Hindernisse auf Radwegen sollen verschwinden
Das NRW-Verkehrsministerium fordert, dass alle Sperren auf Radwegen im Land überprüft und im Idealfall entfernt werden. Klingt erst mal gut. Doch der Erlass aus Düsseldorf stellt die Gemeinde vor eine Mammutaufgabe.
Millionen Poller und Umlaufschranken im Land stehen auf dem Prüfstand. Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium will den Verkehr sicherer machen und das Radfahren attraktiver gestalten. Dabei stören aus Sicht des Ministeriums die vielen Sperren, die den Radlern im Weg stehen. Sie sollen deshalb von den Kommunen überprüft und bei Bedarf entfernt werden.
Steinhagens Ordnungsamtsleiterin Ellen Strothenke hat den Erlass vom Land auf ihrem Schreibtisch liegen. „Das ist erst mal positiv zu bewerten, weil es um die Sicherheit der Radfahrer geht“, kommentiert sie auf HKNachfrage die Aufforderung vom Land. Doch dann kommt das große Aber. „Denn auf uns kommt jetzt eine echte Sisyphosaufgabe zu. Wir müssen jeden einzelnen Poller und jede Umlaufschranke in Steinhagen erfassen, sichten und entscheiden, ob sie verzichtbar ist“, erklärt Ellen Strothenke. Und: „Wenn wir einen Poller entfernen, müssen wir auf andere Weise Sicherheit herstellen. Etwa durch ein Hinweisschild oder Markierungen.“Auch das müsse entschieden werden und auch das koste Geld.
Poller schaffen mehr Sicherheit für Fußgänger
Denn – auch darauf weist die Ordnungsamtsleiterin hin – die Poller ständen ja nicht ohne Grund im Ort. Gerade in Wohngebieten. „Es geht darum, schwächere Verkehrsteilnehmer, nämlich Fußgänger, zu schützen“, sagt Ellen Strothenke und nennt als Beispiel die Wege, die aus den Siedlungen auf die Bielefelder Straße münden. Wenn von dort ein Radfahrer rauskomme und gleichzeitig eine ältere Dame mit ihrem Rollator auf dem Gehweg unterwegs sei, könnte es brenzlig werden. Einige Poller, die jetzt zur Disposition stehen, seien schließlich auch durch den Kreis Gütersloh als zuständige Verkehrsbehörde angeordnet worden.
Wie viele Sperrpfosten, so die offizielle Bezeichnung für die Poller, es in Steinhagen überhaupt gibt, ist nicht bekannt. „Wir müssen sie erst noch erfassen“, sagt Ellen Strothenke. Aber es dürften viele sein. Sehr viele. „Allein im neu gestalteten Ortskern sind einige hinzugekommen.“
Dort sollen die Pfosten bekanntermaßen Autofahrer daran hindern, bestimmte Bereiche zu befahren. Schließlich war es der Wunsch von Politik und Verwaltung, mehr Aufenthaltsqualität für Fußgänger auf dem Marktplatz und dem Kirchplatz zu schaffen. Bis zum 31. Mai haben die Kommunen Zeit, um eine Übersicht zu erstellen.
Versmold hat seine Poller gezählt und ist auf 99 Exemplare gekommen. Dort ist der
Poller-Erlass aus Düsseldorf umstritten. Im Versmolder Rathaus befürchtet man eher eine größere Gefahr durch die Beseitigung von Pollern. In
Gütersloh sind es laut Ellen Strothenke um die 4.000 Pfosten, die nun in Frage stehen. Ganz neu ist die Problematik für Steinhagen nicht. Vor einigen Jahren standen bereits die versetzt eingebauten Wegesperren, sogenannte Umlaufschranken, zur Diskussion. Erst 2022 hatte die CDU beantragt, die Umlaufsperren im Bereich Bielefelder Straße derart zu gestalten, dass sie für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, aber auch für Fahrräder mit Anhänger oder Lastenfahrräder problemloser passierbar sind.
Tödlicher Unfall in Halle hat Konsequenzen
Das NRW-Verkehrsministerium warnt in seiner Begründung vor schweren Unfällen,
die bereits im Zusammenhang mit Sperrpfosten passiert sind. „Sie bergen oftmals eine erhebliche Kollisionsgefahr – gerade auch in der Dunkelheit. So können insbesondere niedrige Sperrpfosten leicht übersehen werden, wenn Radfahrende in einer Gruppe unterwegs sind“, heißt es in dem Erlass. Hierdurch seien bereits Unfälle mit schweren Verletzungen bis hin zur Todesfolge entstanden.
In Halle war es im März 2023 zu einem tödlichen Unfall gekommen, als ein Radfahrer einen Poller mitten auf dem Radweg neben der Haller-Willem-Bahnlinie touchiert hatte und schwer gestürzt war. Er starb einige Tage später an den Folgen des Sturzes in einem Bielefelder Krankenhaus. Die Stadt Halle hat in der Folge von 248 untersuchten Pollern 118 entfernt.