NW - Haller Kreisblatt

Bilovils Taktik geht erneut auf

Der 17 Jahre alte Schachspie­le raus der Ukraine wiederholt seinen Erfolg beim 27. Schloß-OpendesSK Wert her. Lokal matadorJon­as Frei berge r enttäuscht.

- Ekkehard Hufendiek

Werther. Das Osterfest fällt für Bogdan Bilovil dieses Jahr aus. Der Sie gerd es27.SchloßOpen­s reist nach seinem Erfolg in Wert her weiter in die Schweiz, um über die Feiertage beim Baseler Schachfest­ival mitzuspiel­en, einem Turnier mit fünf Großmeiste­rn an der Spitze. Bilovil ist dort an sieben gesetzt und zählt zum Favoritenk­reis. Die Reiseund Hotelkoste­n für Basel hat sich der Fidemeiste­r vom Zweitb und esligisten Schach freunde Bad E ms tal/ Wolf hagen nach eigener Aussage jetzt in Werther erspielt.

Als Bog danBilovil sechswar, brachte ihm sein Vater das Schachspie­len bei. Zehn Jahre später schickten die Eltern ihren Jungen wegen des Ukraine-Krieges zusammen mit seiner Schwester nach Deutschlan­d. Sie selbst sind inder Ukrainehil­ft ihm das Schachspie­l, das Leben in Abwesenhei­t der Eltern zu meistern. Startgeld, Reisekoste­n, Aufenthalt am Turnierort: „Ich muss alles selbst bezahlen“, sagt Bilovil.

2023 feierte er schonPremi­ere in Wert he reinen Triumph i mS chloß.Nunhüpf teer erneut aufs Treppchen: Für seinen Turniersie­g bekam er 725 Euro – genug für den fünftägige­n Turnier aufenthalt im schweizeri­schen Vier-Sterne-Hotel. Beim Turnier in Basel verfolgt Bilovil ein hehres Ziel: Er möchte „Internatio­naler Meister“(IM) werden. Der Titel wird vom Weltschach­bund (Fide) vergeben und ist nachdem Groß meistertit­el der zweithöchs­te im Schach. Als IM wäreBilovi­lb ei vielen Turnieren vom Start geld befreit.

Aktuell hat Bilovil mehr als die dafür erforderli­chen 2.400 Elo-Punkte. Zum Vergleich: Anfänger starten mit etwa 600 Punkten, der Welt ranglisten erste Magnus Carlsen besitzt mehr als 2.800. Für eine erfolgreic­he Titeljagd muss er zusätzlich insgesamt 27 Turnier partien aufweisen, die seine Klasse bestätigen.

Weil das Schloß-Open auf sieben Runden begrenzt und damit kein Normen turnier war – dafür wären mindestens neun Rundennöti­g–war Werther für Bilovil nur eine Zwischenst­ation. Aber eine willkommen­e. Wie im vergangene­n Jahr ging seine Turniertak­tik

voll auf: Mit den schwarzen Steinen streute er zwei Remisen ein, mit Weiß spielte er unnachgieb­ig auf Gewinn. Sechs Punkte aus sieben Partienlau­tete seine Bilanz am Ende. Inder Schlussrun­de gelang ihm eine wunderschö­ne Kombinatio­n mit einem niedlichen Bauernscha­ch (siehe Extratext) zum Abschluss.

Der einzige Lokalmatad­or im A-Open, Jonas Freiberger vom SK Werther, enttäuscht­e dagegen. An zwölf gesetzt, verlor Frei berg er die Runden zwei, drei und vier hintereina­nder. Trotz Auf hol jagd musste er schließlic­h mit dem 21. Platz Vorlieb nehmen. In der B-Gruppe spielte Florian Schwartz vom Aus richter vereinS KW erth erst ar kauf, er ergatterte denz weiten Platz. In der C-Gruppe landeten Kacper Mindak, Kevin Deniz und Andreas Diembeck (alle SK Werther) ebenfalls in den Preisgeldr­ängen.

Das S ch los s-Open nutzen jedes Jahr hoffnungsv­olle Talente zur Weiterentw­icklung. So war die U8-Weltmeiste­rin von 2022 mit von der Partie:

Die mittlerwei­le zehn Jahre alte Ch arviAnilk um ar ist derzeit eine der größten Nachwuchs hoffnungen Indiens. Sogar Premierm in ist erNa ren dra Modi traf sichvo reinigen Monaten mit ihr. Vor Kurzem berichtete ihre Mutter in einem Interview, dass Charvi jeden Tag fünf bis sechs Stunden konzentrie­rt mit dem Spiel verbringt. Bei mS chloß-Open in Werther studierte sie unter der Obhut ihrer Mutter vor jeder neuen Runde intensiv das Erö ff nungsreper­to ire ihrer Gegner, bevor sie sich ans Brett setzte, den Kopf zwischen die Hände nahm und die Füße baumeln ließ.

In der vierten Runde verteidigt­e sie ein schwierige­s Endspiel mit einem Turm gegen Springer und Turm ihres blinden Gegners René Adiyaman vom SV Welper. Der Blinde ließ sich die Züge ansagen vom Vorsitzend­en des SK Werther, Karl Ulrich Goecke. Dabei produziert­en das Mädchen und der Routinier die längste Partie des Turniers:

124 Züge. Fast fünf Stunden dauerte die Gedankensc­hlacht, bis der Schiedsric­hter eingriff und das Unentschie­den erzwang.

Die kleine Inderin landete schließlic­h mit 2,5 Punkten auf einem respektabl­en 33. Platz von 42 Teilnehmer­n. Auch die heimische Schachhoff­nung und ein Jahr ältere Lilia nS chirmb eck vomSK Halle steigerte ihreTurni erhärte in der B-Gruppe: Sie schloss das Turnier auf dem 35. Rang von 43 Teilnehmer­n ab.

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FOTOS: EKKEHARD HUFENDIEK Bogdan Bilovil hat ein großes Ziel. Der Ukrainer möchte den Titel „Internatio­naler Meister“bekommen.
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Charvi Anilkumar aus Indien war 2022 U8-Weltmeiste­in.

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