ColorFoto:
Herr Nuhr, man kennt Sie als Comedian und TV-Star. Trotzdem scheint Fotografieren mehr als „nur“Hobby für Sie zu sein …
Dieter Nuhr: Das stimmt. Fotografieren ist Teil meiner künstlerischen Arbeit, die verschiedene Facetten hat: Neben dokumentarischen Schwarzweißfotos, wie ich sie im Bildband „Wo geht’s lang? Ungewohnte Blicke auf eine ziemlich fremde Welt“veröffentlicht habe, mache ich auch relativ abstrakte Fotografie. Dabei entstehen Fotos, die eher wie gemalte Bilder wirken. Die Gemeinsamkeit aller meiner künstlerischen Tätigkeiten heißt: Weltbeobachtungen.
ColorFoto: Die Auswahl für den Bildband stelle ich mir anspruchsvoll vor – bei so vielen Reisen müssen das Tausende von Fotos sein …
Dieter Nuhr: So schlimm war das gar nicht. Was sicher auch daran liegt, dass ich nicht alles niederknipse, bloß weil es der Speicher hergibt. Ich nehme mir die Zeit für überlegte Einzelbelichtungen. Das halte ich auch für einen guten Zugang zur Fotografie – und nicht: „Ich mache jetzt mal 1000 Fotos, wird schon ein gutes dabei sein.“
ColorFoto: Wie sind die Fotos unter dem Titel „Remembrance“entstanden, die Sie auf Ihrer Website (dieternuhr. de/Bilder) zeigen?
Dieter Nuhr: Diese Bilder sind während der Corona-Zeit entstanden. Da ich keine neuen Fotografien während dieser Monate machen konnte, habe ich in altem Material gewühlt und dokumentarische Bilder bearbeitet, teilweise als Mehrfachbelichtung. So wurden künstlerische Bilder mit dokumentarischen Erinnerungen verwoben. Aus dem Zwang heraus, nicht reisen zu können, ist also eine neue Bildform entstanden.
ColorFoto: Ihre fotografische Arbeit wird international gewürdigt. Sie stellen beispielsweise häufig in China aus.
Dieter Nuhr: Ja. Schon seit ein paar Jahren. Angefangen hat das mit einer Ausstellung in der Pékin Fine Arts, als ich durch einen deutschen Galeristen in eine ziemlich gute Galerie in Beijing reingerutscht bin. Daraus hat sich viel ergeben: Einzelausstellungen und Beteiligungen bei großen Fotofestivals. Das freut mich ganz besonders, denn die Leute kennen mich in China ja nicht als Comedian oder Fernsehstar. Die machen das nur, glaube ich, weil sie meine Bilder faszinierend finden.
Interview: Gunther Matejka