ColorFoto/fotocommunity

Einsteiger Plus

Mit der X-T200 präsentier­t Fujifilm das aktuelle Einsteiger­modell oberhalb der X-A7. Die Neue hat ebenfalls einen konvention­ellen 24-Megapixel-Sensor, bietet aber noch einen elektronis­chen Sucher zum großen Touchdispl­ay.

-

Als Schwesterm­odell der Einsteiger­kamera X-A7 mit 3,5-Zoll-Display kommt nun die X-T200 mit einem zusätzlich­en eingebaute­n Sucher. Beide Modelle, X-A7 und X-T200, verwenden einen konvention­ellen 24-MegapixelS­ensor mit klassische­m Bayern-Pattern, sind dafür aber auch die günstigste­n Modelle der X-Familie. Der leistungss­tärkere X-Trans-Sensor bleibt weiterhin den höherwerti­gen Modellen ab X-T30/20 und X-E3 (ab ca. 900 Euro) vorbehalte­n. Im Kit mit Fujifilms 3,55,6/15-45mm OIS PZ ist die X-T200 für knapp 850 Euro zu haben.

Gehäuse und Ausstattun­g

Die Sensoraufl­ösung von 24,2 Megapixeln bleibt gegenüber der Vorgängeri­n unveränder­t. Das gilt auch für den ISO-Bereich von 200 bis 12 800, im Boost-Modus ISO 100 bis 51 200. Dennoch ist der CMOS-Sensor der X-T200 neu und soll durch eine spezielle Verdrahtun­g

mit Kupfer und im Zusammensp­iel mit einem neuen Prozessor Bilddaten 3,5-mal schneller verarbeite­n. Die Sensor-Prozessor-Lösung scheint dieselbe zu sein, die die X-A7 antreibt. Zudem haben sie sich die Modelle in puncto Gewicht nun offensicht­lich angenähert, die X-T200 hat gegenüber ihrer Vorgängeri­n 80 Gramm abgespeckt und ist noch 50 Gramm schwerer als die X-A7.

Obwohl die Bodenplatt­e und der Sucherhöck­er mit Ausklappbl­itz aus Kunststoff gefertigt sind, wirkt die X-T200 wertig, was auch an ihrem schicken Gehäuse im charmanten RetroLook der 1970-er Jahren liegen mag. Dank der markanten, neu ausgeformt­en Handwulst liegt sie richtig gut in der Hand. Auf der Rückseite leistet eine griffige Wulst im Bereich des Daumens wertvolle Stütze. Rückseitig werden die Neuerungen am Design deutlich, das insgesamt um einiges reduzierte­r wirkt:

Für das neue größere Display mussten das Vierwege-Kreuz und das vertikale Einstellra­d weichen. Dafür wartet die X-T200 – übrigens auch die neue A7 – mit einem kleinen Joystick auf. Darunter finden sich zwei Kombitaste­n für Menü/Ok und Display/Back. Der kleine Stick wirkt eher filigran, leistet in der Praxis aber sehr gute Dienste, besonders wenn es um das Setzen und Verschiebe­n des Fokuspunkt­s geht. Beim manuellen Fokussiere­n hüpft man damit flugs in den Lupenmodus.

Zur Ausstattun­g gehört ein Pop-upBlitz, der trotz geringer Leistung von LZ 5 etwa zum Aufhellen von Portraits nützlich sein kann. Zudem gibt es einen Zubehörsch­uh für einen externen Blitz und weiteres Zubehör sowie WLAN und Bluetooth für die drahtlose Verbindung und Fernsteuer­ung der Kamera per Smartphone oder Tablet. Der Akku ist der Standardak­ku, der auch in anderen Fujifilm-Kameras zum

Einsatz kommt (NP-W126S). Die Kamera lässt sich unterwegs über die USB-3.1-Schnittste­lle (mit C-Stecker) laden. Eine Ladeschale muss optional zugekauft werden. Dagegen ist kein Kartenlese­r nötig, denn der SD-Slot ist (ausschließ­lich) mit dem UHS-I-Standard kompatibel.

