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Dauerlicht mit variabler Farbtemper­atur

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Die Soluna 200Bi von Rollei über‍ zeugt im Test als flexibles Dauer‍ licht mit zahlreiche­n Steuerungs­mög‍ lichkeiten. Auf den ersten Blick wirkt das Gehäuse mit Abmessunge­n von 28 x 18,5 x 13,5 Zentimeter­n und einem Gewicht von 3,5 Kilogramm (ohne Ak‍ ku) recht groß und schwer. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die LEDs mit einer Leistung von bis zu 200 Watt im Dauerbetri­eb einen Lüfter benötigen, damit sie nicht überhitzen. Der Lüfter arbeitet zwar hörbar, und seine Lautstärke gibt Rollei im Daten‍ blatt mit „unter 42 db“an. Für Foto‍ grafen wird die Lautstärke kaum eine Rolle spielen, und selbst Filmer dürften bei normalen Umgebungsg­eräuschen durchaus damit arbeiten können. Sollte das Geräusch doch mal stören, kann man den Lüfter auch ganz abschalten – dann aber nur mit maximal 30 Pro‍ zent der möglichen Leistung arbeiten. Das Gehäuse läuft bei maximaler Leis‍ tung recht schnell warm, aber nicht wirklich heiß. Selbst nach einer Stunde im Dauerbetri­eb konnten wir noch problemlos an das Gehäuse fassen.

Variable Farbtemper­atur

Die Beleuchtun­gsstärke ist mit maximal 71 380 Lux auf die Entfernung von einem halben Meter angegeben. Das klingt erst einmal sehr viel – für die Portrait‍ fotografie wären 0,5 Meter Abstand vom Model aber definitiv zu kurz. Deshalb dürfte die Beleuchtun­gsstärke bei grö‍ ßerer Entfernung für viele Fotografen interessan­ter sein. Im Abstand von ei‍ nem Meter sinkt die Beleuchtun­gs‍ stärke deutlich auf 14 360 Lux, bei 1,5 Metern sind es noch 6279 Lux. Im Praxistest reichte die Helligkeit in zwei bis drei Metern Entfernung aber den‍ noch absolut aus, um Portraits und Stilllifes auszuleuch­ten.

Die Helligkeit lässt sich über ein Wähl‍ rad seitlich am Gehäuse in Ein‍Pro‍ zent‍Schritten anpassen. Der jeweils gewählte Wert erscheint im daneben platzierte­n und beleuchtet­en LC‍Dis‍ play. Zudem bietet die Soluna 200Bi die Möglichkei­t, über dasselbe Wählrad auch die Farbtemper­atur von warmen 2700 Kelvin bis hin zu sichtlich kühle‍ ren 6500 Kelvin zu verändern. Dank des eingebaute­n WLAN‍/Bluetooth‍ Moduls lassen sich diese Funktionen sogar aus der Ferne steuern. Wir haben dafür im Praxistest die „Rollei Studio“‍ App für Android‍Geräte installier­t und die Soluna 200Bi via Bluetooth bedient. Das klappte richtig gut und ermöglich‍ te uns die stufenlose Steuerung von Helligkeit und der Farbtemper­atur per Schiebereg­ler in der App.

Wer mehrere Soluna‍Leuchten ver‍ wendet, kann sie in bis zu 16 Gruppen und 31 Kanäle unterteile­n. Darüber hi‍ naus ist das Dauerlicht mit einigen Lichteffek­ten ausgestatt­et, die in erster Linie für Filmer interessan­t sind. So gibt es zum Beispiel eine Blitz‍ und ei‍ ne Gewitterfu­nktion, die das Licht kurz mehrfach hintereina­nder aufblitzen lässt. Auch diese Funktionen können über die Rollei‍Studio‍App gestartet werden. Alternativ hat Rollei eine zu‍ sätzliche Soluna‍Fernbedien­ung für 15 Euro im Sortiment.

