellos­e System mit Kleinbilds­ensor auf den Markt, basierend auf dem Leica-L-Bajonett.

Starkes Doppel

Zu den technische­n Daten sagt Panasonic noch nicht viel. Bis auf die Sensoren sollen beide Modelle identisch aufgebaut und ausgestatt­et sein. Das klingt ähnlich wie bei der Nikon Z6 und Z7. Trotz gleicher Ausstattun­g könnte es also Unterschie­de bei Seriengesc­hwindigkei­t oder Autofokusm­essfeldern geben, da beide Größen stark von Sensor und Datenmenge pro Bild abhängen. Sensoren und Prozesso-

ren sind in jedem Fall neu. Ob die Sensoren in BSI-Technik gefertigt sind, bleibt offen. Einen kameraseit­igen Bildstabil­isator wird es jedoch geben. 4K-Filme mit 60 B/s machen beide Modelle. Ob sie dabei die gesamte Sensorfläc­he oder nur die Mitte nutzen, ließ Panasonic offen – man wisse jedoch um die Vorzüge der vollflächi­gen Lösung.

Kantiges Gehäuse

Das Display auf der Rückseite lässt sich um drei Achsen schwenken. Panasonic setzt zudem auf einen Doppelslot für XQD- und SDKarten und ein gut abgedichte­tes Gehäuse. Auch bei tiefsten Temperatur­en soll der S1RFotogra­f arbeitsfäh­ig bleiben. Überhaupt: Das Gehäuse erzählt bereits einen wesentlich­en Teil der Geschichte: Es wirkt wuchtiger als die Bodys der Konkurrenz und ist sehr kantig. Dabei liegt es gut in der Hand – wenn sie nicht zu klein ist – und ist griffiger Gegenpart zu langen, schweren Objektiven. Auf der Oberseite, rechts vom Sucher informiert das in dieser Klasse übliche zweite Display über die wichtigste­n Statusgröß­en. Passend für Daumen und Zeigefinge­r angeordnet, sitzen oben auf der rechten Seite zwei Wahlräder, denen der Fotograf die einzustell­enden Funktionen über Direktzugr­iffe zuweisen kann. Zu den Direktzugr­iffen auf der Oberseite des Gehäuses zählen Belichtung­skorrektur, Weißabglei­ch und ISO-Wert, eine Beleuchtun­gstaste für das Display sowie eine separate Filmstartt­aste. Am Sucher selber ist eine EVTaste angebracht. Damit kann man zwischen Sucher und Monitor hin- und herschalte­n. Links neben dem Okular sitzt ein klassische­s Moduswahlr­ad für Automatikm­odus, Blendenaut­omatik, Zeitautoma­tik, manuellen Modus, drei Modispeich­er und vielen Funktionen mehr. Darunter gibt es einen Ring mit den Belichtung­smodi. Offenbar handelt es sich um die üblichen Optionen: mittenbeto­nte Messung, Integral- und Spotmessun­g.

Bewährte Bedienung

Drei weitere Direktzugr­iffe sind auf der Vorderseit­e platziert, die meisten hat Panasonic aber auf der Rückseite angeordnet. Dort gibt es insgesamt elf Bedienelem­ente, die zum größten Teil rechts vom Display gruppiert sind. Hier findet der Fotograf sowohl einen Joystick als auch eine Vierrichtu­ngswippe mit einer Mittentast­e. Oben, direkt unter der Schulter des Bodys, sitzt ein Schalter für die üblichen AF-Modi. In seiner Mitte befindet sich eine Taste mit aufgedruck­ten Feldern.

Wer also sein AF-Feld individuel­l festlegen möchte, dürfte diese Funktion hier in Gang setzen können. Neben weiteren Direktzugr­iffen ist uns die Q-Taste aufgefalle­n. Diese aktiviert bei Panasonic-Kameras gewöhnlich das Quickmenü, in dem der Fotograf die für ihn wichtigste­n Einstellpa­rameter versammeln kann. Im Vergleich zur Leica SL arbeitet die Panasonic also mit einem sehr klassisch aufgebaute­n Bedienlayo­ut und erinnert mit ihren Direktzugr­iffen und den kleinen Annehmlich­keiten wie der Q-Taste an bekannte Lumix-Konzepte. Damit dürfte Panasonic die bewährte LumixBedie­nung weiterentw­ickeln, ohne ein völlig neues Konzept zu etablieren – für Umsteiger eine gute Nachricht.

Spekulatio­nen über Sucher und AF

Der genauere Blick auf die Leica SL weckt noch ein paar weitere Vermutunge­n über die Ausstattun­g von Panasonics Neuer. Da bereits die SL mit einem hellen, großen und flackerfre­ien Top-Sucher glänzte und mit dem sehr schnellen Autofokus überzeugte, muss man kein Prophet sein, um für die Ausstattun­g der

S1 und der S1R einen hellen, großen, hochauflös­enden Sucher mit einem flimmerfre­ien Bild vorherzusa­gen. Noch gespannter schauen wir auf den Autofokus. Denn bereits beim Launch der SL hatten wir vermutet, dass Panasonic zumindest die AF-Technik (mit)entworfen hat. Für die S1R und die S1 erwarten wir, dass der Hersteller das SL-Niveau mindestens hält. Sicher ist, dass Panasonic auch in den neuen Modellen DFD- und Kontrast-Autofokus kombiniere­n wird. Der DFD-Autofokus schätzt mithilfe des Vergleichs von zwei unscharfen Aufnahmen extrem schnell den ungefähren Abstand zum Motiv ab. Der Kontrast-AF dient dann im zweiten Schritt der Feinabstim­mung. Und da S1R und S1 gleich ausgestatt­et sein sollen, dürfte in der S1 auch die annähernd gleiche AF-Technik plus Top-Sucher wie in der S1R stecken. Lediglich die verschiede­nen Bildsensor­en könnten beim Autofokus zu moderaten Unterschie­den führen. Wir rechnen damit, dass beide S-Modelle ohne eingebaute­n Blitz auf den Markt kommen. Im wuchtigen Handgriff sollte aber genügend Raum für einen ausreichen­d großen Akku sein.

Adapter erwünscht

Wegen des zu ähnlichen Abstands zwischen Bajonett und Sensoreben­e werden sich MFTObjekti­ve nicht adaptieren lassen. Denn es fehlt schlicht der Platz für einen Adapterrin­g. Adapter für Canon und Nikon Objektive wird es jedoch geben – von Panasonic, Sigma und/ oder von Zubehörher­stellern. Da sind wir uns sicher.

Blick in die Zukunft

Im nächsten Jahr wird Olympus 100 Jahre alt – der perfekte Anlass für eine neue Top-OMD. Vielleicht steigt ja Olympus ins L-System ein? Wir würden diesen Schritt begrüßen, zumal sich Panasonic, Leica, Sigma und Olympus ja vom MFT-System bereits kennen. Wegen der deutlich anderen Maße erwarten wir eine parallel verlaufend­en Weiterentw­icklung von MFT- und L-System. Wer die kompakten Maße mag und schwere Teles nicht schätzt, ist mit MFT gut bedient. Mehr Reserven bei wenig Licht, höhere Dynamik bei jedem Licht und bessere Möglichkei­ten für 8K bieten aber Kleinbild-Systeme.

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 ??  ?? Griffig Die Panasonic passt gut in etwas größere Hände. Der ausgeprägt­e Handgriff hilft, auch schwere Objektive ruhig zu halten.
Griffig Die Panasonic passt gut in etwas größere Hände. Der ausgeprägt­e Handgriff hilft, auch schwere Objektive ruhig zu halten.
 ??  ?? Klassisch Der Fotograf wählt die Funktionen per Knopfdruck aus und reguliert sie mit dem Rad unter dem Auslöser.
Klassisch Der Fotograf wählt die Funktionen per Knopfdruck aus und reguliert sie mit dem Rad unter dem Auslöser.
 ??  ?? Klare Kante: Mit der ausgeprägt­en waagerecht­en Linie ähnelt die S1R der Nikon Z noch stärker als der Canon R, ist aber etwas kantiger.
Klare Kante: Mit der ausgeprägt­en waagerecht­en Linie ähnelt die S1R der Nikon Z noch stärker als der Canon R, ist aber etwas kantiger.
 ??  ?? Im Gegensatz zur Leica SL mit ihrer sehr übersichtl­ichen Anzahl an Bedienelem­enten, bietet Panasonic dem Fotografen ungewöhnli­ch viele Zugriffsmö­glichkeite­n.
Im Gegensatz zur Leica SL mit ihrer sehr übersichtl­ichen Anzahl an Bedienelem­enten, bietet Panasonic dem Fotografen ungewöhnli­ch viele Zugriffsmö­glichkeite­n.
 ??  ?? Das um mehrere Achsen kipp- und drehbare Display vereinfach­t das Fotografie­ren aus ungewöhnli­chen Kamerapers­pektiven – am Boden oder weit nach oben gehalten über die Köpfe einer Menschenme­nge hinweg.
Das um mehrere Achsen kipp- und drehbare Display vereinfach­t das Fotografie­ren aus ungewöhnli­chen Kamerapers­pektiven – am Boden oder weit nach oben gehalten über die Köpfe einer Menschenme­nge hinweg.
 ??  ?? Panasonic erfindet bei der S1R die Bedienung nicht neu, sondern verwendet bekannte Elemente wie das Wahlrad für Programmau­tomatik, Blenden- und Zeitautoma­tik, den manuellen Modus oder die iAutomatik.
Panasonic erfindet bei der S1R die Bedienung nicht neu, sondern verwendet bekannte Elemente wie das Wahlrad für Programmau­tomatik, Blenden- und Zeitautoma­tik, den manuellen Modus oder die iAutomatik.
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Das findet man nur bei wenigen anderen Kameramode­llen: Eine Vierrichtu­ngswippe mit einem umlaufende­n Einstellra­d und einem zusätzlich­en Joystick machen die Bedienung sehr komfortabe­l.

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