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Wer die hohe Auflösung moderner Kameras für große Bilder jenseits von A3-plus-Format ausnutzen will, kommt an einem Dienstleister kaum vorbei, da A2-Drucker doch recht teuer sind. Und auch bei kleineren Formaten lohnt es sich, darüber nachzudenken.
Haben wir vor Jahren noch eine Lanze für den Selbstdruck gebrochen, tun wir das heute nur noch in Ausnahmefällen. Warum? Die Dienstleister sind immer besser geworden und liefern Bilder nicht nur in einer ausgezeichneten Qualität, sondern auch in einer Vielfalt und zu Preisen, bei denen man als Selbstdrucker kaum mithalten kann.
Wir beschreiben die Möglichkeiten in diesem Beitrag am Beispiel von Whitewall, da dieser Anbieter das Thema hochwertige Wandbilder seit Jahren überzeugend weiterentwickelt. Ihr bester Ratgeber bei der Präsentation ist Ihr geübtes Fotografenauge. Denn so wie es beim Auslösen darum ging, eine analoge, dreidimensionale Szene auf ein zweidimensionales Bild in einem festgelegten Format zu bringen, so geht es jetzt darum, die im Bildbearbeitungsprogramm optimierte Datei so auszugeben, dass das fertige Bild den Betrachter in der analogen Welt anspricht.
Die Universallösung: Fotoprint unter Acrylglas
Starten wir mit dem Standard: Klassisches Fotopapier wird mit Laserlicht belichtet und dann im RA-4-Prozess entwickelt. Danach wird das Bild auf eine stabile Rückwand – in der Regel Alu-Dibond – aufgezogen und unter Acrylglas kaschiert.
Der Glanz des Glases verleiht dem Motiv eine zusätzliche Tiefenwirkung. Doch wie dick soll es sein? Bei Whitewall stehen 2, 4 und 6 Millimeter zur Wahl. Wer sich ernsthaft mit großformatiger Bildpräsentation beschäftigen will, sollte diese Unterschiede selbst sehen und fühlen. Zum Beispiel in Whitewall-Stores, die es in vielen großen Städten gibt. Dort sind alle Varianten ausgestellt, und der direkte Vergleich erleichtert die Entscheidung. Alternativ kann man bei Whitewall Mustersets mit 11 x 11 cm großen Bildchen bestellen. Die Muster kosten knapp 10 Euro, die auf eine folgende Bestellung angerechnet werden. Dickeres Glas verstärkt den Eindruck der Dreidimensionalität – und zwar nicht nur im Lehrbuch. Gerade Motive mit deutlicher Trennung von Vordergrund, Bildmitte und Hintergrund wirken hinter dickerem Glas plastischer. Die Kehrseite: Dickes Glas ist auch teurer und bringt mehr Gewicht
an die Wand. Die goldene Mitte (4 Milli meter) ist nach unserer Erfahrung oft der beste Kompromiss. Auswahl gibt es auch bei der Glasober fläche: matt oder glänzend. Dabei stellt sich die Frage: Wie sehe ich mein Bild? Glänzend ist klar, plakativ – und irgend wie laut. Wenn es ein bisschen feiner und ruhiger sein darf, kommt durchaus auch eine matte Oberfläche in Betracht. Damit wirkt alles ein bisschen zurück genommener.
Bei der Entscheidung matt oder glän zend spielt auch der für den Wand schmuck vorgesehene Platz eine Rolle. Mattes Acrylglas ist, unabhängig vom Betrachtungswinkel, frei von Reflexio nen. Ein Vorteil, wenn das Bild gegen über von einem Fenster hängen soll. Auch Fotos in Pastelltönen und Schwarzweißaufnahmen mit hohem Schwarzanteil wirken hinter mattem Glas harmonischer.
Kleine Materialkunde: Es geht auch ohne Glas
Moderne Fotopapiere wirken mit ihren schicken Oberflächen durchaus auch ohne Glas. Und das macht sich dann nicht nur im Gewicht bemerkbar, son dern auch beim Preis.
Der glaslose Klassiker ist AluDibond, eine 3mm starke Verbundplatte aus drei Schichten, die auch bei der Acryl glasvariante als Rückteil dient: zwei weiß beschichtete Aluminiumplatten, die einen schwarzen Polyethylenkern umschließen. Dank des geringen Ge wichts der Trägerplatte eignet sich AluDibond auch gut für Großformate. Auch die Schutzlaminierung gibt es glänzend oder matt.
Wegen des Fehlens eines Glasschutzes sind diese Bilder den Umwelteinflüs sen stärker ausgesetzt – ob UVLicht oder chemische Gase. An extremen Standorten (Fensterlicht, Heizungsluft) mag das einen Unterschied machen, die Papier und Entwicklungstechnik ist mittlerweile allerdings so weit per fektioniert, dass größere Veränderun gen kaum zu befürchten sind.
Papiervarianten: Was bringt Ultra-HD?
