Abstraktion
Was ist Abstraktion? Der Begriff leitet sich vom lateinischen Verb „abstrahere“(abziehen, entfernen, trennen) ab. In der Kunst ist damit die Reduktion der visuellen Darstellung auf wesentliche oder subjektiv eingegrenzte Aspekte gemeint. In der letzten Konsequenz fehlt jeglicher Bezug zu konkreten Gegenständen (roter Punkt auf blauem Grund). Abstrakte Fotografie hat ihren Ausgangspunkt dagegen immer bei realen Dingen. Diese aber werden durch knappe Ausschnitte, Unschärfe, Farbverfremdung und andere Techniken von ihrer Gegenständlichkeit losgelöst. Es bleiben Formen, Strukturen und Farben, die dem Betrachter zunächst ein Rätsel aufgeben, auf den zweiten Blick aber häufig zu einem Aha-Effekt führen. Architekturmotive bieten dafür ebenso gute Ansatzpunkte wie Gegenstände auf dem Aufnahmetisch. Um das Abstraktionspotenzial von Motiven einzuschätzen, heißt die Devise: näher ran! Teleobjektive sind das Mittel der Wahl, eventuell ergänzt durch Zwischenringe, um die Naheinstellgrenze des Objektivs zu erweitern. Stößt man in den Makrobereich vor, so werden die Grenzen zwischen gegenständlich und abstrakt fließend. Ein Spezialfall ist die Glaskugelfotografie. In einer Glaskugel lässt sich ein reales, auf dem Kopf stehendes Abbild der Wirklichkeit erzeugen – ähnlich wie mit einem zirkularen FisheyeObjektiv. Siegfried Layda hat diese Technik bei der Aufnahme mit dem Küchensieb eingesetzt. Bei einem Motiv wie diesem spielt es auch keine Rolle, dass das Bild in der Glaskugel auf dem Kopf steht – oder der Hintergrund, wenn man das Bild um 180 Grad dreht.