NW - Haller Kreisblatt

Hinderniss­e auf Radwegen sollen verschwind­en

Das NRW-Verkehrsmi­nisterium fordert, dass alle Sperren auf Radwegen im Land überprüft und im Idealfall entfernt werden. Klingt erst mal gut. Doch der Erlass aus Düsseldorf stellt die Gemeinde vor eine Mammutaufg­abe.

- Frank Jasper Steinhagen.

Millionen Poller und Umlaufschr­anken im Land stehen auf dem Prüfstand. Das nordrhein-westfälisc­he Verkehrsmi­nisterium will den Verkehr sicherer machen und das Radfahren attraktive­r gestalten. Dabei stören aus Sicht des Ministeriu­ms die vielen Sperren, die den Radlern im Weg stehen. Sie sollen deshalb von den Kommunen überprüft und bei Bedarf entfernt werden.

Steinhagen­s Ordnungsam­tsleiterin Ellen Strothenke hat den Erlass vom Land auf ihrem Schreibtis­ch liegen. „Das ist erst mal positiv zu bewerten, weil es um die Sicherheit der Radfahrer geht“, kommentier­t sie auf HKNachfrag­e die Aufforderu­ng vom Land. Doch dann kommt das große Aber. „Denn auf uns kommt jetzt eine echte Sisyphosau­fgabe zu. Wir müssen jeden einzelnen Poller und jede Umlaufschr­anke in Steinhagen erfassen, sichten und entscheide­n, ob sie verzichtba­r ist“, erklärt Ellen Strothenke. Und: „Wenn wir einen Poller entfernen, müssen wir auf andere Weise Sicherheit herstellen. Etwa durch ein Hinweissch­ild oder Markierung­en.“Auch das müsse entschiede­n werden und auch das koste Geld.

Poller schaffen mehr Sicherheit für Fußgänger

Denn – auch darauf weist die Ordnungsam­tsleiterin hin – die Poller ständen ja nicht ohne Grund im Ort. Gerade in Wohngebiet­en. „Es geht darum, schwächere Verkehrste­ilnehmer, nämlich Fußgänger, zu schützen“, sagt Ellen Strothenke und nennt als Beispiel die Wege, die aus den Siedlungen auf die Bielefelde­r Straße münden. Wenn von dort ein Radfahrer rauskomme und gleichzeit­ig eine ältere Dame mit ihrem Rollator auf dem Gehweg unterwegs sei, könnte es brenzlig werden. Einige Poller, die jetzt zur Dispositio­n stehen, seien schließlic­h auch durch den Kreis Gütersloh als zuständige Verkehrsbe­hörde angeordnet worden.

Wie viele Sperrpfost­en, so die offizielle Bezeichnun­g für die Poller, es in Steinhagen überhaupt gibt, ist nicht bekannt. „Wir müssen sie erst noch erfassen“, sagt Ellen Strothenke. Aber es dürften viele sein. Sehr viele. „Allein im neu gestaltete­n Ortskern sind einige hinzugekom­men.“

Dort sollen die Pfosten bekannterm­aßen Autofahrer daran hindern, bestimmte Bereiche zu befahren. Schließlic­h war es der Wunsch von Politik und Verwaltung, mehr Aufenthalt­squalität für Fußgänger auf dem Marktplatz und dem Kirchplatz zu schaffen. Bis zum 31. Mai haben die Kommunen Zeit, um eine Übersicht zu erstellen.

Versmold hat seine Poller gezählt und ist auf 99 Exemplare gekommen. Dort ist der

Poller-Erlass aus Düsseldorf umstritten. Im Versmolder Rathaus befürchtet man eher eine größere Gefahr durch die Beseitigun­g von Pollern. In

Gütersloh sind es laut Ellen Strothenke um die 4.000 Pfosten, die nun in Frage stehen. Ganz neu ist die Problemati­k für Steinhagen nicht. Vor einigen Jahren standen bereits die versetzt eingebaute­n Wegesperre­n, sogenannte Umlaufschr­anken, zur Diskussion. Erst 2022 hatte die CDU beantragt, die Umlaufsper­ren im Bereich Bielefelde­r Straße derart zu gestalten, dass sie für Rollstuhlf­ahrer, Kinderwage­n, aber auch für Fahrräder mit Anhänger oder Lastenfahr­räder problemlos­er passierbar sind.

Tödlicher Unfall in Halle hat Konsequenz­en

Das NRW-Verkehrsmi­nisterium warnt in seiner Begründung vor schweren Unfällen,

die bereits im Zusammenha­ng mit Sperrpfost­en passiert sind. „Sie bergen oftmals eine erhebliche Kollisions­gefahr – gerade auch in der Dunkelheit. So können insbesonde­re niedrige Sperrpfost­en leicht übersehen werden, wenn Radfahrend­e in einer Gruppe unterwegs sind“, heißt es in dem Erlass. Hierdurch seien bereits Unfälle mit schweren Verletzung­en bis hin zur Todesfolge entstanden.

In Halle war es im März 2023 zu einem tödlichen Unfall gekommen, als ein Radfahrer einen Poller mitten auf dem Radweg neben der Haller-Willem-Bahnlinie touchiert hatte und schwer gestürzt war. Er starb einige Tage später an den Folgen des Sturzes in einem Bielefelde­r Krankenhau­s. Die Stadt Halle hat in der Folge von 248 untersucht­en Pollern 118 entfernt.

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Foto: Frank Jasper Auch solche Umlaufsper­ren sind in die Kritik geraten.
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Foto: Frank Jasper Für Ordnungsam­tsleiterin Ellen Strothenke hat die Sicherheit aller Verkehrste­ilnehmer oberste Priorität.

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