Selbstverstälndlich nimmt nicht nur die Glasabdeckung Einfluss auf den Bildeindruck, sondern auch das ge wählte Papier. Für die Ausbelichtung stehen verschiedene Papiere zur Aus wahl: Whitewall offeriert Fuji Crystal DP 2 in den Versionen matt, glänzend, silk und velvet; bei Kodak ist Endura matt oder glänzend erhältlich; Cewe bietet FujiFotopapier in den Versionen matt, glänzend, Seidenraster und Perl mutt an.
Bei den großen Anbietern Whitewall und Cewe besteht zudem die Wahl zwischen mehreren Papiersorten. Das FujiPapier ist das wertige Stan dardpapier, das unserer Meinung nach für die meisten Anwendungen absolut ausreichend ist. Über Kodaks Toppapier Endura heißt es auf der Whitewall Website: „Mit leuchtenden Spitzlich tern, hohen Kontrasten und 100 Jahren Farbechtheit gilt es zu Recht als das beste Fotopapier des Herstellers.“Wir würden die Marketingversprechungen so übersetzen: Das KodakPapier ist et was wärmer abgestimmt, was vor allen der Darstellung von Gelb und Orange tönen guttut.
Die Unterschiede schlagen sich auch im Preis nieder: Für einen Testabzug mit 40cm Kantenlänge (kürzere Seite) verlangt Whitewall auf FujiPapier 12,62 Euro, auf Kodak Endura werden dagegen 16,52 Euro fällig.
Das FujiPapier UltraHD kostet in dieser Größe sogar 17,49 Euro. „Die optimierte Bildwiedergabe erfüllt aller höchste Ansprüchen an Farbwieder gabe und Detailzeichnung“ist dazu zu lesen, und tatsächlich lässt sich das auch in Messungen belegen. Man er hält:
• tieferes Schwarz mit rund 10%
höherer Maximaldichte
• einen größeren Farbraum
• erhöhte Lichtstabilität
Die ultraHDAbzüge erreichen eine sichtlich höhere Schärfe in den feinen Bilddetails als die Abzüge in der klassi schen Variante. Dafür sorgt aber nicht allein das Papier, sondern auch der Be lichtungsprozess per Feststofflaser und eine spezielle Software zur Vorberei tung der Bilddaten. Für Bilder, die vom Detailreichtum leben, ist diese Variante daher durchaus zu empfehlen. Gerade in dunklen Partien ist ein deutliches Plus an Zeichnung zu erkennen, das dem Bild mehr Brillanz verleiht. Doch nicht jedes Motiv profitiert davon. Bei Aufnahmen, die viele Hautpartien zei gen, kann die übermäßige Liebe zum Detail auch durchaus störend wirken.
Schwarzweiß – eine besondere Herausforderung
RA4 ist ein chromogenes Verfahren mit recht einfachem Funktionsprinzip: Der Farbentwickler reduziert belichte tes Silberhalogenid zu metallischem Sil ber; der Entwickler selbst wird oxidiert und reagiert in einer folgenden Reaktion
mit den Farbkupplern zu einem Farbstoff. Aus den in verschiedenen Schichten lagernden Grundfarben Gelb, Magenta und Cyan lässt sich (fast) jede beliebige Farbe zusammensetzen. Genau das kann bei Schwarzweißfotos zum Problem werden. Denn wenn das Schwarz eines Graustufenbilds aus den drei Grundfarben gemischt wird, kann selbst ein kleiner Fehler deutliche Farbverschiebungen verursachen. Im Farbbild fällt das kaum auf, bei schwarzweißen Motiven wirkt es dagegen schnell störend. Deshalb machen Anbieter wie Whitewall und Cewe auch Abzüge auf echtem Schwarzweißpapier. Wichtig ist bei Schwarzweißfotos vor allem, dass nicht vor lauter schönen Graustufen die Extremwerte Schwarz und Weiß fehlen. Denn die Bilder leben vom Kontrast. Die Kontraststeuerung in Photoshop vor dem Finalisieren der Datei (siehe Kasten auf Seite 73) ist hier noch wichtiger als bei Farbbildern.
Neben hochwertigem Ilford PE-Papier gibt es bei Whitewall auch Barytabzüge. Hier dient statt des fotoüblichen Polyethylens echter Karton als Träger. Darüber liegt noch eine blendend weiße Schicht aus Bariumsulfat, die dem Material seinen Namen gibt. Das sieht schön aus und fasst sich gut an. Zudem sind Barytpapiere länger haltbar. Wenn es um Bilder für Ausstellungen oder für die Ewigkeit geht, darf es daher für Schwarzweißbilder gern Baryt sein. Als die ultimative Highendlösung für Schwarzweißbilder gelten Barytpapiere mit echtem Kartonträger. Barytpapiere sind sowohl mit glänzender als auch mit matten Oberflächen erhältlich. Für welche Variante Sie sich entscheiden, ist nicht allein Geschmacksache. Matte Papiere eignen sich besonders gut für Portraits, ihnen kommt vor allem das verminderte Reflexionsvermögen zugute. Generell hinken sie in Sachen Brillanz aber hinterher. Das Schwarz wirkt schnell ein wenig angegraut, das Weiß schon mal verschleiert. Jenseits der Portraitfachfotografie kommt daher eher die Oberfläche Glossy in Frage.