Der Medienkonzern will am Heimatstandort auch zukünftig rund 70 Millionen Euro pro Jahr investieren. Mohn Media bezeichnete Rabe als „weiterhin profitabel“. 740 offene Stellen bei Bertelsmann in Gütersloh
Ein ausdrückliches Bekenntnis zum Standort Gütersloh musste Thomas Rabe beim Jahresbilanz-Pressegespräch gar nicht mehr aussprechen. Das hatte der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende bereits in einer Mitteilung im Februar mit dem Satz „Gütersloh ist die Heimat von Bertelsmann und wird es auch bleiben“getan. Die Verbundenheit zur Region zeigt sich indes auch in Zahlen.
Investitionen
70 Millionen Euro hatte der Medienkonzern im vergangenen Geschäftsjahr in Gütersloh investiert, vor allem im Technologiebereich, aber auch in Gebäuden. „Diesen Ansatz wollen wir weiterhin im Durchschnitt pro Jahr realisieren“, so Rabe, der die aktuellen Zahlen zusammen mit Personalvorstand Immanuel Hermreck präsentierte.
Beschäftigte
Von den weltweit 80.000 Mitarbeitenden sind rund 11.000 im „Großraum Gütersloh“beschäftigt, wie Hermreck sagte. Diese Zahl sei in den vergangenen Jahren mit leichten Abweichungen konstant geblieben. Derzeit seien knapp 740 Stellen unbesetzt, vor allem im Bereich Arvato, aber auch im Technologiebereich bei Arvato Systems und Arvato
Logistic. „Wir haben eine Menge interessanter Jobs zu bieten und sind täglich bemüht, sie zu besetzen“, so Hermreck.
Ausbildung
Um dieses Ziel zu erreichen, habe die Ausbildung im eigenen Unternehmen einen hohen Stellenwert. „Denn zu einem Unternehmen, das eine attraktive Ausbildung anbietet, kommen die Menschen auch von woanders her“, weiß Hermreck. 107 Auszubildende und dual Studierende haben im vergangenen Jahr bei Bertelsmann angefangen. und 75 Studierende haben kürzlich erfolgreich die Prüfung absolviert. Hermreck: „100 Prozent haben bestanden, 90 Prozent bleiben bei uns im Unternehmen. Um die zu halten, investieren wir sehr viel. Wir wollen möglichst attraktiv sein, auch was weiteres Lernen angeht.“Mehr als 10.000 Kurse würde Bertelsmann für seine Mitarbeitenden anbieten.
Mohn Media
Trotz insgesamt guter Zahlen – das Konzernergebnis lag bei 1,3 Milliarden Euro und damit um 25 Prozent höher als im Vorjahr – drückt der Druckbereich die Bilanz. Einen Umsatzrückgang von16ProzentteilteThomasRabe mit. Das habe mit dem Preisanstieg beim Papier zu tun. Vor allem aber auch mit dem Rückgang
der Produktion insgesamt. Dennoch seien die Ergebnisse von Bertelsmann Marketing Service, wie der Druckbereich seit 2016 heißt, im vergangenen Geschäftsjahr von 21 auf 29 Millionen Euro (vor Steuern) gestiegen. „Dazu hat auch Mohn Media beigetragen.“
„Die langfristigen Perspektiven von Mohn Media hängen nicht unwesentlich vom Prospektdruckgeschäft ab. Das ist mittlerweile ein so großer Geschäftsbereich,dasserfürdieGeschäftslage von Mohn Media prägend ist.“Man sei aber gut im Rennen. Mit vielen großen Kunden hätten die Verträge verlängert werden können. Mohn Mediaseiweiterhinprofitabel,so Rabe. „Wir haben davon profitiert, dass die Energiekosten, bei Mohn Media ein wesentlicher Faktor, im letzten Jahr gesunken sind.“Weitere mögliche Maßnahmen würden nur durchgeführt, „wenn sie zwingend erforderlich sind“. Wenn man aber Kapazitäten anpasse und sich von Mitarbeitern trenne, würde das immer sozialverträglich geschehen. Dazu gebe es viele Instrumente wie Vorruhestand oder Altersteilzeit.
„Ob weitere Maßnahmen erforderlich sind, hängt ausschließlich vom weiteren Geschäftsgang von Mohn Media ab“, so Rabe. Der Markt für Druckprodukte sei nicht einfach. Es sei richtig gewesen, den Tiefdruck komplett einzustellen. „Mohn Media hat davon profitiert, Tiefdruckprodukte wie den ,Stern’ in den Offsetdruck verlagert zu haben.“Dieser wie auch andere Titel würden jetzt in Gütersloh gedruckt.
Arbeitsgericht
Immanuel Hermreck äußerte sich auch zur der jüngsten Entscheidung des Arbeitsgerichts Bielefeld. Das hatte zwei Mitarbeitern Recht gegeben, die wegen geänderter Arbeitszeitmodelle geklagt hatten, denen sie nicht ausdrücklich zugestimmt hatten und die deshalb 2,5 Stunden
pro Woche unbezahlt arbeiten mussten. „Wir müssen uns die Urteilsbegründung noch näher anschauen“, so Hermreck.
Insgesamt würden Management und Betriebsrat aber sehr eng zusammenarbeiten, „um die Flexibilität zu gewährleisten, die wir brauchen“. Wenn ein oder zwei Leute gegen die Vereinheitlichung der Arbeitszeiten klagten, sei das ihr gutes Recht. Bei aktuell rund 1.500 Mitarbeitern sprach Hermreck aber von einem „starken Team“aus Management und Arbeitnehmervertretern. Noch im November letzten Jahres hatte Bertelsmann die Mitarbeiterzahl mit knapp 1.600 angegeben.
Events
Unter den Events, die Bertelsmann für Mitarbeitende wie die Stadtgesellschaft bereit hält, dürfte die Toggo Tour im September zahlenmäßig die erfolgreichste gewesen sein. 50.000 Besucher tummelten sich zwischen Theater und Stadthalle, 40.000 mehr als bei der letzten Veranstaltung 2018. Man könne nicht jährlich die Toggo Tour nach Gütersloh holen, „aber wir werden sie sicherlich in den nächsten Jahren wieder hier zu Gast haben“, teilte Karin Schlautmann, Leiterin der Unternehmenskommunikation, mit. Auch das „Blaue Sofa“wird fortgesetzt.