Breitwandfotos
Die Fotoausstattung des neuen Samsung S21 Ultra ist eine Ansage: vier Kameras, darunter ein 108-MP-Weitwinkelmodul und zwei Telekameras mit Dreifach- und Zehnfachzooms. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die maximale Fotoqualität aus diesem Topgerät holen.
Bergpanorama, Städtepanorama oder Stilllife-Panorama? Wer Panoramen selbst erstellen mag, hat verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste ist ein Bild beschnitt oben oder unten. „Mehr Panorama“beschert die Panoramafunktion vieler Kameras, maximale Qualität liefern StitchLösungen.
Panoramabilder werden als grandios beeindruckend oder imposant beschrieben, denn sie faszinieren immer wieder. Oft wurden Landschaften oder Städte von einem erhöhten Standpunkt fotografiert, um spannende Rundblicke zu zeigen – meist im Querformat. Noch interessanter (aber schwieriger) sind vertikale Panoramafotos.
Mein Weg zum Panorama führt meist über den Beschnitt oder die Panoramafunktion der Kamera. Alternativ kann man Stitch-Software für den PC verwenden oder zu einer echten Panoramakamera greifen. Am schnellsten ist der Beschnitt. Wer nach einer Reise seine Aufnahmen durchsieht, findet immer ein paar, die erst stark beschnitten richtig wirken. Alternativ kann man den Beschnitt bei Superweitwinkelaufnahmen gleich einplanen. Einen noch größeren Bildwinkel liefert die Panoramafunktion, die viele Kameras bieten: Sie schießt eine Serie und setzt die Einzelaufnahmen zum Panorama zusammen. Allerdings sind am Ende häufig noch Fehler zu korrigieren. In unserem Foto oben rechts zum Beispiel stürzende Linien und die Reflexionen der Sonne im Gegenlicht – damit sie für Sie sichtbar sind, habe ich sie im Bild gelassenen. Welche Panoramen haben Sie schon fotografiert? Schicken Sie doch einfach mal zwei Bilder zu unserer „Leserbesprechung“ein, ich würde mich darüber freuen.
Dass ein Topmodell wie Samsungs S21 Ultra schön aussieht und gut verarbeitet ist, erstaunt keinen. Auch die technische Ausstattung ist auf dem höchsten Niveau. Dazu zählen ein 6,8-Zoll-OLED mit 3200x1440 Pixeln, ein aktuelles Snapdragon-888-Chipset (5nm) mit 8-Kern-CPU, 5000-mAHAkku und Android 11. Das Gerät ist mit Kapazitäten von 128 GB (1250 Euro) bis 512 GB an (1430 Euro) erhältlich.
Vier Kameras
Hatte das Vorgängermodell S20 Ultra noch drei Kameramodule, so ist das S21 Ultra nun mit vier Kameras ausgestattet. Die Hauptkamera ähnelt der des S20 Ultra: Das Weitwinkelmodul kombiniert eine 1,8/7-mm-Festbrennweite (26mm KB) mit einem 1/1,33 Zoll großen 108-Megapixel-Sensor. Er fotografiert standardmäßig mit 12 Megapixeln: Jeweils neun benachbarte Pixel mit gleicher Farbe bilden einen Block und werden zusammengerechnet. Samsung nennt das Verfahren Nona-Binning. Doch man kann auch auf die maximale Auflösung wechseln. Die Scharfstellung erfolgt per Phasen- und Laser-AF, die Optik bietet einen Bildstabilisator. Auch das Superweitwinkelmodul dürfte vom Vorgängermodell stammen. Diese Kamera fotografiert mit einem 12-MPSensor (1/1,55 Zoll) und einer 2,2/2-mm-Optik (13 mm KB). Auch sie fokussiert mit Phasen-AF.
Holte das S20 Ultra die Motive mit einer 3,5/19-mm-Optik (103 mm KB) heran, so hat man nun gleich zwei Teles zu Auswahl: ein 2,4/9-mm- (70mm KB) und ein 4,9/31-mm-Objektiv (240mm KB). Laut technischen Daten arbeiten beide Module mit einem 10-MP-Sensor mit einer Diagonalen von 1/3,24 Zoll. Sie haben Phasen-AF und Bildstabilisator. In der Praxis erhält der Fotograf jedoch mit beiden Modulen 12-MP-JPEGs.