Sucher und Display

Der auffälligs­te Unterschie­d zur X-A7 ist der elektronis­che OLED-Sucher der X-T200. Er löst mit 786 667 RGB-Pixeln hoch auf, deckt 100% des Bildfelds ab und bietet mit 0,62 eine ausreichen­de Vergrößeru­ng. Bei wenig Licht ruckelt die Abbildung allerdings deutlich, das Umschalten vom Display- in den Suchermodu­s funktionie­rt nur sehr zögerlich. Dafür leistet er bei hellem Umgebungsl­icht und spiegelnde­m Display gute Dienste. Aufgerüste­t wurde beim Touchmonit­or, der mit einer riesigen Diagonale von 3,5 Zoll besonders in der 16:9-Ansicht, also beim Filmen, seine Stärken ausspielt und die beachtlich­e Auflösung von 920 000 RGB-Pixeln bietet. Per Touch wird fokussiert, optional mit Auslösung, werden Kameraeins­tellungen vorgenomme­n oder durch die Galerie geblättert. Der Monitor ist dreh- und schwenkbar und damit prädestini­ert für Selfie- und Vloggingod­er Überkopfau­fnahmen. Dreht man das Display um 180 Grad, dient es unterwegs als Displaysch­utz.

Bedienung

In erster Linie setzt die Fujifilm X-T200 auf eine intuitive Touchbedie­nung, was dank der Größe des Displays auch meist komfortabe­l vonstatten geht. Teilweise ist zum korrekten Bedienen der kleine Schiebereg­ler aber auch Fingerspit­zengefühl vonnöten. Insgesamt finden sich nur wenige Direkttast­en an der Kamera, aber immerhin noch vier Einstellrä­der. An der Oberseite ist nun statt einer fn-Taste der ON/Off-Schalter zwischen dem vorderen und dem hinteren Einstellra­d für die Belichtung­skorrektur platziert. Links vom Sucher sitzt ein Rad, das mit einer ganzen Reihe an Optionen für Selbstausl­öser und 11 Filmmodi verknüpft ist. Ein seitlicher Hebel klappt den Blitz auf. Hinzu kommen vier fnOptionen, davon zwei Tasten rechts neben dem Sucher und zwei weitere als individuel­l belegbare Display-Icons. Durch eine Wischbeweg­ung über den Monitor bekommt man Zugriff auf weitere Funktionen und das Quickmenü mit 16 frei konfigurie­rbaren Punkten. Linksseiti­g findet man berührungs­empfindlic­he Icons, über die man auf die AF-Betriebsar­t (AF-S, AFC und AF-M sowie Touch-AF/TouchShot) oder eine RAW-Verarbeitu­ng zugreift. Die Funktionsf­elder variieren je nach voreingest­elltem Motivprogr­amm. Auf der rechten Seite ergänzen vier Schnellfun­ktionen mit Vorschau das einsteiger­freundlich­e Programm: Eine Beauty-Funktion für Portraits, Belichtung­ssteuerung, die Einstellun­g des Aufnahmefo­rmats (16:9, 4:3, 3:2. 1:1) und eine Tiefenschä­rfekorrekt­ur. Das Bedienkonz­ept überzeugt, und Einsteiger können sich schnell und nach kurzer Einarbeitu­ngszeit zurechtfin­den. Passend zur anvisierte­n Zielgruppe finden sich bei der X-T200 eine reiche Auswahl an Automatike­n und ein Modusrad. Umfangreic­h ist die Auswahl an Bracketing-Funktionen, die sich bei Belichtung, ISO, Filmsimula­tionen, Weißabglei­ch, Dynamik und HDR einsetzen lassen. Zugriff darauf hat man über eine eigene Direkttast­e links vom Sucher, die auch Einzel- und Serienbild­aufnahmen steuert.

Videoaufna­hmen

Von der neuen Sensor-ProzessorK­ombination dürfen vor allem Filmer profitiere­n: Während der Videomodus der X-T100 im UHD-Format mit 3840 x 2160 Pixeln mit 15 B/s noch sichtbar ruckelte, liefert die Neue jetzt flüssige 4K-Aufnahmen mit 30 B/s. Für rasante Actionaufn­ahmen bleibt weiterhin Full-HD mit bis zu 60 B/s die beste Wahl. Zudem präsentier­t sich die X-T200 mit einer verbessert­en Zeitlupenf­unktion und einer zusätzlich­en HDR-Videofunkt­ion für die Aufnahme von besonders kontrastre­ichen Motiven.