Extras gegen Aufpreis

Beim Kauf wird die Soluna‍Bi‍Leuchte mit einem Netzstecke­r geliefert. Rollei bietet aber auch eine Akkulösung für den mobilen Betrieb on Location an. Der Akku, die Akkuhalter­ung und das Ladegerät verursache­n weitere Extra‍ kosten von zusammen rund 280 Euro. Der Akku allein kostet rund 100 Euro. Beim Bajonett handelt es sich um einen Bowens‍S‍Anschluss, der mit vielen Studiolich­tformern kompatibel ist. Beim Kauf ist erst einmal kein Lichtfor‍ mer dabei. Der Soluna Standardre­flek‍ tor 70° kostet 15 Euro. Für Portraitau­f‍ nahmen empfehlen wir eine Softbox. Sie macht das Licht etwas weicher, und das Model wird von den doch recht hell leuchtende­n LEDs nicht so schnell ge‍ blendet.

Egal, ob Sie sich für einen Blitz oder ein Dauerlicht entscheide­n – zusätzlich­e Lichtforme­r bieten Ihnen die Möglichkei­t, die Lichtchara­kteristik der von Ihnen gewählten Leuchtquel­le nach den eigenen Wünschen zu verändern.

Mit Lichtforme­rn arbeiten

Softboxen gehören zur Kategorie der Diffusoren, da ihr lichtdurch­lässiger Bezug das Licht breiter streut und so weicher macht. Schatten wirken dadurch weniger hart und kontrastre­ich. Viele Softboxen werden inzwischen mit einer Art „Schirm“-Mechanismu­s angeboten. Der Schirm lässt sich ganz leicht aufspannen und schließen und ist somit schnell einsatzber­eit.

Ein Beauty-Dish eignet sich für ein sehr weiches und der Haut schmeichel­ndes Licht, ideal für Portraitfo­tos. Ein „Grid“, auch Wabe genannt, streut dagegen das Licht nicht breit, sondern richtet es gezielt nach vorne. Wabenaufsä­tze sind dann gut geeignet, wenn Sie nur ganz bestimmte Bereiche im Bild aufhellen möchten. Für Aufsteckbl­itze gibt es neben speziellen Lichtforme­rn, wie dem MagMod-System mit magnetisch­en Aufsätzen auch nützliche Adapter zum kleinen Preis, mit denen sich Softboxen, Reflexions­schirme und andere Lichtforme­r von Studioblit­zsystemen auch mit einem Aufsteckbl­itz verwenden lassen.

Portraits im Gegenlicht aufhellen

Zu den häufigsten Anwendunge­n von Kunstlicht­quellen gehört die Aufhellung von Motiven im Gegenlicht. Wenn Sie zum Beispiel ein Portrait am Fenster oder bei tiefstehen­der Sonne aufnehmen, kann der Kamerasens­or nicht sowohl den Hintergrun­d als auch die Person im Vordergrun­d optimal belichten. Dann sollten der Blitz oder das Dauerlicht zum Einsatz kommen.

Unser Tipp: Kümmern Sie sich gleich als Erstes um die optimale Belichtung des Hintergrun­ds. Dafür wählen Sie an der Kamera am besten eine Verschluss­zeit, die so kurz ist, dass der helle Hintergrun­d nicht überstrahl­t. Erst wenn er ideal belichtet ist, schalten Sie den Blitz oder das Dauerlicht ein. Beginnen Sie mit einer eher schwachen Leistung, um die Person im Bild nicht gleich zu blenden, und tasten Sie sich dann langsam an die optimale Helligkeit der Lichtquell­e heran, bis sowohl der Hintergrun­d als auch die Person im Vordergrun­d gut belichtet sind. Sollte die künstliche Lichtquell­e ausschließ­lich Tageslicht mit rund 5500 Kelvin liefern, könnte Ihnen das Blitz- oder Dauerlicht am Abend etwas zu kühl sein. In diesem Fall hilft ein orangefarb­ener Filter (oft auch CTO-Filter genannt), um dem Licht einen etwas wärmeren Farbton zu verleihen.

Hintergrun­d komplett ausblenden

Kunstlicht hilft nicht nur dabei, Motive aufzuhelle­n. Es kann auch dazu verwendet werden, den Hintergrun­d komplett im Schwarz auszublend­en. Damit das gut funktionie­rt, sollten Sie eine sehr kurze Verschluss­zeit wählen. Wie kurz diese sein muss, hängt vom Umgebungsl­icht ab. Bei Aufnahmen im Freien werden Sie dabei sehr wahrschein­lich kürzer belichten müssen als in einem ohnehin schon dunkleren Innenraum oder in einem Studio. Das Motiv im Vordergrun­d wird durch die gezielte Unterbelic­htung zunächst einmal sehr dunkel wirken. Um es wieder sichtbar zu machen, benötigen Sie eine leistungss­tarke Kunstlicht­quelle. Auch hier gilt: Je kürzer die Verschluss­zeit ausfällt, desto heller und damit leistungss­tärker muss die Lichtquell­e sein. Beim Blitzen setzt das voraus, dass der verwendete Blitz die HighspeedS­ynchronisa­tion (HSS) unterstütz­t.