Der Fotograf kann zwischen JPEG oder HEIF wählen, alle Kameras bieten das HEIF-Format an. RAWs dagegen macht das Samsung-Phone nur mit der Weitwinkel- und der Superweitwinkelkamera. Sie werden immer mit 12 Megapixeln und dem vollen Bildwinkel der Optik aufgenommen, unabhängig von der Zoomstufe.
Kamera-App
Die App ist typisch aufgebaut: mit großem „Vorschau“-Fenster in der Mitte und vielen Icons für Zugriffe auf Einstellungen, Kameras usw. Es gibt 15 Aufnahmemodi. Die wichtigsten Programme sind das durch die Automatik beherrschte „Foto“und das mit Zugriffen auf zahlreiche Aufnahmeeinstellungen ausgestattete „Pro“.
Bildqualität JPEG Das Weitwinkelmodul
Die Hauptkamera hat eine Weitwinkeloptik mit 1,8/7mm (26 mm Kleinbild) und einem 108-MP-Sensor. Da immer neun Pixel gleicher Farbe zu einem Block gehören (Nonacell-Technologie), liefert sie 12 Megapixel Standardauflösung, kann aber auf 108 Megapixel wechseln.
Ein Sensor mit 108 Megapixeln steckt auch im S20 Ultra, aber Samsung hat die Signalverarbeitung optimiert. Die Bewertung der Weitwinkelkamera basiert deswegen nicht mehr auf 12-MPBildern, sondern auf 108-MP-Dateien. Das macht die Hauptkamera zur zweitbesten Kamera aller bisherigen Tests. Zur zweitbesten, weil sie die Überlegenheit ihrer 108 Megapixel nur bei viel Licht ausspielen kann. Neben der schieren Auflösung und somit weitaus feineren Detailzeichnung fällt bei 108-MP-Bildern die weniger aggressive Schärfung und Kantenaufsteilung auf als bei 12-Megapixel-Aufnahmen. Allerdings können sehr komplexe Strukturen auch zu Problemen bei 108 Megapixeln führen. Bei nachlassendem Licht bauen die 108-MPJPEGs schneller ab als die 12-MP-Aufnahmen. Manche feinen Strukturen gehen verloren – das ist nicht zuletzt eine Folge der Rauschreduktion.
Die Kamera mit Normalbrennweite
Bei jedem Smartphone testen wir ein Zweifachzoom. Beim S21 Ultra ist es ein digitales, das auf der 12-MPHauptkamera basiert. Doch gezoomt ist die Bildqualität über alle Lichtstufen signifikant niedriger. Offenbar erschwert die Nonacell-Sensorstruktur mit ihren großen Neunerblöcken die Möglichkeit, digital zu zoomen. Zwei Telekameras mit Brennweiten von 70 und 240 Millimetern (Kleinbildwerte) einzubauen, ist überaus clever, denn gäbe es nur das ganz lange Tele,
müssten alle Zoomstufen von der Hauptkamera bis 240 mm digital erzeugt werden. Das würde zu einem sehr starken Leistungseinbruch führen.
Die Telekameras
Obwohl die beiden Telemodule mit 10-MP-Sensoren arbeiten, erhält man JPEGs mit 12 Megapixeln – die Daten werden also moderat hochgerechnet. Unsere Telewertung basiert auf dem besseren Testergebnis des Dreifachzooms 2,4/9mm (70mm KB) – einem der momentan besten Telemodule. Natürlich liefert es mit seinem kleineren Sensor nicht die Detailwiedergabe des Weitwinkels. Störender ist aber die Samsung-typische aggressive Signalabstimmung. Sie macht das Bild zwar knackiger, aber auch unnatürlicher. Mit nachlassendem Licht hält die Signalverarbeitung Rauschen und störende Artefakte noch gut im Zaum. Die Details nehmen dennoch ab.
Ein 240-mm-Tele (Kleinbildwert) in einem Smartphone beeindruckt, zeigt in der Praxis aber seine Tücken. Denn trotz des Bildstabilisators ist eine Aufnahme schnell einmal verwackelt. Die Lichtstärke von 4,9 erfordert zudem längere Belichtungszeiten. Und die führt wiederum zu mehr Verwacklungen oder erzwingt eine höhere ISOEmpfindlichkeit, die mehr Rauschen verursacht und Details verschluckt. Im Labor zeigt das Tele mit 4,9/30,6 mm schon bei viel Licht eine niedrigere Detailauflösung als die anderen Kameras. Viele Strukturen bildet das Modul selbst unter günstigen Bedingungen nicht auf dem Niveau eines 10-MPSensors ab. Rauschen ist noch kein Thema, und auch die Artefakte stören den Bildeindruck wenig. Letztere nehmen aber schnell zu, sobald die Helligkeit abnimmt. Zugleich reduziert dies die Auflösung noch einmal kräftig. Wir empfehlen, das lange Tele nur bei sehr viel Licht einzusetzen.
Das Superweitwinkelmodul
Die Superweitwinkelkamera scheint der des S20 Ultra zu entsprechen. Dank optimierter Signalverarbeitung schneidet es aber nun besser ab. Die Qualtität reicht zwar noch nicht ganz an die des Huawei Mate40 Pro heran, kann aber insgesamt vollauf überzeugen. Die Signalverarbeitung des S21 Ultra arbeitet härter, Nachtaufnahmen werden nicht so gut entzerrt wie im S20 Ultra. Wir messen durchgehend eine höhere Auflösung und zugleich weniger Rauschen und Artefakte. Der bei den Fotos aus dem S20 Ultra so störende Schleier ist verschwunden. Lässt das Licht nach, sorgt die Signalverarbeitung auch weiterhin für scharfe Kanten, aber das Bild wird unsauberer, und die Entrauschalgorithmen rechnen feine Strukturen kaputt. Für Nachtaufnahmen empfehlen wir das Superweitwinkelmodul nicht.
Bildqualität RAW Das Weitwinkelmodul
RAWs nimmt das Weitwinkelmodul nur mit einer Auflösung von 12 Megapixeln auf – also im Nonacell-BinningVerfahren. Anfänglich flaue Kontraste und blassere Farben sind dabei kein Problem, denn schließlich lassen sich diese Fehler bei der Nachbearbeitung gut in den Griff kriegen. Mit etwas Aufwand erhält man Aufnahmen mit mehr Dynamik und besserer Farbdarstellung.
Im Vergleich mit 12-MP-JPEGs verbessert sich auch die Feinzeichnung – die Auswirkung ist je nach Struktur mal stärker, mal geringer. Gleichzeitig rauschen die RAWs etwas mehr. Zieht man jedoch die 108-MP-JPEGs zum Vergleich heran, können sie bei viel Licht die Motive besser als die RAWs durchzeichnen – besonders bei regelmäßigen oder kontraststarken Strukturen. Die JPEG-Signalverarbeitung wirkt aber zu aggressiv; kontrastarme, unregelmäßige Objekte leiden stärker darunter. Die natürlichere Bildabstimmung haben klar die RAWs. Unterm Strich lohnt sich der Umstieg auf RAW bei der Weitwinkelkamera also vor allem, wenn die maximale Auflösung des 108-MP-Sensors wegen Mangels an Licht nicht genutzt werden kann.
Das Superweitwinkelmodul
Auch beim Superweitwinkelmodul bieten die RAWs den Vorteil der natürlicheren Abstimmung und der besseren Detailzeichnung. Aber leider bleiben in RAWs auch mehr Fehler wie chromatische Aberration übrig, und das Rauschen ist bereits bei viel Licht deutlich auffällig. Wer Superweitwinkel-RAWs haben will, muss das Rauschen akzeptieren, denn zu starkes Entrauschen beseitigt die Vorteile der Feinzeichnung wieder.
Fazit
In Summe gehört das S21 Ultra zu den besten aktuellen Fotosmartphones. Bei viel Licht liefert die 108-MP-Hauptkamera beeindruckende Bildqualität. Wird es dunkler, empfehlen wir 12 MP. Hier bieten die RAWs einen zusätzlichen kleinen Vorteil. Sehr gut nutzbar sind das Tele mit Dreifachzoom und das Superweitwinkelmodul. Das Tele mit optischem Zehnfachzoom und das digitale Zweifachzoom zählen dagegen zu den schwächeren Seiten. Wadim Herdt