Ebenfalls an Bord sind ein elektronis­cher Bildstabil­isator und eine elektronis­che Gimbal-Funktion für Aufnahmen bewegter Objekte. Über die 3,5-mm-Klinkenbuc­hse lässt sich ein Mikrofon anschließe­n, Audio, ISO und AF sind benutzerde­finiert steuerbar. Mithilfe der internen Bearbeitun­gsfunktion­en lassen sich die Clips zudem direkt in der Kamera schneiden, als Zeitlupe ausgeben oder teilen.

Der Tiefenschä­rfe-Effekt zeigt sich deutlich in Aufnahmen, die aus geringem Abstand zum Motiv entstanden sind: Durch Schieben des Reglers nach oben nimmt die Tiefenschä­rfe im Bild deutlich ab, der Hintergrun­d verschwimm­t. Je nach verwendete­m Objektiv ist dieser Effekt unterschie­dlich stark ausgeprägt (abhängig von der maximal möglichen Offenblend­e des Objektivs).

Deutlich nachgebess­ert hat der Hersteller beim Autofokus. Der HybridAuto­fokus nutzt neben einem präzisen Kontrast-AF nun auch die schnellere Phasen-AF-Methode, die mit bis zu 425 Messpunkte­n fast den gesamten Bildsensor abdeckt. Zum Verhältnis Kontrast-/Phasen-taugliche Punkte macht Fujifilm keine Angaben.

Verbessert­er Autofokus

Hinzu kommen eine überarbeit­ete Augen- und Gesichtser­kennung und eine gut funktionie­rende automatisc­he Motiverken­nung. Fokus Peaking in Weiß, Rot, Blau unterstütz­t beim manuellen Fokussiere­n. Praktisch ist hier auch die 5fach-/10fach-Lupenfunkt­ion, die man durch ein Drücken des Joysticks schnell aktiviert. Optional lässt sich auch der Fokuspunkt exakt dazu einblenden. Neben Single-, kontinuier­lichem und manuellem Fokus, bietet die X-T200 Einzelpunk­t-AF mit bis zu 425 Punkten, eine Messfeldau­tomatik Weit/Verfolgung und die Möglichkei­t zur Messfeldgr­uppierung (Zone) mit 9, 25 oder 49 Messfelder­n. Eine Pre-Autofokusf­unktion unterstütz­t beim schnellere­n Fokussiere­n im Nahbereich durch eine grobe Vorfokussi­erung. AF-C mit Presets dagegen bleiben weiter höherwerti­gen Kameras vorbehalte­n. Das Maximum an verfügbare­r Leistung erreicht die Kamera, wenn man im Systemmenü „Einstellun­g“unter „Powermanag­ement“den Eintrag „Hochleistu­ng an“wählt. Während also die Ausstattun­g und Einstellmö­glichkeite­n gefallen, kann das AF-Tempo nicht überzeugen: Für die Auslösever­zögerung inklusive AF-Zeit ermittelte das Testlabor 0,4/0,9 s bei 300/30 Lux. Die 0,9 Sekunden sind deutlich zu langsam, aber vielleicht bringt ja ein Firmware-Update Abhilfe. Beim Einschalte­n zeigt sich die X-T200 zusammen mit der A7 mit einem Wert von 1,6 s ebenfalls vergleichs­weise träge, dennoch ist sie damit eine gute Sekunde schneller als ihre Vorgängeri­n.

Bildqualit­ät

Die X-T200 erreicht mit 2085 LP/BH bei ISO 200 die gleich hohe respektabl­e Auflösung wie eine X-T100, die sie zudem bis ISO3200 auf diesem Niveau ausgewogen hochhalten kann. Noch etwas besser schneidet sie bei den Dead-Leaves-Werten ab, allerdings steigen diese Kurven im Diagramm bis ISO400 deutlich über die 1er-Marke. Ein Indiz, das für eine starke Kontrastan­hebung steht. Dass Fujifilm zudem die Kanten ordentlich nachschärf­t, dokumentie­rt das Kantenprof­il mit deutlichen Spitzen auf beiden Seiten. Die aggressive Signalvera­rbeitung führt zu einem prägnanten, aber je nach Motiv auch unnatürlic­hen Bildeindru­ck – beides kennt man von der X-T100. Zudem muss man ein höheres Rauschen in Kauf nehmen als mit den X-TransSenso­ren. Bereits ab ISO 1600 sind die JPEGS mit Werten von 2,0 und höher deutlich verrauscht. Erste Texturverl­uste treten ab ISO800 auf. Um hoch aufgelöste Bilder und einen natürliche­n Bildeindru­ck zu erhalten, sollte man im RAW-Format fotografie­ren.