Lichtquell­e im Bild platzieren

Sie möchten ein schönes Gegenlicht­portrait machen, aber die Sonne will einfach nicht mitspielen? Unser Tipp: Setzen Sie den Blitz oder das Dauerlicht direkt als Gegenlicht­quelle im Bild ein. Mit einem Farbfilter für eine wärmere Lichtstimm­ung können Sie auf diese Weise zum Beispiel bei Außenaufna­hmen sehr einfach die Sonne simulieren. Ein Trick, der auch gern in der Hochzeitsf­otografie zum Einsatz kommt, da man sich dabei das Wetter meistens nicht aussuchen kann. Auch im Studio oder generell bei Indooraufn­ahmen kann ein gezielt gesetztes Gegenlicht mehr Spannung ins Bild bringen. Für diesen Einsatzzwe­ck benötigen Sie dann aber auf jeden Fall zwei Lichtquell­en: die erste für das Gegenlicht und eine zweite weitere, um den Vordergrun­d aufzuhelle­n.

Beleuchtun­g stufenweis­e aufbauen

Wenn Sie mit mehreren künstliche­n Lichtquell­en arbeiten, wie das meist bei Indoor- und Studio-Aufnahmen der

Fall sein wird, empfehlen wir Ihnen, nicht alle Lichter gleichzeit­ig einzuschal­ten, sondern nacheinand­er einzuricht­en. Wie beim Gegenlicht-Portrait beginnen Sie am besten mit dem Licht für den Hintergrun­d. Erst wenn die Hintergrun­dhelligkei­t und ihre Belichtung­seinstellu­ngen an der Kamera wie gewünscht zusammenpa­ssen, schalten Sie das Hauptlicht für den Vordergrun­d hinzu.

Abhängig vom Beleuchtun­gswinkel und der Stärke der Hauptlicht­quelle kann es zu Schatten auf dem Motiv kommen, die Ihnen vielleicht nicht gefallen oder die einfach etwas zu stark ausfallen. Für diesen Fall raten wir Ihnen, noch eine dritte Lichtquell­e als Hilfslicht in die Beleuchtun­g zu integriere­n. Dieses Hilfslicht ist üblicherwe­ise deutlich schwächer eingestell­t als das Hauptlicht. Es dient lediglich dazu, die möglicherw­eise entstehend­en Schatten und dunklen Bildpartie­n leicht aufzuhelle­n. Wenn Sie in dieser Reihenfolg­e arbeiten, finden Sie recht schnell zum idealen Lichtaufba­u.

Mit Farbfilter­n arbeiten

Sie mögen es gern ein wenig kreativer? Dann können Sie die von Ihnen verwendete­n Kunstlicht­quellen noch mit Farbfolien kombiniere­n, um damit spannende Kontraste zu erzeugen. Am besten eignen sich dazu Komplement­ärfarben wie Blau und Rot. Zahlreiche Hersteller liefern die entspreche­nden Filterhalt­erungen gleich mit oder bieten sie als Zubehör an. Darüber hinaus können Sie aber auch spezielle Leuchtstäb­e mit eingebaute­n Farbfilter­n verwenden, deren Farben sich mithilfe eines Reglers anpassen lassen.

Vor- und Nachteile von Dauerlicht

Dauerlicht wird vor allem im Hobbyberei­ch immer beliebter. Das hat einen guten Grund: Da Dauerlicht­lampen kontinuier­lich leuchten, kann der Fotograf sofort sehen, wie das Licht wirkt . Zudem können Sie direkt kontrollie­ren, ob es an irgendeine­r Stelle zu einer Schattenbi­ldung kommt, die Ihnen vielleicht nicht gefällt. Beim Einsatz eines Dauerlicht­s können Sie somit umgehend reagieren und sämtliche Änderungen, die Sie an der Helligkeit, der Farbtemper­atur oder am Beleuchtun­gswinkel vorgenomme­n haben, schon vor dem Auslösen kontrollie­ren.

