Fujifilm X-T4 / X-S10
Der wichtigste Unterschied zwischen der 1800 Euro teuren X-T4 und dem Vorgängermodell X-T3 ist der eingebaute Sensorshift-Bildstabilisator. Die X-S10 (980 Euro) hat als dritte Fujifilm-Kamera nach der X-H1 und der X-T4 einen beweglich gelagerten Sensor. Das technische Innenleben der beiden APS-C- Modelle ist auch sonst ziemlich ähnlich. Unterschiedlich sind jedoch Kamerabodys und Bedienkonzepte – Fujifilm richtet die Kameras an verschiedene Käufergruppen.
Sensor und Autofokus
Wie alle neueren Fujifilm-Kameras arbeiten die X-T4 und X-S10 mit einem 26-MP-X-Trans-CMOS-4. Als maximale Videoauflösung hat die jüngere X-S10 das DCI-4K-Format mit 4096 x 2160 Pixeln und bis zu 30 B/s sowie mit Datenraten bis zu 200 Mbps zu bieten. Die X-T4 kann im selben Format mit doppelter Frequenz (60 B/s) und mit Datenraten bis 400 Mbps filmen. Das AF-System der X-S10 spiegelt den aktuellen Stand der Technik bei Fujifilm wider – sie hat die gleiche Hardware wie die X-T4, aber zum Teil überarbeitete Algorithmen. Es gibt 425 Messfelder,
die alle die Phasen- und die Kontrastmessung beherrschen. Für den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) stehen wie bisher fünf Presets zur Wahl, in einem sechsten Set kann der Anwender drei Parameter selbst justieren. Die Gesichts-/Augenerkennung reagiert schnell, eine Tiererkennung gehört aber noch nicht zum Beuteschema des AF-Systems.
Sucher und Display
Fujifilm verbaut in diesen Modellen unterschiedliche Sucher und Monitore. Die Eckdaten des OLED-Suchers der X-T4 entsprechen denen der X-T3. Die Auflösung liegt bei 1 230 000 RGB-Pixeln, die effektive Vergrößerung bei maximal 0,75-fach. Im leistungssteigernden Boost-Modus lässt sich einstellen, ob man die Priorität der Sucherdarstellung auf Restlichtverwertung, Auflösung oder Bildrate – für schnell bewegte Objekte oder Schwenks beim Filmen – legen will. Der OLED-Sucher der X-S10 tritt bescheidener auf und entspricht dem der X-T30 und X-T200. Die Auflösung beträgt 786 666 RGB-Pixel, die effektive Vergrößerung liegt bei 0,62-fach.
Der 3-Zoll-Monitor der X-T4 hat eine Auflösung von 540 000 RGB-Pixeln und ist touchfähig. Er bietet nun mehr Verstellmöglichkeiten als der Monitor der X-T3. Der X-T4-Monitor lässt sich über ein seitlich angebrachtes Scharnier aus dem Gehäuse klappen und anschließend um seine eigene Achse drehen. Auch der X-S10 Monitor ist touchfähig und kann mit der gleichen Bewegungsfreiheit wie der der X-T4 aufwarten. Sein Display ist ebenfalls 3 Zoll groß, löst aber mit 346 666 RGB-Pixeln auf.
Gehäuse
Die X-T4 hält an den Stärken des Vorgängermodells fest: Geblieben sind relativ kompakte Abmessungen, ein robustes Gehäuse und viele mechanische Räder und Tasten, die zusammen mit dem durchdachten Bedienkonzept die schnelle und intuitive Steuerung von Kameraeinstellungen ermöglichen. Robust ist auch die X-S10 – sie ist ebenfalls abgedichtet. Doch für dieses Modell hat Fujifilm ein neues Bedienkonzept entwickelt. Auch dieses kombiniert die Touchbedienung mit mechanischen Tasten und Rädern. Doch bei der X-S10 ist nur das Einstellrad für
Belichtungsprogramme fest belegt und beschriftet. Die übrigen sind unbeschriftet, da ihre Funktion mit dem Betriebsstatus variiert. Markenumsteiger stoßen damit auf gewohnte Muster, bei Fujifilm kennt man das bisher nur von Einsteigerkameras wie der X-T200 und der X-A7.
Bildqualität
Da beide Fujifilm-Kameras mit dem gleichen Sensor- und Bildprozessor ausgestattet sind, schneiden sie sowohl im JPEG- als auch im RAW-Test sehr ähnlich ab. Die JPEGs aus der älteren X-T4 rauschen etwas mehr, sowohl bei ISO160 als ISO1600, und die DeadLeaves-Kurven zeigen eine etwas stärkere Anhebung bei mittleren Frequenzen sowie eine größere Spreizung zwischen hohen und niedrigen Kontrasten. Bei beiden Kameras springen die Kurven aber kaum über die 1er-Linie. Die Dead-Leaves-Werte der X-T4 liegen tendenziell minimal höher, die Auflösung ist quasi gleich: Bei ISO 160 sind es fast 2160 LP/BH. Auffallend ist bei beiden Kameras die ausgesprochen aggressive Kantenanhebung der JPEGs – die Überschwinger sind hoch und breit. Im Bild manifestiert sich dies durch auffallend breite dunkle und helle Linien an den Kanten.
Mit dem Wechsel zum RAW-Format wird man das Kantenproblem los. Die Kurven zeigen nur einen moderaten Verstärkungseffekt, der in den Bildern nicht mehr auffällig ist – also genau richtig dosiert. Deutlich flacher verlaufen nun auch die Dead-Leaves-Kurven. Die Werte der X-S10 fallen auf 815 bis 850LP/BH bei ISO160 und ISO1600 LR1, die der X-T4 sind etwas höher. Hohe und niedrige Kontraste erreichen nun dasselbe Niveau – die Kurven für ISO 160 und ISO 1600 LR1 liegen fast übereinander.
Die Auflösung der monochromatischen Siemenssterne nimmt bei ISO 100 um circa 200LP/BH (X-S10) und um rund 120 LP/BH bei der X-T4 zu. Bei ISO 1600 liegt die X-T4 leicht vorne: Je nach Entrauschungsstufe erreicht die Kamera 2150 bis 2300LP/BH. Bei der X-S10 sind es 2100 bis 2240 LP/BH. Die Unterschiede sind zwar messbar, aber kaum praxisrelevant.
Das Rauschen steigt im Vergleich zu den JPEGs nur in der LR1-Einstellung merklich an. Schon eine moderate
Reduktion (LR2) bringt die Messwerte nahezu auf das JPEG-Niveau. Beim direkten Vergleich von RAWs und JPEGs fällt die weichere Abstimmung der Ersteren auf – fast wirken manche Strukturen schon zu weich. Abgesehen von der natürlicheren Bildabstimmung sind die RAW-Vorteile bei ISO 160 recht klein. Bei ISO 1600 kann die Kamera beim RAW-Format etwas mehr Details einfangen. Unbehandeltes Rauschen kann aber stören – das hängt mit den Strukturen zusammen. Auch ist Rauschen generell bei der X-T4 ein etwas größeres Problem. Die LR-2Einstellung funktioniert bei beiden Kameras gut, die LR-3-Einstellung dagegen gar nicht, denn damit werden zu viele Details kaputtgerechnet, und selbst das JPEG sieht besser aus.
Fazit
Fujifilm macht bei der JPEG-Verarbeitung – abgesehen von der etwas heftigen Kantenabstimmung – einen guten Job. RAWs bringen daher zuallererst den Vorteil der natürlicher wirkenden Bilder. Die qualitativen Verbesserungen sind klein und eher bei höheren ISOEmpfindlichkeiten zu erwarten.