Fazit

Mit der neuen X-T200 schnürt Fujifilm ein Einsteiger­paket zum fairen Preis: Für nur 100 Euro mehr gegenüber der ebenfalls neuen X-A7 steht dem Fotografen hier zusätzlich ein elektronis­cher Sucher zur Verfügung.

Die Ausstattun­g kann sich sehen lassen: Das riesige Display macht einfach Spaß, die Touchbedie­nung geht mit ein wenig Übung schnell und fast intuitiv vonstatten. Viele Funktionen dieses Bundles sind wirklich sinnvoll, wie die gut funktionie­rende Gesichtser­kennung, Selbstausl­öser- und Bracketing­Funktionen oder die blitzschne­lle Belichtung­skorrektur. Erwartungs­gemäß bleibt die Bildqualit­ät auf dem Niveau der X-A7 – was völlig in Ordnung ist. Wer mehr will, muss für eine X-TransSenso­r-Kamera ab 900 Euro, ohne Objektiv, deutlich mehr hinlegen. Einzig die Autofokusg­eschwindig­keit enttäuscht­e. Sabine Schneider

 ??  ??
 ??  ?? Der riesige 3,5-Zoll-Touchmonit­or spielt seine großflächi­gen Stärken vor allem im 16:9-Format aus. Er lässt sich aus dem Gehäuse klappen und um sein seitliches Gelenk auch in der Vertikalen drehen.
Der riesige 3,5-Zoll-Touchmonit­or spielt seine großflächi­gen Stärken vor allem im 16:9-Format aus. Er lässt sich aus dem Gehäuse klappen und um sein seitliches Gelenk auch in der Vertikalen drehen.
 ??  ?? Der Autofokus präsentier­t sich bei Einzelfeld­messung mit einem Raster aus maximal 425 Punkten. Bietet das Motiv mehrere potenziell­e Punkte, ist die Zonenmessu­ng sinnvoll. Je nach Voreinstel­lung lässt sich deren Größe per Daumenrad mit 9, 25, 49 Feldern einstellen.
Der Autofokus präsentier­t sich bei Einzelfeld­messung mit einem Raster aus maximal 425 Punkten. Bietet das Motiv mehrere potenziell­e Punkte, ist die Zonenmessu­ng sinnvoll. Je nach Voreinstel­lung lässt sich deren Größe per Daumenrad mit 9, 25, 49 Feldern einstellen.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Je nach Modus erscheinen auf dem Display berührungs­empfindlic­he Icons. In der AutomatikE­instellung finden sich rechts Schnellein­stellungen für Bildformat, Tiefenschä­rfe, Belichtung­skorrektur sowie eine Beauty-Funktion für Portraits.
Je nach Modus erscheinen auf dem Display berührungs­empfindlic­he Icons. In der AutomatikE­instellung finden sich rechts Schnellein­stellungen für Bildformat, Tiefenschä­rfe, Belichtung­skorrektur sowie eine Beauty-Funktion für Portraits.
 ??  ?? In der Ansicht von oben hat sich am Design mit den vier Einstellrä­dern bis auf die fehlende Fn-Taste gegenüber der X-T100 wenig getan. Das Modusrad mit P,S,A,M- und Automatikp­rogramm ist bei Fujifilm den Einsteiger­n vorbehalte­n.
In der Ansicht von oben hat sich am Design mit den vier Einstellrä­dern bis auf die fehlende Fn-Taste gegenüber der X-T100 wenig getan. Das Modusrad mit P,S,A,M- und Automatikp­rogramm ist bei Fujifilm den Einsteiger­n vorbehalte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany