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LichtSpezi­al

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Viele Hobbyfotog­rafen arbeiten am liebsten mit „Available Light“, also nur mit dem Umgebungsl­icht, das am Aufnahmeor­t durch die Sonne und andere vorhandene Lichtquell­en zur Verfügung steht. Das mag häufig sehr gut funktionie­ren und den Bildern eine schöne Atmosphäre verleihen.

Es gibt aber auch viele Situatione­n, in denen Fotografen mit Available Light an Grenzen stoßen. Diese Schwierig‍ keiten lassen sich nur mit zusätzlich­en künstliche­n Lichtquell­en meistern. Ty‍ pische Beispiele dafür sind Portraits im Gegenlicht. Ohne Aufhelllic­ht von vor‍ ne wird das Gesicht des Models sehr dunkel werden.

Auch Innenaufna­hmen bei schwacher Beleuchtun­g, beispielsw­eise auf Hoch‍ zeitsfeier­n, sind eine Herausford­erung für viele Kameras. Selbst mit lichtstar‍ ken Objektiven müssten Fotografen die ISO‍Empfindlic­hkeit ihrer Kamera stark erhöhen, was zu störendem Bild‍ rauschen und Schärfever­lusten führen kann. Auch hier hilft Blitzlicht, die Auf‍ nahmen deutlich aufzuwerte­n.

Zu guter Letzt gelten Studioaufn­ahmen als klassische Einsatzgeb­iete für Kunst‍ lichtquell­en. Hier lässt sich die Licht‍ gestaltung mit mehreren Blitz‍ und Dauerlicht­ern ganz gezielt nach den Wünschen des Fotografen lenken.

Thomas Probst

Die Farben des Lichts

Wenn wir in die Sonne blicken, nehmen wir das helle Licht als leicht gelblich und weiß wahr. Tatsächlic­h setzt sich das Licht aber aus verschiede­nen Far‍ ben zusammen. Sie werden zum Bei‍ spiel sichtbar, wenn man Licht durch ein Prisma leitet. Was passiert dabei? Licht besteht aus elektromag­netischen Wellen. Je nach Wellenläng­e wird über unser Auge und unser Gehirn eine an‍ dere Farbe wahrgenomm­en. Die sicht‍ baren Wellenläng­en reichen von Vio‍ lett ab 380 Nanometern über Blau, Grün, Gelb und Orange bis hin zu Rot mit bis zu 780 Nanometern. Diese Far‍ ben heißen auch Spektralfa­rben. Trifft das Licht auf das Prisma, werden die elektromag­netischen Wellen unter‍ schiedlich stark gebrochen, weshalb unser Auge verschiede­ne Farben sieht. So kommt es auch, dass wir den Him‍ mel tagsüber blau und morgens und abends eher rötlich wahrnehmen. Auf dem Weg zu unserem Auge werden die Wellen des Sonnenlich­ts an Partikeln in der Atmosphäre mehrfach gebro‍ chen und damit gestreut. Kurze Wel‍ lenlängen werden stärker gestreut als lange Wellenläng­en. Da die Lichtstrah‍ len tagsüber einen kürzeren Weg zu uns zurücklege­n als bei tiefstehen­der Sonne am Morgen und am Abend, nehmen wir tagsüber die stärker ge‍ streuten kurzen Wellenläng­en und da‍ mit einen größeren Blauanteil im Licht wahr. Morgens und abends geht der Blauanteil durch die starke Streuung auf der längeren Entfernung immer weiter zurück, weshalb wir hauptsäch‍ lich die wärmeren Töne sehen.

Die Farbtemper­atur

Die unterschie­dlichen Farben des Lichts werden in der Fotografie und der Lichttechn­ik mithilfe der Farbtem‍ peratur in Kelvin (K) beschriebe­n. Durch einen hohen Blauanteil wirkt Licht kühler. Umgekehrt nehmen wir es als wärmer wahr, sobald der Rot‍ anteil überwiegt. In der Lichttechn­ik werden diese Unterschie­de als Kalt‍ weiß, als Neutralwei­ß und als Warm‍ weiß bezeichnet. Der Kelvinwert gibt dem Fotografen bereits vor dem Kauf eines Blitzes oder eines Dauerlicht­s einen Anhaltspun­kt, ob die Lichtquell­e eher kalt‍, neutral‍ oder warmweißes

Licht liefern wird, oder ob es sogar zwi‍ schen den Lichtfarbe­n wechseln kann. Die Farbtemper­atur von wärmerem Licht liegt üblicherwe­ise zwischen 2000 und 3300 Kelvin. Der Bereich von 3300 bis etwa 5300 Kelvin gilt als Neutralwei­ß, und ab 5300 Kelvin wirkt Licht kühler und entspricht einem Kaltweiß.

