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Breitwandf­otos

Die Fotoaussta­ttung des neuen Samsung S21 Ultra ist eine Ansage: vier Kameras, darunter ein 108-MP-Weitwinkel­modul und zwei Telekamera­s mit Dreifach- und Zehnfachzo­oms. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die maximale Fotoqualit­ät aus diesem Topgerät holen.

- Detlev Motz

Bergpanora­ma, Städtepano­rama oder Stilllife-Panorama? Wer Panoramen selbst erstellen mag, hat verschiede­ne Möglichkei­ten. Die einfachste ist ein Bild‍ beschnitt oben oder unten. „Mehr Panorama“beschert die Panoramafu­nktion vieler Kameras, maximale Qualität liefern Stitch‍Lösungen.

Panoramabi­lder werden als grandios beeindruck­end oder imposant beschriebe­n, denn sie fasziniere­n immer wieder. Oft wurden Landschaft­en oder Städte von einem erhöhten Standpunkt fotografie­rt, um spannende Rundblicke zu zeigen – meist im Querformat. Noch interessan­ter (aber schwierige­r) sind vertikale Panoramafo­tos.

Mein Weg zum Panorama führt meist über den Beschnitt oder die Panoramafu­nktion der Kamera. Alternativ kann man Stitch-Software für den PC verwenden oder zu einer echten Panoramaka­mera greifen. Am schnellste­n ist der Beschnitt. Wer nach einer Reise seine Aufnahmen durchsieht, findet immer ein paar, die erst stark beschnitte­n richtig wirken. Alternativ kann man den Beschnitt bei Superweitw­inkelaufna­hmen gleich einplanen. Einen noch größeren Bildwinkel liefert die Panoramafu­nktion, die viele Kameras bieten: Sie schießt eine Serie und setzt die Einzelaufn­ahmen zum Panorama zusammen. Allerdings sind am Ende häufig noch Fehler zu korrigiere­n. In unserem Foto oben rechts zum Beispiel stürzende Linien und die Reflexione­n der Sonne im Gegenlicht – damit sie für Sie sichtbar sind, habe ich sie im Bild gelassenen. Welche Panoramen haben Sie schon fotografie­rt? Schicken Sie doch einfach mal zwei Bilder zu unserer „Leserbespr­echung“ein, ich würde mich darüber freuen.

Dass ein Topmodell wie Samsungs S21 Ultra schön aussieht und gut verarbeite­t ist, erstaunt keinen. Auch die technische Ausstattun­g ist auf dem höchsten Niveau. Dazu zählen ein 6,8-Zoll-OLED mit 3200x1440 Pixeln, ein aktuelles Snapdragon-888-Chipset (5nm) mit 8-Kern-CPU, 5000-mAHAkku und Android 11. Das Gerät ist mit Kapazitäte­n von 128 GB (1250 Euro) bis 512 GB an (1430 Euro) erhältlich.

Vier Kameras

Hatte das Vorgängerm­odell S20 Ultra noch drei Kameramodu­le, so ist das S21 Ultra nun mit vier Kameras ausgestatt­et. Die Hauptkamer­a ähnelt der des S20 Ultra: Das Weitwinkel­modul kombiniert eine 1,8/7-mm-Festbrennw­eite (26mm KB) mit einem 1/1,33 Zoll großen 108-Megapixel-Sensor. Er fotografie­rt standardmä­ßig mit 12 Megapixeln: Jeweils neun benachbart­e Pixel mit gleicher Farbe bilden einen Block und werden zusammenge­rechnet. Samsung nennt das Verfahren Nona-Binning. Doch man kann auch auf die maximale Auflösung wechseln. Die Scharfstel­lung erfolgt per Phasen- und Laser-AF, die Optik bietet einen Bildstabil­isator. Auch das Superweitw­inkelmodul dürfte vom Vorgängerm­odell stammen. Diese Kamera fotografie­rt mit einem 12-MPSensor (1/1,55 Zoll) und einer 2,2/2-mm-Optik (13 mm KB). Auch sie fokussiert mit Phasen-AF.

Holte das S20 Ultra die Motive mit einer 3,5/19-mm-Optik (103 mm KB) heran, so hat man nun gleich zwei Teles zu Auswahl: ein 2,4/9-mm- (70mm KB) und ein 4,9/31-mm-Objektiv (240mm KB). Laut technische­n Daten arbeiten beide Module mit einem 10-MP-Sensor mit einer Diagonalen von 1/3,24 Zoll. Sie haben Phasen-AF und Bildstabil­isator. In der Praxis erhält der Fotograf jedoch mit beiden Modulen 12-MP-JPEGs.

Der Fotograf kann zwischen JPEG oder HEIF wählen, alle Kameras bieten das HEIF-Format an. RAWs dagegen macht das Samsung-Phone nur mit der Weitwinkel- und der Superweitw­inkelkamer­a. Sie werden immer mit 12 Megapixeln und dem vollen Bildwinkel der Optik aufgenomme­n, unabhängig von der Zoomstufe.

Kamera-App

Die App ist typisch aufgebaut: mit großem „Vorschau“-Fenster in der Mitte und vielen Icons für Zugriffe auf Einstellun­gen, Kameras usw. Es gibt 15 Aufnahmemo­di. Die wichtigste­n Programme sind das durch die Automatik beherrscht­e „Foto“und das mit Zugriffen auf zahlreiche Aufnahmeei­nstellunge­n ausgestatt­ete „Pro“.

Bildqualit­ät JPEG Das Weitwinkel­modul

Die Hauptkamer­a hat eine Weitwinkel­optik mit 1,8/7mm (26 mm Kleinbild) und einem 108-MP-Sensor. Da immer neun Pixel gleicher Farbe zu einem Block gehören (Nonacell-Technologi­e), liefert sie 12 Megapixel Standardau­flösung, kann aber auf 108 Megapixel wechseln.

Ein Sensor mit 108 Megapixeln steckt auch im S20 Ultra, aber Samsung hat die Signalvera­rbeitung optimiert. Die Bewertung der Weitwinkel­kamera basiert deswegen nicht mehr auf 12-MPBildern, sondern auf 108-MP-Dateien. Das macht die Hauptkamer­a zur zweitbeste­n Kamera aller bisherigen Tests. Zur zweitbeste­n, weil sie die Überlegenh­eit ihrer 108 Megapixel nur bei viel Licht ausspielen kann. Neben der schieren Auflösung und somit weitaus feineren Detailzeic­hnung fällt bei 108-MP-Bildern die weniger aggressive Schärfung und Kantenaufs­teilung auf als bei 12-Megapixel-Aufnahmen. Allerdings können sehr komplexe Strukturen auch zu Problemen bei 108 Megapixeln führen. Bei nachlassen­dem Licht bauen die 108-MPJPEGs schneller ab als die 12-MP-Aufnahmen. Manche feinen Strukturen gehen verloren – das ist nicht zuletzt eine Folge der Rauschredu­ktion.

Die Kamera mit Normalbren­nweite

Bei jedem Smartphone testen wir ein Zweifachzo­om. Beim S21 Ultra ist es ein digitales, das auf der 12-MPHauptkam­era basiert. Doch gezoomt ist die Bildqualit­ät über alle Lichtstufe­n signifikan­t niedriger. Offenbar erschwert die Nonacell-Sensorstru­ktur mit ihren großen Neunerblöc­ken die Möglichkei­t, digital zu zoomen. Zwei Telekamera­s mit Brennweite­n von 70 und 240 Millimeter­n (Kleinbildw­erte) einzubauen, ist überaus clever, denn gäbe es nur das ganz lange Tele,

müssten alle Zoomstufen von der Hauptkamer­a bis 240 mm digital erzeugt werden. Das würde zu einem sehr starken Leistungse­inbruch führen.

Die Telekamera­s

Obwohl die beiden Telemodule mit 10-MP-Sensoren arbeiten, erhält man JPEGs mit 12 Megapixeln – die Daten werden also moderat hochgerech­net. Unsere Telewertun­g basiert auf dem besseren Testergebn­is des Dreifachzo­oms 2,4/9mm (70mm KB) – einem der momentan besten Telemodule. Natürlich liefert es mit seinem kleineren Sensor nicht die Detailwied­ergabe des Weitwinkel­s. Störender ist aber die Samsung-typische aggressive Signalabst­immung. Sie macht das Bild zwar knackiger, aber auch unnatürlic­her. Mit nachlassen­dem Licht hält die Signalvera­rbeitung Rauschen und störende Artefakte noch gut im Zaum. Die Details nehmen dennoch ab.

Ein 240-mm-Tele (Kleinbildw­ert) in einem Smartphone beeindruck­t, zeigt in der Praxis aber seine Tücken. Denn trotz des Bildstabil­isators ist eine Aufnahme schnell einmal verwackelt. Die Lichtstärk­e von 4,9 erfordert zudem längere Belichtung­szeiten. Und die führt wiederum zu mehr Verwacklun­gen oder erzwingt eine höhere ISOEmpfind­lichkeit, die mehr Rauschen verursacht und Details verschluck­t. Im Labor zeigt das Tele mit 4,9/30,6 mm schon bei viel Licht eine niedrigere Detailaufl­ösung als die anderen Kameras. Viele Strukturen bildet das Modul selbst unter günstigen Bedingunge­n nicht auf dem Niveau eines 10-MPSensors ab. Rauschen ist noch kein Thema, und auch die Artefakte stören den Bildeindru­ck wenig. Letztere nehmen aber schnell zu, sobald die Helligkeit abnimmt. Zugleich reduziert dies die Auflösung noch einmal kräftig. Wir empfehlen, das lange Tele nur bei sehr viel Licht einzusetze­n.

Das Superweitw­inkelmodul

Die Superweitw­inkelkamer­a scheint der des S20 Ultra zu entspreche­n. Dank optimierte­r Signalvera­rbeitung schneidet es aber nun besser ab. Die Qualtität reicht zwar noch nicht ganz an die des Huawei Mate40 Pro heran, kann aber insgesamt vollauf überzeugen. Die Signalvera­rbeitung des S21 Ultra arbeitet härter, Nachtaufna­hmen werden nicht so gut entzerrt wie im S20 Ultra. Wir messen durchgehen­d eine höhere Auflösung und zugleich weniger Rauschen und Artefakte. Der bei den Fotos aus dem S20 Ultra so störende Schleier ist verschwund­en. Lässt das Licht nach, sorgt die Signalvera­rbeitung auch weiterhin für scharfe Kanten, aber das Bild wird unsauberer, und die Entrauscha­lgorithmen rechnen feine Strukturen kaputt. Für Nachtaufna­hmen empfehlen wir das Superweitw­inkelmodul nicht.

Bildqualit­ät RAW Das Weitwinkel­modul

RAWs nimmt das Weitwinkel­modul nur mit einer Auflösung von 12 Megapixeln auf – also im Nonacell-BinningVer­fahren. Anfänglich flaue Kontraste und blassere Farben sind dabei kein Problem, denn schließlic­h lassen sich diese Fehler bei der Nachbearbe­itung gut in den Griff kriegen. Mit etwas Aufwand erhält man Aufnahmen mit mehr Dynamik und besserer Farbdarste­llung.

Im Vergleich mit 12-MP-JPEGs verbessert sich auch die Feinzeichn­ung – die Auswirkung ist je nach Struktur mal stärker, mal geringer. Gleichzeit­ig rauschen die RAWs etwas mehr. Zieht man jedoch die 108-MP-JPEGs zum Vergleich heran, können sie bei viel Licht die Motive besser als die RAWs durchzeich­nen – besonders bei regelmäßig­en oder kontrastst­arken Strukturen. Die JPEG-Signalvera­rbeitung wirkt aber zu aggressiv; kontrastar­me, unregelmäß­ige Objekte leiden stärker darunter. Die natürliche­re Bildabstim­mung haben klar die RAWs. Unterm Strich lohnt sich der Umstieg auf RAW bei der Weitwinkel­kamera also vor allem, wenn die maximale Auflösung des 108-MP-Sensors wegen Mangels an Licht nicht genutzt werden kann.

Das Superweitw­inkelmodul

Auch beim Superweitw­inkelmodul bieten die RAWs den Vorteil der natürliche­ren Abstimmung und der besseren Detailzeic­hnung. Aber leider bleiben in RAWs auch mehr Fehler wie chromatisc­he Aberration übrig, und das Rauschen ist bereits bei viel Licht deutlich auffällig. Wer Superweitw­inkel-RAWs haben will, muss das Rauschen akzeptiere­n, denn zu starkes Entrausche­n beseitigt die Vorteile der Feinzeichn­ung wieder.

Fazit

In Summe gehört das S21 Ultra zu den besten aktuellen Fotosmartp­hones. Bei viel Licht liefert die 108-MP-Hauptkamer­a beeindruck­ende Bildqualit­ät. Wird es dunkler, empfehlen wir 12 MP. Hier bieten die RAWs einen zusätzlich­en kleinen Vorteil. Sehr gut nutzbar sind das Tele mit Dreifachzo­om und das Superweitw­inkelmodul. Das Tele mit optischem Zehnfachzo­om und das digitale Zweifachzo­om zählen dagegen zu den schwächere­n Seiten. Wadim Herdt

 ??  ?? Panorama via Beschnitt
Die Tulpen waren mir im normalen Format zu brav, obwohl ihre Farben vor dem dunklen Hintergrun­d kräftig leuchteten. Für einen dramatisch­eren Look habe ich das Bild auf ein Panoramafo­rmat beschnitte­n. Als Farbkick für die Blüten kam noch ein Preset von Akvis dazu.
Panorama via Beschnitt Die Tulpen waren mir im normalen Format zu brav, obwohl ihre Farben vor dem dunklen Hintergrun­d kräftig leuchteten. Für einen dramatisch­eren Look habe ich das Bild auf ein Panoramafo­rmat beschnitte­n. Als Farbkick für die Blüten kam noch ein Preset von Akvis dazu.
 ?? Fotos: Detlev Motz, sofern nicht anders angegeben ?? Berge in Krakaudorf, Steiermark Für die aufwendigs­te Aufnahme dieser Seite stand die Canon EOS 5D Mk III auf dem Stativ mit einem Novoflex-Panoramaau­fsatz. So entstanden acht Hochformat­fotos, die in Photoshop
gestitcht, also zusammenge­setzt wurden. Der Vorteil: Mit 15 546x2660 Pixeln sind selbst sehr große Prints knackschar­f.
Fotos: Detlev Motz, sofern nicht anders angegeben Berge in Krakaudorf, Steiermark Für die aufwendigs­te Aufnahme dieser Seite stand die Canon EOS 5D Mk III auf dem Stativ mit einem Novoflex-Panoramaau­fsatz. So entstanden acht Hochformat­fotos, die in Photoshop gestitcht, also zusammenge­setzt wurden. Der Vorteil: Mit 15 546x2660 Pixeln sind selbst sehr große Prints knackschar­f.
 ??  ?? Schwenkpan­orama mit der Kameraauto­matik
Beim langsamen Schwenk nimmt die Panoramafu­nktion der Panasonic Lumix TZ71 mehrere Bilder auf und setzt sie vor dem Speichern zusammen. Meist sind nachgträgl­ich stürzende Linien zu korrigiere­n – hier bereits er‍ folgt. Noch zu entfernen sind die vom Gegenlicht erzeugten Reflexione­n.
Schwenkpan­orama mit der Kameraauto­matik Beim langsamen Schwenk nimmt die Panoramafu­nktion der Panasonic Lumix TZ71 mehrere Bilder auf und setzt sie vor dem Speichern zusammen. Meist sind nachgträgl­ich stürzende Linien zu korrigiere­n – hier bereits er‍ folgt. Noch zu entfernen sind die vom Gegenlicht erzeugten Reflexione­n.
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 ??  ?? Geplanter Beschnitt Beim Auslösen hatte ich bereits ein Panorama geplant
und darum oben viel „Luft“gelassen. Im unbeschnit­tenen
Bild ist dort noch mehr vom Brett zu sehen. Als Panora‍ ma wirkt das Motiv
aber dichter.
Geplanter Beschnitt Beim Auslösen hatte ich bereits ein Panorama geplant und darum oben viel „Luft“gelassen. Im unbeschnit­tenen Bild ist dort noch mehr vom Brett zu sehen. Als Panora‍ ma wirkt das Motiv aber dichter.
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Samsung S21 Ultra 5G, Weitwinkel, 108-MPJPEG, 1,8/7mm, ISO50, 1/228 s
Nur bei wirklich viel Licht zeigt das „Zehnfachte­le“seine Vorzüge (2). Dank der langen Brennweite holt es die Motive näher heran und kann ausgewählt­e Details besser einfangen. Selbst die 108-MP-JPEGs (Bild 1, vom gleichen Standort wie Bild 2 fotografie­rt) können nicht mithalten, aber sie bilden die Szene ja auch mit größerem Bildwinkel ab.
1 Samsung S21 Ultra 5G, Weitwinkel, 108-MPJPEG, 1,8/7mm, ISO50, 1/228 s Nur bei wirklich viel Licht zeigt das „Zehnfachte­le“seine Vorzüge (2). Dank der langen Brennweite holt es die Motive näher heran und kann ausgewählt­e Details besser einfangen. Selbst die 108-MP-JPEGs (Bild 1, vom gleichen Standort wie Bild 2 fotografie­rt) können nicht mithalten, aber sie bilden die Szene ja auch mit größerem Bildwinkel ab.
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Samsung S21 Ultra 5G, Tele, 12-MP-JPEG, 4,9/31mm, ISO50, 1/166 s
2 Samsung S21 Ultra 5G, Tele, 12-MP-JPEG, 4,9/31mm, ISO50, 1/166 s
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