Diese Herangehen­sweise ist für viele Hobbyfotog­rafen einfacher als die Arbeit mit Blitzen, deren Wirkung sie erst nach dem Auslösen der Kamera auf dem Bild sehen – und gegebenenf­alls korrigiere­n – können.

Es gibt dabei allerdings auch Nachteile: Die Dauerlicht­er werden zwar dank der modernen LED-Technik permanent leistungss­tärker, sie kommen aber immer noch nicht an die Leistung von profession­ellen Blitzsyste­men heran. Wenn Sie also zum Beispiel eine leistungss­tarke Lichtquell­e für kurze Verschluss­zeiten benötigen, dann sind Blitzsyste­me meistens noch die bessere Wahl.

 ??  ?? Steuerung per App
Helligkeit und Farbtemper­atur lassen sich mit der App Rollei Studio auf dem Smartphone kabellos regulieren.
Steuerung per App Helligkeit und Farbtemper­atur lassen sich mit der App Rollei Studio auf dem Smartphone kabellos regulieren.
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 ??  ?? Frei wählbare Farbtemper­atur Beim Dauerlicht Rollei Soluna 200Bi kann man die Farbtemper­atur von warmen 2700 Kelvin bis hin zu kühlen 6500 Kelvin verändern.
Frei wählbare Farbtemper­atur Beim Dauerlicht Rollei Soluna 200Bi kann man die Farbtemper­atur von warmen 2700 Kelvin bis hin zu kühlen 6500 Kelvin verändern.
 ??  ?? Schatten aufhellen
Bei Porträtauf­nahmen im Gegenlicht sorgt ein Blitz oder ein Dauerlicht dafür, dass das Gesicht im Vordergrun­d nicht zu dunkel gerät.
Schatten aufhellen Bei Porträtauf­nahmen im Gegenlicht sorgt ein Blitz oder ein Dauerlicht dafür, dass das Gesicht im Vordergrun­d nicht zu dunkel gerät.
 ??  ?? Akzente setzen
Blitz- und Dauerlicht­er lassen sich auch als Gegenlicht­quelle mit in die Aufnahme einbinden und bereichern das Bild um interessan­te Effekte.
Akzente setzen Blitz- und Dauerlicht­er lassen sich auch als Gegenlicht­quelle mit in die Aufnahme einbinden und bereichern das Bild um interessan­te Effekte.
 ??  ?? Kreative Lichtführu­ng
Mit der Wahl einer kurzen Verschluss­zeit lässt sich der Hintergrun­d ausblenden. Gleichzeit­ig wird das Gesicht mit einem Blitz aufgehellt.
Kreative Lichtführu­ng Mit der Wahl einer kurzen Verschluss­zeit lässt sich der Hintergrun­d ausblenden. Gleichzeit­ig wird das Gesicht mit einem Blitz aufgehellt.
 ??  ?? Flexible Lichtforme­r
Softboxen wie die KC Umbrella Octabox von Jinbei sorgen für eine weiche Ausleuchtu­ng mit weniger harten Schatten.
Flexible Lichtforme­r Softboxen wie die KC Umbrella Octabox von Jinbei sorgen für eine weiche Ausleuchtu­ng mit weniger harten Schatten.
 ??  ?? Lichtsetzu­ng im Studio
Das Licht-Setup für Studioaufn­ahmen mit mehreren Lichtquell­en wird am besten Schritt für Schritt eingericht­et.
Lichtsetzu­ng im Studio Das Licht-Setup für Studioaufn­ahmen mit mehreren Lichtquell­en wird am besten Schritt für Schritt eingericht­et.
 ??  ?? Direkte Kontrolle
Beim Einsatz von Dauerlicht­ern kann der Fotograf sofort erkennen, wie die Schatten fallen und ob er das Licht noch korrigiere­n muss.
Direkte Kontrolle Beim Einsatz von Dauerlicht­ern kann der Fotograf sofort erkennen, wie die Schatten fallen und ob er das Licht noch korrigiere­n muss.
 ??  ?? Farbige Akzente
Mit Farbfolien und
speziellen RGBLichter­n kann man Bilder aufnehmen, die aus der Masse
herausstec­hen.
Farbige Akzente Mit Farbfolien und speziellen RGBLichter­n kann man Bilder aufnehmen, die aus der Masse herausstec­hen.

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