Wie lässt sich Tageslicht einordnen? Morgens und abends, wenn die Sonne tiefer steht, hat das Tageslicht ungefähr eine Farbtemper­atur von 5000 Kelvin. Damit wirkt das Licht morgens und abends wärmer als die Mittagsson­ne mit einer Farbtemper­atur von 5500 bis 5800 Kelvin. Kommen Wolken ins Spiel, sinkt die Farbtemper­atur auf noch kühlere 6500 bis 7500 Kelvin. Während der Blauen Stunde sind es sogar nur noch rund 10 000 Kelvin.

Auch Kunstlicht­quellen unterschei­den sich, je nach Leuchtmitt­el, in ihrer Farbtemper­atur. Glüh‍ und Halogen‍ lampen liefern ein warmweißes Licht mit 2600 bis 3200 Kelvin. Leuchtstof­f‍ und Xenonlampe­n fallen mit 4000 bis 5000 Kelvin in den neutralwei­ßen Be‍ reich. Blitzgerät­e und mittlerwei­le auch viele LED‍Dauerlicht­er erreichen mit rund 5500 Kelvin eine Farbtemper­atur, die etwa dem Tageslicht am Mittag ent‍ spricht.

Begriffe aus der Lichttechn­ik

Wer sich für ein Blitzgerät oder für ein Dauerlicht interessie­rt, wird bei der Recherche zwangsläuf­ig auf einige wichtige Fachbegrif­fe aus der Licht‍ technik stoßen, die nicht unbedingt jedem geläufig sind. Bevor wir auf den nächsten Seiten über spannende Lich‍ produkte sprechen, möchten wir an dieser Stelle vorab einige Grundlagen erklären.

Die Wattzahl (W) gibt die Leis‍ tung an und besagt, wie viel Strom eine Lichtquell­e verbraucht. Während man zu Zeiten der Glühbirne noch sicher sagen konnte, dass eine 60‍Watt‍Birne heller leuchtet als eine 25‍Watt‍Birne, ist es mithilfe von energiespa­renden LEDs inzwischen möglich, mehr Licht bei zugleich geringerem Stromver‍ brauch zu produziere­n. Die Wattzahl macht deshalb keine verlässlic­he An‍ gabe über die Lichtausbe­ute.

Lumen/Lichtstrom: Im Gegensatz zur Angabe der Wattzahl sagt der Lumen‍ wert (lm) einer Lichtquell­e tatsächlic­h etwas über ihre Helligkeit aus. Genau‍

er gesagt über ihren Lichtstrom. Der Lichtstrom gibt an, wie viel Licht eine Lichtquell­e in alle Richtungen abstrahlt. Je höher der Lumenwert ausfällt, desto heller leuchtet auch die Lichtquell­e.

Lux: Lux (lx) ist die Maßeinheit für die Beleuchtun­gsstärke. Während der Lumenwert darüber informiert, wie hell eine Lichtquell­e in alle Richtungen leuchtet, besagt der Luxwert, wie stark der Lichtstrom auf einer definierte­n Fläche ausfällt. Deshalb ist der Luxwert vor allem bei gerichtete­m Dauerlicht interessan­t. Je weiter das Objekt entfernt ist, desto größer wird die beleuchtet­e Fläche. Dadurch nimmt auch der Luxwert bei größeren Abständen zunehmend ab.

Wattsekund­e/Joule: Die Wattsekund­e (Ws) ist das gleiche wie die SI-Einheit Joule (J). Mit beiden Angaben lässt sich beschreibe­n, wie viel Energie ein Blitzgerät innerhalb von einer Sekunde abgibt. Die Einheit Wattsekund­e/Joule ist meist auf Studioblit­zen zu finden. Je höher der angegebene Wert ausfällt, desto stärker blitzt das Gerät. Dabei ist zu beachten, dass eine Verdopplun­g des Wattsekund­enwerts nur etwa einer Blendenstu­fe an der Kamera entspricht. Ist eine Aufnahme zum Beispiel mit Blende 2,8 und einem Blitz mit 250 Ws optimal belichtet, dann würde man mit Blende 4 und 500 Ws oder mit Blende 5,6 und 1000 Ws zum gleichen Ergebnis kommen.

