Nach Krebserkrankung: So geht es dem kleinen Eddy (4)
Neun Monate und fünf Chemoblöcke nach der Schock-Diagnose wagt der Junge den Neustart. Vater Eugen Hoffmann erzählt, was die Krankheit und die damit verbundenen Folgen mit einer Familie machen.
Steinhagen-Brockhagen. Vergangene Woche war eine ganz besondere Woche für Eduard Hoffmann, den alle nur Eddy nennen.Erdurftewiederinden Kindergarten. Eigentlich normal für einen Vierjährigen. Aber in den zurückliegenden Monaten war eben nichts normal. Die Familie des Jungen befand sich im Ausnahmezustand. Nachdem die Ärzte bei Eddy im Juli vergangenen Jahres akute myeloische Leukämie, eine Form von Blutkrebs, festgestellt hatten, stand das Leben auf dem Kopf.
Eddy musste fünf Chemo-Blöcke überstehen
Doch Eddy hat den Kampf gegen die Krankheit gewonnen. „Seit Jahresbeginn blicken wir wieder optimistisch in die Zukunft“, erzählt Eddys Vater Eugen Hoffmann. „Eddy hat die Therapie erfolgreich abgeschlossen. Die Krankheit ist nicht mehr in seinemBlutnachweisbar.Aufdiese Nachricht haben wir so lange gewartet.“Der Familienvater holt Luft. Die Erleichterung überwältigt ihn immer noch. „Eddy benötigt jetzt keine Medikamente mehr.“
Der Port, über den in den vergangenen Monaten ständig Blut für Kontrollen entnommen wurde, sei Anfang März entfernt worden. Einmal im Monat wird aber weiterhin das Blut des Vierjährigen untersucht. „Und ja, eine gewisse Angst bleibt“, sagt sein Vater.
Die vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen. Äußerlich und innerlich. Vor allem natürlich bei dem kleinen Patienten. In fünf Blöcke teilte sich die Chemotherapie auf. „Der letzte Block war besonders heftig“, berichtet Eugen Hoffmann. Fieber und Hautausschläge gehörten zu den Nebenwirkungen. Und Eddy verlor seine Haare.
„Inzwischen wachsen sie wieder“, freut sich sein Vater. Der 36-Jährige ist stolz auf seinen Sohn. „Eddy hat das souverän weggesteckt.“Aber auch sein großer sechsjähriger Bruder habe die Zeit gemeistert. Er musste oft zurückstecken und litt ebenfalls unter der Situation.
Finanziell geriet die Familie ins Trudeln. Weder Mutter Chrissy noch Vater Eugen waren während der Krankheitsphase berufstätig. Um für ihren kranken Sohn da zu sein, hatte die Mutter ihren Beruf aufgegeben.EugenHoffmannhatte ausgerechnet kurz vor der Diagnose seinen Job verloren und befand sich in einem Rechtsstreit mit seinem alten Arbeitgeber. Nun konzentrierte sich der Industriemechatroniker voll und ganz auf die Familie.
„Meine Frau hat inzwischen wieder eine Stelle als Altenpflegerin angetreten“, erzählt Eugen Hoffmann. „Und ich bewerbe mich gerade auf freie Stellen.“
Weil das Immunsystem von Eddy während der Therapie sehr geschwächt war, war an Ausflüge und Besuche nicht zu denken. „Als es Eddy besser ging, sind wir mit den Jungs zuerst ins Kino nach Bielefeld gefahren und haben mit der ganzen Familie den Disney-Film Wish gesehen. Der Verein Haini4Kids hatte uns dazu eingeladen. Er erfüllt Kindern Herzenswünsche“, erzählt Eugen Hoffmann.
Menschen in Steinhagen haben Eddy und seine Familie unterstützt
Auch Familienfeiern sind jetzt wieder möglich, an die zuletzt aus Angst vor möglichen Infekten nicht zu denken war.
„Eddywartotalschüchtern,hat sich nicht von seiner Mama gelöst. Er musste erst mal wieder lernen, mit so vielen Menschen und dem Trubel umzugehen“, weiß sein Vater. Vergangene Woche dann die Rückkehr in die Kita, ein weiterer Schritt zurück in die Normalität. „Wir hatten etwas Angst vor diesem Tag. Ihn nach neun Monaten loszulassen und nicht in unserer Obhut zu haben, fiel schwer. Aber Eddy ist da reinstolziert, als sei er nie weggewesen“, freut sich sein
Vater, „und er kam überglücklich nach Hause.“
Zusammen mit Nina Meseke, die sich in der Elterninitiative Steinhagen engagiert, hatte die Familie aus Brockhagen auf Instagram in dem Profil sieben_leben_fuer_eddy teils sehr persönliche Einblicke in das Familienleben gewährt. Damit wollte sie auf die Krankheit Krebs aufmerksam machen, aber auch um Unterstützung werben. Was folgte, war eine Welle der Hilfsbereitschaft. Viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Institutionen wie der Verein „OWL zeig Herz“und der Sternchenmarkt-Verein zeigten ihre Solidarität und spendeten für die Familie.
Eugen Hoffmann dankt allen, die ihn und seiner Familie gezeigt haben, dass sie mit den großen Herausforderungen nicht alleine sind. „Jetzt starten wir wieder durch“, sagt der Vater und freut sich mit seiner Frau und den beiden Söhnen auf das nahende Osterfest.