Gemeinde im Umbruch geht den nächsten Schritt
Im neuen Gemeindehaus hat die Kirche viele Aktivitäten gebündelt. Dazu gab es 2021 personelle Veränderungen. Das alles hat Folgen, auf die man jetzt reagiert – mit einem klaren Ziel.
„Wenn zu bestimmten Gottesdiensten kaum noch jemand kommt und bei anderen der Platz nicht reicht, dann ist das ein wichtiges Zeichen.“So formuliert es Pfarrer Sven Keppler im aktuellen Gemeindebrief. Beim Pressegespräch mit dem „Haller Kreisblatt“betont er: „Wir dürfen als Gemeinde die Menschen nicht bevormunden.“Deshalb reagiert die evangelische Kirchengemeinde Versmold jetzt auf veränderte Bedarfe. Ab Ostern setzt sie auf ein neues Gottesdienst-Konzept und hofft, dadurch wieder mehr Menschen am Gemeindeleben teilhaben zu lassen. Ein Ortsteil steht dabei besonders im Fokus.
Weniger Pfarrstellen führen zu mehr Zentralisierung
Sven Keppler, der für den Bezirk Süd zuständig ist, hat ins Peckeloher Gemeindehaus eingeladen. Mit ihm am Tisch sitzt Hella Cord-Landwehr vom Gottesdienst-Team. Das Gemeindeleben im Ort spielt sich inzwischen nur noch im Gemeindesaal ab; die übrigen Räume nutzt der Kindergarten. Zurzeit ist dort übergangsweisedievierteGruppederKita Königsberger Straße untergebracht; ab Sommer zieht sie in eine Container-Lösung direkt an der Einrichtung am Stadtrand um. Dann ist in Peckeloh Platz für Gruppe Nummer fünf.
Ein Teil des Gemeindehauses gehört also dauerhaft zur benachbarten Kita. Auch der Gemeindesaal wird regelmäßig von der Einrichtung für Veranstaltungen mitgenutzt. Ansonsten sind die Aktivitäten in dem großen Raum inzwischen überschaubar, wie Sven Keppler und Hella CordLandwehr berichten. Alle 14 Tage trifft sich die Frauenhilfe dort, vier Mal im Jahr werden die Tische zum gut besuchten
Frühstück gedeckt. Und dann eben der Sonntagsgottesdienst, der sich in seiner klassischen Form zum Sorgenkind im Ortsteil entwickelt hat.
Es habe schon Sonntage gegeben, da hätten fünf Personen den Gottesdienst vorbereitet und zwei oder drei Besucher seien gekommen, schildert Sven Keppler. Andererseits erlebt der Pfarrer bei Gottesdiensten auf Höfen oder bei besonderen Formaten einen großen Zuspruch. „Da reichen die Plätze kaum.“
Gründe für die Entwicklung führt Pfarrer Keppler mehrere an. Zum einen hat die Gemeinde mit dem Neubau des Gemeindehauses und der veränderten PfarrbezirksStrukturen aufgrund weniger Pfarrstellen bewusst viele Aktivitäten zentralisiert. So finden die Konfi-Gruppen nur noch in der Innenstadt statt. Dadurch gehen die Jugendlichen sonntags eher in der Petri-Kirche zum Gottesdienst. Auch die zentrale Kinderkirche und der neue „Faith-time“für Jugendliche trügen dazu bei, dass die Gemeindehäuser in den Ortsteilen weniger frequentiert sind. Seniorenfeiern wurden ebenso in die Innenstadt verlegt.
Ostersonntag startet das neue GottesdienstKonzept
Darüber hinaus entscheiden sich viele Eltern für eine Taufe in der Petri-Kirche statt im Gemeindesaal. Auch einige treueGottesdienstbesucherder älteren Generation fehlen. In der Pandemie hätten sie sich an den Fernsehgottesdienst gewöhntundseienauchnachCorona nicht wiedergekommen, schildert Keppler.
All diese Entwicklungen träfen Peckeloh mehr als die anderen Ortsteile, so Keppler. „Vielleicht auch wegen der anderen Dorfstrukturen.“Die Veränderungen sind in dem Ortsteil deshalb am größten. Einmal im Monat wird es fortan einen besonderen Gottesdienst geben. Ostersonntag (31. März) wird ein Frühstück in die Predigt integriert. „Es wird kein Gottesdienst sein, der auf den Altar ausgerichtet ist“, beschreibt Sven Keppler. Vielmehr sind die BesucherTeilderHandlung.„Es passiert szenisch das, was damals war“, erzählt Keppler. „In einem schönen, ansprechenden Rahmen“soll so die Geschichte erlebbar gemacht werden. Beginn ist um 10 Uhr; Anmeldungen sind nicht erforderlich.
Über das Jahr verteilt sind verschiedene Gottesdienste auf Höfen geplant: Gute Tradition haben diese Himmelfahrt (Hof Künnemann) und Pfingstmontag (Hof Wilke). Neu wird am 4. August ein „Feriengottesdienst“am See auf einem der Campingplätze sein. Zum Erntedankfest im Oktober wird es erneut einen HofGottesdienst geben und ebenso in dem Monat einen Gottesdienst auf dem Weberplatz in der Dorfmitte.
Am ersten Advent ist der Kita-Gottesdienst im Gemeindesaal gesetzt, und weil es dann immer ziemlich voll ist, ist ebenso ein Gottesdienst zum Kita-Abschluss Ende Juni dort vorgesehen. Besonderer Höhepunkt dürfte der Heilige Abend werden, der unter dem Motto „Das Wunder im Stall“in einem echten Stall mit Tieren
gefeiert werden soll. Im Schnitt einmal im Monat wird in Peckeloh ein Gottesdienst gefeiert.
In den anderen Ortsteilen hat die Versmolder Gemeinde die Gottesdienste nur leicht angepasst. In Loxten (einmal im Monat) wurde die Anfangszeit auf 10 Uhr verlegt; im Anschluss bleibt Zeit für Kirchkaffee. Hofgottesdienste und besondere Feiern wie bei der Veranstaltung „Loxten unter einem Hut“gibt es weiterhin. Hesselteich und Oesterweg im Bezirk Ost behalten die jeweiligen Zeiten: 9.30 Uhr und 10.45 Uhr. Die Besucherzahlen seien stabil, heißt es von der Gemeinde. Künftig will man aber öfter gemeinsam besondere Akzente setzen. Am Ostersonntag beispielsweise sind die Oesterweger zum Frühstück in Hesselteich.