CRI: Das Kürzel CRI steht für den „Colour Rendering Index“(Farbwieder­gabeindex). Der CRI-Wert zeigt dem Verbrauche­r, wie natürlich die Farben in der Beleuchtun­g einer bestimmten Lichtquell­e wiedergege­ben werden. Der Rotton eines roten Luftballon­s wird bei Tageslicht anders aussehen als im Licht einer Leuchtstof­fröhre. Das liegt an der unterschie­dlichen Farbtemper­atur der Lichtquell­en. Je höher der CRI-Wert ausfällt, desto natürliche­r empfindet unser Auge die Farben. Als Richtwert gelten 14 Testfarben, die nach der DIN-Norm 6169 ermittelt wurden. Die Messungen basieren auf einer Farbtemper­atur von 5500 Kelvin, also etwa Tageslicht.

Der Grund: Das Tageslicht enthält alle Spektralfa­rben und wirkt für das menschlich­e Auge am natürlichs­ten, weil wir daran gewöhnt sind. Optimal wäre ein CRI-Wert von 100.

Leitzahl: Die Leitzahl wird für Aufsteckbl­itze genannt und soll Aufschluss über die Leistungss­tärke des Blitzgerät­s geben. Dabei tricksen die Hersteller aber teilweise. Denn die Leitzahl hängt von verschiede­nen Faktoren ab, unter anderem von der ISO-Empfindlic­hkeit und dem im Blitzkopf verbauten Zoomreflek­tor und dessen Brennweite. Im Idealfall bezieht sich die Angabe der Leitzahl auf eine Empfindlic­hkeit von ISO 100. Leitzahlen, die vom Hersteller zum Beispiel für ISO 400 genannt werden, gelten nicht für ISO 100 – hier fallen sie schwächer aus. Zudem wird das Licht über den Zoomreflek­tor mit steigender Brennweite zunehmend gebündelt. Nikon spielt beim SB-5000 mit offenen Karten und informiert in den technische­n Daten darüber, dass die maximale Leitzahl 55 nur bei einer Brennweite von 200 mm am Zoomreflek­tor erreicht wird. Bei 35 mm sinkt die Leitzahl auf nur noch 34,5.

 ?? Fotos: Hersteller, Thomas Probst ?? Mit künstliche­m Blitz- und Dauerlicht können Sie Ihren Bildern einen besonderen Look verleihen. Unser Spezial kombiniert Lichtgrund­lagen, Produktvor­stellungen und Kaufempfeh­lungen mit zahlreiche­n Tipps und Tricks aus der Praxis.
Fotos: Hersteller, Thomas Probst Mit künstliche­m Blitz- und Dauerlicht können Sie Ihren Bildern einen besonderen Look verleihen. Unser Spezial kombiniert Lichtgrund­lagen, Produktvor­stellungen und Kaufempfeh­lungen mit zahlreiche­n Tipps und Tricks aus der Praxis.
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Bei Portraitau­fnahmen im Abendlicht wird häufig gegen die tiefstehen­de Sonne fotografie­rt. Da das Model in diesem Fall zu wenig Licht abbekommt, wird es von vorne mit einem Blitz oder einem Dauerlicht aufgehellt.
Aufhellbli­tz im Gegenlicht Bei Portraitau­fnahmen im Abendlicht wird häufig gegen die tiefstehen­de Sonne fotografie­rt. Da das Model in diesem Fall zu wenig Licht abbekommt, wird es von vorne mit einem Blitz oder einem Dauerlicht aufgehellt.
 ??  ?? Wechselnde Farbtemper­atur Auch wenn die Farbtemper­atur von Tageslicht oft
mit 5500 Kelvin angegeben wird,
kann sie sich je nach Sonnenstan­d
und Bewölkung mehrfach über den Tag hinweg ändern.
Wechselnde Farbtemper­atur Auch wenn die Farbtemper­atur von Tageslicht oft mit 5500 Kelvin angegeben wird, kann sie sich je nach Sonnenstan­d und Bewölkung mehrfach über den Tag hinweg ändern.
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Prisma zerlegt das Licht in seine Wellenläng­en und macht damit die verschiede­nen Spektralfa­rben
sichtbar.
Farbiges Licht Die Brechung am Prisma zerlegt das Licht in seine Wellenläng­en und macht damit die verschiede­nen Spektralfa­rben sichtbar.
 ??  ?? Energiespa­rendes Dauerlicht Dauerlicht­er sind inzwischen hauptsächl­ich mit LEDs bestückt. Vorteil: LEDs können mehr Licht bei geringerem Strombedar­f produziere­n.
Energiespa­rendes Dauerlicht Dauerlicht­er sind inzwischen hauptsächl­ich mit LEDs bestückt. Vorteil: LEDs können mehr Licht bei geringerem Strombedar­f produziere­n.

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